Lagerpiraten gegen Wollkrautblütenkäfer? Hilfe!!!

  • Ah, ok. Ich dachte, die wären relativ groß... Ernähren sich Wollkrautblütenkäfer eigentlich auch von alten Wespennestern? Habe den Verdacht, die Käfer kommen aus unserem Rollladenkasten über den Gurt rein in die Wohnung... Finde sie nämlich nur an dem einen Fenster- an allen anderen nicht. Die Häufung ist dort eindeutig. Und in dem Kasten ist auf jeden Fall ein Wespennest, das der Kammerjäger stillgelegt hat vor 2 Jahren...

    Könnte das der Grund für die Plage sein?

  • Sabines Meinung ist auch die meinige. Bei mir haben die Motten, bzw. deren Larven, Löcher u.a. in tierhaarhaltige Bodenfliesen geknabbert.

    Im vergangenen Sommer habe ich ihnen den Kampf angesagt. In dem Befallbereich flogen immer wieder winzige Flieger umher oder hafteten bis maximal Kniehöhe an der Wand. Täglich kontrollierte ich den Bereich und nutzte den Staubsauger als Fanggerät. Dabei galt es auch die Motten zu erwischen die hinter die Sockelleisten flüchteten.

    Ich denke, dass ich nicht alle erwischt habe. Also geht es im kommenden Sommer geht weiter. Die Radikallösung wäre, die Fliesen total auszuwechseln und motten"speise"sige Kleidungstücke (Unterwäsche wohl kaum) zu kontrollieren. Mal sehen.

    Vor Zeiten verbrachten Berlinerinnen ihre Pelzmäntel sommertags in Kühlhäuser. So neu ist das Thema somit gar nicht.

    Freundlicher Gruß vom Hermann

  • Ok...Ich weiß es nicht, allerdings finde ich hier keine Kleidermotten, so wie du, Herrmann, das schreibst... Ich finde nur die Larven und immer wieder die Käfer, daher denke ich, dass es bei uns tatsächlich die Käferlarven sind, die die Löcher reinfressen in die Kleider.

    Also, ich sag beiden auch den Kampf an, fragt sich nur, ob ich es nicht doch mal mit den Lagerpiraten probiere...

    Aber Sabine hat mich schon zum Nachdenken gebracht....

    Leider hat sich hier bis jetzt auch noch niemand gemeldet, der das schonmal versucht hat.

    Kennt den jemand zufällig noch ein Kammerjäger-Forum? Das, in dem ich mal angemeldet war, gibt es scheinbar nicht mehr..

  • Die Suchmaschine hat mir gerade folgende ausgespuckt: hier und hier.

    Ansonsten auch mal Kontakt zu einem Schädlingsbekämpfer in Deiner Umgebung aufnehmen.

    Viele Grüße

    Addi

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    "In den kleinsten Dingen

    zeigt die Natur

    ihre größten Wunder."

    Carl von Linné (1707 - 1778)

  • Ein bisschen spät, aber vielleicht besser jetzt als gar nicht. Sorry. Habe aus zeitlichen Gründen ein paar Wochen nicht hier rein geschaut.

