Alm 2014: ei gucke: ein paar Pilze aus Österreich

  • Liebe Naturfreunde,
    ein paar aktuelle Pilze habe ich in Österreich auch fotografiert, hier ist eine Auswahl.

    Blaugrüner Rötling - Entoloma incanum
    Sie sind recht klein mit einem Hutdurchmesser von max. 2 cm und wuchsen in einer stark bewachsenen, jedoch gepflasterten Garageneinfahrt. So grün im Grünen extrem getarnt.

    [Blockierte Grafik: http://www.das-naturforum.eu/forum/attachment.php?aid=37967]


    Reifpilz - Cortinarius caperatus
    Wird in Deutschland in die Gattung Rozites gestellt, die Österreicher bevorzugen Cortinarius. Die Art war hier lange recht häufig, blieb aber die vergangenen Jahre über mehr oder weniger aus. Dieses Jahr recht häufig, aber eine so große Gruppe mit an die 50 Fruchtkörpern, das habe ich noch nie gesehen.


    Mutterkorn an Gras - Secale cornutum
    Zum ersten Mal in der Natur entdeckt, der längere hatte eine Größe von 13 mm. Dass diese Pilzart zwei Stadien hat, habe ich erst im Buch nachgelesen. Die Fotos zeigen offenbar das infertile Sklerotien-Stadium (Secale cornutum). Erst auf diesem Sklerotium entwidckeln sich die fertilen Pilze, die dann Claviceps purpurea heißen. Ich habe mich schon gefragt, ob man die fertilen überhaupt mit bloßem Auge sehen kann.


    Flaschen-Stäubling - Lycoperdon perlatum


    Espen-Rotkappe - Leccinum albostipitatum


    Gelbe Lohblüte - Fuligo septica


    Hasen-Öhrling - Otidea leporina
    (det. Dr. W.D. der Österreichischen Mykologischen Gesellschaft)
    Diese Pilzart mit alpiner Verbreitung bekommt man auch nicht alle Tage zu sehen. Der große, liegende Fruchtkörper auf dem zweiten Bild war 35 mm lang.


    Hohlfuss-Röhrling - Boletinus cavipes


    Dauerporling - Coltricia perennis


    Trompeten-Pfifferling - Cantharellus tubaeformis
    sind jetzt nach dem Dauerregen zahlreichst im Wald erschienen


    Ach ja, es gibt sie auch hier:
    Steinpilz - Boletus edulis

    leicht überständig, also stehen gelassen

    ein echter Karwenzmann, leider war ich zu klein und Hang viel zu steil. Am nächsten Tag war er weg, größer zu sein als ich ist ja auch keine Kunst.


    Und als echtes Zuckerl zum Abschluss:
    Täubling - Russula spec.
    Hier sind zwei kleine Täublinge auf einem größeren (Hutdurchmesser 10 cm) gewachsen, die beiden kleinen waren auch noch miteinander verwachsen. So etwas habe ich nie zuvor gesehen. Echt skurril (und ein Fall für Harrys Missbildungs-Forum). Sehen sie nicht wie zwei Augen aus? Sie waren die Idee zu "ei gucke"
    Fundort: Salzburger Land, montaner Fichten-Mischwald über Kalk, 1050 m.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

    Einmal editiert, zuletzt von Sabine Flechtmann (30. Januar 2015 um 20:47)

  • Ja was hast du da alles tolles gefunden, der Blaugrüne Zärtling (danke Capras) ist ja ein super toller Fund und die Reifpilze, weißte wie gut die schmecken? die gibt es leider hier nciht so häufig, aber wennich die finde, die müssen immer mit, leider denken die "Mädchen" das auch immer.
    Hier im Vogtland ist in diesem Jahr auch eine Pilzschwemme.

