Mondschnecken (= Naticidae)

  • Lieber Wolf,

    gerade erst habe ich diesen spannenden Thread entdeckt! Hach, der ist einfach ein Vergnügen, da er so viele verschiedene Teilgebiete streift.

    Über Schneckenzungen habe ich mir schon Gedanken gemacht. Irgendwo stand mal, dass die Weinbergschnecke das Tier mit den meisten Zähnen im Tierreich ist... :79: Aber anraspeln würde ich mich wohl nicht lassen. Das muss doch weh tun, denn die bleiben doch nicht beim aufgestrichenen Futter, sondern raspeln auch mal ein bisschen Haut mit weg? :eek: Wolf, du bist für mich ein echter Held! Einer, der insofern auch würdig ist, solche interessanten Fakten aufzudecken, dass Mondschnecken kreisrunde Löcher nagen, um an das Fleisch ihrer Brüder und Schwestern zu kommen. Du meine Güte! Die Natur ist so wahnsinnig spannend, vor allem, wenn man an so harmlose, süße Tierchen wie Schnecken denkt! 8o
    Ein toller Bericht!

    Herzliche Grüße Rosmarie

    "Sollte man nicht überhaupt begeistert sein über die Welt, in der man lebt?" (Ausspruch von Kasimir hier im Naturforum)

  • Liebe Rosmarie,

    ja, die ("normale") Weinbergschnecke hat eine Radula mit etwa 170 (Quer-)Reihen mit jeweils 140 bis 150 Zähnen (die dann wie kleine Häkchen wirken), das macht dann um die 24000 Zähne. Ich habe manchmal schon Probleme, genau feststellen zu können, welcher Zahn mir wehtut. Bei 24000 Zähnen hätte ich da wohl keine Chance......... .
    Bei mir ist im Rahmen meiner Selbstversuche noch nie Haut weggeraspelt worden. Nun habe ich allerdings immer recht kleine Arten getestet (bis zur Größe einer Cepaea). An eine Syrinx aruanus mit über 70 cm Gehäusehöhe würde ich mich dann aber auch nicht herantrauen............. . Da bin ich dann erst recht nicht mehr heldenhaft, sondern ausnahmsweise mal vernünftig.

    Nun ja, einige Schnecken sind schon ziemlich rabiate Räuber, z.B. ja auch die landbewohnende "Wolfsschnecke" Euglandina. Oder die mit höchstwirksamen Gift"pfeilen" bewehrten Kegelschnecken (Conus spp.).

    Einen friedlichen Abend noch: wolf

  • Ah, lieber Wolf, deine Erklärungen haben was: Sie sind nicht nur informativ, sondern auch höchst amüsant zu lesen! :79:

    Gibt es in Deutschland auch Land-Exemplare mit solch netten Gewohnheiten wie die tropische Wolfschnecke?
    Bei Nacktschnecken habe ich schon oft beobachtet, dass sie das Aas toter Kameraden verspeisen. Aber aktiv umbringen dürften sie ihre Kollegen dann doch nicht?

    Herzliche Grüße Rosmarie

    "Sollte man nicht überhaupt begeistert sein über die Welt, in der man lebt?" (Ausspruch von Kasimir hier im Naturforum)

  • Liebe Ohana,

    tja, natürlich würde eine Naticide nur einen lebenden Seeigel angreifen und keine Fossilien,

    Na, da würde sie sich wohl die Zähnchen ausbeißen oder sie müsste mit einem Schlagbohrer kommen.. ;)

    Du hast bestimmt Recht, es könnten irreguläre Seeigel sein. Ich habe auch noch einmal in meinen Fossilienbüchern nachgesehen. Da sehen die Irregulären allerdings immer etwas eierig von der Form her aus, und meine sind schon sehr kreisrund. Jedenfalls habe ich zumindest noch ein anderes Fossil bei der Gelegenheit entdeckt, das tatsächlich Löcher aufweist, die von räuberischen Bohrorganismen verursacht wurden.. Der Schwamm Porosphaera globularis. Ein paar solcher "Perlen" habe ich auch schon gefunden.

    Danke für Deine Mühe, ich hoffe, Du konntest dann einschlafen! ;)

    Liebe Grüße
    Ohana

  • Juhu Ohana,

    danke vielmals: wieder was gelernt: Porosphaera globularis. Mit Löchern. Habe mir Bildchen im Internet angeschaut. Offenbar ist noch nicht absolut sicher, wer da in den Schwamm gebissen hat......... . Vielleicht wirklich Naticiden.
    Ja, danke, letzte Nacht konnte ich wieder ruhigen Gewissens schlafen. Die vorletzte Nacht war ja furchtbar: erst im Morgengrauen wankte ich mit unsicheren Schritten und krummem Rücken in mein Schlafgemach, um mich einem kurzen, unruhigen Schlummer zu überantworten, noch im Traum verfolgt von den ungelösten Fragen des Vortages. ;)

    Dann mal bis denn dann: wolf

    Einmal editiert, zuletzt von wolf (11. Januar 2020 um 13:02)

  • Liebe Rosmarie,

    tja, doch: einige einheimische Landschnecken fressen Würmer und gegebenenfalls auch andere lebende Schnecken-Arten. Da die meisten dieser "Räuber" aber recht klein sind, ist das nicht so spektakulär und daher auch weniger bekannt.

