Neuer Stern am Buchhimmel: Die Nachtfalter Deutschlands

  • Liebe Naturfreunde,
    endlich ist es erschienen: das erste Buch über sämtliche 1160 Arten Nachtfalter (Großschmetterlinge) Deutschlands in Lebendfotos und in deutscher Sprache.
    Titel: Die Nachtfalter Deutschlands, ein Feldführer. Sämtliche nachtaktiven Großschmetterlingen in Lebendfotos und auf 76 Farbtafeln.
    Autoren: Axel Steiner, Ulrich Ratzel, Morten Top-Jensen und Michael Fibiger
    Seiten: 878, durchgehend farbige Abbildungen (Fotos)
    Gewicht: 1500 g
    Ausstattung: fadengeheftete Broschur mit Kunststoff-Schutzumschlag

    Einleitende Kapitel:
    * Großschmetterling, Kleinschmetterling, Tagfalter, Nachtfalter, Motte: was sind eigentlich Nachtfalter?
    * Der Lebenszyklus von Nachtfaltern
    * Systematik
    * Nachtfalter beobachten und erforschen
    * deutsche Namen
    * ein Kapitel über die anatomischen Bezeichnungen, die im Buch verwendet werden.
    * Schmetterlingsvereine und Arbeitsgruppen in Deutschland
    * Glossar

    Hauptteil
    * Von Seite 40 - 730 Artportrait zu jeder Art mit Lebendfoto und Text. Hinweise zur Bestimmung, Unterscheidung von ähnlichen Arten, Etymologie, Verbreitung, Häufigkeit.
    * Von Seite 731 - 807 Fotos von gespannten Tieren in natürlicher Größe
    * Von Seite 808 - 849 Checkliste mit Systematik
    * Von Seite 850 - 862 Index der wissenschaftlichen Namen
    * Von Seite 863 - 875 Index der deutschen Namen
    * Auf Seiten 876 - 877 Autorenportraits

    Ein phantastisches Buch mit überwiegend hervorragenden Abbildungen und wirklich guten Texten. Überwiegend werden 2 Arten pro Seite beschrieben mit mindestens 1 Foto pro Art, sehr variable Arten mit bis zu 4 Foto, teilweise auch Raupen.

    Die Stärke des Buches liegt in der Vollständigkeit eben aller in Deutschland vorkommenden Arten von den Salzwiesen-Arten bis zu den alpinen Arten, die nur in Bayern vorkommen.

    Für mich persönlich eine große Bereicherung. Gerade die alpinen Arten, die mir in Österreich begegnen, findet man im Zweifelsfall weder im KOCH noch in den Schmetterlingen Baden-Württembergs noch in anderen gängigen Bestimmungsbüchern.

    Der Preis: liegt gerade eben noch im zweistelligen Bereich. Und genau diesem Preis ist wohl das einzige Manko des Buches geopfert worden: Der Einband ist aus recht dünnem Papier, nicht mal Karton. Der Buchrücken ist gelumbeckt (Klebebindung). Für einen Feldführer eigentlich viel zu schwer, wer im Buch blättert, dem verrutscht der Schutzumschlag - das Buch muss vorsichtig wieder zugeklappt werden, damit der Einband nicht im Schutzumschlag Knicke bekommt. Außerdem ist zu vermuten, dass nach einiger Benutzung die Klebebindung aufbrechen wird.
    Ich habe mir das Buch professionell als Hardcover mit Leinen von der Buchbindewerkstatt meines Vertrauens binden lassen (danke, Reinhilde!). Ich kann das nur empfehlen.

