Massives Insektensterben in Baden-Württemberg

  • Meine Antwort fällt zu lang aus, deshalb auf mehr als eine Antwort aufgeteilt:

    Sie sind aber nicht nur in der Größe normiert, sondern auch in der Maschenweite und der Färbung.
    Wie kommt es, dass man dann immer wieder unterschiedliche sieht ? Das ist, was mich wundert. Gerade bei der Farbe dachte ich schon, das macht doch sicher auch einen Unterschied. Es gibt weiße und dunkle.

    Unterschiedliche Studien, unterschiedliche Fallen. Alles, was an Studien über den Entomologischen Verein Krefeld läuft, wird mit diesem einen, genormten Malaisefallentyp gemacht. Wenn jemand anderes irgendwo eine Falle aufbaut, wo es bisher keinerlei Fallenergebnisse gibt, oder dessen Fragestellung eine völlig andere ist, ist der Typ erst mal egal. Da wird lediglich eine Grundlage auf Basis eines anderen Fallentyps geschaffen. Allerdings lässt sich ein Bezug zu den Untersuchungen vom Entomologischen Verein Krefeld nicht oder nur sehr bedingt herstellen. Wenn die Fragestellung die gleiche ist, also z.B. Zu- und Abnahme der Biomasse, hat derjenige welche im Prinzip Mist gebaut. Die Ergebnisse lassen sich möglicherweise vergleichen, dafür müsste man aber abweichende Faktoren des jeweiligen Fallentyps kennen, um dann Vergleiche ziehen zu können. Ob das möglich ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich persönlich würde aber entsprechende Ergebnisse mindestens solange anzweifeln, bis ich den Bericht zur Studie gelesen habe und darin keine (Denk-)Fehler gefunden habe.



    Du kannst natürlich in einem Biotop mit einem anderen Fallentypen arbeiten, wirst dann aber im genannten Beispiel Vergleiche erst nach Abschluss einer weiteren "Sammelperiode" arbeiten können, da Du dann die Ergebnisse der vorherigen Aktion mit der jetzigen vergleichen kannst. Mit anderen Vergleichen wird schwer bis unmöglich. würde ich auch nicht tun, weil es wohl kaum einer annehmen wird.

    Die Fallen stehen die komplette Vegetationsperiode draußen. Das heißt, wir bauen sie auf (war dieses Jahr so März und April) und lassen sie bis Oktober stehen. Die Leerung ist meines Wissens einmal pro Woche.
    Uff, das wären dann ca. 27 Leerungen (ca. 5 g x 27 = 135 g).
    Woher nimmst Du die 5 gr?

    Die Fallen wurden eingemessen und es wurden Pfosten mit Plaketten in den Boden gerammt, um bei der Folgeuntersuchung (nach +/- 10 Jahren - Monitoring) die Falle exakt so aufzustellen, wie sie zuvor gestanden hat.
    Meinst du mit "eingemessen" den genauen Standort ?
    Genau. Wir können mittels GPS den exakten Standort eines Pfostens auch Jahrzehnte später feststellen und die Falle nahezu 100% exakt so aufbauen, wie sie Jahre vorher stand.

    Dabei wird die erste Falle nach Möglichkeit in einem Acker aufgebaut (nicht Weidefläche, sondern zwingend Ackerfläche).
    Wie darf oder muss der Acker dann beschaffen sein: sind das extensiv bewirtschaftete Ackerflächen (z. B. auch, weil ein NSG in der Nähe) ? Oder darf (oder soll sogar) auf dem Acker gespritzt werden ?
    Gibt es bei diesen Äckern auch extra Ackerrandstreifen (z. B. mit Saatmischungen für Insekten) ?
    Stichwort Neonicotinoide (in dem Zusammenhang sind extra Ackerrandstreifen anscheinend eher Fallen als Hilfen für die Insekten).
    Die Beschaffenheit des Ackers ist irrelevant. Es geht um herkömmliche Äcker, also keine Biobauern oder ähnliches, sondern um Äcker, die intensiv bewirtschaftet werden, also auch entsprechenden Einsatz von Fungiziden, Herbiziden, Insektiziden, aber auch entsprechende mechanische Bearbeitung und was dem Bauern nicht noch alles wichtig erscheint. Es gibt keine Ackerrandstreifen. Der Übergang von NSG zu Acker ist nahtlos.
    Nein, es spielt aus meiner persönlichen Sicht keine Rolle, da die Neonikotinoide mit dem Wind verdriftet werden und auch weit im NSG wirken. Das ist aber derzeit meine persönliche Meinung. Dem liegen keine wissenschaftlichen Erkenntnisse zu Grunde.

    dass der eine oder andere Bauer, trotz enormer Ausgleichszahlungen dafür
    Ich hätte gar nicht angenommen, dass die Ausgleichszahlungen so hoch sind.
    Von den Ackerrandstreifen weiß ich aktuell allerdings auch nicht mehr die Höhe der Ausgleichszahlungen.

    Man muss die Leute ja irgendwie dazu kriegen mitzumachen. Wenn du einem Bauern erklärst, worum es dabei geht, fühlt der sich auf den Schlips getreten und macht nicht mit. Das heißt, man zahlt nicht nur, man muss auch noch ausgesprochen diplomatisch damit umgehen. Die Erklärung, worum es geht, ist dabei nicht das Problem, sondern das Gefühl, dass man dem Bauern vermittelt, nach dem Motto "Alles die Schuld der Bauern!". Die Fläche ist klein, aber die Ausgleichszahlungen sind meines Wissens deutlich höher, als was der Bauer in dem Zeitraum mit den paar Quadratmetern erwirtschaften kann. Die genaue Höhe kenne ich aber nicht. Auch nicht, ob und wie sie ermittelt wird, oder ob es einfach nur eine Frage des Verhandlungsgeschicks ist.

  • Der qkm ist irrelevant. Es interessiert nicht die Masse der Insekten auf einer Fläche, oder welche Fragestellung Du damit auch immer beantworten wollen würdest. Das wäre auch, so wie Du Dir vermutlich grade vorstellst, nicht umsetzbar, weil viel zu aufwändig.
    Ja, ich wusste nicht genau, wie fragen, ohne evtl. etwas vorweg zu nehmen. Mir ging es darum, ob auch ein Bezug zu einer Fläche hergestellt wird.
    Einerseits stelle ich mir das schwierig vor, andererseits beschäftigt mich diese Sorge:
    Es gibt inzwischen genügend Arten, die +/- stark gefährdet sind.
    Wenn ich mir nun 1 ha vorstelle (mit und/oder ohne Acker), wo die ganze Zeit Fallen stehen – d. h. rund um die Uhr das Risiko für ein Insekt, in der Falle zu landen – und es gibt Arten, die ohnehin schon selten sind, wie groß ist dann der Schaden einer Studie, wenn ein halbes Jahr die Fallen dort stehen ?
    Es muss nicht mal das letzte Insekt seiner Art in dieser Region sein, es reicht, wenn es einfach irgendwann zu selten vorkommt, damit es dort verschwindet.
    Und wenn ich nun daran denke, dass x Unis und Institutionen meinen, noch eine Studie und noch eine Studie und noch eine Studie zum Artensterben machen zu müssen, dann..., ja, was soll man dann davon halten ?
    Daten zum Artensterben gibt es genug.
    Ich würde mir wünschen, dass es etwas organisierter abläuft und nicht jeder xy meint, seine eigene Studie machen zu müssen (kein Vorwurf an dich).

    Das täuscht und Du gehst von falschen Grundlagen aus.
    1. Fallen aufstellen darf nicht jeder wie er will. Das muss man genehmigen lassen. Wenn bereits eine Studie statt findet, werden die Behörden eine weitere immer verweigern. Egal wer anfragt. Und eine Studie mit der gleichen Fragestellung wird, nach Abschluss der einen Studie, auch nicht einfach wieder zugelassen. Obwohl man es problemlos könnte. Warum wird später vielleicht verständlich.
    2. Es gibt so unendlich viele Biotope in Deutschland, dass die Universitäten nicht in der Lage sind diese alle mit einer Studie abzudecken. Du musst dabei bedenken, dass jede Studie Geld und Menpower kostet. Das wächst nicht auf den Bäumen. In der Regel werden die Studien vom Staat bezahlt und der macht auch nicht alles mit. In anderen Fällen bezahlt möglicherweise die Wirtschaft Studien. Aber diese sind auch beschränkt und meist mit einer anderen Fragestellung behaftet. Die Konzerne geben auch nicht Millionenbeträge für Dumdideldei aus.



    Was die Belastung der Biotope betrifft: Du musst bedenken, dass Insekten eine enorme Reproduktionszahl haben. Dem gegenüber steht ein Fallentyp, der zwar Mengen wegfängt, aber eben nur nach dem Zufallsprinzip. Es werden keine Lockstoffe eingesetzt. Das heißt, was da an Insekten rein fliegt, fliegt zufällig rein, weil es sich gerade auf dem Weg befindet und diese Falle passiert. Da fliegen tagtäglich unendlich viel mehr Insekten an der Falle vorbei. Das, was in die Falle fliegt, ist die Spitze des Eisberges. Ich kenne mich mit Statistik nicht aus, also kann nicht aus den gefangenen Insekten auf die Gesamtpopulation hochrechnen, weiß aber, dass, wenn z.B. ein Exemplar einer bestimmten Art in die Falle fliegt, mindestens eine sehr hohe dreistellige, wenn nicht sogar vierstellige Zahl Individuen im Biotop vorhanden sein muss. Solange nicht mit irgendwelchen abgefuckten Fallentypen gearbeitet wird, oder eine Heerschar an Entomologen gezielt nach einer Art sucht, ist die bestehende Population durch die Fallen nicht gefährdet. Und selbst bei den Heerscharen Entomologen halte ich das für sehr unwahrscheinlich. Probleme treten auf, wenn entweder mit Pheromonfallen gearbeitet würde, weil diese gezielt ein Geschlecht einer Art wegfangen, oder wenn mit Fallentypen gearbeitet würde, die das gesamte Biotop, oder wenigstens sehr große Teile des Biotops abdecken. Weshalb z.B. in Kleinbiotopen, die nur wenige Quadratmeter groß sind, kein ernstzunehmender Entomologe mit Fallen arbeiten würde, respektive manuell. Wir haben hier z.B. eine Population Osmoderma eremita. Ich gebe der Population eigentlich keine Chance weiter zu bestehen. Es gab vor acht Jahren drei aktuelle Brutbäume (etliche weitere waren historisch besiedelt, sind aber auseinander gebrochen und bieten keine Brutmöglichkeit mehr), von denen einer abgegangen ist, so dass zwei verblieben sind. Wenn nicht innerhalb der nächsten, grob geschätzt, 20 bis 30 Jahre neue Brutbäume hinzu kommen, oder zufällig weitere entdeckt werden, wird die Population bald weg sein. In diesem Bereich haben wir eben die Höhlungen der Bäume untersucht. Ich bin Coleopterologe, also Käferfuzzie, Osmoderma eremita aus meiner Region wäre ein unglaublich toller Beleg für die Zukunft, aber wir haben jeden Käfer, den wir gefunden haben, wieder zurück gesetzt (waren leider nur vier).



    Also kurz gesagt: durch meine nun mehr fast 30 jährige Käfererfahrung und mehr als 40 jährige Insekten-, respektive Wirbellosenerfahrung, kann ich mit gutem Gewissen behaupten, dass Fallen, die auf einem Zufallsprinzip aufbauen, so wie manuelle Fänge, niemals eine Insektenart gefährden können. Einzige Ausnahme sind oben genannte Osmoderma eremita. Hätten wir nur eines der vier Tiere als Beleg mitgenommen, wäre das ein massiver und verantwortungsloser Eingriff in die Population gewesen. Ich will positiv denken und davon ausgehen, dass sie es schaffen wird und erhalten bleibt. Ich befürchte aber das Gegenteil. Trotzdem gehörten die Käfer in die Freiheit und nicht in meine Sammlung. Obwohl es nach meiner derzeitigen Einstellung keine Rolle gespielt hätte.