    Dazu zählen z.B. die Halbnacktschnecken aus der Familie Testacellidae, einige wenige Arion-Arten, die Familie Oxychilidae, die Gattung Daudebardia und Limax maximus. In den genannten Fällen wurde berichtet, dass sie Eier anderer Schnecken vertilgen, gelegentlich auch lebende Schnecken angreifen und gerne mal ein Würmchen verspeisen.
    Limax maximus (der "Tigerschnegel") sollte aus den genannten Gründen von Gartenbesitzern und -liebhabern eigentlich sehr geschätzt werden, weil durch ihn die anderen Nacktschnecken kurzgehalten werden. Leider ist das offenbar noch nicht überall bekannt.

    Liebe Grüße: wolf

  • Hallo, liebe Naturfreunde,

    nachdem sich jetzt ein ausgewiesener Schneckenkenner (wolf) in diesem Forum befindet, möchte ich gerne nochmal mein Bild aus der Rätselecke vom 20.02.2019, Thema "Wer macht denn sowas?", einstellen. Vielleicht gibt es dazu weitere Erkenntnisse.

    Liebe Grüße
    PeterP

    Liebe Grüße

    Peter

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    Aus meiner Lebensliste: Tiere aus meinem Garten:

    145 Falter (Album), 86 Käfer (Album), 51 Wanzen (Album)

  • Hallo Peter,
    na ja, ich bin und bleibe ein Anfänger........... .
    Ja, sicherlich Fraßspuren einer Schnecke, die können ziemlich bizarr und manchmal durchaus künstlerisch wertvoll aussehen. Von welcher Schneckenart die Spuren sind, kann wohl niemand genau sagen. Ich kenne aus dem hohlen Bauch nur eine einzige Arbeit, die mal den Bau der Radula in Bezug zu den Fraßspuren gesetzt hat. Es ist sicherlich auch nicht ganz einfach, für solche Fragestellungen Forschungsmittel bewilligt zu bekommen.......... ;) .
    Und Rosmarie hat auch hier wieder Recht: weidende Schnecken pendeln beim Abraspeln mit ihrem Kopf mal nach links, dann nach rechts (habe ich schon oft beobachtet). Dabei kriechen sie normalerweise weiter. Je langsamer sie kriechen, desto stärker schieben sich die Fraßmuster zusammen. Wenn sie in ihrem unerforschlichen Ratschluss beim Abweiden mal etwas schneller kriechen, dann ziehen sich die Spuren logischerweise weiter auseinander.

    Herzliche Grüße und vielen Dank - das Bild hätte ich im Forum nie gefunden. wolf

    Einmal editiert, zuletzt von wolf (11. Januar 2020 um 18:55)

  • Moin zusammen,
    im neuesten Newsletter der Malakologischen Arbeitsgemeinschaft am Haus der Natur Salzburg ist ein ähnliches Fraßbild abgebildet, leider ohne Zuordnung:
    https://www.hausdernatur.at/files/ARGES/ma…ter_12_2019.pdf

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Juhu Sabine,
    oh prima, vielen Dank, super. Ich habe das so verstanden, dass die dort abgebildeten Fraßspuren Patella caerulea zugeordnet werden können (einer Napfschnecke aus dem Mittelmeer).
    Merci: wolf

  • Lieber Wolf,

    deine Kommentare sind immer sehr erhellend für mich. :ups:

    Auch für deine ausführliche Antwort zu den "Raubtier"-Schnecken ist sehr interessant. Ja, vermutlich habe ich von den kleineren Schneckenarten diesbezüglich noch nichts mitbekommen oder bei oberflächlichem Lesen wieder vergessen. Alles, was ich nicht richtig sehen kann, lasse ich gleich wieder aus meinem Gehirn herauskriechen, äh, -fallen.

    Darauf, dass Tigerschnegel zu den nützlichen Schnecken im Garten gehören, wird sogar ab und zu in einer Fernsehsendung hingewiesen. Aber diejenigen Gartenbesitzer, die jede größere Nacktschnecke durchschneiden, sind vermutlich nicht diejenigen, die solche Sendungen sehen.

    Vor kurzem, nach der Frostperiode, hat abends mal wieder ein kleiner Tigerschnegel meine Balkoninnenwand abgeweidet. Ich war völlig verblüfft.

    Herzliche Grüße Rosmarie

    "Sollte man nicht überhaupt begeistert sein über die Welt, in der man lebt?" (Ausspruch von Kasimir hier im Naturforum)

  • Danke, Wolf,
    jetzt ist mir auch klar, welche Abbildungen zu welcher Art gehören.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

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