    Abbildung meines Buchexemplares:

    Das Buch ist nicht im normalen Buchhandel erhältlich, ich habe im Verein eine Bezugsmöglichkeit erfahren, im Buch selbst ist nachfolgende Bezugsmöglichkeit genannt: http://www.nachtfalterdeutschlands.de

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

    Einmal editiert, zuletzt von Sabine Flechtmann (6. April 2014 um 18:50)

  • Liebe Sabine,
    vielen Dank für die sehr ausführliche Info! :)
    Ich hatte es schon fast vergessen, dass das Buch irgendwann mal ;) erscheinen sollte. Aber es ist zweifelsohne eine tolle Bereicherung, inzwischen habe ich mir allerdings viele andere "gute Sachen" zugelegt. Mal sehen..., aber gerade die vielen Fotos (insbes. die Lebendaufnahmen) sind schon sehr verlockend.

    Liebe Grüße, Brigitte

    [hr]
    Nicht von Beginn an enthüllten die Götter den Sterblichen alles. Aber im Laufe der Zeit finden wir, suchend, das Bess're.

    Xenophanes

  • Liebe Sabine,

    boah was für ein Wälzer aber garantiert ein echter Schatz! Ich glaube, das der Preis trotzdem gerechtfertigt ist, denn man muß sich mal vorstellen, wieviel Arbeit darin steckt, um so ein Werk zu vollenden.

    Ich freue mich für Dich, das Du es nun in einer nachbearbeiteten, robusten Super- Qualität Dank Reinhildes, in Deinen Händen halten kannst.

    Liebe Grüße Heidi.

  • Hallo Andreas,
    gerne, aber die ISBN-Nr. hilft dir nicht, du bekommst das Buch direkt beim Autor unter o.g. Webadresse.
    ISBN 978-3-00-043862-2

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Hallo, Mykologicus!

    Vorab: Ich bin noch ganz frisch hier im Forum, weshalb ich Sie zunächst mal eben so anspreche.

    Also: Nun, ich selber bin ein leidenschaftlicher Liebhaber guter Bestimmungsbücher. Um eine spezifische Nachtschmetterlingsfauna Deutschlands liege ich schon seit Jahren auf der Lauer. Als ich nun nach einer längeren Suchpause in der Vorweihnachtszeit bei ZVAB auf den besprochenen Titel stieß, war meine Freude natürlich enorm. Hierbei genügte mir bereits der Hinweis, wonach die gesamte gegenwärtig bekannte Nachtfalter-Fauna unserer Heimat vorgestellt würde, völlig aus, um das Buch spontan zu bestellen.

    Wenn ich Ihnen sage, dass ich am Aquarellieren und farbig Zeichnen von Naturlandschaften und -Idyllen, Pflanzen und Tieren große Freude habe, werden Sie verstehen, dass mir namentlich illustrierte Bestimmungswerke am Herzen liegen. Desto glücklicher hätte es mich denn auch gemacht, wenn auch die Nachtschmetterlinge illustriert wären. Ich finde, wir sollten den besonderen künstlerischen Wert und unvergleichlichen Reiz illustrierter Bestimmungsbücher durchaus schätzen, und man kann dies lernen, wenn man sich nur einmal bewusst macht, dass mindestens ein Zeichenkünstler seine ganze Liebe und Hingabe in das Werk hat mit einfließen lassen. Demgegenüber erscheint dann selbst ein überhöhter Buchpreis noch bescheiden. Das Zeitalter der digitalen Fotografie wird die Illustration - leider! - wohl bald vollständig verdrängt haben; allerdings, im wissenschaftlichen Insider-Milieu ist man von den effektiven Vorzügen der künstlerischen Zeichnung nach wie vor überzeugt, weshalb spezifische Fach-Literatur in der Tat großenteils illustriert - und auch ziemlich teuer ist.

    Jetzt zum Buch: Schade für mich, dass ich auf Ihre ausführliche Buch-Beschreibung erst jetzt gestoßen bin. Wenn man sie gründlich liest, kann weder ein Fehlkauf noch die kleinste Enttäuschung darüber aufkommen. Ich finde sie höchst professionell und absolut authentisch!