    Es wurden für das Projekt NSGs ausgesucht, an denen wenigstens an einer Seite sofort Ackerfläche angrenzt.
    Um den Unterschied der Artenvielfalt auf Äckern und dem Umland bzw. einem NSG zu verdeutlichen ?
    Diese Fragestellung ist an sich uninteressant, obwohl es vielleicht nicht verkehrt wäre auch solche Unterschiede mal zu bearbeiten und zu veröffentlichen, um hier eine grundsätzliche Grundlage zu schaffen. Von größerem Interesse ist hier aber, in welcher Form Arten, die auf dem Acker nicht vorkommen, in diesen rüber wechseln und somit durch dortige Gifte etc. beeinträchtigt werden, respektive Arten aus dem Acker ins NSG wechseln und die Häufigkeit der Arten, um ggfs. Rückschlüsse ziehen zu können, ob sich Gifte auf das NSG auswirken und wenn ja in welcher Form. Meines Wissens besteht auch die Möglichkeit, zu versuchen, die Gifte in den gefangenen Insekten nachzuweisen. Ob das so stimmt, weiß ich aber nicht.

    Immer gleich. Die Gewichtung liegt nicht auf dem Lebensraumtyp.
    Ok. Gedanke war dabei, dass evtl. der Anteil verschiedener zu definierender Lebensräume an der Gesamtfläche (in dem Fall Deutschland) bei der Auswertung mit eine Rolle spielen könnte.
    Interessanter wäre aus meiner Sicht die Fragestellung, wie groß ein NSG/Biotop sein muss, damit die Landwirtschaft nicht auch auf die Kernbereiche Einfluss hat. Aus meiner persönlichen Sicht sind viele NSGs einfach wesentlich zu klein, als dass der Schutz, den sie bieten sollen, faktisch vorhanden ist. Das ist nicht nur eine Frage der Landwirtschaft, sondern auch von Besucherdruck, Verkehr etc. pp. So gibt es z.B. Studien, wie weit ein natursuchender Besucher in ein Biotop rein geht. Dabei ist dann meines Wissens raus gekommen, dass der aller größte Teil bis zu 2 km weit rein geht und jenseits der 3 km das ganze nahezu gegen Null geht. Würde aus meiner Sicht bedeuten, wenn man meint NSGs zugänglich machen zu müssen, durch gut angelegte Wanderwege und ggfs. für den Forst oder wen auch immer, gut ausgebaute Wege, die man auch mit einem Fahrzeug passieren kann, dass man dann den eigentlich zu schützenden Bereich mindestens 2 km, besser sogar 2,5 km tief ins Gebiet legt, also rund um das Kerngebiet eine 2,5 km lange Pufferzone schafft, in der Gott und die Welt am Wochenende spazieren gehen und nur die absolut interessierten das eigentliche Kerngebiet betreten. Möglicherweise wäre diese Distanz auch bereits ausreichender Schutz vor Umweltgiften und anderem, vor allem, wenn man gewissermaßen als filternde Funktion einen Wald drum herum setzt.

  • Soll heißen, dass von vielen Arten, die in Deutschland vorkommen, inzwischen die Gensequenzen vorliegen. Die momentane Vorgehensweise ist halt die, dass ein Teil der Masse zu einem Brei verrührt und dieser genetisch ausgewertet wird.
    Beim ersten Mal Lesen dachte ich, dass das doch total anfällig für Fehler ist, da manche Gensequenzen nicht nur in einer Art vorkommen, man also pro Art die für diese Art ganz typische und noch erhaltene Gensequenz finden müsste. Hätte auch nicht angenommen, dass man schon von allen Arten das Genom so genau kennt. Aber falls letzteres anscheinend der Fall ist, muss es wohl funktionieren... *etwas restskeptisch guck gg
    Es werden die Gene der Mytochondrien ausgewertet. Diese sind nicht ganz so differenziert wie andere, aber man kann sie sehr viel einfacher ermitteln. Das komplette Gen ist einzigartig. Man kennt die Abweichungen innerhalb einer Art, so dass man anhand der Gene inzwischen auch oft genug festgestellt hat, wo es sich um mehr als eine Art handelt. Man muss einfach sehr viel berücksichtigen. So sieht Cetonia aurata in Deutschland oberflächlich betrachtet z.B. aus, als wären es zwei Arten. Aber da stimmen diverse andere Daten nicht, so dass wohl klar ist, dass es sich um ein und dieselbe Art handelt, die über einen gewissen Zeitraum in zwei getrennte Populationen aufgeteilt war (z.B. während der letzten Eiszeit) und sich so genetische Unterschiede ergeben konnten, es aber nicht für die Schaffung einer neuen Art reichte. Ach ja..., man hat noch nicht alle Gensequenzen, aber z.B. bei den rund 7.000 heimischen Käferarten in D hat man die Sequenzen

    Es wird derzeit auch daran geforscht, ob man das ganze so vereinfachen kann, dass man die Insekten, die gefangen werden, nicht zerstören muss, um sie z.B. ggfs. anschließend von fachlicher Seite manuell bestimmen zu lassen. Das würde dann über den Alkohol gehen, in dem die gefangenen Insekten schwimmen.

    klingt für mich zwar sinnvoller, aber es stimmt natürlich, dass es dann zuhauf fleißige und kompetente Menschlein geben müsste...
    Das klingt nicht nur sinnvoller, es ist es auch. Aber man kann nur mit dem arbeiten, was man hat. Die Genetik steckt an dieser Stelle gewissermaßen noch in den Kinderschuhen. Ich halte es für möglich, dass man innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre in der Lage ist, das Artenspektrum anhand der Konservierungsflüssigkeit zu ermitteln, sprich die arten ermittelt anhand des genetischen Materials, das von jedem Tier an die Konservierungsflüssigkeit abgegeben wird und nichts mehr geschreddert wird. Selbst heute wird ja nur ein gewisser Anteil der gefangenen Insekten geschreddert und nicht die gesamte Masse.

    was unser Staat seit Jahren durch seine immer rigorosere Gesetzgebung unterbindet. soll heißen, da man gleich wie ein Verbrecher behandelt wird, wenn man draußen Insekten sammelt, macht es kaum noch jemand.
    Nun ja, ich sehe das evtl. auch mit anderen Augen, wenn ein Entomologe z. B. noch Schmetterlingen nachjagt, um dann das 20. Exemplar mit der Nadel aufzustecken, nur um zu sehen, welche Bandbreite es bei der Ausprägung der verschiedenen Merkmale gibt. Das finde ich einfach nicht mehr zeitgemäß.
    Früher, als es noch Insekten en masse gab, da fiel das nicht so ins Gewicht (wobei ich diesem Sammeln ohnehin nicht viel abgewinnen kann). Aber jetzt finde ich es wirklich ein Frevel.
    Die Bandbreite ist hier nur in so fern relevant, dass einen diese in die Lage versetzt, auch abstrus wirkende Tiere zu bestimmen. Der eigentlich Sinn ist aber mehr das Vorkommen einer Art in einem Biotop zu dokumentieren. Das heißt, dass im Extremfall in einer Schmetterlingssammlung mit 100 Aglais urticae, jeder einzelne, oder je ein Pärchen aus einem anderen Biotop stammt. Andererseits sind es grade die Hobbyentomologen, die durch ihre sammlerische Tätigkeit unser Wissen über die Verbreitung der Arten erst so weit bringen, wie es heute ist. Wie gesagt: das manuelle sammeln gefährdet keine Art. Selbst das Sammeln von Schmetterlingen ist für den Fortbestand ohne jede Relevanz. Auch die Ausweisung der gesondert geschützten Arten ist das Papier nicht wert, auf dem sie geschrieben stehen. Es verbietet das Sammeln dieser Arten, aber der Bauer nebenan darf die Giftspritze raus holen. Und wenn die Kommune oder der Kreis, ggfs. das Land der Meinung ist, dass man eine Plage mit Gift bekämpfen sollte, dann wird auch das getan und wirkt sich mehrfach schlimmer aus, als das Sammeln. Wenn ein wirtschaftliches Interesse dahinter steht, ist nicht nur die Tötung von geschützten Arten auf einmal statthaft, sondern sogar die Zerstörung ihres Lebensraums. Beispiele hierfür gibt es massenhaft. Nehmen wir den oben genannten Osmoderma eremita. Der kommt in Stuttgart im park am Bahnhof vor, in diversen Brutbäumen. Für den Bau von Stuttgart 21 aber wurde das Fällen von zwei oder drei Brutbäumen dieser Art genehmigt. eine Art, die nach deutschem Recht zu den besonders geschützten Arten zählt, der nach europäischen Recht eine besondere Aufmerksamkeit und Umgehensweise mit der Art und ihrem Biotop gilt (FFH) und bei der ich, würde ich dort hinfahren und ohne gesonderte Genehmigung einen Käfer für meine Sammlung entnehmen, sofort eine saftige Strafe erhalten (ich schätze man würde mit 250 € anfangen), für die Biotopszerstörung aber bekommt man gewissermaßen einen Orden.

    Viele grüße
    Klaas

  • Lieber Harry,

    Wo hast du den den Avatar her der vor diesem Zitat zu sehen ist?

    Ich glaube, ich habe dazu die Lösung. So wäre das unbearbeitete Zitat aus dem Text von Andreas Haselböck.

    Die Malaise-Fallen sind exakt die der Krefelder


    Geht man beim Erstellen auf Zitat bearbeiten:

    und entfernt den Nachnamen aus dem Feld "Autor"

    dann kommt das dabei heraus.

    Die Malaise-Fallen sind exakt die der Krefelder


    Das war jetzt testweise gemacht, aber so muss es funktionieren. Also kein Spuk dabei.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Hallo zusammen,

    und dickes Danke noch mal für deine Antwort Klaas, Antwort kommt noch mit mehr Zeit und Ruhe :)

    Nur lurz schon wegen des Zitats:
    Genau Sabine, ich hatte beim Zitieren nur Andreas als Autor hinein geschrieben.
    (Als ich den Satz markiert hatte und auf Zitat klickte, war weder Autor noch Quelle ausgefüllt.)
    Wollte das Zitat klein halten, ohne Bild, aber hier sind die Zitate wohl immer eher groß.
    Sorry zu den beiden Andreas.

    Gruß
    sky

    Und sie sägten an den Ästen, auf denen sie saßen und schrien sich ihre Erfahrungen zu, wie man besser sägen könne. Und fuhren mit Krachen in die Tiefe. Und die ihnen zusahen beim Sägen schüttelten die Köpfe und sägten kräftig weiter.
    (Bertold Brecht)

  • Bingo Andreas, deshalb anfangs auch der Großteil meiner Fragen ! ;)


    Hallo Klaas,

    Meine Antwort fällt zu lang aus, deshalb auf mehr als eine Antwort aufgeteilt

    Muss ich dann evtl auch.

    Unterschiedliche Studien, unterschiedliche Fallen. Alles, was an Studien über den Entomologischen Verein Krefeld läuft, wird mit diesem einen, genormten Malaisefallentyp gemacht. Wenn jemand anderes irgendwo eine Falle aufbaut, wo es bisher keinerlei Fallenergebnisse gibt, oder dessen Fragestellung eine völlig andere ist, ist der Typ erst mal egal.
    Aha, das ist das, was ich nicht so ganz verstehe – denn (wie Andreas es auch noch mal schön betonte) würde es in meinen Augen Sinn machen, gewisse grundlegende Methoden zu normen, z. B. die Art und Weise des Insektenfangs (bei ähnlichen Fragestellungen der Studien natürlich. Will man z. B. nur wissen, wie viele Ameisen in Zeit x auf Pflanze y klettern, ist klar, dass es ein anderer Versuchsaufbau ist).

    Da wird lediglich eine Grundlage auf Basis eines anderen Fallentyps geschaffen.

    Und schon kann man u. U. ganz unterschiedliche Ergebnisse gewinnen.

