Larve mit "Bumskopf" => Sandlaufkäferlarve (Cicindelinae) (Bestimmung bis Unterfamilie)

  • Dieses interessante Tierchen habe ich gestern in der Solinger Heide gesehen, es bewegte sich auf einer Sandfläche vorwärts.

    Zunächst dachte ich, irgendein Prädator sei mit seinem Opfer unterwegs. Bei genauerem Hinsehen fand ich dann aber, dass das Schwarze wie ein Kopf aussah.

    Ich war schon einige Zeit unterwegs, stand dort in der prallen Mittagssonne und musste dann irgendwann Schluss mit den Aufnahmen machen. Ich hoffe aber, dass die gemachten Fotos aussagekräftig genug sind.

    Am Laptop sah ich dann, dass es sich auf jeden Fall um ein Tier ohne Opfer handelte und nach meinen Überlegungen könnte es die Larve eines Sandlaufkäfers sein. Nur..., wieso läuft die draußen herum? Die sitzen doch sonst in ihren Löchern und warten auf Beute. Von den typischen Löchern habe ich keine gesehen (oder sie sind mir entgangen...). Das Habitat würde auf jeden Fall stimmen.

    Das Habitat:

          

    "freigestellt"

    Auf diesem, wie auch auf dem ein oder anderen anderen Foto sieht man auf dem Rücken der Larve eine Art Häkchen. Die brauchen die Sandlaufkäferlarven, um sich bei ihrer Lauer im Loch an der Wand festzuhalten. Das würde also auch für meine Vermutung sprechen...

    Viele Grüße

    Addi

    _______________________________________________________________________________________________________________________

    "In den kleinsten Dingen

    zeigt die Natur

    ihre größten Wunder."

    Carl von Linné (1707 - 1778)

  • nach meinen Überlegungen könnte es die Larve eines Sandlaufkäfers sein. Nur..., wieso läuft die draußen herum? Die sitzen doch sonst in ihren Löchern und warten auf Beute.

    Eine frei herumlaufende Sandlaufkäferlarve ist mir bisher noch nie begegnet. Zumindest würde ich auch meinen, daß das eine solche Larve ist.

    Normalerweise sieht man nur ihren Kopf. Werner hat sich eine Weile mit ihnen beschäftigt, ob er eine herumlaufende Larve auch schon mal gesehen hat?

    Aber warum läuft deine Larve herum? Sollte da ein Parasit am Wirken sein? :92: Selbst wenn ihr Bau durch irgendwas zerstört und die Larve dadurch frei wird, hat diese normalerweise das Bestreben, sich so schnell wie möglich wieder einzugraben.

    Von den typischen Löchern habe ich keine gesehen (oder sie sind mir entgangen...)

    Auf dem zweiten Foto glaube ich eines zu sehen, links neben der Larve etwa in Kopfhöhe.

    Viele Grüße
    Uwe

    "Leben ist nicht genug" sagte der Schmetterling."Sonnenschein,Freiheit und eine kleine Blume gehören auch dazu." (Hans Christian Andersen)






    Einmal editiert, zuletzt von Moosfreund (12. September 2023 um 12:32)

  • Danke, Uwe. Genau wie auf Deinem Foto, so kenne ich die Larven auch. Freiwillig würde sie doch nicht draußen herumlaufen... Klaas Reißmann kannst Du uns etwas über dieses Verhalten sagen? Parasitiert? Vertrieben? Oder...

    Auf dem zweiten Foto glaube ich eines zu sehen, links neben der Larve etwa in Kopfhöhe.

    :thumbup:

    Viele Grüße

    Addi

    _______________________________________________________________________________________________________________________

    "In den kleinsten Dingen

    zeigt die Natur

    ihre größten Wunder."

    Carl von Linné (1707 - 1778)

  • ob er eine herumlaufende Larve auch schon mal gesehen hat?

    Nein ,das hat er nicht ! Liegt so eine Röhre am Hang ,kann sie leicht durch abrutschen des Sandes freigelegt werden.

    Dann muß die Larve wohl rumlaufen .

    Das Loch ist oben "verkleistert" .Ob auch in der langen Röhre ,logisch wärs.

    Es sind jetzt 4 Jahre vergangen und ich freu mich noch immer über dieses Photo.

    Jeder weiss was ,zusammen wissen wir viel und insgesamt wissen wir viel zu wenig !

  • Die Verpuppung der Larven erfolgt am Grund ihrer Röhre. Sie kann also eigentlich nicht unterwegs sein, um sich einen geeignetes Verpuppungsplatz zu suchen.