    Wenn das Buch tatsächlich als "Feldführer" konzipiert ist, ist es verständlich, dass es mit einem flexiblen Schutzumschlag
    versehen ist; es soll ja (auch beim Transport) nicht sparrig sein und beim Blättern im Gelände gut in der Hand liegen. Allerdings befürchte auch ich, dass der im Grunde solide feste Bund eben jenem Umstand wohl nicht dauerhaft gewachsen sein wird. Und auch ich habe schon erwogen, meinen Prachtband in ein stabiles schmuckes "Hard Cover" setzen zu lassen - das ist es auf jeden Fall wert! Das Ihrige abgebildete Exemplar gefällt mir wirklich gut! - Mit welcher Preislage müsste ich denn so rechnen...? -

    Das durchaus nicht zu unterschätzende Gewicht des Buchs könnte insbesondere auf längeren bzw. beschwerlicheren Wanderstrecken u.U. sehr wohl zu einem lästigen Problem werden. Im Übrigen akzeptiere ich ein Bestimmungsbuch nur dann als einen wirklichen Feldführer, wenn er mit praktischen Schlüsseln versehen ist; allerdings würden dann den Bestimmungshilfen wohl andere wertvolle Vorzüge zum Opfer fallen - oder dessen Kosten weiter in die Höhe getrieben. Hierdurch erweist sich das Werk denn doch eher für den geschulten Kennerblick als für den interessierten Laien geeignet, ganz davon abgesehen, dass eine präzise Bestimmung vor Ort für letzteren ohnehin nicht durchführbar ist.

    Sie Schreiben von "überwiegend hervorragenden" Abbildungen. Diese Ihre korrekte Feststellung deutet vielleicht darauf hin, dass es gerade die der Illustration gegenüber bestehenden Grenzen der Fotografie sind, welche eben nicht jedes einzelne Exemplar ideal abzubilden erlauben. Dass aber die Bilder fotografisch insgesamt von wirklich hervorragender Qualität sind, ist in der Tat unbestritten. Und wenn man sich die Falter nur etwas genauer anschaut, kann man schon darüber staunen, wie nunmehr durch die hochauflösende digitale Aufnahme Details und feinste Farbnuancen erkennbar werden, die man bei der natürlichen Inaugenscheinnahme - zumal unter ungünstigen Lichtverhältnissen - gar nicht wahrnehmen würde. Nur hat die teilweise - wenn auch nicht besonders auffallende - übertriebene Farbwiedergabe des einen oder anderen Fotos den Nachteil der Komplementär-Kontrastwirkung, sodass etwa neutral graue Flügel vor einem leuchtend grünen Hintergrund deutlich rötlich getönt erscheinen - und hierdurch den ungeübten Laien verwirren können. Diesen optisch täuschenden Missstand könnte - wiederum! - die Illustration problemlos kompensieren...

    Die zusätzliche Miteinbeziehung der genadelten Falter in kompakter geordneter Übersicht ist eine kluge Ergänzung zu den Lebendfotos. Auch die gebührende Würdigung jedes einzelnen Autors sollte eine Selbstverständlichkeit sein.

    Soviel von mir zum Nachtfalter-Buch für Deutschland. Ich finde es klasse, alles in allem, und auf jeden Fall unentbehrlich auf dem eher spärlich bestückten Bestimmungsbuch-Markt für Gesamtfloren und -faunen.

    Herzliche Grüße aus München!

    Florian

  • Einen wunderschönen guten Abend, Florian,
    und ein herzliches Willkommen im Naturforum! Ich persönlich lege keinen Wert auf das Sie, da Sie aber möglicherweise die förmliche Anrede bevorzugen, bleibe ich für die Antwort erstmal dabei.
    Mit Respekt lese ich die überaus differenzierte Kommentierung zur Buchbesprechung, mit dieser Ausfürchlichkeit muss das erstmal jemand nachmachen.