    Der Befall ist Anthrenus verbasci. Der typische Vertreter und eigentlich auch immer der und nur ausgesprochen selten eine andere Art. Die Larven eben bevorzugt an Keratinen, also unterschiedlichstes Haar; von Menschen und Tieren. Sie gehen aber auch genauso gut an Federn und zwischendurch, wegen der relativ ähnlichen chemischen Struktur von Haar und Baumwolle, leider hin und wieder auch an unsere Baumwollsachen. Die kleinen Löcher, die Du gefunden hast, sind leider sehr typisch, Du brauchst die Kleidungsstücke aber nicht wegzuwerfen. Ich habe den Thread jetzt nicht komplett verfolgt. Da wir strukturell noch im Winter sind, müsstest Du derzeit die Kleidungsstücke alle noch waschen, oder in die Reinigung geben. In ca. einem Monat würde es auch reichen, wenn Du sie in Plastiktüten packst und für 48 Stunden in die Tiefkühltruhe steckst. Wichtig ist derzeit, dass Du die Kleiderschränke gründlich auswischst, weil die Käfer entweder jetzt, oder aber sehr bald Eier legen. Nachdem die Schränke ausgewischt und die Kleidung gewaschen/gereinigt ist, am besten in jedes Fach einen Beutel Lavendel oder ein Stück Riechholz dazu legen. Darauf achten, dass Kleidung in den Hängebereichen nicht zu dicht gestopft sind und auch hier zwischen jedes zweite ein Beutelchen hängen. Wichtig ist, dass Ihr darauf achtet, dass die Schränke wirklich nur geöffnet werden, wenn man was daraus braucht und dann die Türen nicht offen stehen lässt, sondern sofort wieder verschließt. So haben die Käfer kaum eine Chance in den Schrank zu kommen. Für die Käfer und Larven negativ ist Bewegung. Jedes Kleidungsstück, das dem Schrank entnommen wird, erfährt Bewegung und Erschütterung, was die Larven veranlasst sich fallen zu lassen. Larven, die am Boden liegen, müssen erstmal wieder aufwändig die Kleidung besteigen. Das kostet Energie und ist, wenn es oft genug passiert, tödlich für sie. Deshalb gilt hier auch ein besonderes Augenmerk der Winterkleidung zu widmen. Die wird jetzt mehr und mehr kaum noch getragen und fristet bis zum nächsten Herbst/Winter irgendwo im Schrank ein "Lagerdasein". Solche Teile nach dem Waschen/Reinigen sofort in Plastikbeutel stecken, ein Säckchen Lavendel dazu und dicht verschließen.

    Die Larven sind lichtscheue Gesellen. Wer nicht im Schrank ist, verkriecht sich tagsüber in dunkle Ecken. Hier liegt Dein Vorteil, denn das Versteck, auch wenn sie sich im Herbst dann verpuppen, ist fast immer hinter den Fußleisten. Es gibt das Mittel Kieselgur, bestehend aus Silikaten. Das ist ein feines Pulver, völlig ungiftig, welches man mittels Blasebalg hinter die Fußleisten verbringen kann. Haltbarkeit müsste eigentlich eine kleine Ewigkeit sein. Kieselgur haftet sich an den Körper der Larven, aber auch der Eier, Puppen und Käfer und trocknet sie innerhalb einiger Tage aus. Das heißt, Du kannst das Versteck prophylaktisch mit Kieselgur bestücken, warte damit aber noch etwa bis Mai. Dann sind auf jeden Fall die Larven da und Du würdest alle erwischen, die hinter den Fußleisten sitzen. Mit den Lagerpiraten würde ich auch bis Mai warten. Wie gut die funktionieren, weiß ich nicht. Aber sie schaden auf keinen Fall. Wenn Du auf die Idee kommst, einen Kammerjäger zu rufen (ist ja eigentlich genau sein Aufgabenbereich), empfehle ich Dir, es nicht zu tun. Die Jungs kennen sich extrem gut aus mit Rattenbefall und ähnlichem, aber bei Insekten erfahre ich bisher immer, von Betroffenen, dass sie eigentlich nur ein teures Placebo sind. Das, was sie tun, ist nicht zielführend. Übrigens verwenden auch die fast immer Kieselgur, nur nicht hinter den Fußleisten.