    Allerdings lässt sich ein Bezug zu den Untersuchungen vom Entomologischen Verein Krefeld nicht oder nur sehr bedingt herstellen. Wenn die Fragestellung die gleiche ist, also z.B. Zu- und Abnahme der Biomasse, hat derjenige welche im Prinzip Mist gebaut. Die Ergebnisse lassen sich möglicherweise vergleichen, dafür müsste man aber abweichende Faktoren des jeweiligen Fallentyps kennen, um dann Vergleiche ziehen zu können.
    Genau. Unnötiger Aufwand und die Frage, inwiefern dann der Vergleich tatsächlich noch akzeptabel und aussagekräftig wäre.

    Die Fallen stehen die komplette Vegetationsperiode draußen. Das heißt, wir bauen sie auf (war dieses Jahr so März und April) und lassen sie bis Oktober stehen. Die Leerung ist meines Wissens einmal pro Woche.

    Uff, das wären dann ca. 27 Leerungen (ca. 5 g x 27 = 135 g).
    Woher nimmst Du die 5 gr?
    Das war für mich nur ein Richtwert für die Schätzung – die Angabe kam von Andreas:
    Ergebnis rein Biomasse: im Schnitt 5gr. pro Tag. Das sind auch etwa die Wete, die die Krefelder Studie zum Schluss ermittelte.

    Die Beschaffenheit des Ackers ist irrelevant. Es geht um herkömmliche Äcker, also keine Biobauern oder ähnliches, sondern um Äcker, die intensiv bewirtschaftet werden, also auch entsprechenden Einsatz von Fungiziden, Herbiziden, Insektiziden, aber auch entsprechende mechanische Bearbeitung und was dem Bauern nicht noch alles wichtig erscheint. Es gibt keine Ackerrandstreifen. Der Übergang von NSG zu Acker ist nahtlos.
    Könnte mir schon Unterschiede vorstellen, nicht nur bzgl. extensiver und intensiver Bewirtschaftung, sondern auch ob z. B. Zuckerrüben, Gemüse, Kartoffeln, Getreide, Raps, Tabak, Mais etc. – ergo Unterschiede in z. B. Pflanzenhöhe und Blüten und davon lebenden Insekten und der angewendeten Dünge-, Beiz- und Spritzmittel.
    Faierweise muss man aber wohl auch sagen, dass klar ist, dass man bei solchen Feldstudien meist nicht alle Faktoren berücksichtigen kann. Es sind einfach (zu) viele.

    Nein, es spielt aus meiner persönlichen Sicht keine Rolle, da die Neonikotinoide mit dem Wind verdriftet werden und auch weit im NSG wirken. Das ist aber derzeit meine persönliche Meinung. Dem liegen keine wissenschaftlichen Erkenntnisse zu Grunde.
    Denke, dass Spritzmittel bei Wind mit verblasen werden, ist sicher bewiesen und bekannt.
    Auch wenn ein Bauer normalerweise kein Interesse daran hat, sein Geld abseits des Ackers zu versprühen, wird man es nicht völlig ausschließen können, dass es vorkommt. Abgesehen davon sind fast alle Neonicotinoide wasserlöslich, geraten somit auch in den Boden und mit der Zeit ins Grundwasser.
    Dass sie sich früher oder später anreichern und weiter verteilen, darüber dürfte eigentlich kein Zweifel bestehen.

    Man muss die Leute ja irgendwie dazu kriegen mitzumachen. Wenn du einem Bauern erklärst, worum es dabei geht, fühlt der sich auf den Schlips getreten und macht nicht mit. Das heißt, man zahlt nicht nur, man muss auch noch ausgesprochen diplomatisch damit umgehen. Die Erklärung, worum es geht, ist dabei nicht das Problem, sondern das Gefühl, dass man dem Bauern vermittelt, nach dem Motto "Alles die Schuld der Bauern!".
    Ja, die Problematik ist mir bekannt, ist nicht so einfach.
    Wie hoch die Entschädigungen sind, fällt je nach Bundesland vermutlich unterschiedlich aus (sofern es kein länderübergreifendes Projekt ist).

    Die Fläche ist klein, aber die Ausgleichszahlungen sind meines Wissens deutlich höher, als was der Bauer in dem Zeitraum mit den paar Quadratmetern erwirtschaften kann. Die genaue Höhe kenne ich aber nicht. Auch nicht, ob und wie sie ermittelt wird, oder ob es einfach nur eine Frage des Verhandlungsgeschicks ist.
    Reich werden kann man damit aber sicher auch nicht. Denke schon, dass es festgelegt ist, evtl. aber auch abhängig vom Auftraggeber der Studie. Bricht man manche Entschädigung vom ha auf den qm herunter, ist das manchmal nur +/- 1-2 €.

    Einerseits stelle ich mir das schwierig vor, andererseits beschäftigt mich diese Sorge:
    Es gibt inzwischen genügend Arten, die +/- stark gefährdet sind.
    Wenn ich mir nun 1 ha vorstelle (mit und/oder ohne Acker), wo die ganze Zeit Fallen stehen – d. h. rund um die Uhr das Risiko für ein Insekt, in der Falle zu landen – und es gibt Arten, die ohnehin schon selten sind, wie groß ist dann der Schaden einer Studie, wenn ein halbes Jahr die Fallen dort stehen ?
    Es muss nicht mal das letzte Insekt seiner Art in dieser Region sein, es reicht, wenn es einfach irgendwann zu selten vorkommt, damit es dort verschwindet.
    Und wenn ich nun daran denke, dass x Unis und Institutionen meinen, noch eine Studie und noch eine Studie und noch eine Studie zum Artensterben machen zu müssen, dann..., ja, was soll man dann davon halten ?
    Daten zum Artensterben gibt es genug.
    Ich würde mir wünschen, dass es etwas organisierter abläuft und nicht jeder xy meint, seine eigene Studie machen zu müssen (kein Vorwurf an dich).

    Das täuscht und Du gehst von falschen Grundlagen aus.
    1. Fallen aufstellen darf nicht jeder wie er will. Das muss man genehmigen lassen. Wenn bereits eine Studie statt findet, werden die Behörden eine weitere immer verweigern. Egal wer anfragt. Und eine Studie mit der gleichen Fragestellung wird, nach Abschluss der einen Studie, auch nicht einfach wieder zugelassen. Obwohl man es problemlos könnte. Warum wird später vielleicht verständlich.

    Auf die Studien, deren Auftraggeber Bund oder Land sind, trifft das vermutlich zu. Aber übersiehst du hier nicht, dass es auch Studien gibt, die nicht von Behörden zugelassen werden müssen ?
    Unis haben ihr Budget, aber im Prinzip kann jeder Doktorand eine Studie machen, sein Prof sagt ok, fertig. Und x kann einem Institut y eine Studie in Auftrag geben. Ich weiß es nicht sicher, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass inzwischen jedes Mal erst eine Genehmigung einer Behörde vorliegen muss (Ausnahmen bzgl. NSG oder Entschädigungen und ähnliche Extras natürlich ausgenommen).
    Die gleiche Fragestellung kann zigmal hinterfragt und mit x weiteren Studien überprüft werden. Wenn nicht von diesem, dann von jenem. Und wenn bei einer Genehmigung die Fragestellung zu ähnlich ist, dann ändert man sie ein klein wenig ab und dann geht es auch.
    Es macht ja auch durchaus Sinn, nicht nur einer Studie zu vertrauen. Die Krefelder hatten auch ihre Schwerpunkte, andere wieder andere. Wie bei allem, eine Frage der Dosis – wann reicht es ? Wie viele Studien müssen noch herausfinden, dass es ein Insektensterben gibt ? Ich bin nicht nur für 1,2 Studien, aber auch nicht für 50.
    Konstruktiver fände ich nun eher Studien, mittels derer man die Wirkung diverser Lösungsansätze und Möglichkeiten analysiert. Also einen Schritt weiter geht als nur festzustellen, wie viel % weniger Biomasse es wieder gibt.

    2. Es gibt so unendlich viele Biotope in Deutschland, dass die Universitäten nicht in der Lage sind diese alle mit einer Studie abzudecken.
    Den Anspruch, dass alle Biotope abgedeckt sein müssten, habe ich gar nicht. Wenn eine Studie repräsentativ ist, reicht das – und wenn 5 Studien repräsentativ sind, dann brauche ich auch nicht noch 10 mehr.

    Du musst dabei bedenken, dass jede Studie Geld und Menpower kostet. Das wächst nicht auf den Bäumen. In der Regel werden die Studien vom Staat bezahlt und der macht auch nicht alles mit. In anderen Fällen bezahlt möglicherweise die Wirtschaft Studien. Aber diese sind auch beschränkt und meist mit einer anderen Fragestellung behaftet. Die Konzerne geben auch nicht Millionenbeträge für Dumdideldei aus.
    Ich sitze auch nicht auf dem Baum – derlei ist mir schon klar ;)

    Es werden keine Lockstoffe eingesetzt. Das heißt, was da an Insekten rein fliegt, fliegt zufällig rein, weil es sich gerade auf dem Weg befindet und diese Falle passiert. Da fliegen tagtäglich unendlich viel mehr Insekten an der Falle vorbei.
    Ja - wobei angesichts der Abnahme sowohl hinsichtlich der Masse als auch der Arten teilweise wohl nicht mehr so sehr viele überhaupt vorbeifliegen.

    Und sie sägten an den Ästen, auf denen sie saßen und schrien sich ihre Erfahrungen zu, wie man besser sägen könne. Und fuhren mit Krachen in die Tiefe. Und die ihnen zusahen beim Sägen schüttelten die Köpfe und sägten kräftig weiter.
    (Bertold Brecht)

  • Das, was in die Falle fliegt, ist die Spitze des Eisberges.
    Wir sprechen vom Insektensterben, lt. Krefelder Studie einer Abnahme der Biomasse von ca. 75-81 % je nachdem in welcher Periode. Das heißt für mich: so groß ist dieser Eisberg eben nicht mehr !
    Natürlich hast du Recht, dass einige Exemplare abgefangen werden und der Rest fliegt weiter.
    Aber regional ist es eben kein großes Summen und Brummen mehr.

    Ich kenne mich mit Statistik nicht aus, also kann nicht aus den gefangenen Insekten auf die Gesamtpopulation hochrechnen, weiß aber, dass, wenn z.B. ein Exemplar einer bestimmten Art in die Falle fliegt, mindestens eine sehr hohe dreistellige, wenn nicht sogar vierstellige Zahl Individuen im Biotop vorhanden sein muss.
    In einem intakten System und auf gewisse Arten bezogen mag das stimmen.
    Aber wie du selbst sagst: wer in die Falle fliegt, kann man nicht voraussagen. Da können auch mal seltene und bedrohte Arten dabei sein. Die Wahrscheinlichkeit ist zwar geringer, da sie auch selten vorkommen, aber sie ist da.

    Wir haben hier z.B. eine Population Osmoderma eremita. Ich gebe der Population eigentlich keine Chance weiter zu bestehen. Es gab vor acht Jahren drei aktuelle Brutbäume (etliche weitere waren historisch besiedelt, sind aber auseinander gebrochen und bieten keine Brutmöglichkeit mehr), von denen einer abgegangen ist, so dass zwei verblieben sind. Wenn nicht innerhalb der nächsten, grob geschätzt, 20 bis 30 Jahre neue Brutbäume hinzu kommen, oder zufällig weitere entdeckt werden, wird die Population bald weg sein. In diesem Bereich haben wir eben die Höhlungen der Bäume untersucht. Ich bin Coleopterologe, also Käferfuzzie, Osmoderma eremita aus meiner Region wäre ein unglaublich toller Beleg für die Zukunft, aber wir haben jeden Käfer, den wir gefunden haben, wieder zurück gesetzt (waren leider nur vier).
    :) Ich hoffe, dass dieses verantwortungsvolle Handeln wirklich mehr verbreitet ist als ich es befürchte.
    Ich gehe mal davon aus, dass du dort auch keine Falle hinstellen würdest – einfach nur zur Sicherheit *salopp ausgedrückt* oder ?
    Ungefähr das meine ich: wenn es ein Gebiet gibt und man weiß, dass es dort eine Art gerade noch so gibt – dann finde ich eine Falle gewagt bzw. fehl am Platz.