    Als Parasit im weiteren Sinne kenne ich nur Methocha ichneumonides. Aber dann würde die Larve keinen Mucks mehr sagen und schon gar nicht draußen rumlaufen. Methocha sticht in die Kehle, was die Larve entweder veranlasst, sich in ihre Röhre fallen zu lassen (dann sagt Methocha noch "Danke!"), oder aber aus der Röhre heraus zu stürzen und die Flucht anzutreten, was aber nur weniger Zentimeter klappt, bevor sie gelähmt zusammen bricht und Methocha sie in ihre Röhre zurück bringt.

    Ich weiß nicht, wann Du das beobachtet hast, aber die einzig vernünftige Erklärung scheint mir im Moment zu sein, dass ihre Röhre Schaden genommen hat. Hat der Bereich einen Regenguss abgekriegt? Hat die Röhre vielleicht in einer Pfütze gelegen? Dann verlässt sie diese auf jeden Fall und sucht einen trockeneren Platz, denn ertrinken mag sie ja auch nicht. Oder die Röhre ist auf irgendeine Art und Weise mechanisch stark beschädigt oder zerstört worden. Lass mal einfach von einem Baum einen dicken Ast abbrechen und genau über dem Loch landen. Zu schattig, durch den Ast zerstört etc.

    Ich kann aber nicht ausschließen, dass sie von irgendwelchen Viren, Bakterien oder Pilzen befallen ist, was sie zu solch absonderlichem Verhalten zwingt. Vielleicht liegt auch eine Erkrankung dieser Art vor. Allerdings wäre dann die Frage, wie sie sich diese Erkrankung eingefangen hat. Wenn man lange genug nachdenkt, fallen einem vielleicht noch Möglichkeiten ein, was dazu geführt hat.

    Liebe Grüße

    Klaas

    Edit: Ach so, natürlich das wichtigste. Ja, es ist eine Sandlaufkäferlarve. ;) :)

  • Vielen Dank, Klaas! :98.

    Ich weiß nicht, wann Du das beobachtet hast, aber die einzig vernünftige Erklärung scheint mir im Moment zu sein, dass ihre Röhre Schaden genommen hat. Hat der Bereich einen Regenguss abgekriegt? Hat die Röhre vielleicht in einer Pfütze gelegen? Dann verlässt sie diese auf jeden Fall und sucht einen trockeneren Platz, denn ertrinken mag sie ja auch nicht. Oder die Röhre ist auf irgendeine Art und Weise mechanisch stark beschädigt oder zerstört worden. Lass mal einfach von einem Baum einen dicken Ast abbrechen und genau über dem Loch landen. Zu schattig, durch den Ast zerstört etc.

    Beobachtung vorgestern (11.09.2023), sorry, das hatte ich vergessen, dazu zu schreiben... :29:

    Nein, geregnet hatte es schon länger nicht mehr. Dort auf der Sandfläche war alles knochentrocken.

    Mechanische Beschädigung kann ich auch ausschließen, zumindest, was Äste usw. betrifft. Weit und breit sind keine. Und die Fläche liegt neben dem eigentlich Weg, von wegen Wanderer...

    Zu schattig - oh nein, das war da sowas von sonnig (und heiß...!) Da ist nichts, was Schatten werfen kann.

    Da gehe ich zum ersten Mal in die Ohligser Heide und finde auf der weiten Fläche die arme kleine Larve... Glück muss man haben, für die Larve ist es eher wohl Pech!

    Könnte es sein, dass an ihrem Loch keine Beute vorbei gekommen ist und sie sich eine andere Stelle gesucht hat?

    Viele Grüße

    Addi

    _______________________________________________________________________________________________________________________

    "In den kleinsten Dingen

    zeigt die Natur

    ihre größten Wunder."

    Carl von Linné (1707 - 1778)

  • Addi 13. September 2023 um 06:29

    Hat das Label von unbestimmt auf bestimmt bis zur Familie geändert.
  • Addi 13. September 2023 um 06:30

    Hat den Titel des Themas von „Larve mit "Bumskopf"“ zu „Larve mit "Bumskopf" => Sandlaufkäferlarve (Cicindelinae) (Bestimmung bis Unterfamilie)“ geändert.
  • Möglich ist alles. Aber dann wäre die Frage, wie sie so groß geworden ist. Denn das sollte im nächsten Jahr ein Käfer sein, bei der Größe. Die Hauptbeute stellt hier Ameisen dar. Und wenn die da sind, dann verschwindet so ein Nest ja nicht einfach und damit auch nicht die Beute. Also..., möglich ja. Aber eher unwahrscheinlich.

