Hirudo medicinalis - nix für schwache nerven

  • Früher soll diese Art wohl mal weit verbreitet sein.
    Heute ist sie wohl recht selten.


    Der Medizinische Blutegel (Hirudo medicinalis) ist in Europa heute nur noch in wenigen Gebieten anzutreffen.
    Der Egel ist leicht mit dem Ungarischen Blutegel (Hirudo verbana) zu verwechseln.

    Man findet meist bei uns in den Gewässern die gleichgroßen schwarzen und braunen Pferdeegel.:ex:

    Zwei kleine alte Feldsölle sind mir hier in der Umgebung nun bekannt, wo es diese Art noch gibt.


    Zufallsfunde von der Amphibienkartierung..
    http://abload.de/image.php?img=hm2lwo7s.jpg

    http://abload.de/image.php?img=hm31es34.jpg

    http://abload.de/image.php?img=hm4jcslo.jpg

    http://abload.de/image.php?img=hm5lfuhj.jpg

    http://abload.de/image.php?img=hm6dcycz.jpg

    http://abload.de/image.php?img=hm72lxnx.jpg

    http://abload.de/image.php?img=jm9ocs4k.jpg


    Einer der vielen Feldsölle bei uns. Auch der Fundort vom Egel.

    Die Nauener Platte ist übrigens das Hauptverbreitungsgebiet von der Rotbauchunke (Bombina bombia).
    Hier kommt sie noch relativ häufig vor..
    http://abload.de/image.php?img=hm1m6l1v.jpg

    LG Andy

    Einmal editiert, zuletzt von AndyHVL (15. Juni 2014 um 20:31)

  • Hallo Andy,

    von deinen Egeln bin ich restlos begeistert! Ich habe noch nie einen irgendwo in einem Gewässer gesehen...
    Einfach toll, dass du die so scharf fotografieren konntest! :alright:

    Würden die sich auch an ein menschliches Bein hängen, wenn man barfuß in dem Tümpel herumliefe? Und könnten diese wilden Egel Krankheiten übertragen?
    Hier im Forum erschrecken sie mich allerdings kein bisschen. Ich finde sie einfach brennend interessant! Am Bein hängen hätte ich sie allerdings nicht gern. Da würde ich riesig erschrecken... :eek:

    Danke für die interessante Besonderheit! :)

    Herzliche Grüße Rosmarie

    "Sollte man nicht überhaupt begeistert sein über die Welt, in der man lebt?" (Ausspruch von Kasimir hier im Naturforum)

  • Das ist der im Volksmund so genannte "Medizinische Blutegel". Die wurden früher in der Medizin eingesetzt. Teils aus spinnerten Gründen, teils aus sinnigen. Teilweise entdeckt man sie heute wieder.

    Gehst Du ins Wasser rein, ist die Wahrscheinlichkeit, dass Du hinterher einen oder mehrere am Bein hängen hast, recht groß.

    Allerdings macht das in unseren Breiten nur der Medizinische Blutegel. Alle anderen, also Pferdeegel, Hundeegel und weitere leben räuberisch von kleinen Insekten etc.

    Ich mag Wikipedia zwar nicht, aber der Artikel hier scheint brauchbar:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Medizinischer_Blutegel

    Viele Grüße
    Klaas

  • Hallo Klaas.

    Ja, hübsch anzuschauen sind sie. :)
    Ich würde aber wohl nie einen am Bein oder sonst wo zu hängen haben. ;)

    Bemerkenswert aus dem Wiki-Artikel ist übrigens das hohe Lebensalter dieser doch recht kleinen Würmchen und die geringe Anzahl an Eiern (nur um die 20) !

    Donaciinae kommen dort vielleicht vor. Aber ich hab ehrlich gesagt wenig ahnung von Käfern.
    Du würdest warscheinlich den einen oder anderen tollen Fund machen, nehme ich mal an. :)


    Hallo Rosmarie.

    Die großen braunen und schwarzen Pferdeegel, hab ich hier in den verschiedensten Gewässern schon sehr oft gesehen. Meistens bei uns an alten Gräben in der Wiese zu finden.

    Diese "Medizinischen Blutegel" reagieren übrigens recht gut auf bewegungen.
    Ich hab es mal mit der Hand getestet, an der Wasseroberfläche.
    Schon nach nicht mal einer Minute waren die ersten ran.
    3 Egel waren zu sehen, die vorher noch unsichtbar in der Unterwasservegetation waren. :ex:

    Zum Glück war das Wasser sehr klar. So konnte ich frühzeitig meine Hand aus dem Wasser ziehen. :cool:
    Richtig testen wollen, würde ich es aber wohl nie. :shy:

    Ob die freilebenden Egel aus einem der Feldsölle Krankheiten übertragen, da bin ich ehrlich gesagt etwas überfragt. :huh:

    LG Andy

  • Herzlichen Dank, lieber Andy, für deine ausführliche Antwort!