    Also kurz gesagt: durch meine nun mehr fast 30 jährige Käfererfahrung und mehr als 40 jährige Insekten-, respektive Wirbellosenerfahrung, kann ich mit gutem Gewissen behaupten, dass Fallen, die auf einem Zufallsprinzip aufbauen, so wie manuelle Fänge, niemals eine Insektenart gefährden können.
    Natürlich, es sind nicht die Fallen, die eine Insektenart gefährden und ausrotten. Das sind all die anderen Faktoren. Das ist klar.
    Aber die Fallen können auch mal das i-Tüpfelchen sein, wenn eben zufällig ein ohnehin schon sehr seltenes Exemplar sich hineinverirrt.

    Einzige Ausnahme sind oben genannte Osmoderma eremita. Hätten wir nur eines der vier Tiere als Beleg mitgenommen, wäre das ein massiver und verantwortungsloser Eingriff in die Population gewesen. Ich will positiv denken und davon ausgehen, dass sie es schaffen wird und erhalten bleibt. Ich befürchte aber das Gegenteil. Trotzdem gehörten die Käfer in die Freiheit und nicht in meine Sammlung.
    Ich bin sehr froh, dass du so denkst – selbstverständlich ist es leider nicht. Aber ich hoffe, dass immer mehr lernen so zu denken.

    Obwohl es nach meiner derzeitigen Einstellung keine Rolle gespielt hätte.
    Möglich, dass es keinen Unterschied macht.
    Aber genauso auch möglich, dass es doch einen Unterschied macht.
    Das weiß Mensch nicht – aber er kann immerhin etwas dafür tun, indem er eine Chance nicht kaputt macht.

    Von größerem Interesse ist hier aber, in welcher Form Arten, die auf dem Acker nicht vorkommen, in diesen rüber wechseln und somit durch dortige Gifte etc. beeinträchtigt werden, respektive Arten aus dem Acker ins NSG wechseln und die Häufigkeit der Arten, um ggfs. Rückschlüsse ziehen zu können, ob sich Gifte auf das NSG auswirken und wenn ja in welcher Form. Meines Wissens besteht auch die Möglichkeit, zu versuchen, die Gifte in den gefangenen Insekten nachzuweisen. Ob das so stimmt, weiß ich aber nicht.
    Wechsel Acker-NSG bzw. umgekehrt – hm, auch interessant.
    Angenommen im NSG gibt es Art x häufig und im Acker selten – dann kann man aber auch nicht zwangsläufig daraus schließen, dass die Art vom NSG in den Acker driftet (oder umgekehrt). Diese Schlussfolgerung stützt sich dann doch eher auf der Kenntnis des für die Art optimalen Lebensraums.
    Außer man markiert viele von Art x im NSG und sieht nach, wie viele davon in der Ackerfalle landen. Das wäre dann wirklich ein Nachweis für einen Wechsel.
    Oder angenommen, man vergleicht z. B. 7 aufeinander folgende Jahre: anfangs gab es Art x nicht auf dem Acker und im 4. ein paar, im 7. viele – könnte man auch denken, sie sind auf dem Acker eingewandert.
    Aber eine wirkliche Aussage treffen ist dennoch schwierig: Auf einem Acker wird normalerweise immer mal wieder die Fruchtfolge gewechselt und entsprechend auch anders gespritzt, war es also z. B. die wechselnde Fruchtfolge, der Wechsel der Spritzmittel oder tatsächlich der Einfluss des NSG direkt daneben ?

    Interessanter wäre aus meiner Sicht die Fragestellung, wie groß ein NSG/Biotop sein muss, damit die Landwirtschaft nicht auch auf die Kernbereiche Einfluss hat. Aus meiner persönlichen Sicht sind viele NSGs einfach wesentlich zu klein, als dass der Schutz, den sie bieten sollen, faktisch vorhanden ist. Das ist nicht nur eine Frage der Landwirtschaft, sondern auch von Besucherdruck, Verkehr etc. pp.
    Jep. Die Zerstückelung wird leider noch zu wenig beachtet (trotz guter Beispiele von Verbindungsbrücken).

    So gibt es z.B. Studien, wie weit ein natursuchender Besucher in ein Biotop rein geht. Dabei ist dann meines Wissens raus gekommen, dass der aller größte Teil bis zu 2 km weit rein geht und jenseits der 3 km das ganze nahezu gegen Null geht.
    Ja, da könnte man wirklich die Uhr bzw. hier das Maßband danach richten.

    Würde aus meiner Sicht bedeuten, wenn man meint NSGs zugänglich machen zu müssen, durch gut angelegte Wanderwege und ggfs. für den Forst oder wen auch immer, gut ausgebaute Wege, die man auch mit einem Fahrzeug passieren kann, dass man dann den eigentlich zu schützenden Bereich mindestens 2 km, besser sogar 2,5 km tief ins Gebiet legt, also rund um das Kerngebiet eine 2,5 km lange Pufferzone schafft, in der Gott und die Welt am Wochenende spazieren gehen und nur die absolut interessierten das eigentliche Kerngebiet betreten. Möglicherweise wäre diese Distanz auch bereits ausreichender Schutz vor Umweltgiften und anderem, vor allem, wenn man gewissermaßen als filternde Funktion einen Wald drum herum setzt.
    Wenn es immer so eine Pufferzone gäbe, das wäre schön, stimmt.

    Und sie sägten an den Ästen, auf denen sie saßen und schrien sich ihre Erfahrungen zu, wie man besser sägen könne. Und fuhren mit Krachen in die Tiefe. Und die ihnen zusahen beim Sägen schüttelten die Köpfe und sägten kräftig weiter.
    (Bertold Brecht)

  • Es werden die Gene der Mytochondrien ausgewertet. Diese sind nicht ganz so differenziert wie andere, aber man kann sie sehr viel einfacher ermitteln. Das komplette Gen ist einzigartig. Man kennt die Abweichungen innerhalb einer Art, so dass man anhand der Gene inzwischen auch oft genug festgestellt hat, wo es sich um mehr als eine Art handelt. Man muss einfach sehr viel berücksichtigen. [...] Ach ja..., man hat noch nicht alle Gensequenzen, aber z.B. bei den rund 7.000 heimischen Käferarten in D hat man die Sequenzen
    Hm, ob das Genom in den Mitochondrien evtl. besser geschützt ist (doppelte Membran) und dadurch quasi länger haltbar für den Nachweis ?– keine Ahnung.
    Da deren Genom nicht so differenziert ist, fände ich es noch weniger geeignet, um verlässlich Arten zu bestimmen. Aber wenn es reicht... ok g
    Du sprichst von Sequenzen, aber du meinst schon das ganze Genom, nicht nur das der Mitochondrien der 7.000 Käferarten, oder ?

    Das klingt nicht nur sinnvoller, es ist es auch. Aber man kann nur mit dem arbeiten, was man hat. Die Genetik steckt an dieser Stelle gewissermaßen noch in den Kinderschuhen. Ich halte es für möglich, dass man innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre in der Lage ist, das Artenspektrum anhand der Konservierungsflüssigkeit zu ermitteln, sprich die arten ermittelt anhand des genetischen Materials, das von jedem Tier an die Konservierungsflüssigkeit abgegeben wird und nichts mehr geschreddert wird. Selbst heute wird ja nur ein gewisser Anteil der gefangenen Insekten geschreddert und nicht die gesamte Masse.
    Oh - Verständnisfrage zu deinem letzten Satz: es wird nur ein Teil der Insekten "geschreddert".
    Das heißt, es wird prinzipiell nur ein Teil der Insekten zur DNA-Analyse weiterverarbeitet und damit nur ein Teil per DNA bestimmt ? Und der Rest ? Und das Verhältnis von geschreddert zu ungeschreddet ?
    Das wäre ja dann quasi die Stichprobe einer Stichprobe... ?

    Die Bandbreite ist hier nur in so fern relevant, dass einen diese in die Lage versetzt, auch abstrus wirkende Tiere zu bestimmen. Der eigentlich Sinn ist aber mehr das Vorkommen einer Art in einem Biotop zu dokumentieren. Das heißt, dass im Extremfall in einer Schmetterlingssammlung mit 100 Aglais urticae, jeder einzelne, oder je ein Pärchen aus einem anderen Biotop stammt. Andererseits sind es grade die Hobbyentomologen, die durch ihre sammlerische Tätigkeit unser Wissen über die Verbreitung der Arten erst so weit bringen, wie es heute ist. Wie gesagt: das manuelle sammeln gefährdet keine Art. Selbst das Sammeln von Schmetterlingen ist für den Fortbestand ohne jede Relevanz.
    Wie oben schon gesagt: natürlich sind es die Umweltbedingungen, die entscheiden, ob eine Art überlebt oder nicht.
    Aber ich bleibe dabei, dass ein Sammler sehr wohl Einfluss auf das Überleben einer Population hat, wenn diese in der Region ohnehin schon stark gefährdet ist und er trotzdem noch meint, Exemplare fangen zu müssen. Da muss das Hirn und Verantwortungsgefühl eines Sammlers Stopp sagen.
    Mag ja sein, dass auch ohne sein Zutun die Population nach ein paar Jahren zusammenbricht – aber diese Zeit wäre immerhin ein Puffer, in der mit viel Engagement auch noch etwas Entscheidendes und Erfolgreiches für den Schutz und die Rettung der Population getan werden könnte.

    Auch die Ausweisung der gesondert geschützten Arten ist das Papier nicht wert, auf dem sie geschrieben stehen. Es verbietet das Sammeln dieser Arten, aber der Bauer nebenan darf die Giftspritze raus holen. Und wenn die Kommune oder der Kreis, ggfs. das Land der Meinung ist, dass man eine Plage mit Gift bekämpfen sollte, dann wird auch das getan und wirkt sich mehrfach schlimmer aus, als das Sammeln. Wenn ein wirtschaftliches Interesse dahinter steht, ist nicht nur die Tötung von geschützten Arten auf einmal statthaft, sondern sogar die Zerstörung ihres Lebensraums. Beispiele hierfür gibt es massenhaft.
    Dass sehr viele Gesetze hier absolut unzureichend sind, da stimme ich dir vollkommen zu. Und das, obwohl wir hier noch relativ gut dran sind, aber der Schutz der Natur ist noch zu wenig. Die meisten kennen das Problem vom Tierschutzgesetz mit seinen x Ausnahmen. Genauso ist auch die Änderung des § 44 BNatSchG 2016 oder 2017 ein Graus.
    Doch auch wenn ein Schutz noch nicht 100 % greift, bin ich trotzdem froh um jedes Schutz-Fitzelchen, das in die richtige Richtung geht. Dass es gleich perfekt ist, kann man aufgrund der Komplexität vermutlich gar nicht erwarten, dafür muss man etwas tun und das dauert leider – und leider für viele Arten viel zu lange :(

    Nehmen wir den oben genannten Osmoderma eremita. Der kommt in Stuttgart im park am Bahnhof vor, in diversen Brutbäumen. Für den Bau von Stuttgart 21 aber wurde das Fällen von zwei oder drei Brutbäumen dieser Art genehmigt. eine Art, die nach deutschem Recht zu den besonders geschützten Arten zählt, der nach europäischen Recht eine besondere Aufmerksamkeit und Umgehensweise mit der Art und ihrem Biotop gilt (FFH) und bei der ich, würde ich dort hinfahren und ohne gesonderte Genehmigung einen Käfer für meine Sammlung entnehmen, sofort eine saftige Strafe erhalten (ich schätze man würde mit 250 € anfangen), für die Biotopszerstörung aber bekommt man gewissermaßen einen Orden.
    Ja, solche Beispiele frustrieren und wenn das Herz daran hängt, macht es doppelt wütend und traurig.
    Nebenbei fände ich 250 € auch zu wenig. Solche Strafen müssten meiner Meinung nach auch höher sein bzw. z. B. prozentual vom Einkommen abhängig gemacht werden. Die meisten reagieren doch erst, wenn es dem Geldbeutel weh tut.

    Vielen Dank für deine Antworten, Klaas !

