Alm 2013-05: Käfer (1)

  • Liebe Naturfreunde,
    an den wenigen Tagen, wo es mal nicht geregnet oder geschneit hat, gab es viel zu entdecken. In Österreich ist es dann meist sofort wieder warm. Aber ich bin auch bei Regen los gewesen, aber es war dann meist so kalt, dass nur noch Fliegen wie gelähmt irgendwo herumhockten.

    Nun gibt es ein paar Käfer zu sehen, teilweise bin ich mir bei der Bestimmung nicht sicher und freue mich auf Bestimmungshilfe.

    Fundortangaben für alle hier gezeigten Käfer:
    Österreich, Bundesland Salzburg, Pinzgau, Salzburger Schieferalpen, Maria Alm, 1100 m, am Rande eines montanen Mischwaldes, sonnenexponierte Südlage

    Zu 99% sicher bin ich mir bei diesem hier:
    Gefleckter Pelzkäfer - Attagenus pellio - 07.06.2013, Größe gemessene 5 mm, Familie Speckkäfer (Dermestidae)

    Das war ganz lustig, ich fand ihn im Wohnzimmer an der Gardine. Im Gläschen sichergestellt wollte ich ihn am nächsten Tag fotografieren, weil es am Fundtag etwas düster war. Und am nächsten Tag war er tot. Und am Freitag nahm ich dann den toten Käfer draußen auf ein Blatt zum Fototermin, und was soll ich sagen: er lief los. Die Überraschung war groß.
    Speckkäfer gelten als Schädlinge, eine passende Larven-Exuvie habe ich auch im Zimmer gefunden.


    Weichkäfer - Podabrus alpinus - 07.06.2013, ca. 10 - 12 mm, Familie Weichkäfer (Cantharidae)
    Das 2. Fühlerglied ist deutlich kürzer als das 1. und 3. und zudem unterseitig fuchsbraun. Die übrigen Fühlerglieder sind eher einfarbig graubraun. Maxillarpalpen am Ende schwarz. Die Art wurde in der Region schon nachgewiesen.


    Glanz-Schnellkäfer - Selatosomus aeneus - 07.06.2013, Größe gemessene 15 mm, auf einem Holzstubben, Familie Schnellkäfer (Elateridae)
    Melanotus punctolineatus wird mit 12 - 16,5 mm angegeben. Der Käfer war komplett schwarz, leicht glänzend, das Halsschild sehr dicht punktiert. Auffällig ist überhaupt das Halsschild: seitlich mit einem Falz gerandet und stark s-förmig gebogen, die Halsschildspitzen weit nach hinten ausgezogen. Die Länge des Halsschildes beträgt fast die Hälfte der Länge der Flügeldecken. Das sind so die Merkmale, die mich die Art vermuten lassen. Auch wenn die Art in der Region bereits nachgewiesen wurde, bleibt ein hoher Unsicherheitsfaktor.


    Rinden-Schnellkäfer - Ctenicera heyeri - 07.06.2013, Männchen, Größe gemessene 16 mm, Familie Schnellkäfer (Elateridae)
    Diese Art und die Verwechselungsart Ctenicera cuprea wurden beide in der Region nachgewiesen. Für Ctenicera pectinicornis spricht nach FREUDE/HARDE/LOHSE, dass die Flügeldecken hinten gemeinsam und nicht einzeln stark zugespitzt sind sowie die durchgehend gleichmäßige Färbung. Bei beiden Arten haben nur die Männchen diese stark gefächerten Fühler.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

    Einmal editiert, zuletzt von Sabine Flechtmann (18. Juni 2013 um 11:19)

  • Liebe Sabine,

    ein vielversprechender Beitrag mit hochwertigen Sabinequalitäts-Fotos!:alright: Das absolute Higlight ist hier jedoch der Metallglänzende Rinden-Schnellkäfer, der wirklich als handwerkliche Meisterleistung eines Metallmodellierers durchgehen kann. Ich bin gespannt auf mehr!

    *****
    Lieber Gruß,
    Meinhard

    Die Menschheit gehört zur verrücktesten Spezies.
    Sie verehrt einen unsichtbaren Gott und zerstört die sichtbare Natur.
    Im Unbewussten darüber, dass diese Natur, die sie zerstören, der Gott ist, den sie verehren.

    -Hubert Reeves-

  • Der Melanotus punctolineatus ist kein solcher, sondern ein recht dunkel gefärbter Selatosomus aeneus. Für M. punctolineatus zu flach und zu breit, wesentlich zu glänzend und M. punctolineatus ist richtig tief schwarz. Das hier gezeigte Tier ist immernoch grünlich schillernd.

    Der Ctenicera sollte, nach drittem Fühlerglied zu urteilen, eigentlich eher Ctenicera heyeri sein (Lamelle des 3. Fühlergliedes länger als das Glied selbst, bei C. pectinicornis genau so lang).

    Den Rest kannst Du mit gutem Gewissen so lassen.

    Viele Grüße
    Klaas

  • Hallo Sabine,

    wie immer ,schöne und dazu gestochen scharfe Aufnahmen.
    Dem Rinden-Schnellkäfer genügt es scheinbar nicht mit Metall zu glänzen-
    er miemt auch noch den geraden 18-Ender !

    Jeder weiss was ,zusammen wissen wir viel und insgesamt wissen wir viel zu wenig !

  • ihr lieben,
    @Klaas: ganz herzlichen Dank für die Bestätigung des Weichkäfers und des Speckkäfers. Besonderen Dank möchte ich aussprechen für die Korrektur der beiden Schnellkäfer und vor allem der Erläuterungen, warum sie andere Arten als die vermuteten darstellen. Im FREUDE/HARDE/LOHSE stand zwar zur Artunterscheidung in der Gattung Ctenicera etwas über die Fühlerglieder, aber das fand ich sehr schwierig zu entscheiden.

    @Meinhard und Werner: vielen Dank für euer Lob und die Sternchen.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Liebe Sabine,

    bist du wieder gut gelandet daheim. Ich hoffe, du hattest trotz Petrus´s schlechter Laune einen erholsamen Urlaub und wie ich sehe hast du doch einige Mitbringsel im Gepäck ... und was für schöne, interessante Krabbler.

    Lustig die Geschichte vom Pelzkäfer. Da hat er zum Fototermin doch nicht stille gehalten ;) ... aber schön, dass er sich von seinem Schreck erholt hat.

    Beim zweiten Bild gefällt mir die Farbumgebung sehr gut, der Weichkäfer gibt einen tollen Kontrast zum Grün.

    Aber der Schönling unter den Vieren ist der Metallglänzende Rinden-Schnellkäfer mit seinem stattlichen "Geweih". :)

    ******************
    Viele Grüße von Kirsten

    Einmal editiert, zuletzt von piepmatz (18. Juni 2013 um 18:48)

  • Liebe Kirsten,
    danke vielmals für deinen ausführlichen, netten Kommentar. Dieser Urlaub war völlig verkorkst, aber wenn man nicht mehr arbeitet, braucht man auch keine Erholung. Ich bin trotzdem soviel wie möglich rausgegangen und habe die Umgebung nach "Viecherln" abgesucht. Aber an manchen Tagen gab es nur in Kälte erstarrte Fliegen. Die wenigen Sonnenstunden haben aber viel wettgemacht.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

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