    Liebe Grüße

    Klaas

  • "freigestellt"

    und mit diesen Beinchen rast der durch die lange Röhre ?

    Addi ,ich finde es Klasse ,daß du das aufgenommen hast. :thumbup:

    Ich habe mal mit einem Grashalm sondiert, diese Röhre war so ca. 25 cm tief.

    Jeder weiss was ,zusammen wissen wir viel und insgesamt wissen wir viel zu wenig !

  • Addi ,ich finde es Klasse ,daß du das aufgenommen hast. :thumbup

    Da hatte ich wirklich Glück in der großen Heide die wahrscheinlich einzige Larve dieser Art durch die Gegend laufen zu sehen... Ich gehe ja doch nun auch schon einige Jahre mehrmals die Woche raus und da fällt einem ins Auge, was ungewöhnlich ist, was so "da nicht hingehört" oder sich "komisch" bewegt. Auch wenn ich dann oft noch lange nicht weiß, was ich da eigentlich sehe...!

    Ich habe mal mit einem Grashalm sondiert, diese Röhre war so ca. 25 cm tief.

    Wow, das ist eine Hausnummer! Dann wird er die Beine brauchen, um sich da hochzuarbeiten. Die "Haken" auf dem Rücken braucht er dann, um sich, oben angekommen, festzuhalten.

    Viele Grüße

    Addi

    _______________________________________________________________________________________________________________________

    "In den kleinsten Dingen

    zeigt die Natur

    ihre größten Wunder."

    Carl von Linné (1707 - 1778)

  • ich kenne sie nur von oben mit dem Kopf in der Röhre....

    Ich auch. Deshalb war ich bei der Bestimmung erst einmal ziemlich irritiert.

    Viele Grüße

    Addi

    _______________________________________________________________________________________________________________________

    "In den kleinsten Dingen

    zeigt die Natur

    ihre größten Wunder."

    Carl von Linné (1707 - 1778)

  • da fällt einem ins Auge, was ungewöhnlich ist, was so "da nicht hingehört" oder sich "komisch" bewegt.

    Genau so läuft das bei mir .Ungewöhnliches wird sofort registriert .Das geht aber nur wenn das Gewöhnliche x-tausendmal gesehen wurde.

    Die "Haken" auf dem Rücken braucht er dann, um sich, oben angekommen, festzuhalten.

    Dieses Weiterdenken - wozu,wie,warum -ist das Salz in der eh schon würzigen Natursuppe. Klasse Addi ! :thumbup:

    Seine Bewegungsweise in der Röhre hat wohl noch niemand aufgenommen.

    Jeder weiss was ,zusammen wissen wir viel und insgesamt wissen wir viel zu wenig !

  • Das geht aber nur wenn das Gewöhnliche x-tausendmal gesehen wurde.

    Das stimmt!

    Dieses Weiterdenken - wozu,wie,warum -ist das Salz in der eh schon würzigen Natursuppe. Klasse Addi ! :thumbup:

    Genau, man lernt mit fast jeder Sichtung etwas dazu.

    Seine Bewegungsweise in der Röhre hat wohl noch niemand aufgenommen.

    Das wäre spannend! Eher schwierig, es im Experiment nachzustellen... und dann sicher auch nur in Zeitlupe gut zu erkennen.

    Viele Grüße

    Addi

    _______________________________________________________________________________________________________________________

    "In den kleinsten Dingen

    zeigt die Natur

    ihre größten Wunder."

    Carl von Linné (1707 - 1778)

  • Das wäre spannend! Eher schwierig, es im Experiment nachzustellen... und dann sicher auch nur in Zeitlupe gut zu erkennen.

    Sollte nicht sonderlich problematisch sein. Nur aufwändig und mit einem gewissen Kostenfaktor verbunden. Man nehme 5 Scheiben, zwei große, breite Scheiben und drei sehr schmale. Die beiden breiten bilden die Vorderseite und die Rückseite eines Terrariums und die schmalen die linke und die rechte Seite, sowie den Boden. Die Höhe wird sich im Bereich von mindestens 40 cm bewegen müssen, da die Larven eine tiefe Röhre graben. Die Breite wird im Rahmen von 3 oder 4 mm liegen (da wird man sich wohl rantasten müssen, also möglicherweise mehr als nur ein oder zwei Terrarien bauen). Front und Rückseite klebt man mit einer Licht undurchlässigen Pappe ab. Substrat rein geben und dann eine Sandlaufkäferlarve.