    Viele Grüße
    sky

    Und sie sägten an den Ästen, auf denen sie saßen und schrien sich ihre Erfahrungen zu, wie man besser sägen könne. Und fuhren mit Krachen in die Tiefe. Und die ihnen zusahen beim Sägen schüttelten die Köpfe und sägten kräftig weiter.
    (Bertold Brecht)

  • Sorry, hat gedauert, aber es war viel und ich habe hier auch viel zu tun, deshalb erst jetzt:


    Unterschiedliche Studien, unterschiedliche Fallen. Alles, was an Studien über den Entomologischen Verein Krefeld läuft, wird mit diesem einen, genormten Malaisefallentyp gemacht. Wenn jemand anderes irgendwo eine Falle aufbaut, wo es bisher keinerlei Fallenergebnisse gibt, oder dessen Fragestellung eine völlig andere ist, ist der Typ erst mal egal.
    Aha, das ist das, was ich nicht so ganz verstehe – denn (wie Andreas es auch noch mal schön betonte) würde es in meinen Augen Sinn machen, gewisse grundlegende Methoden zu normen, z. B. die Art und Weise des Insektenfangs (bei ähnlichen Fragestellungen der Studien natürlich. Will man z. B. nur wissen, wie viele Ameisen in Zeit x auf Pflanze y klettern, ist klar, dass es ein anderer Versuchsaufbau ist).
    So pauschal einfach alles zu normen macht keinen Sinn. An erster Stelle steht immer die Fragestellung. Und nach dieser sollten sich dann die Fallen richten. Nicht nach einer Norm- oder DIN-Wut. Wenn Du ein Gebiet untersuchst und mit den Ergebnissen des DINA-Projekts vergleichen möchtest, dann macht es Sinn mit exakt dem gleichen Fallentyp zu arbeiten. Es stellt sich aber die Frage, in wie fern Du die Ergebnisse von Gebiet A mit denen aus Gebiet B vergleichen kannst. Da hinkt es zum ersten Mal. Wenn es um das Insektensterben an sich geht, ist die Normierung völlig egal. Denn egal, ob ich eine Falle des Typs vom Entomologischen Verein Krefeld aufstelle, oder eine mir aus irgendwelchen Gründen genehmere Falle, welche die gleichen Arthropoden fangen soll, ist es in einem Gebiet, wo noch nicht untersucht wurde, so oder so Grundlagenforschung. Habe ich ein Gebiet noch nicht untersucht, liegen mir keine Vergleichsdaten vor. Was soll ich also vergleichen? Ich muss die Vergleichsdaten erst schaffen. Und da ist dann egal, mit welchem Fallentyp ich bei der Erstuntersuchung arbeite. Wichtig ist nur, dass jede Folgeuntersuchung mit dem Fallentyp der Erstuntersuchung erfolgt.
    Da wird lediglich eine Grundlage auf Basis eines anderen Fallentyps geschaffen.
    Und schon kann man u. U. ganz unterschiedliche Ergebnisse gewinnen.
    Jain. Wie gesagt, ist das einfach von der Fragestellung abhängig. Wenn ich das Insektensterben untersuchen möchte, ist grundsätzlich erstmal egal, welchen Fallentyp ich verwende. Ob nun Malaisefalle A oder Malaisefalle B aufgebaut wird, ist völlig irrelevant. Wichtig ist nur, dass alle Fallen der Folgeuntersuchungen dem Fallentyp der allerersten Untersuchung entspricht. Verwende ich bei der ersten Untersuchung eine Malaisefalle, die anders ist, als die des Entomologischen Vereins Krefeld, habe ich, je nachdem, ob diese größer oder kleiner ausfällt, oder die Maschenweite größer oder kleiner ist, zwar andere Mengen als Ergebnis. Das Ergebnis wird aber bei beiden Fallentypen das gleiche sein, nur mit verschiedenhoher Menge an Biomasse. Sie werden trotzdem beide dokumentieren, dass ich ein Insektensterben habe, also keine unterschiedlichen Ergebnisse.

    Die Beschaffenheit des Ackers ist irrelevant. Es geht um herkömmliche Äcker, also keine Biobauern oder ähnliches, sondern um Äcker, die intensiv bewirtschaftet werden, also auch entsprechenden Einsatz von Fungiziden, Herbiziden, Insektiziden, aber auch entsprechende mechanische Bearbeitung und was dem Bauern nicht noch alles wichtig erscheint. Es gibt keine Ackerrandstreifen. Der Übergang von NSG zu Acker ist nahtlos.
    Könnte mir schon Unterschiede vorstellen, nicht nur bzgl. extensiver und intensiver Bewirtschaftung, sondern auch ob z. B. Zuckerrüben, Gemüse, Kartoffeln, Getreide, Raps, Tabak, Mais etc. – ergo Unterschiede in z. B. Pflanzenhöhe und Blüten und davon lebenden Insekten und der angewendeten Dünge-, Beiz- und Spritzmittel.
    Faierweise muss man aber wohl auch sagen, dass klar ist, dass man bei solchen Feldstudien meist nicht alle Faktoren berücksichtigen kann. Es sind einfach (zu) viele.
    Das wäre interessant, wenn das Artenspektrum die Fragestellung wäre. Ist es aber nicht. Die Fragestellung ist, ob Fluginsekten vom NSG ins Feld fliegen und Insekten vom Feld ins NSG. Da interessiert nicht, ob vermehrt Kartoffelkäfer vom Kartoffelacker ins NSG fliegen. sondern es interessiert, ob und in welchem Maße Insekten in das jeweils angrenzende „Biotop“ fliegen. Daraus kann möglicherweise z.B. der Rückschluss gezogen werden, ob die erhöhte Mortalität mit dem Besuch in der Agrarfläche direkt in Verbindung gebracht werden kann. Nach dem Motto „Vielleicht nehmen die Insekten die Gifte ja gar nicht im NSG auf, sondern fliegen in die angrenzenden Äcker, um z.B. Nektar und Pollen zu sammeln und nehmen dabei die Gifte auf. Es geht nicht darum ein Arteninventar zu ermitteln, sondern nur darum festzustellen, ob das Artenspektrum der einzelnen Fallen innerhalb eines Transekts identisch ist, oder unterschiedlich. Welche Arten das sind, ist egal.

    Nein, es spielt aus meiner persönlichen Sicht keine Rolle, da die Neonikotinoide mit dem Wind verdriftet werden und auch weit im NSG wirken. Das ist aber derzeit meine persönliche Meinung. Dem liegen keine wissenschaftlichen Erkenntnisse zu Grunde.
    Denke, dass Spritzmittel bei Wind mit verblasen werden, ist sicher bewiesen und bekannt.
    Auch wenn ein Bauer normalerweise kein Interesse daran hat, sein Geld abseits des Ackers zu versprühen, wird man es nicht völlig ausschließen können, dass es vorkommt. Abgesehen davon sind fast alle Neonicotinoide wasserlöslich, geraten somit auch in den Boden und mit der Zeit ins Grundwasser.
    Dass sie sich früher oder später anreichern und weiter verteilen, darüber dürfte eigentlich kein Zweifel bestehen.
    Das Gifte verdriftet werden muss man nicht diskutieren. Wer einmal zugesehen hat, wenn ein Bauer was auf den Acker ausbringt, egal ob Gifte oder Kalk oder sonst irgendwelches Feinzeug, der sieht auch, dass der Scheiß nicht nur auf dem Acker landet. Der Pferdefuß dürfte eher ein anderer sein. Früher konnten sich Gifte kaum anreichern, da sie eine vergleichsweise kurze Lebensdauer hatten. Die Halbwertzeiten betrugen meist wenige Tage oder Wochen. Das heißt, dass z.B. nach wenigen Tagen das Gift nur noch halb so wirksam war, wie zur Zeit der Ausbringung. Es war also innerhalb recht kurzer Zeit nicht mehr existent. Neonikotinoide hingegen sind sehr langlebig. Hier kann sich nicht nur anreichern, sondern die Gifte können auch viel weiter verdriftet werden, ohne ihre Wirkung zu verlieren. Ich denke, dass unter anderem hier ein Problem liegt.

    Man muss die Leute ja irgendwie dazu kriegen mitzumachen. Wenn du einem Bauern erklärst, worum es dabei geht, fühlt der sich auf den Schlips getreten und macht nicht mit. Das heißt, man zahlt nicht nur, man muss auch noch ausgesprochen diplomatisch damit umgehen. Die Erklärung, worum es geht, ist dabei nicht das Problem, sondern das Gefühl, dass man dem Bauern vermittelt, nach dem Motto "Alles die Schuld der Bauern!".
    Ja, die Problematik ist mir bekannt, ist nicht so einfach.
    Wie hoch die Entschädigungen sind, fällt je nach Bundesland vermutlich unterschiedlich aus (sofern es kein länderübergreifendes Projekt ist).
    DINA ist ein bundesweites Projekt. Da stehen Gelder für die unterschiedlichen Dinge zur Verfügung. Man hat ein Budget, das man nutzen kann. Es gibt sicherlich festgesetzte Obergrenzen, wieviel der Bauer pro qm bekommt, aber ob er nun die Obergrenze bekommt, oder weniger, ist eine Frage des Verhandlungsgeschicks und ob die zuständigen Leute auch Lust haben zu verhandeln. Wieviel der einzelne Bauer dann im Endeffekt kriegt, damit hat der Bund oder die Länder nichts zu schaffen.

    Die Fläche ist klein, aber die Ausgleichszahlungen sind meines Wissens deutlich höher, als was der Bauer in dem Zeitraum mit den paar Quadratmetern erwirtschaften kann. Die genaue Höhe kenne ich aber nicht. Auch nicht, ob und wie sie ermittelt wird, oder ob es einfach nur eine Frage des Verhandlungsgeschicks ist.
    Reich werden kann man damit aber sicher auch nicht. Denke schon, dass es festgelegt ist, evtl. aber auch abhängig vom Auftraggeber der Studie. Bricht man manche Entschädigung vom ha auf den qm herunter, ist das manchmal nur +/- 1-2 €.
    Wenn man mit solchen Sachen nicht reich werden könnte, würden es die Bauern nicht machen. Die Bauern leben doch heute mehr von den Subventionen die sie kassieren, als dass sie von dem Leben, was der Acker hervorbringt. Und 1 bis 2 € pro qm, wo ansonsten nur ein paar Cent bei raus kommen, sind schon eine Menge Geld. 2 € klingt wenig. Aber 2 € mal 10.000 qm sind dann schon 20.000 €…

  • Einerseits stelle ich mir das schwierig vor, andererseits beschäftigt mich diese Sorge:
    Es gibt inzwischen genügend Arten, die +/- stark gefährdet sind.
    Wenn ich mir nun 1 ha vorstelle (mit und/oder ohne Acker), wo die ganze Zeit Fallen stehen – d. h. rund um die Uhr das Risiko für ein Insekt, in der Falle zu landen – und es gibt Arten, die ohnehin schon selten sind, wie groß ist dann der Schaden einer Studie, wenn ein halbes Jahr die Fallen dort stehen ?
    Es muss nicht mal das letzte Insekt seiner Art in dieser Region sein, es reicht, wenn es einfach irgendwann zu selten vorkommt, damit es dort verschwindet.
    Und wenn ich nun daran denke, dass x Unis und Institutionen meinen, noch eine Studie und noch eine Studie und noch eine Studie zum Artensterben machen zu müssen, dann..., ja, was soll man dann davon halten ?
    Daten zum Artensterben gibt es genug.
    Ich würde mir wünschen, dass es etwas organisierter abläuft und nicht jeder xy meint, seine eigene Studie machen zu müssen (kein Vorwurf an dich).

    Das täuscht und Du gehst von falschen Grundlagen aus.
    1. Fallen aufstellen darf nicht jeder wie er will. Das muss man genehmigen lassen. Wenn bereits eine Studie statt findet, werden die Behörden eine weitere immer verweigern. Egal wer anfragt. Und eine Studie mit der gleichen Fragestellung wird, nach Abschluss der einen Studie, auch nicht einfach wieder zugelassen. Obwohl man es problemlos könnte. Warum wird später vielleicht verständlich.