    Ich möchte mich auch nicht beißen lassen.

    Früher - noch zu meinen Schulzeiten - war ich mutiger. Im Biologieunterricht brachte unsere Lehrerin mal einen Blutegel (aus der Apotheke) mit und suchte jemanden, der sich beißen ließe. Ich habe mich gemeldet. Aber zu meinem Glück ist der Egel nur meinen Arm hinauf und hinunter geglitscht und wendete sich dann angewidert ab... :D

    Herzliche Grüße Rosmarie

    "Sollte man nicht überhaupt begeistert sein über die Welt, in der man lebt?" (Ausspruch von Kasimir hier im Naturforum)

    Einmal editiert, zuletzt von Rosmarie † (17. Juni 2014 um 14:20)

  • Hallo beisammen,

    Dieser Egel ist mir in freier Natur noch nicht begegnet,aber in Istanbul auf dem Markt.

    Er weckt allerdings Erinnerungen an den Haupttummelplatz meiner Kindheit an der Aal.
    Diesen Bach konnte man in den 50ern nicht barfuß duchqueren ohne
    nachher Egel an den Füßen zu haben.Diese Egel waren braunoliv und irgendwie kegliger.Aber dafür gabs keine Fische.Als Ersatz Öl,tote Katzen und schmierigen Algenbewuchs.

    Heute gibts da klares Wassern mit Döbeln.Erfreulich!

    Jeder weiss was ,zusammen wissen wir viel und insgesamt wissen wir viel zu wenig !

  • Lieber Werner,

    dein türkischer Basarfund ist ja reizend! :eek: Huch, es schüttelt mich! Wer weiß, wo die herstammten... :17:



    ...
    Er weckt allerdings Erinnerungen an den Haupttummelplatz meiner Kindheit an der Aal.
    Diesen Bach konnte man in den 50ern nicht barfuß duchqueren ohne
    nachher Egel an den Füßen zu haben.Diese Egel waren braunoliv und irgendwie kegliger.Aber dafür gabs keine Fische.Als Ersatz Öl,tote Katzen und schmierigen Algenbewuchs.

    Heute gibts da klares Wassern mit Döbeln.Erfreulich!

    Wenn das nicht Mut macht! :alright:
    Vor lauter Sünden gegen die Natur in den letzten Jahren haben wir manchmal den Blick für die vielen Fortschritte verloren, die es auch gibt.
    Ich bin im Ruhrgebiet aufgewachsen. Viele Bäche und Flüsse waren tot. Auf unseren Fensterbänken (innen!) lag jeden Tag eine Rußschicht. Alles war schwarz.
    Heute ist das Ruhrgebiet grün und strotzt vor Biotopen.

    Oft denke ich daran, wie sehr sich mein Vater gefreut hätte, wenn er noch hätte erleben können, wie sauber inzwischen der Rhein wieder ist... :)

    Herzliche Grüße Rosmarie

    "Sollte man nicht überhaupt begeistert sein über die Welt, in der man lebt?" (Ausspruch von Kasimir hier im Naturforum)

  • :arrow: Sehr wichtiger Forumbeitrag!
    Gerade bei der Amphibienbeobachtung ist es möglich als "Zufallsfund" den Medizinischen Blutegel (Hirudo medicinalis) zu finden, denn er nutzt Amphibien als "Grund"-Nahrungsquelle.
    Hier eine Internetseite mit mehr Informationen und Kontakten.
    http://www.hirudo.kaulquappe.de
    Der Medizinischen Blutegel (Hirudo medicinalis) ist eine FFH-Art also ist seine Beobachtung durchaus von größerer Bedeutung.
    Die Fotos zeigen die typische Färbung und Zeichnung des echten Medizinischen Blutegels, ein Abweichung der Zeichnung der Rückens - bei gleichbleibender Farbenvielfalt würde auf den südlichen Blutegel (Hirudo verbana) deuten, der manchmal bei uns im Feld gefunden wird, weil er nach medizinischer Anwendung freigelassen wurde.
    Man kann übrigens jederzeit in der Apotheke "Medizinische Blutegel" bestellen und kaufen, diese sind dann aber fast ausnahmslos die südliche - mediterrane Art Hirudo verbana und dürfen nicht ausgesetzt werden.

    Das Habitatfoto zeigt den typischen Wiesentümpel, gut für Amphibien, selten ganz austrocknend, als der ideale Lebensraum für Hirudo medicinalis. Bei einer Begutachtung würde ich Wiesentümpel mit Amphibien UND Blutegeln als naturbelassenes stabiles Habitat bezeichnen. Solche Gewässer kann man nicht als Amphibienschutzmaßnahme durch Landschaftsbau "nachrüsten", sie müssen schon über lange Zeiträume bestehen.