    Da das Terrarium zu schmal ist, als dass sie sich locker eine breite Röhre graben kann, wird sie an der Vorder- und der Rückseite das Glas offen legen und seitwärts in der Röhre sitzen. Die Verdunklung soll dazu dienen, dass sie ruhig bleibt. Dann muss man sie an zwei Dinge gewöhnen, also mit der Larve trainieren.

    1. Die Erschütterungen, wenn man auf einer Seite die Pappe entfernt.

    2. Das plötzlich Licht in die Röhre fällt.

    Hat man das geschafft, muss man nur noch eine Kamera aufbauen (ich könnte mir denken, dass eine Handykamera reichen würde, man kann aber auch tausende von Euronen ausgeben, wenn man eine top Filmqualität haben möchte), die Pappe wegnehmen und anfangen zu filmen. Dann packt man eine Ameise rein und wird wohl beobachten können, wie sich die Larve auf die Ameise stürzt (am besten vorher ein paar Tage hungern lassen, dass sie nicht soviel Scheu hat), mit der Ameise nach unten fallen lässt und dann irgendwann wieder nach oben kriecht. Und schon hat man die gewünschten Bewegungsaufnahmen.

    Klingt einfach, ist aber eine Heidenarbeit und letzten Endes auch mit einem Quäntchen Glück verbunden..

    Viele Grüße

    Klaas

  • Klingt einfach, ist aber eine Heidenarbeit und letzten Endes auch mit einem Quäntchen Glück verbunden..

    So hört es sich an! Wer weiß, vielleicht hat es auch schon jemand gemacht...

    Viele Grüße

    Addi

    _______________________________________________________________________________________________________________________

    "In den kleinsten Dingen

    zeigt die Natur

    ihre größten Wunder."

    Carl von Linné (1707 - 1778)

  • So hört es sich an! Wer weiß, vielleicht hat es auch schon jemand gemacht...

    Genau so wie es Klaas beschreibt, habe ich vor Jahren mal Fotos gesehen, finde sie aber leider nicht mehr wieder! :(

    Ein Video, wo man dann auch die Bewegung innerhalb der Röhre verfolgen kann, ist mir nicht bekannt.

    Ich fand aber ein sehr schönes Video über die Sandlaufkäfer, ihre Larven und Feinde.

    Und dort wird auch eine freilaufende Larve (im Video ab 8.25) gezeigt und erklärt, warum sie sich außerhalb der Röhre bewegt.

    Es KÖNNTE sich bei deinem Fund durchaus um so eine Situation gehandelt haben. :91:

    Der Sandlaufkäfer - Wenn mit der Beute der Tod kommt (+5296 views)
    Eisbären, Gorillas oder Elefantenbabys - sie garantieren Top-Einschaltquoten im Deutschen Fernsehen. Aber Insekten? Damit ist kein Staat zu machen, oder?Und ...
    www.youtube.com

    Geangelt habe ich Sandlaufkäfer und ihre Larven (im Video ab 5.57) auch schon mal, das ist sehr einfach. ;)

    Viele Grüße
    Uwe

    "Leben ist nicht genug" sagte der Schmetterling."Sonnenschein,Freiheit und eine kleine Blume gehören auch dazu." (Hans Christian Andersen)






  • Weiter oben erwähnte ich Methocha bereits. Aber das Verhalten von Addi s Larve will, nach Beschreibung und fotografischer Doku, nicht so recht passen. Ausschließen kann ich es aber nicht.

    Liebe Grüße

    Klaas

  • Danke, Uwe, für dieses eindrucksvolle Video. Ich habe sehr gebannt zugeschaut, auch wenn meine geliebten Ameisen dabei mehrmals Opfer wurden! Interessant fand ich, dass auch Ameisen bzw. der Marienkäfer, die auf einem Halm über dem Loch liefen, wahrgenommen und erwischt wurde!

    Das Verhalten der Methocha kannte ich bisher noch nicht und es war spannend mit anzusehen, wie die kleine Wespe die viel größere Larve lahm legen und dann zum Loch schleppen konnte!

    Mmh, Klaas sagt es, dass es bei meiner Larve so hätte sein können, aber ihr Verhalten nicht so recht passe. Nachdem, was ich gesehen habe, stimme ich dem zu. Denn die Larve war recht flott unterwegs, was sie vielleicht nicht gewesen wäre nach ein oder mehreren Stichen, und ich habe keine Grabversuche gesehen.

    Aber der Film ist klasse!

    Viele Grüße

    Addi

    _______________________________________________________________________________________________________________________

    "In den kleinsten Dingen

    zeigt die Natur

    ihre größten Wunder."

    Carl von Linné (1707 - 1778)

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!