    Auf die Studien, deren Auftraggeber Bund oder Land sind, trifft das vermutlich zu. Aber übersiehst du hier nicht, dass es auch Studien gibt, die nicht von Behörden zugelassen werden müssen?
    Wenn es Studien gibt, die nicht von Behörden zugelassen wurden, sind diese entweder illegal und werden entsprechend, wenn es auffällt, mit empfindlichen Strafen bedacht, egal, ob Fallen aufgebaut werden, oder illegaler Weise NSGs davon betroffen sind, oder es handelt sich um Handfänge außerhalb von NSGs, die sich nur auf die nicht geschützten Arten beschränken. Und diese kannst Du absolut vernachlässigen. Handfänge haben, selbst in stark geschädigten Insektenpopulationen keinerlei Auswirkung auf den Fortbestand dieser.

    Unis haben ihr Budget, aber im Prinzip kann jeder Doktorand eine Studie machen, sein Prof sagt ok, fertig.
    Völlig falsch. Auch Unis müssen Beantragen und sie tun das auch. Ich habe inzwischen, obwohl nicht studiert, verschiedenste Studien mitgekriegt, oder sogar dabei geholfen. Immer waren entsprechende Genehmigungen beantragt und bewilligt worden.

    Und x kann einem Institut y eine Studie in Auftrag geben. Ich weiß es nicht sicher, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass inzwischen jedes Mal erst eine Genehmigung einer Behörde vorliegen muss (Ausnahmen bzgl. NSG oder Entschädigungen und ähnliche Extras natürlich ausgenommen).
    Doch, sobald Du mit Fallen arbeitest, muss eine Ausnahmegenehmigung vorliegen. Und die Universitäten legen großen Wert darauf hier sauber zu arbeiten. Wer unsauber arbeitet, riskiert seine Zukunft. Darüber hinaus darfst Du die Eigentumsrechte nicht missachten. Du kannst nicht einfach eine Falle auf einer Fläche aufstellen, ohne zu beantragen, da das Ganze, unabhängig von Naturschutzgesetzen, dann als Hausfriedensbruch gewertet werden kann. Stell Dir mal vor, Du hast einen Garten, 10.000 qm groß, womöglich auch noch eingezäunt. Da stehe ich immer mit einem Bein vor Gericht, wenn ich da einfach eindringe und mache, was ich will. Und gleiches gilt auch für das Eigentum von Bund, Ländern und Kreisen.

    Die gleiche Fragestellung kann zigmal hinterfragt und mit x weiteren Studien überprüft werden. Wenn nicht von diesem, dann von jenem. Und wenn bei einer Genehmigung die Fragestellung zu ähnlich ist, dann ändert man sie ein klein wenig ab und dann geht es auch.
    Sorry, aber das ist völliger Unfug. Bevor Universitäten Gelder ausgeben, um eine Fragestellung zu untersuchen, die bereits untersucht wurde und nachlesbar ist. hacken die sich lieber die Finger ab. Nein, es spielt sich nicht mal ansatzweise so ab, wie Du Dir das grade in Deinen grausigsten Träumen ausmalst.

    Es macht ja auch durchaus Sinn, nicht nur einer Studie zu vertrauen. Die Krefelder hatten auch ihre Schwerpunkte, andere wieder andere. Wie bei allem, eine Frage der Dosis – wann reicht es? Wie viele Studien müssen noch herausfinden, dass es ein Insektensterben gibt ? Ich bin nicht nur für 1,2 Studien, aber auch nicht für 50.
    Ein und die gleiche Untersuchung wird mit Sicherheit nicht ein zweites mal an der gleichen Stelle durchgeführt. Lediglich bei einem Monitoring wird die gleiche Fragestellung etwa 10 Jahre später überprüft, und wieder 10 Jahre später und wieder…, je nach dem, was man erzielen möchte. In unserem Fall waren es in den letzten 30 Jahren eben maximal drei Untersuchungen im selben Gebiet, immer im Abstand von +/- 10 Jahren (soll heißen, es kann auch mal nach neun Jahren die Folgeuntersuchung stattgefunden haben). In der Zwischenzeit gab es keine weiteren Untersuchungen, weil die Fragen der Behörden durch unsere Untersuchungen ausreichend beantwortet wurden. Üblicherweise geht es dann aber eher darum, wie sich ein Biotop entwickelt und ob man irgendwelche Maßnahmen ergreifen muss, um den Charakter des Biotops zu erhalten.

    Konstruktiver fände ich nun eher Studien, mittels derer man die Wirkung diverser Lösungsansätze und Möglichkeiten analysiert. Also einen Schritt weiter geht als nur festzustellen, wie viel % weniger Biomasse es wieder gibt.
    Du hast den falschen Ansatz. Um Untersuchungen machen zu können, was gegen das Problem helfen könnte, musst Du das Problem erst mal erkennen und verstehen. Wir haben erkannt, dass wir es an einigen Standorten in NRW mit massiven Abnahmen in der Biomasse zu tun haben. Und zwar sowohl auf Wirtschaftsflächen, als auch in Naturschutzgebieten. Ob das aber in der gesamten Bundesrepublik der Fall ist, weiß man nicht. Man weiß nicht mal, ob es in ganz NRW der Fall ist, oder aus irgendwelchen Gründen bisher nur in den von uns untersuchten Gebieten. Es mag in Deinen Ohren logisch klingen, dass wir, wenn wir bei allen Untersuchungen, die wir in NRW gemacht haben, eine Abnahme der Biomasse haben, es +überall so sein muss, aber das muss es nicht zwangsläufig wirklich. Das kann an anderer Stelle völlig anders sein. Die Frage Nr.1 ist, welches die Ursachen dafür sind. Einfach mit dem Finger auf die Bauern zeigen, hilft nicht. Du musst sämtliche Faktoren betrachten, die hier ein Problem sein können, als da z.B. wären Verkehr, globale Erderwärmung, die Wettersituation an sich (trocken heiße Sommer für zu einer stärkeren Mortalität unter den Larven, ebenso, entgegen der Annahme der Bevölkerung, milde, feuchte Winter – nicht pauschal auf alle Arten, aber auf einen großen Teil der Arten), Winterdienst, Windkraftwerke etc. pp. Es gibt so viele Faktoren, die man berücksichtigen muss, dass man nicht einfach raus trompeten kann, wer das Problem verursacht. Die jetzigen Untersuchungen im DINA-Projekt sind ein erster Schritt in die Richtung um Lösungsansätze zu finden. Es wird aber sicherlich nicht der letzte sein. Du musst Dir einfach im Klaren darüber werden, dass wir im Moment nur wenig wissen. Wir kennen gewissermaßen grade mal die Spitze des Eisberges. Alles, was bisher passiert, ist Schaffung von Grundlagen, auf denen man dann aufbauen kann. Du kannst auch kein Haus einfach hochziehen, ohne vorher das Fundament ordentlich ausgegossen zu haben. Wir haben in der Fragestellung noch kein Fundament und müssen dieses erstmal ausgießen. Deine Vorstellungen sind ja nicht falsch, aber sie sind zu früh. Deine Gedanken kann man noch nicht umsetzen, weil man noch gar nicht weiß, wo man ansetzen sollte.

    2. Es gibt so unendlich viele Biotope in Deutschland, dass die Universitäten nicht in der Lage sind diese alle mit einer Studie abzudecken.
    Den Anspruch, dass alle Biotope abgedeckt sein müssten, habe ich gar nicht. Wenn eine Studie repräsentativ ist, reicht das – und wenn 5 Studien repräsentativ sind, dann brauche ich auch nicht noch 10 mehr.
    Es geht nicht darum, welchen Anspruch Du hast, sondern wie wahrscheinlich es ist, dass ein und das gleiche Biotop innerhalb kurzer Zeit mehrmals auf verschiedene Sachen untersucht wird. Und da kann ich Dich beruhigen. Das ist nicht, wie Du es befürchtest.

    Es werden keine Lockstoffe eingesetzt. Das heißt, was da an Insekten rein fliegt, fliegt zufällig rein, weil es sich gerade auf dem Weg befindet und diese Falle passiert. Da fliegen tagtäglich unendlich viel mehr Insekten an der Falle vorbei.
    Ja - wobei angesichts der Abnahme sowohl hinsichtlich der Masse als auch der Arten teilweise wohl nicht mehr so sehr viele überhaupt vorbeifliegen.
    Mir ist nicht klar, was Du mir damit jetzt sagen willst. Das klingt wie ein Widerspruch, nur um aus Prinzip widersprochen zu haben.

  • Das, was in die Falle fliegt, ist die Spitze des Eisberges.
    Wir sprechen vom Insektensterben, lt. Krefelder Studie einer Abnahme der Biomasse von ca. 75-81 % je nachdem in welcher Periode. Das heißt für mich: so groß ist dieser Eisberg eben nicht mehr !
    Natürlich hast du Recht, dass einige Exemplare abgefangen werden und der Rest fliegt weiter.
    Aber regional ist es eben kein großes Summen und Brummen mehr.
    Entschuldige, aber ohne die Krefelder Studie hättest Du gar nichts gemerkt. Dir wäre aufgefallen, dass weniger Schmetterlinge fliegen. Das wird aber schon seit Jahrzehnten beklagt. Dass es insgesamt an Insekten fehlt, hätte aber ohne die Krefelder Studie bis heute kein Schwein gemerkt. Das hängt dann damit zusammen, dass wir die großen Mengen Insekten einfach nicht differenzieren können. Es spielt optisch keine Rolle, ob Du auf einem Acker 1.000.000.000 oder 200.0000.0000 Insekten hast. Du wirst nicht mal merken, dass so ein eklatanter Einbruch erfolgt ist, auch, weil der nicht von heute auf morgen erfolgte, sondern jedes Jahr ein bisschen.

    Ich kenne mich mit Statistik nicht aus, also kann nicht aus den gefangenen Insekten auf die Gesamtpopulation hochrechnen, weiß aber, dass, wenn z.B. ein Exemplar einer bestimmten Art in die Falle fliegt, mindestens eine sehr hohe dreistellige, wenn nicht sogar vierstellige Zahl Individuen im Biotop vorhanden sein muss.
    In einem intakten System und auf gewisse Arten bezogen mag das stimmen.
    Aber wie du selbst sagst: wer in die Falle fliegt, kann man nicht voraussagen. Da können auch mal seltene und bedrohte Arten dabei sein. Die Wahrscheinlichkeit ist zwar geringer, da sie auch selten vorkommen, aber sie ist da.
    Es können nicht seltene Arten in die Falle fliegen, sondern es fliegen definitiv auch seltene Arten in die Falle. Aber 1% von 1.000.000 ist bei Insekten für den Fortbestand der Art genauso irrelevant, wie 1% von 100. Es werden mit simplen Fallen niemals so viele Exemplare einer Art gefangen, dass es den Fortbestand der Art gefährdet. wir sind auch heute noch in der Situation, dass nicht „Sammler“ die Arten gefährden, nicht mal wenn sie illegal sammeln, sondern all die Probleme, die sich großflächig auswirken, wie z.B. Gifteinsatz, Trockenlegung von Biotopen, Straßenbau etc. pp., also Zerstörung der Biotope Das ist schwer zu verstehen und ich stelle immer wieder fest, dass die Menschen es erst verstehen, wenn sie sich mit der Materie intensiv und ernsthaft auseinander setzen. Die meisten machen einfach den Fehler, von der geringen Vermehrungsrate von Wirbeltieren, auf Insekten zu schließen. Ebenso wird gerne übersehen, dass eine kleine Population von Wirbeltieren zum Aussterben verdammt ist, weil die Inzuchtrate zu hoch ist. Das ist bei Insekten lange nicht der Fall. Die Mengen müssen sehr viel geringer sein, dass es hier zu einem Aussterbeprozess kommt, da Insekten weniger entwickelte Organismen sind. Man weiß nicht mal, ob nicht sogar ein Männchen und ein Weibchen reichen, um den Fortbestand zu sichern. Oder ob das von Art zu Art unterschiedlich ist.

