Liebe Naturfreund*innen,
vor zwei Tagen war ich auf dem Balkon beschäftigt, da flog etwas um mich herum... oha, ein Schweber. Um den konnte ich mich aber gerade nicht kümmern. Bestimmt zwei Stunden später war ich erneut auf dem Balkon und war erstaunt, dass nun ein oder der Schweber an der hellen Hausmauer saß. Na gut, Kamera geholt und Tier bestimmt:
Trauerschweber - Anthrax anthrax
Kopf - Flügelspitze 9 mm
Was macht ein Trauerschweber so lange auf unserem Balkon? Hmm, parasitieren Schweber nicht an Wildbienen? Also in der Wikipedia nachgelesen. Genau, die parasitieren an Mauerbienen (Osmia spec.). Dann macht der Aufenthalt des Trauerschwebers doch Sinn, denn auf dem Balkon steht ein Insektenhotel:
Fast alle Röhren sind bewohnt bzw. werden derzeit rege angeflogen von kleinen Wildbienen. Die Röhren haben einen Innendurchmesser von 5 mm.
In der Wikipedia ist auch eine Exuvie vom Trauerschweber abgebildet, was mich auf die Idee brachte, genau danach zu suchen. Mit Lupe bewaffnet wurde ich auch fündig:
Ups, da ist schon wieder ein Trauerschweber, der muss ganz frisch geschlüpf gewesen sein und noch nicht vollständig ausgefärbt:
Die meisten der einfliegenden Wildbienen sehen so aus:
und nach dieser Publikation
https://freilandoekologie-esser.de/wp-content/upl…komprimiert.pdf könnte es die Gemeine Löcherbiene sein:
Gemeine Löcherbiene - Heriades truncorum
Artportrait Gemeine Löcherbiene bei Wildbienen.de http://www.wildbienen.de/wbspeabc.htm
Hier wartete eine vor dem Loch, bis ein anderes Exemplar die Röhre verlassen hat. Diese Bienen haben eine gelbe Bauchbehaarung.
Ein tot am Boden liegendes Bienchen habe ich unter dem Bino ausgemessen, ca. 7 mm und bei der Körperkrümmung etwas schwierig zu ermitteln. Die Tergite sind am Hinterrand weiß behaart.
Im Artportrait der Kleinen Löcherbiene bei wildbienen.de steht, dass sie die Pollenvorräte der Vormieter ausräumen. Auch das passt:
Vom Winter weiß ich, dass die Löcher außen alle schwarz sind, hier ist eine Biene offenbar dabei, die Brutröhre ihrer Nachkommen zu verschließen:
Die Bienen haben wohl erst mit der Brutanlage begonnen, es ist erst dieses eine Loch schwarz verschlossen:
Neben den Bienen gibt es wenige andere Besucher, die ebenfalls die Löcher aufsuchen. Sie sind größer, sehr viel schmaler und haben an den Seitenränder der Tergite weiße Flecken. Ein Exemplar von denen konnte ich erwischen. Nach der o.g. Publikation müsste es dann der artspezifische Brutparasit der Gemeinen Löcherbiene sein:
Kleine Keulenwespe - Sapygina decemguttata
Auf dem Original des Fotos mit der Keulenwespe habe ich am PC eine weitere Exuvie des Trauerschwebers gefunden:
Ich hoffe, dass ich alles richtig bestimmt habe. Spannend war das jedenfalls.