    Also, wer zufällig ähnliche Beobachtungen von (Hirudo medicinalis) (ge)macht (hat) ... bitte melden.
    Der sehr große - häufig vorkommende - Pferdeegel (Haemopis sanguisuga) saugt übrigens kein Blut (auch wenn "sanguisuga" blutsaugend heißt!), kann sich aber auch kurzfristig festsaugen. Der Pferdeegel ist nicht "bunt" gefärbt meist auf dem Rücken einfarbig schwarz, über braun-grau bis leuchtend ocker-grünlich und auf dem Bauch einfarbig heller (grau bis grünlich) gefärbt, gelegentlich ungleichmäßig verteilte dunklere Flecken oder Punkte sind möglich. Diese Art ist nicht bedroht.

    Beste Grüße von Senckenberg in Dresden
    Andreas

  • Servus, Andreas,
    willkommen im Naturforum und herzlichen Dank für diese fundierten und ausführlichen Informationen.
    Der Link funktionierte aufgrund eines Tippfehlers nicht, habe ich korrigiert.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Hallo Andreas,

    auch ich möchte mich herzlich für deine interessanten und differenzierten Ausführungen bedanken!

    Zwar werde ich leider sicher nicht zu denjenigen gehören, die dir Meldungen über medizinische Blutegel machen können. Aber auch für unbedarfte Laien wie mich gilt, dass es eine Freude ist, wissenschaftlich genaue Ausführungen über solche Tierarten und Zusammenhänge ihren Lebensraum betreffend lesen zu können. Danke! :)

    Herzliche Grüße Rosmarie

    "Sollte man nicht überhaupt begeistert sein über die Welt, in der man lebt?" (Ausspruch von Kasimir hier im Naturforum)

  • Meinen herzlichen Dank an Sabine und Rosmarie für den freundlichen Empfang!
    Wenn es besondere Bestimmungsfragen zu Tieren gibt, können sich die aktiven Forumnutzerinnen und -nutzer gerne auch per PN an mich wenden, Senckenberg hat eine Menge Fachleute unter seinem Dach vereint und kann evtl. weiterhelfen, wenn es mal schwierig wird ...
    Grüße von
    Andreas

  • ... Senckenberg hat eine Menge Fachleute unter seinem Dach vereint und kann evtl. weiterhelfen, wenn es mal schwierig wird ...

    Das kann ich nur bestätigen, auch die freundliche Hilfsbereitschaft der Fachleute von Senckenberg.
    Vor Jahren habe ich mal eine merkwürdige, große Spinne an einem sonnigen Januartag (!) gefunden. Bei meiner Suche im Netz bin ich auf eine Spinnenfachfrau von Senckenberg gestoßen und bekam viele interessante Informationen zu dieser Spinnenart.

    Danke, Andreas!

    Herzliche Grüße Rosmarie

    "Sollte man nicht überhaupt begeistert sein über die Welt, in der man lebt?" (Ausspruch von Kasimir hier im Naturforum)

  • Hallo Andreas.


    Vielen dank für Deinen sehr informativen Beitrag und die PN :alright:
    Klasse das Du dich nun hier angemeldet hast und Hirudo medicinalis bestätigen kannst. :)

    Schön das es diese Tiere hier noch gibt. Ich wusste anfangs nicht, dass sich diese Egel vom Blut der Amphibien ernähren. Dachte eher daran, dass sie sich mal an einer Wildsau (auch eine kleine Suhle gab es dort) hängen.
    Denn soweit ich richtig informiert bin, können die adulten Tiere bis zu 2 Jahre lang fasten ?

    Die Idylle trügt aber ein wenig auf dem letzten Bild. Denn ein Wiesentümpel ist es nicht wirklich.
    Ringum diesen Feldsoll existiert intensive Landwirtschaft. Das grüne "Gras" im Hintergrund oder ringsum, ist ein Maisacker in diesem Jahr. :62:
    Teilweise hat man dort auch gesehen, wo genau gespritzt wurde. Jede Pflanze war braun bzw. abgestorben.

    Teilweise reicht der Mais bis 1m an dieses Gewässer heran !
    Man sieht auf dem Bild auch den Algenteppich an der Wasseroberfläche.

    Die Unterwasserflora dort, sah im Juni noch recht üppig bewachsen aus.
    Irgendeine Laichkrautart existiert dort, die dichte "Unterwasserrasen" ausgebildet hat. Sieht aus wie Krauses Laichkraut (Potamogeton crispus), bloß das die Blätter etwas feiner und zierlicher sind. Dazu dann noch das Glasklare Wasser.


    Die UNB wird über diese seltene Egelart auf alle Fälle noch informiert werden !

    Schönen dank nochmal für deinen Beitrag.

    LG Andy

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!