    Wir haben hier z.B. eine Population Osmoderma eremita. Ich gebe der Population eigentlich keine Chance weiter zu bestehen. Es gab vor acht Jahren drei aktuelle Brutbäume (etliche weitere waren historisch besiedelt, sind aber auseinander gebrochen und bieten keine Brutmöglichkeit mehr), von denen einer abgegangen ist, so dass zwei verblieben sind. Wenn nicht innerhalb der nächsten, grob geschätzt, 20 bis 30 Jahre neue Brutbäume hinzu kommen, oder zufällig weitere entdeckt werden, wird die Population bald weg sein. In diesem Bereich haben wir eben die Höhlungen der Bäume untersucht. Ich bin Coleopterologe, also Käferfuzzie, Osmoderma eremita aus meiner Region wäre ein unglaublich toller Beleg für die Zukunft, aber wir haben jeden Käfer, den wir gefunden haben, wieder zurück gesetzt (waren leider nur vier).
    :) Ich hoffe, dass dieses verantwortungsvolle Handeln wirklich mehr verbreitet ist als ich es befürchte.
    Ich gehe mal davon aus, dass du dort auch keine Falle hinstellen würdest – einfach nur zur Sicherheit *salopp ausgedrückt* oder ?
    Ungefähr das meine ich: wenn es ein Gebiet gibt und man weiß, dass es dort eine Art gerade noch so gibt – dann finde ich eine Falle gewagt bzw. fehl am Platz.
    Ich kenne unglaublich viele Entomologen. Ich schätze mal, dass es so 500 Personen sein werden, die ich mehr oder weniger gut kenne. Aber von keinem ist mir bekannt, dass er sich anders benehmen würde, als ich es tue. Das hat was damit zu tun, dass man zwar irgendwie auch Sammler ist, aber dass man die Natur sehr liebt und meist schon aus Eigeninteresse respektvoller mit ihr umgeht, als der normale Naturspaziergänger. Das hängt damit zusammen, dass wir Entomologen was vermissen würden, wenn es weg ist, der normale Naturspaziergänger aber nicht mal was davon weiß und es ihn auch nicht interessiert. Ich gehe oft genug an Stellen, von denen ich weiß, dass ich dort bestimmte, seltene Arten finden kann, nur um diese zu sehen, um zu wissen, dass sie noch da sind. Ich hole sie aus ihrem Versteck, schaue sie an, freue mir ein Loch in den Bauch, mache eventuell noch Fotos und tue sie dann ins Versteck zurück. Der Otto-Normal-Verbraucher erklärt mich an der Stelle für verrückt.

    Ob ich an der Stelle mit Osmoderma eremita Fallen aufstellen würde, ist eine Frage dessen, was ich wissen möchte. Eine Malaisefalle würde keinen Sinn machen. Zum einen ist fast 100%ig sicher, dass Osmoderma da nicht rein fliegen würde, zum anderen macht eine Untersuchung auf Fluginsekten mitten im Wald keinen Sinn. Das wäre, als wolltest Du eine Ente sehen und schaust dafür aber 20 m weit vom Teich entfernt nach. wir hatten aber Fallen dort stehen. Zwei Stück. Aber keine Malaisefallen. Und die Fragestellung war eine völlig simple. In der Literatur steht, dass die Männchen von Osmoderma auf den Geruch von Pfirsichen reagieren. Der Geruch soll dem weiblichen Sexualpheromon ähnlich sein. Um das zu überprüfen haben wir vor zwei Brutbäume, relativ dicht an die Öffnung zur Stammhöhle, jeweils einen sogenannten Lufteklektor gehängt, der mit Pfirsich bestückt wurde. Es waren Lebendfallen, die Tiere, die also in diese Falle geraten, sterben nicht. Eine tägliche Kontrolle hat auch gewährleistet, dass gefangene Tiere mehr als rechtzeitig gefunden wurden, um sie wieder aussetzen zu können. Aufgrund dieser beiden Fallen wissen wir, dass sich Osmoderma zumindest in NRW um einen Pfirsich nicht kümmert. Das mit der Pheromonähnlichkeit wird offensichtlich aus irgendwelchen Gründen seit Jahrzehnten durch die Literatur gezerrt, weil es einer vom anderen abschreibt, ohne es zu überprüfen.


    Also kurz gesagt: durch meine nun mehr fast 30 jährige Käfererfahrung und mehr als 40 jährige Insekten-, respektive Wirbellosenerfahrung, kann ich mit gutem Gewissen behaupten, dass Fallen, die auf einem Zufallsprinzip aufbauen, so wie manuelle Fänge, niemals eine Insektenart gefährden können.
    Natürlich, es sind nicht die Fallen, die eine Insektenart gefährden und ausrotten. Das sind all die anderen Faktoren. Das ist klar.
    Aber die Fallen können auch mal das i-Tüpfelchen sein, wenn eben zufällig ein ohnehin schon sehr seltenes Exemplar sich hineinverirrt.
    Ein klares NEIN. Wenn eine Falle eine Insektenart ausrottet, dann wurde entweder zusätzlich z.B. mit Pheromonen gearbeitet (selbst das reicht nicht über eine Vegetationsperiode, das müsste man mehrere Jahre lang wiederholen), oder aber die Population war in einem Maße am Ende, dass sie ohne die Malaisefalle auch verschwunden wäre. allerdings ist die Art dann so selten, dass es extrem unwahrscheinlich ist, dass ein Exemplar da rein gerät. Man sprich hier davon, dass eine Art unterhalb der Nachweisgrenze liegt. Das heißt, dass die Tatsache, dass Du eine Insektenart nicht mehr findest, noch nicht bedeutet, dass sie bereits ausgestorben ist. Man hat sie nur nicht gefunden. Weshalb man auch nicht pauschal von „ausgestorben“ spricht, sondern von „ausgestorben/verschollen“. Es ist zwar blöd, aber das Nichtfinden ist leider (oder zum Glück) nicht der Beweis dafür, dass die Art ausgestorben ist. Du hast keine Vorstellung, wie viele Arten plötzlich wieder da waren, wenn sich die Bedingungen für sie verbessert hatten und wie viele Arten, obwohl sie nicht unterhalb der Nachweisschwelle existierten, schlicht übersehen wurden. Möglicherweise können wir in absehbarer Zeit eine Art neu für D melden…, weil sie übersehen wurde.

  • Obwohl es nach meiner derzeitigen Einstellung keine Rolle gespielt hätte.
    Möglich, dass es keinen Unterschied macht.
    Aber genauso auch möglich, dass es doch einen Unterschied macht.
    Das weiß Mensch nicht – aber er kann immerhin etwas dafür tun, indem er eine Chance nicht kaputt macht.
    Klingt doof, aber doch, ich weiß es.

    Von größerem Interesse ist hier aber, in welcher Form Arten, die auf dem Acker nicht vorkommen, in diesen rüber wechseln und somit durch dortige Gifte etc. beeinträchtigt werden, respektive Arten aus dem Acker ins NSG wechseln und die Häufigkeit der Arten, um ggfs. Rückschlüsse ziehen zu können, ob sich Gifte auf das NSG auswirken und wenn ja in welcher Form. Meines Wissens besteht auch die Möglichkeit, zu versuchen, die Gifte in den gefangenen Insekten nachzuweisen. Ob das so stimmt, weiß ich aber nicht.
    Wechsel Acker-NSG bzw. umgekehrt – hm, auch interessant.
    Angenommen im NSG gibt es Art x häufig und im Acker selten – dann kann man aber auch nicht zwangsläufig daraus schließen, dass die Art vom NSG in den Acker driftet (oder umgekehrt). Diese Schlussfolgerung stützt sich dann doch eher auf der Kenntnis des für die Art optimalen Lebensraums.
    Außer man markiert viele von Art x im NSG und sieht nach, wie viele davon in der Ackerfalle landen. Das wäre dann wirklich ein Nachweis für einen Wechsel.
    Du übersiehst, dass man die Ansprüche nicht aller Arten, aber vieler Arten kennt und weiß, ob der Acker Lebensraum ist oder nicht. Davon abgesehen kannst Du davon ausgehen, wenn es kein Ubiquist ist, der in die Falle gegangen ist, dass dieses Tier nicht im Acker lebt, sondern diesen nur aus bestimmten Gründen besucht hat. So ist logisch, dass Wildbienen zur Nektarsuche (auch) in das Rapsfeld wechseln. Es würde aber nie jemand behaupten, dass sie dort leben, sich dort reproduzieren oder sonst was anderes machen, als Nektar sammeln oder den Acker einfach nur überqueren wollten.

    Oder angenommen, man vergleicht z. B. 7 aufeinander folgende Jahre: anfangs gab es Art x nicht auf dem Acker und im 4. ein paar, im 7. viele – könnte man auch denken, sie sind auf dem Acker eingewandert.
    Das hängt von der Art ab. In den allermeisten Fällen, mit ganz geringen ausnahmen, könnte ich Dir, sogar wenn ich die Art an sich nicht kenne, sagen, ob der Acker Biotop ist oder nicht. Aber auch wechselnde Zahlen sagen nichts darüber aus, da die Menge einer Art so extremen Schwankungen ausgesetzt ist, dass Du solche Aussagen erst über Langzeitstudien tätigen kannst. Und Langzeitstudie heißt hier aus meiner Sicht wenigstens 20 Jahre untersuchen, besser 30 Jahre.

    Aber eine wirkliche Aussage treffen ist dennoch schwierig: Auf einem Acker wird normalerweise immer mal wieder die Fruchtfolge gewechselt und entsprechend auch anders gespritzt, war es also z. B. die wechselnde Fruchtfolge, der Wechsel der Spritzmittel oder tatsächlich der Einfluss des NSG direkt daneben?
    Das ist nicht die Frage. Die Frage ist, ob Insekt A, welches im Biotop in den Fallen gefunden wurde, auch im Acker in der Falle gefunden wurde. Wenn ja, was macht die Attraktivität des Ackers aus, dass es dort hingeflogen ist. In Frage kommt vor allem Nahrungssuche (Fluginsekten sind sehr mobil), ggfs. aber auch der Wechsel vom einen Biotop ins andere (Insekten versuchen auch neue Lebensräume zu erschließen und überfliegen dafür eben ungeeignete Lebensräume) und viele andere Gründe. Du kannst davon ausgehen, dass die wenigsten Fluginsekten, die in der Malaisefalle im Acker gefunden werden, dort ihren Lebensraum haben. Sie können aber Aufschlüsse darüber liefern, in welcher Form es Insekten in den Acker zieht und in welcher Menge und welches Gefahrenpotential dabei vom Acker ausgehen könnte. Vielleicht vergiften sich Insekten ja gar nicht im NSG, sondern im Acker? Wer weiß das schon?

    Interessanter wäre aus meiner Sicht die Fragestellung, wie groß ein NSG/Biotop sein muss, damit die Landwirtschaft nicht auch auf die Kernbereiche Einfluss hat. Aus meiner persönlichen Sicht sind viele NSGs einfach wesentlich zu klein, als dass der Schutz, den sie bieten sollen, faktisch vorhanden ist. Das ist nicht nur eine Frage der Landwirtschaft, sondern auch von Besucherdruck, Verkehr etc. pp.
    Jep. Die Zerstückelung wird leider noch zu wenig beachtet (trotz guter Beispiele von Verbindungsbrücken).
    Zerstückelung war bei diesem Ansatz gar nicht die Frage, sondern die Größe eines NSGs. eine Straße durch eine große Wiesenlandschaft muss sich nicht zwingend negativ auswirken, bzw. zumindest nicht so, dass es einen nennenswerten Einfluss hätte. die Frage ist viel mehr, wie groß ein Biotop sein muss, um es vor schädlichen Einflüssen wie Besucherdruck, Gifteinsatz etc. zu schützen.