    Des Weiteren kannst Du eine Eigenschaft der Käfer nutzen. Die Käfer können fliegen. Wie die meisten Fluginsekten reagieren sie, wie man so schön sagt, phototaktisch positiv. Das heißt, sie fliegen zum Licht. Tagsüber ist der hellste Punkt das Fenster, so dass sie, wenn sie fliegen, sehr oft das Fenster anfliegen und dann entweder auf der Fensterbank, oder an den Wänden um das Fenster herum zu finden sind. Ich denke, Du wirst dort immer mal einen Käfer finden. Abends fliegen sie unser künstliches Licht an. Also den Bereich um Lampen regelmäßig überprüfen, bevor Du das Licht ausmachst. Gefundene Käfer einfach zerdrücken. Du kannst das natürlich auch auf die Spitze treiben. Es gibt Insekten Lichtfallen, die vor allem mit dem Lichtspektrum ultraviolett arbeiten. Dieses Lichtspektrum hat vor allem eine lockende Wirkung auf Fluginsekten. Die kann man an offener Stelle im Zimmer aufstellen oder aufhängen. Da dürften dann auch diverse Käfer drin landen. Kostenpunkt zwischen 15 und 150 Euro. Man kann aber auch noch viel mehr dafür ausgeben. Wenn man sie aufhängt, dann am besten im Zimmer mit den größten Befallsmengen.

    Ein ganz wichtiges Wort, weil das wirklich immer das größte Thema ist. Die Anwesenheit der Tiere hat NICHTS mit Deiner häuslichen Hygiene zu tun. Die Käfer sind ein Kulturfolger, der fast in jedem Haus vorkommt. In der Regel aber in unauffälligen Mengen, so dass man üblicherweise im Laufe des Frühjahrs ein paar Käfer, bis zu zehn Stück, findet, wenn denn überhaupt und die Käfer nicht ein unauffälliges Leben fristen, ohne entdeckt zu werden. Ich weiß bisher nicht, warum es in einzelnen Haushalten zu einer Massenvermehrung kommt. In seltenen Fällen gab es ein oder mehrere Kleidungsstücke, die seit Jahren nicht benutzt wurden und stark befallen waren. Aber das ist vielleicht in 1% der Fälle so.

    Ich kann Dir nicht verhehlen, dass das Spielchen jetzt etwas länger dauert. Soll heißen, dass Du jetzt viel Arbeit damit hast. Dann kommt die Phase, wo Du keine mehr findest, weil die Käfer weg sind und die Larven unauffällig. Da hast Du erst mal Deine Ruhe. Ab etwa September, wenn es wieder dunkler wird, werden die Larven etwas aktiver. Vor allem, weil sie dann einen geeigneten Verpuppungsplatz suchen. In der Zeit werden sie auffälliger, weil man sie abends öfter irgendwo rumkriechen sieht. Keine Panik schieben. Einfach alles zerdrücken, was Du findest. Das nächste Frühjahr trennt dann die Spreu vom Weizen. Du wirst im nächsten Frühjahr, etwa ab Februar/März erst feststellen, ob die Käfer weniger geworden sind. Ganz verschwinden werden sie möglicherweise nie. Auch, weil sie auf die eine oder andere Art von draußen rein kommen können. Aber so lange Du keine großen Mengen findest, sondern nur im Abstand von Tagen mal einen, womöglich am typischen Platz "Fensterbank", weiß Du, dass alles in bester Ordnung ist. Sollten sie doch häufiger sein, darauf achten, ob sie trotzdem weniger geworden sind. Dann wiederholst Du die Prozedur noch mal und danach sollte eigentlich Schluss sein (Schluss im Sinne von "üblichen Mengen").

    Wenn Du Fragen hast, kannst Du entweder hier, oder aber auch gerne per PN oder Email fragen. Nicht zögern. Ich habe ein dickes Fell und helfe dann, wo ich helfen kann.


    Liebe Grüße

    Klaas

  • Lieber Klaas,

    Klaas Reißmann

    schön, dass du wieder da bist, ich hatte mir schon Sorgen um dich gemacht. Aber jeder hat mal eine Zeit, in der andere Dinge definitiv wichtiger sind.

