Dankeschön für die Mühe. Meine Wohnung ist ja ebenfalls mit massig vielen Speckkäfern, hier Wollkrautblütenkäfern befallen. Das teilte ich dem Amt auch mit.
Anthrenus, Anthrenocerus und andere Arten (meist Familie Dermestidae - Speckkäfer) haben nichts mit Hygiene zu tun. Aus der Erfahrung heraus kann ich Dir sagen, dass sie praktisch in jeder Wohnung vorkommen oder vorkamen und wieder mal vorkommen werden. Wer ein wenig auf so etwas achtet, der kennt Anthrenus zumindest vom Aussehen her. Ich tendiere dazu zu behaupten, dass vermutlich 100% der Bevölkerung in ihrem Leben schon Kontakt mit einer der Anthrenus-Arten hatten. Anthrenus ist kein Vektor, also kein Krankheitsüberträger und kein Vorratsschädling. Für ein Restaurant, eine Kneipe o.ä. also rein aus hygienischen Aspekten völlig uninteressant, auch im Hinblick auf behördliche und gesetzliche Vorgaben. Insofern ist das Amt hier aus der Nummer raus. Wichtig wäre, dass Du mal einige Käfer einsammelst und mir zuschickst, damit ich mich davon überzeugen kann, ob wir es wirklich mit Anthrenus verbasci zu tun haben, oder nicht mit einer Verwechslungsart. Wenn Du magst, kann ich Dir ein kleines, unauffälliges Plastikfläschchen (3 cm lang, im Durchmesser ca. 5 mm) mit Schraubverschluss zuschicken, in das Du ein paar Käfer rein steckst und es mir dann zurück schickst. In diesem Fall nimmst Du bitte Kontakt per Email auf: klaasreissmann ÄT gmx PUNKT de. Wenn Du es auch in der Gaststätte tun möchtest, schicke ich Dir 2 Plastikfläschchen zu, damit ich die eindeutig trennen kann. Dann musst Du die Dinger aber auch eindeutig beschriften.
Inzwischen habe ich diese auch auf Arbeit massiv. Ich habe gestern nur geweint. Ich arbeite in einer großen Gaststätte, auch das weiß das Gesundheitsamt. Meine Chefin weiß, dass ich seit dem letzten Jahr ein Schädlingsproblem in meiner Wohnung habe. Ich habe Angst, dass ich auch noch meinen Arbeitsplatz verliere und mich bald nirgends mehr blicken lassen kann. Es ist nur noch eine Frage von Tagen bzw. Wochen bis der Befall dort so explodiert, dass alle Mitarbeiter das Problem erkennen und die Schädlinge bereits zu Hause haben.
Die Wollkrautlütenkäfer sehe ich bereits täglich, selbst am Boden krabbelnd.
Ich traue mich nicht mehr etwas zu sagen. Die Gaststätte ist riesig, mit Übernachtungszimmern. Das bekommt man doch nie wieder in den Griff, oder?
Der Nachweis, dass Du Anthrenus verbasci in die Gaststätte eingeschleppt hast, ist nahezu unmöglich. Die Art befindet sich überall im Freien und kann jederzeit durch offene Türen und Fenster rein kommen. Auch ist die Verschleppung aus Deiner Wohnung in die Gaststätte nahezu unmöglich. Du hast in der Regel Deine Kleidung am Körper und darüber hinaus eine Tasche dabei. Alles, was Du von zuhause mitnimmst wird durch jede Bewegung erschüttert. Erschütterung bedeutet für die Käfer und die Larven Gefahr. Also lassen sie sich fallen und bleiben in Deiner Wohnung, maximal vor Deiner Wohnungstür. Das Du die Schädlinge eingeschleppt hast ist deshalb mehr als unwahrscheinlich. Die waren eher vor Dir da, nur dass sie Dir jetzt, wo Du sensibilisiert bist, halt auffallen. Einen Grund für eine Kündigung kann ich nicht erkennen. Sollte eine Kündigung ausgesprochen werden, wärest Du gut beraten eine Kündigungsschutzklage zu führen. Hast Du kein Geld für einen Rechtsanwalt und um einen Prozess zu führen, kannst Du Prozesskostenbeihilfe beantragen. Der Rechtsanwalt Deines Vertrauens wird Dich darüber aufklären, was Du machen musst und wie das geht. Im Zuge des Antrags wird man Dich darüber aufklären, welche Einkommensgrenzen zugrunde gelegt werden, also ob Du eine Chance hast, Hilfe zu bekommen. Ich würde aber, nach dem, was ich von Gaststättenpersonal weiß, vermuten, dass Du sie bekommst. Die Prozesskostenbeihilfe dürfte aber nur in Hinblick darauf wichtig sein, dass Du, wenn Du eine Klage führst, im Vorfeld sowohl für die voraussichtlichen Anwalts- als auch die voraussichtlichen Gerichtskosten aufkommen musst. Im Nachhinein wird das für Dich, in Bezug auf die Kosten, eine Nullrechnung. Kündigungsschutzklagen gehen fast immer zu Ungunsten des Arbeitgebers aus. Da in Deutschland die unterlegene Partei in einem gerichtlichen Prozess für sämtliche Kosten aufkommen muss, fließt das Geld nach Urteilsspruch wieder zurück.
Das der Befall explodiert, glaube ich nicht, bzw. nur in Abhängigkeit der Artbestimmung. Ist es wirklich Anthrenus verbasci, ist die Entwicklungsgeschwindigkeit so langsam, dass da nichts explodiert. Jedenfalls nicht in wenigen Wochen, sondern eher Jahren. Anthrenus verbasci bringt im Jahr eine Generation hervor. Die Eimenge, die von den Weibchen gelegt wird, ist gering, so dass bis zu einer Massenvermehrung, wenn man nichts tut, etliche Jahre vergehen. Sollte der Befall tatsächlich explodieren, bezweifle ich, dass wir es mit Anthrenus verbasci zu tun haben. In dem Fall dürfte es sich eher um die sehr ähnliche Schwesternart Anthrenocerus australis (Australischer Teppichkäfer) handeln, die im Jahr drei bis vier Generationen hervorbringt. Aber die Anwesenheit in der Gaststätte ist sicherlich nicht ursächlich auf Dich zurück zu führen. Da gibt es sehr viele, sehr viel wahrscheinlichere Szenarien, wie sie da hin kommt.
Im Fall von Anthrenus verbasci kriegt man das in den Griff (ohne Gift - um genau zu sein, hilft Gift nicht weiter, nahezu Null). Es wird aber arbeitsintensiv und zeitlich aufwändig. Im Falle von Anthrenocerus australis wird es eine hardcore Nummer, da sowohl mit Giften gearbeitet werden muss, als auch mit der Methode zur Bekämpfung von Anthrenus verbasci. Also aufwändig und kostenintensiv. Das sollte aber, zumindest im Falle der Gaststätte, nicht Dein Problem sein.
Liebe Grüße
Klaas