    Es werden die Gene der Mytochondrien ausgewertet. Diese sind nicht ganz so differenziert wie andere, aber man kann sie sehr viel einfacher ermitteln. Das komplette Gen ist einzigartig. Man kennt die Abweichungen innerhalb einer Art, so dass man anhand der Gene inzwischen auch oft genug festgestellt hat, wo es sich um mehr als eine Art handelt. Man muss einfach sehr viel berücksichtigen. [...] Ach ja..., man hat noch nicht alle Gensequenzen, aber z.B. bei den rund 7.000 heimischen Käferarten in D hat man die Sequenzen
    Hm, ob das Genom in den Mitochondrien evtl. besser geschützt ist (doppelte Membran) und dadurch quasi länger haltbar für den Nachweis?– keine Ahnung.
    Da deren Genom nicht so differenziert ist, fände ich es noch weniger geeignet, um verlässlich Arten zu bestimmen. Aber wenn es reicht... ok g
    Du sprichst von Sequenzen, aber du meinst schon das ganze Genom, nicht nur das der Mitochondrien der 7.000 Käferarten, oder ?
    Ich meine schon das gesamte Genom. Um das aber näher zu verstehen, müsstest Du Dich mit einem Genetiker unterhalten. Die Fragen kann ich nur unbefriedigend beantworten. Ich weiß, dass das Genom der Mitochondrien ein paar Probleme bereitet, aber die Analyse des Genoms der Mitochondrien ist wesentlich billiger, weil wesentlich weniger aufwändig. Und mit etwas Erfahrung, hat man die Probleme auch im Griff.

    Das klingt nicht nur sinnvoller, es ist es auch. Aber man kann nur mit dem arbeiten, was man hat. Die Genetik steckt an dieser Stelle gewissermaßen noch in den Kinderschuhen. Ich halte es für möglich, dass man innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre in der Lage ist, das Artenspektrum anhand der Konservierungsflüssigkeit zu ermitteln, sprich die arten ermittelt anhand des genetischen Materials, das von jedem Tier an die Konservierungsflüssigkeit abgegeben wird und nichts mehr geschreddert wird. Selbst heute wird ja nur ein gewisser Anteil der gefangenen Insekten geschreddert und nicht die gesamte Masse.
    Oh - Verständnisfrage zu deinem letzten Satz: es wird nur ein Teil der Insekten "geschreddert".
    Das heißt, es wird prinzipiell nur ein Teil der Insekten zur DNA-Analyse weiterverarbeitet und damit nur ein Teil per DNA bestimmt ? Und der Rest ? Und das Verhältnis von geschreddert zu ungeschreddet ?
    Das wäre ja dann quasi die Stichprobe einer Stichprobe... ?
    Ich kann es Dir nicht 100%ig sicher sagen, aber mein letzter Kenntnisstand ist, dass nicht die gesamte Masse geschreddert wird, weil bereits bei der Hälfte der Masse 99% der Arten, die in der Suppe schwimmen, erfasst werden. Es ist also keine Stichprobe, sondern eine 100%ige Analyse, bei der die geringe Menge, die nicht erfasst wird, nicht ins Gewicht fällt.

  • Die Bandbreite ist hier nur in so fern relevant, dass einen diese in die Lage versetzt, auch abstrus wirkende Tiere zu bestimmen. Der eigentlich Sinn ist aber mehr das Vorkommen einer Art in einem Biotop zu dokumentieren. Das heißt, dass im Extremfall in einer Schmetterlingssammlung mit 100 Aglais urticae, jeder einzelne, oder je ein Pärchen aus einem anderen Biotop stammt. Andererseits sind es grade die Hobbyentomologen, die durch ihre sammlerische Tätigkeit unser Wissen über die Verbreitung der Arten erst so weit bringen, wie es heute ist. Wie gesagt: das manuelle sammeln gefährdet keine Art. Selbst das Sammeln von Schmetterlingen ist für den Fortbestand ohne jede Relevanz.
    Wie oben schon gesagt: natürlich sind es die Umweltbedingungen, die entscheiden, ob eine Art überlebt oder nicht.
    Aber ich bleibe dabei, dass ein Sammler sehr wohl Einfluss auf das Überleben einer Population hat, wenn diese in der Region ohnehin schon stark gefährdet ist und er trotzdem noch meint, Exemplare fangen zu müssen. Da muss das Hirn und Verantwortungsgefühl eines Sammlers Stopp sagen.
    Mag ja sein, dass auch ohne sein Zutun die Population nach ein paar Jahren zusammenbricht – aber diese Zeit wäre immerhin ein Puffer, in der mit viel Engagement auch noch etwas Entscheidendes und Erfolgreiches für den Schutz und die Rettung der Population getan werden könnte.
    Wie weiter oben ein klares NEIN. es gibt einfach keinen Beleg, dass ein Sammler geschafft hätte eine Art nur durch sammlerische Tätigkeit auszurotten. Und im Falle der Insekten, bzw. der Wirbellosen wird man das auch nicht schaffen. Die Tiere sind einfach zu klein. so klein, dass das, was der Sammler findet, immer nur die Spitze des Eisberges ist. Geht er zig mal in ein Biotop, um immer wieder der gleichen Art nachzustellen, wird er sie zwar dezimieren, aber niemals ausrotten können, weil er einen gewissen Prozentsatz IMMER übersieht. Und dieser Prozentsatz reicht, um den Fortbestand der Art zu gewährleisten. Ich behaupte sogar, dass man, trotz der Tätigkeit des Sammlers, nicht mal merken würde, dass die Art weniger wird. Wenn eine Art ausstirbt, dann würde sie auch ohne das Zutun des Sammlers aussterben. Und das Einstellen der sammlerischen Tätigkeit würde den Puffer auch nicht verlängern. Wie oben bereits geschrieben, ist das sehr schwer zu verstehen, wenn man sich mit der Materie nicht sehr intensiv befasst. Du musst Insekten verstehen, auch deren Fähigkeiten und die dadurch vorhandenen Möglichkeiten, um zu verstehen, weshalb Sammeln keinen Einfluss hat, solange man nicht mit Hilfe von Pheromonen o.ä. arbeitet. Aber man darf das Sammeln von Insekten nicht mit z.B. der früheren Tätigkeit des Sammelns von Vogeleiern vergleichen. Das ist Äpfel mit Birnen vergleichen, wegen der unterschiedlichen Größe, der Reproduktionsrate und anderer Dinge.

    Auch die Ausweisung der gesondert geschützten Arten ist das Papier nicht wert, auf dem sie geschrieben stehen. Es verbietet das Sammeln dieser Arten, aber der Bauer nebenan darf die Giftspritze raus holen. Und wenn die Kommune oder der Kreis, ggfs. das Land der Meinung ist, dass man eine Plage mit Gift bekämpfen sollte, dann wird auch das getan und wirkt sich mehrfach schlimmer aus, als das Sammeln. Wenn ein wirtschaftliches Interesse dahinter steht, ist nicht nur die Tötung von geschützten Arten auf einmal statthaft, sondern sogar die Zerstörung ihres Lebensraums. Beispiele hierfür gibt es massenhaft.
    Dass sehr viele Gesetze hier absolut unzureichend sind, da stimme ich dir vollkommen zu. Und das, obwohl wir hier noch relativ gut dran sind, aber der Schutz der Natur ist noch zu wenig. Die meisten kennen das Problem vom Tierschutzgesetz mit seinen x Ausnahmen. Genauso ist auch die Änderung des § 44 BNatSchG 2016 oder 2017 ein Graus.
    Doch auch wenn ein Schutz noch nicht 100 % greift, bin ich trotzdem froh um jedes Schutz-Fitzelchen, das in die richtige Richtung geht. Dass es gleich perfekt ist, kann man aufgrund der Komplexität vermutlich gar nicht erwarten, dafür muss man etwas tun und das dauert leider – und leider für viele Arten viel zu lange :(
    Das Problem ist aber, dass sehr viele der Schutzfitzelchen kontraproduktiv sind. Das BNatSchG mausert sich immer mehr zu einem Gesetz, dass das Individuum schützt, aber nicht die Art. Und es erzielt mit den bisherigen Veränderungen mehr und mehr, dass wir in absehbarer Zeit niemanden mehr haben, der Biotope inventarisieren könnte. Es ist heute schon unmöglich alle Insekten eines Biotops zu erfassen, weil es nicht mehr genug Leute gibt, die sich mit Sammelmethodik auskennen. Mit Fallen erwischst Du immer nur einen Bruchteil der Arten. Und selbst dann nur, wenn sich die Leute mit dem Aufbau der Fallen auskennen. Im letzten Jahr war ich z.B. an drei Terminen unterwegs, um Fehler beim Aufbau von Fallen zu korrigieren. Studenten wissen nämlich nicht alles. Oft genug, weil ihren Professoren auch nicht mehr wissen. Ich habe nichts gegen Schutzgesetze, aber Naturschutz wäre für mich ein Biotop zum NSG zu erklären und diesen Zustand dann gegen alle Eingriffe zu verteidigen. Sobald aber ein wirtschaftliches Interesse besteht, werden NSGs platt gemacht. Es geht nach wie vor nach dem Motto: die Großen fängt man, die Kleinen hängt man. Konstruktiv wäre, wenn man den Schutz der Arten darauf beschränkt, dass der Handel mit ihnen verboten ist. In Naturschutzgebieten nicht das Sammeln verbieten, sondern einfach nur das Verlassen der Wege, bzw. das Sammeln allgemein erlauben, ohne Einschränkungen. (immer bezogen auf Wirbellose) Wenn man das konsequent durchziehen würde, hätten wir schon die halbe Miete auf dem Weg zu einer guten Koexistenz von Schutz und Artenkennern. Wenn dann NSGs noch eine gesetzlich festgesetzte Mindestgröße haben müssen, bei der ein Vordringen in die Kerngebiete den hart gesottenen vorbehalten ist, die bereit sind 3 km zu latschen, dürften schon die meisten Probleme behoben sein. Dann kommt es nur noch auf unseren Umgang mit der Natur an. Da müssen dann aber eher Landnutzung, Gifteinsatz u.ä. reglementiert werden. Nicht das Bundesnaturschutzgesetz.

    Nehmen wir den oben genannten Osmoderma eremita. Der kommt in Stuttgart im park am Bahnhof vor, in diversen Brutbäumen. Für den Bau von Stuttgart 21 aber wurde das Fällen von zwei oder drei Brutbäumen dieser Art genehmigt. eine Art, die nach deutschem Recht zu den besonders geschützten Arten zählt, der nach europäischen Recht eine besondere Aufmerksamkeit und Umgehensweise mit der Art und ihrem Biotop gilt (FFH) und bei der ich, würde ich dort hinfahren und ohne gesonderte Genehmigung einen Käfer für meine Sammlung entnehmen, sofort eine saftige Strafe erhalten (ich schätze man würde mit 250 € anfangen), für die Biotopszerstörung aber bekommt man gewissermaßen einen Orden.
    Ja, solche Beispiele frustrieren und wenn das Herz daran hängt, macht es doppelt wütend und traurig.
    Nebenbei fände ich 250 € auch zu wenig. Solche Strafen müssten meiner Meinung nach auch höher sein bzw. z. B. prozentual vom Einkommen abhängig gemacht werden. Die meisten reagieren doch erst, wenn es dem Geldbeutel weh tut.
    Es sind ja nicht nur Einzelbeispiele. Man hat solche Ereignisse doch am laufenden Band. Siehe z.B. Hambacher Forst. 250€ tun schon ganz schön weh. Und das ist die erste Strafe. Wirst Du erneut bei dem Delikt erwischt, ändert sich das ganze massiv. Nicht umsonst kann der Verstoß gegen die Naturschutzgesetze mittlerweile, wenn ich es richtig mitgekriegt habe, nicht mehr nur 100.000€ kosten, sondern sogar 1.000.000€. Da kommt es dann zu Gerichtsverhandlungen und das Strafmaß wird dann an Deinem Einkommen festgemacht (es macht wenig Sinn einen Menschen mit 1.000€ Nettoeinkommen mit 1.000.000 zu bestrafen).

    Viele Grüße
    Klaas

  • Liebe Naturfreunde,
    zu den Farben:
    blau = Statement von Klaas
    schwarz = Kommentar von Sky
    rot = Replique von Klaas.

    @Klaas Reißmann: Deine Energie mit den superausführlichen Antworten und Darstellungen kann ich nur bewundern. Wer hier hat schon solche Erfahrung und Kenntnis? Außer dir hier nur eine halbe Handvoll. Wem deine Ausführungen zu viel sind, braucht sie nicht zu lesen. Ich habe sie gelesen und finde sie hochinteressant.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

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