    Dieses Wollkrautblütenkäfer-Thema kommt mit Verlässlichkeit alle Jahre wieder, deshalb habe ich längst einen Lexikon-Artikel

    Wollkrautblütenkäfer (Anthrenus verbasci)

    dazu gemacht und einige deiner Anregungen zum Thema verlinkt. Dieses ist aber dein ausführlichster Beitrag, das mit dem Kieselgur war mir auch neu. Wenn du die Antworten schräg gelesen hättest, wäre dir vielleicht auch der Link ins Lexikon aufgefallen und du hättest weniger Arbeit mit dieser überaus ausführlichen Antwort gehabt.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Hatte ich schon so weit mitgekriegt. Problem ist, dass bei einer Sammlung verschiedener Beiträge oft ein Zusammenhang der einzelnen Postings fehlt. Auch war ich mir im Klaren darüber, dass es meinen Beiträge bisher an der nötigen Ausführlichkeit mangelte. Last but not least lerne auch ich immer dazu, wie z.B. dass Kieselgur im Verruf ist, gesundheitsschädlich zu sein, weil eben aus Silikaten bestehend, die tatsächlich kanzerogen sind. Und dafür habe ich im letzten Jahr mal eine ganze Zeit lang gegoogelt, um Erklärungen zu finden, warum, bzw. warum nicht. Denn ich empfehle ungerne, wenn ich weiß, dass es Sch... ist. Kieselgur ist aber, nach heutigem Stand (27.03.2023) nicht gesundheitsgefährdend, so dass ich es auch weiterhin empfehlen würde. Schlecht ist, dass die Kammerjäger mit dem Zeug falsch umgehen und eigentlich nur damit rum sauen und dann ordentlich Kohle dafür kassieren. So was erfährt man dann im Austausch mit Betroffenen usw. usf. Deshalb die Ausführlichkeit. Und es kann halt passieren, dass ich beim nächsten mal, obwohl schon sehr ausführlich, noch mal ausführlich schreibe, weil sich ja doch immer wieder neue Dinge ergeben. ;)

    Und last but not least: hier soll sie ja geholfen werden. ;)

    Liebe Grüße

    Klaas

  • Hallo MonaLisa88 und Klaas Reißmann !

    MonaLisa88, mich würde interessieren, wie es mit deinem Problem weiter gegangen ist.

    Ich hatte im Frühling auch einige dieser Wollkrautblütenkäfer am Fenster. Ich war mir relativ sicher, dass sie von draußen rein kamen, da ich sie immer am Fenster gesehen habe, wenn wir die Fenster offen hatten. leider entdecke ich jetzt auch Larven, und zwar eine auf dem Dachboden, eine im Kinderzimmer, eine in einer Wolldecke in meinem Schrank, eine in einer Lederhandtasche im Schrank, eine im Bett, eine im einem Schubfach im Bad und eine an der Wand im Gang. Also 7 Stück innerhalb von 12 Tagen im ganzen 2. und 3. Stock unseres Hauses verteilt. Sind sie aktuell auf Wanderschaft oder wie kann man das erklären, dass sie in so vielen Räumen sind?

    Nun habe ich mir auch Kieselgur besorgt - aber ich kann es an den Fußleisten nicht durchgängig ausbringen. Es ist nicht immer ein Spalt zum Boden.

    Wo ist es denn sinnvoll das Pulver noch zu verteilen? Und kann jemand berichten, dass er die Dinger wieder losgeworden ist?

    Wir hatten sie schon mal vor einigen Jahren in unserer alten Wohnung. Damals wusste ich noch nicht genau welche Käfer es sind, da ich nur Larven gesehen habe. Ich habe damals allergische Hautreaktionen bekommen und das fängt jetzt leider wieder an.

    Würde mich über eine Antwort sehr freuen!

    Viele Grüße,

    Lisa

  • Da ich Panik hatte, habe ich zumindest im 2. Stock Fliegengitter und hatte Lagerpiraten im Sommer bestellt. Aber offensichtlich hat es nicht geholfen oder die lagerpiraten waren an der falschen Stelle…

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