    Ich kann verstehen, dass jemand, der selbst toll zeichnen kann (ich kann das leider überhaupt nicht), große Freude an illustrierten Bestimmungswerken hat. Natürlich kann man mit farbigen Zeichnungen sämtliche Details herausarbeiten, die am lebenden Falter vielleicht nicht mehr alle vorhanden sind. Falter verlieren ja im Laufe ihres Lebens Schuppen, beim Hornissenglasflügler ist schon nach wenigen Flügen der blauschillernde Glanz der Flügel weg. Die ganze Reihe der Pareys Bestimmungsbücher lebt ja von Illustrationen - zumindest alle, die ich im Regal stehen habe. Aber es gibt auch nicht mehr alle im Handel.

    Sensationell in der Illustrationsqualität und hochprofessionell ist die Bestimmungsliteratur der NATIONALNYCKELN. Diese Reihe steht unter der Schirmherrschaft der schwedischen Kronprinzession Viktoria und soll alle in Schweden vorkommenden Organismen zum Inhalt haben. Zu Faltern sind schon ein Tagfalterband und mehrere Nachtfalterbände (hier Kleinschmetterlinge) herausgekommen, und sie sind zum absoluten und hochsubventionierten Schnäppchenpreis von ca. 50 Euro pro Band bei jeweils 600 - 650 Seiten zu haben. Neue Bestimmungsliteratur mit Illustrationen und auf neuestem wissenschaftlichen Stand dürfte einfach wirtschaftlich nicht mehr produzierbar sein.

    Die von mir als "überwiegend hervorragenden" Fotos beziehen sich z.B. auf die Abbildungen von Macaria carbonaria (Seite 269) oder Idaea dilutaria (Seite 107), um nur zwei Arten herauszugreifen. Das Problem ist ja, dass es Arten mit nur lokaler Verbreitung gibt oder Arten, die schlicht sehr selten sind und deshalb nur sehr selten gefunden werden. Da ist man dann schon froh, überhaupt eine Abbildung/Foto zu haben, welches ein Wiedererkennen ermöglicht. Ein Vorteil der Fotografie liegt auch darin, dass Tiere in ihrer natürlichen Umgebung gezeigt werden können - wenn man denn ein solches Foto hat oder von anderen Bildautoren bekommen kann. Sie haben sicher die lange Liste der Bildautoren gesehen. Auch finde ich es von Wert zu sehen, welche natürliche Ruhehaltung der Flügel zu einer Art gehört. Die meisten Spanner breiten ihre Flügel in Ruhehaltung aus, es gibt aber auch Spannerarten, die ihre Flügel (in Ruhehaltung) immer schließen ähnlich wie bei vielen Tagfaltern.

    Bevor es den STEINER et. al. gab, war der KOCH ein gesuchtes Standardwerk. Der Buchautor lebte in der damaligen DDR, so dass doch sehr viele Arten im ursprünglich vierbändigen Werk fehlten. Vor der Wende gab es eine Neuauflage von 4 Bänden in einem, das nach der Wende abverkauft wurde. Da sind die meisten Arten sogar nur zur Hälfte gezeigt. Man kann/konnte das dadurch kompensieren, indem man einen Spiegel zu Hilfe nahm, um einen Eindruck eines kompletten Falters zu bekommen.

    Was Sie als mögliches Manko des neuen Falterbuches darstellen, nämlich die fehlenden Bestimmungsschlüssel: ich habe noch nirgendwo einen Bestimmungsschlüssel gefunden. Ich bin davon überzeugt, dass es sie simpel nicht gibt. Die Materie ist viel zu komplex, als dass sie in einen oder mehrere Bestimmungsschlüssel "passen" könnte. Auch ist hier die Wissenschaft noch stark im Fluss, z.B. ist nicht geklärt, ob es sich bei der Messingeule Diachrysia chrysitis und Diachrysia stenochrysis wirklich um zwei Arten oder vielleicht doch nur um eine Art handelt (nur als Beispiel). Die Taxonomen haben noch sehr viel Arbeit vor sich.

    Was die Frage zum Preis des Buchbindens angeht, sende ich anschließend eine PN.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

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