Bräuchte mal eure Hilfe

  • Hallo,

    diesen Käfer fotografierte ich am 28.07.11 an einer Häuserwand. In der Mitte dieser Straße befindet sich ein Bach, an dem u.a. Platanen und Spitzahorn (?) stehen. Ich hab es leider versäumt, seine Größe zu messen, schätze ihn aber so auf 1,5 cm. Ich vermute, es ist ein Bockkäfer. Aber auf keiner "meiner" Internetseiten konnte ich ihn finden. Vorsichtshalber bin ich auch andere Familien durchgegangen, doch überall Fehlanzeige. Daher meine Frage, hat jemand von euch so einen Käfer schon mal gesehen? Kann ich ihn zumindest als Bockkäfer eingrenzen?

    [Blockierte Grafik: http://www.das-naturforum.eu/forum/attachment.php?aid=19709]

    Liebe Grüße
    Sabine II

    Solange es Menschen gibt die denken, dass Tiere nicht fühlen,
    müssen Tiere fühlen, dass Menschen nicht denken.
    (Noah)

  • Moin,

    und direkt "Njet!", kein Bockkäfer, sondern ein Ölkäfer (Familie Meloidae) der Gattung Sitaris, genauer Sitaris muralis.

    Ich bitte um genaue Info wann und wo genau gefunden. Entweder an meine PN, oder Du fragst via PN nach der Emailadresse von Johannes Lückmann, der die Ölkäfer Deutschlands unter seine Fittiche genommen hat und ständig an Daten interessiert ist.

    Außerdem könntest Du den Fund mit Angabe des Fundjahres und Ermittlung des TK bei kerbtier.de zur Verfügung stellen für die dortigen Karten.

    Viele Grüße
    Klaas

  • Hallo Sabine,
    ein schöner und reizvoller Käfer, den würde ich auch gerne mal entdecken.

    LG Brigitte

    [hr]
    Nicht von Beginn an enthüllten die Götter den Sterblichen alles. Aber im Laufe der Zeit finden wir, suchend, das Bess're.

    Xenophanes

  • Moin,

    Sitaris muralis kann auch vom Laien gezielt gesucht werden, allerdings muss diese Suche nicht unbedingt von Erfolg gekrönt sein.

    Die Käfer erscheinen im August und zwar bevorzugt an bröckeligen Hauswänden, aber durchaus auch an Löswänden, wie z.B. am Kaiserstuhl. Für die Entwicklung benötigen sie die Gelege und den Nektar- und Pollenvorrat bestimmter Mauerbienen, die im Frühjahr ihre Nester in den Wänden anlegen, also einen Gang bohren oder einen vorhandenen Gang nutzen und hier Pollen und Nektar eintragen und erst nach Füllen der Kammer ein Ei legen.

    Die Käfer legen ihre Eier im August an den Wänden ab (in die Wände rein) und die Larven schlüpfen im folgenden Frühjahr und müssen, wie bei Ölkäfern üblich, ein Weibchen der fraglichen Bienenart finden, an dem sie sich festkrallen und in den Bau eintragen lassen. Dort läßt die Larve sich fallen und macht sich als erstes über das Ei her, bevor sie Pollen und Nektar frißt.

    Am ehesten findet man diese Käfer an wirklich alten Häusern mit Lehmwänden (z.B. vernachlässigte Fachwerkhäuser), an alten Häusern mit stark angegriffenen Wänden, an Löswänden und ähnlichem.

    Wenn Ihr Zeit und Lust habt, macht Euch auf die Suche und teilt am besten Eure Ergebnisse Johannes Lückmann mit. Nördlichste Nachweise existieren derzeit, glaube ich, aus dem Großraum Bremen. Ich möchte aber nicht ausschließen, dass ich da nicht mehr up to date bin.

    Falls Fragen da sind, bin ich gerne bemüht diese zu beantworten, so fern mir möglich.

    Liebe Grüße
    Klaas

  • Hallo Klaas,

    ich danke dir vielmals für die Bestimmung. Ich habe mich auch gleich einmal im Internet über diesen Käfer informiert. Das ist ja wirklich sehr interessant. Für andere, die neugierig geworden sind, in Kurzversion: Nach der Paarung legt das Weibchen unglaubliche 2.000-10.000 Eier (da die Sterbensrate sehr hoch ist) u.a. in Ritzen oder Löcher im Mauerwerk ab. Nach ein paar Wochen schlüpfen die Larven, überwintern aber an Ort und Stelle. Anfang April werden sie aktiv und laufen an der Mauer entlang auf der Suche nach einem Loch, in dem sich der Nachwuchs des Wirtes befindet. Da bei den Pelzbienen immer erst das Männchen schlüpft, klammert die Larve sich an der Biene fest und wartet, bis sich das Männchen paart. Bei der Kopula wechselt die Larve dann auf das Weibchen und läßt sich so in die Brutröhre einschleppen, in dem die Biene ein Ei abgelegt hat. Dort lebt die Larve parasitär, d.h. sie frißt erst das Ei, dann den herangetragenen Nektar- und Pollenvorrat und verpuppt sich anschließend.

    Jetzt, wo ich diese Information habe, paßt alles zusammen. Am anderen Ende der Straße, wo ich den Käfer fand, habe ich im April mehrere Mauerbienen der Art Osmia cornuta entdeckt, die sich sehr für die Löcher im Mauerwerk interessierten. Eine Kopula war ebenfalls zu beobachten. Ich habe von Herrn Lueckmann die Internetseite mit seiner Email-Adresse gefunden. Ich werde ihm die genauen Funddaten mit Bild zusenden. Einschließlich der Angabe über die Mauerbienen.

    Der Käfer hat mich nun neugierig gemacht. Im April werde ich mich da mal genauer umsehen. Vielleicht kann ich ihm dann weitere Informationen zukommen lassen.

    Nochmals vielen Dank, Klaas.

    Liebe Grüße
    Sabine II

    Solange es Menschen gibt die denken, dass Tiere nicht fühlen,
    müssen Tiere fühlen, dass Menschen nicht denken.
    (Noah)

  • Kennst Du das Buch von Johannes Lückmann und Manfred Niehuis über die Ölkäfer des Saarlandes und Rheinland-Pfalz? Wenn nicht, frag Johannes, ob er Dir noch eins verkaufen kann (müßte eigentlich). Sind nicht teuer, warten aber mit einer Unmenge Information und Bildmaterial auf.

    Für mehr Informationen guckst Du hier: http://www.kerbtier.de/Pages/Impressum/deLiteratur.html

    Bis zum fünften Buchtip runter scrollen. ;)

    Liebe Grüße
    Klaas

  • Hallo Klaas,

    Danke für den Link, ich schau mir die Bücher mal einzeln an. Herr Lückmann hat zwischenzeitlich auch die Funddaten erhalten.

    Liebe Grüße
    Sabine II

    Solange es Menschen gibt die denken, dass Tiere nicht fühlen,
    müssen Tiere fühlen, dass Menschen nicht denken.
    (Noah)

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!