    Liebe Grüße von Reinhilde

    Laß deine Augen offen sein,
    geschlossen deinen Mund
    und wandle still, so werden dir
    geheime Dinge kund.
    H. Löns

    Einmal editiert, zuletzt von Kaetzchen (17. September 2014 um 11:22)

  • Liebe Sabine

    Wunderschön, Deine Österreich-Dokumentation. Der Blaugrüne Rötling (der auch auf den Namen Braungrüner Zärtling hört) hast Du ganz toll erwischt. Ich finde dieses Pilzchen immer nach starken Regenfällen ca. ab Mai bis ende September immer am gleichen Standort.
    Ein solch üppiges Vorkommen des Reifpilzes (Zigeuners) lässt natürlich die Herzen jeden Speisepilzsammlers höher schlagen. Ein vorzüglicher Speisepilz! Man sagt ihm nach, er schmecke nach "Hühnchen". Der Pilz hatte bisher einen Sonderstatus in der Nomenklatur. Er war als einzige Art in der Gattung Rozites vertreten. Dass er nun zu Cortinarius zugeordnet wurde, wird m. E. allgemein akzeptiert -auch in Deutschland. Zum Mutterkorn kann ich mich nicht outen -das sind meine Kentnisse zu oberflächlich.
    Ganz schön erwischt hast Du das Hasenohr. Pilze aus der Gattung Otidea sind standorttreu und makroskopisch nur schlecht ansprechbar. Sie benötigen den Blick ins "scharfe Glas" zur Absicherung.
    Der Hohlfussröhrling, ein Mykorrhiza-Pilz der Lärche ist in meiner Gegend leider stark rückläufig. Dieser Pilz erfreut mich jeweils immer wieder aufs Neue.
    Der "ei-gucke" Pilz oder ist er nicht E.T.'s Bruder :question: übertrifft alles! Ich denk es handelt sich um einen Täubling aus der Untergattung Compactae.
    Vielen DAnk für den Beitrag -die 5***** erhälst Du hiermit postwendend zurück :D

    Lieber Gruss
    Sepp

  • Liebe Reinhilde und Sepp,
    herzlichen Dank für die so netten Worte und dir Sepp für den umfangreichen Kommentar sowie die Sternchen. Du/ihr kannst/könnt euch vielleicht gar nicht vorstellen, dass wir Reifpilze noch nie gegessen haben. Wir haben uns nie getraut wegen eventueller Verwechselungsmöglichkeiten. Und die Nachbarn hier, die den immer gesammelt hatten, sind auch nicht mehr.
    Dass der Hohlfussröhrling ein Mykorrhiza-Partner von Lärche ist, war mir nicht bewußt, aber Lärchen gibt es hier viele.
    War mir klar, dass Otidea mikroskopisch abgesichert werden müssten, aber der Dr. war sich recht sicher, schon wegen der alpinen Verbreitung. Der Pilz ist aber belegt, vielleicht geht da ja was, wenn wir in etwas über einer Woche im Solling sind.
    Aha, der Täubling ist ein "kompakter", das passt, er war recht hart.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Danke für dein Interesse, Uwe,
    und den netten Kommentar. Der Stockwerkspilz war schon irgenwie ein Knaller.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Hallo Sabine,

    - Bei deinem "Schwarztäubling"

    [Blockierte Grafik: http://www.das-naturforum.eu/forum/attachment.php?aid=37998]

    ... handelt es sich um eine "Bildungsabweichung" (Missbildung), die man der Schublade "Pseudofasciation" (Verwachaung mehrer Fruchtkörper) zuordnen kann.

    Grüße
    Gerd

    "Ich habe eine gewisse Neigung zu und Freude an spitzen Formulierungen"
    - Bundestagspräsident Lammert, zitiert in "Der SPIEGEL Nr. 31, 2011"

    - Ich mache nur Bestimmungsvorschläge und keine "Verzehr-Freigabe!!!

    Einmal editiert, zuletzt von Gerd † (16. September 2014 um 16:21)

  • Liebe Sabine,

    was für eine Freude, all deine interessanten Pilze so schön groß und scharf in Ruhe anschauen zu können!

    Was für eine Pracht! So hat sich euer tagelanger Dauerregen vorzeiten doch gelohnt!

    Schade, dass du an den schönen Steinpilz nicht drankommen könntest. Da wäre ich mit meiner Länge die richtige Begleitung für dich gewesen. Allerdings steige ich schräge Hänge auch nur noch hoch, wenn mich die Gier zu arg plagt. Ansonsten lasse ich inzwischen eher Bequemlichkeit und Vorsicht walten... :D

    Dein Ei-Guck-Pilz ist auch mein Favorit! :D Ja, so etwas muss man erst mal finden!
    Übrigens sehe ich in deiner Gelben Lohblüte einen Drachenkopf, der nach rechts guckt und gerade einen Stock verschluckt. Ich kann es halt nicht lassen...

    Aber diese Späße ändern nichts daran, dass deine Funde ein großer Anschau- und Informations-Genuss sind.

    Herzliche Grüße Rosmarie

    "Sollte man nicht überhaupt begeistert sein über die Welt, in der man lebt?" (Ausspruch von Kasimir hier im Naturforum)

  • Liebe Rosmarie,
    vielen Dank für deinen auführlichen Kommentar und deine eigene "Seh-Weise". Jetzt wo du es sagst, sehe ich auch den Drachenkopf mit weit aufgesperrtem Maul. An den dicken fetten Steinpilz wäre wirklich nur ein großer Mensch herangekommen, der Hang war nämlich nicht schräg, sondern fiel geradewegs senkrecht ab.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Hallo Sabine,

    Entoloma inacanum, ein sehr schöner Fund :)

    Die "Pseudofasciation" zu R. spec. hat GERD
    geliefert,

    ich hätte den vor Ort gereinigt und zig-Aufnahmen gemacht.

    Für einen die "Mundwinkelnachobenzieherbeitrag" hat der Potential,

    LG
    Peter

  • Hallo Peter,
    hmmm, ist Entoloma incanum in Deutschland selten? In Österreich scheint er vergleichsweise häufig zu sein.
    Tja, vermutlich hätte ich bessere Bilder machen können, wenn ich die Zeit gehabt hätte, den Pilz zu säubern. Es war aber mitten auf einer Wanderung.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
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    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Liebe Naturfreunde,
    nun endlich kann ich die Funde von Mitte August bis Mitte September angehen. Heute kann ich eine Art nachschieben, den

    Habichtspilz - Sarcodon imbricatus, 13.09.2014, det. Holger am Beleg
    Durchmesser 55 mm, in der Nadelstreu unter Fichten, Geruch würzig, aber nicht nach Maggi

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
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    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

    Einmal editiert, zuletzt von Sabine Flechtmann (24. November 2014 um 17:28)

  • Liebe Naturfreunde,
    ein nettes Pilzfoto habe ich noch gefunden. Es ist ein Vertreter der Schwärztäublinge. Und ich bin mir fast sicher (mit nur wenig Restunsicherheit), dass ich hier den

    Dickblättrigen Schwärztäubling - Russula nigricans

    fotografiert habe. Diese Art war vor Ort ziemlich häufig, allerdings waren 2014 im Frühherbst ausgesprochen viele Arten und in großer Anzahl zu finden. Die großen Exemplare auf dem Bild hatten einen Durchmesser von ca. 15 cm. Die Fruchtkörper waren kompakt, schwer; bei dem rechten Exemplar unter dem Brombeerlaub hervorlugend kann man noch sehen, dass die Huthaut bei Trockenheit felderig aufreißt. Die Lamellen waren auffallend sehr weit von einander stehend.
    Die Beschreibung bei 123Pilze trifft sehr gut auf diesen Fund:
    http://www.123pilze.de/DreamHC/Downlo…igerSchwarz.htm

    Vielleicht mag ja noch jemand meine Bestimmung bestätigen (oder korrigieren)?

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

    Einmal editiert, zuletzt von Sabine Flechtmann (30. Januar 2015 um 21:16)

  • Liebe Sabine, nach den makroskopischen Merkmalen zu urteilen, stimme ich deiner Bestimmung gerne zu. Die "Dinger" wachsen hier bei uns auch recht häufig. Es ist ein wunderschönes Foto.

    [Blockierte Grafik: http://up.picr.de/16117702wh.jpg]

    Habe auch mal so ein Monster fotografiert.

    Liebe Grüße von Reinhilde

    Laß deine Augen offen sein,
    geschlossen deinen Mund
    und wandle still, so werden dir
    geheime Dinge kund.
    H. Löns

  • Liebe Reinhilde,
    vielen Dank für deine Bestätigung! Dein "Monster" war aber noch um einiges frischer.

    Liebe Grüße Sabine


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    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

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