Hallo zusammen,
ich möchte heute vom 4.5.2019 berichten, dem ersten Samstag des Monats, an dem traditionell nun schon zum 16. mal das bundesweite Birdrace stattfand. Es ist schnell erklärt, worum es geht: es sollen so viele Vogelarten wie möglich an nur diesem einen Tag gefunden werden (akustisch oder visuell). Das ermöglicht den Veranstaltern einen deutschlandweiten Vergleichswert und eine relativ vollständige Übersicht über die Artenvielfalt der deutschen Vögeln. Den Teilnehmenden winken natürlich ein schöner Tag mit Gleichgesinnten und die Herausforderung, andere Teams zu überbieten. Auch Preise gibt es. Wir, mein Team und ich, drei junge Interessierte und Fachkundige haben uns dabei auf die Stadtgrenzen Kiels beschränkt, um so die städtische Fauna sowie die Artenvielfalt des städtischen Umlands zu erfassen. Unsere Konkurrenz waren zwei weitere Teams, die in Kiel unterwegs waren, die wir allerdings nicht kannten.
Der Ehrgeiz, bestes Kieler Team zu werden und die unangenehme Angewohnheit der Singvögel, besonders in der Frühe des Morgens ihre Lieder zu schmettern, trieben uns schon um 4 Uhr vor die Tür. Zu dieser Zeit hatten wir es besonders auf Eulen abgesehen, aber auch Rotkehlchen, Amsel und Zaunkönig sangen schon ihr Lied für uns. Schnell kamen auch schon einige schöne Arten dazu. Die Klappergrasmücke sang ihr Lied mitten in der Stadt in einem Park, ein Gartenrotschwanz gehörte mit zu den ersten Arten und an einem Bootssteg der Kieler Förde zwitscherten Rauchschwalben an ihrem Schlafplatz vor sich hin. Ein Stückchen weiter in einem schönen Wäldchen konnten wir unsere Eulen finden. Wir hatten Glück und konnten eine Waldohreule kurz kreischen hören und ein wenig später noch den Waldkauz vernehmen.
Aus einem Kleingartengebiet wussten wir, dass sich dort mal ein Sprosser aufhielt. Dort war unser nächstes Ziel. An einem winzigen Teich fanden wir zu unserer Überraschung ein Paar Flussseeschwalben. Mit denen hatten wir erst später gerechnet. Dafür war vom Sprosser keine Spur zu entdecken. Ein Stück weiter wussten wir allerdings von einer Nachtigall, die uns im Jahr zuvor mit ihrer Anwesenheit erfreute. An derselben Stelle wie im Jahr zuvor hielten wir unsere Fahrräder, die uns den ganzen Tag über tragen sollten, und siehe da, kurz bevor wir aufgeben wollten, erklang ihre melodische Stimme.
Es war schon eine Weile hell und uns fehlten immer noch eine ganze Reihe Singvögel, also wieder ab in den Wald. Ein größerer Wald, der etwas außerhalb der bebauten Stadtfläche lag, aber noch zu Kiel gehört, erfüllte seinen Zweck dabei sehr gut. Neben Kleiber, Schwarzspecht und Buntspecht hielt er auch einige schwer zu findende Singvogelarten wie den Kernbeisser bereit. Das der Wald direkt am Nord-Ostsee-Kanal endet, war ein weiterer Grund für unseren Besuch. Dort gab es die ersten Limikolen, einige Flussuferläufer, die am Ufer rasteten. Auch einige Wasservögel wie zum Beispiel Mittelsäger, die in der Nähe brüten, kamen dazu. Als nächstes mussten wir auf die andere Uferseite über die Hochbrücke. Dort gab es nicht viel zu sehen, aber auf der anderen Seite wurden wir mit weiteren Arten belohnt, Austernfischer und Brandgans zum Beispiel. Während einige Arten im Vorbeifahren gehört und gesehen wurden, ging es zu einem ehemaligen Militärgelände, einen offenen Platz wo Feldlerchen brüten. Als wir dort ankamen, saß ein Trupp Stare auf dem kurzen Rasen. Aber was war das? Ein Star war irgendwie anders: ein Blick durchs Fernglas und die Freude wurde Gewissheit. Eine Ringdrossel suchte bei ihrer Rast nach Futter. Auch einige Steinschmätzer waren dort zu sehen. Am Wasser der Kieler Förde wollten wir nun erstmal bleiben und den Weg in den äußersten Norden bestreiten. Auf dem Weg lagen einige schöne Strandabschnitte, wo weitere Limikolen dazukamen. Besonders errfeulich war eine Zwergseeschwalbe, die am Ufer jagte. Die Art brütet auf der anderen Seite der Förde im Kreis Plön, nach ihrer Ankunft aus dem Winterquartier treibt sie sich aber auch kurzzeitig im weiteren Umfeld herum. Das war an dem Tag unser Glück.
Im Norden gab es dann eine Mittagspause, um neue Kraft zu tanken. Ein Imbiss durfte auch nicht fehlen aber dann ging es schon weiter. Einige flache Seen liegen direkt an der Stadtgrenze. Dort finden zahlreiche Entenarten ein tolles Brutgebiet. So gut wie jedes Jahr brütet dort der Rothalstaucher. Dieses Jahr erfreute uns außerdem eine Knäkente auf dem Durchzug.
Auf dem Rückweg gab es nicht viel zu sehen, also hieß es Strecke machen. Im Zentrum der Stadt liegt ein Park mit etwas Ziergeflügel, dem wir einen kurzen Besuch abstatteten und dort hatten wir das Glück einen in der nähe brütenden Wanderfalken auf einem seiner Stammplätze zu treffen. Das nächste Ziel war die Stadtgrenze auf der anderen Seite der Förde. Wieder ging es ein Stück ohne Pause auf dem Rad dorthin, wo die Schwentine in die Förde mündet. Hier liegt ein Brutplatz der Gebirgsstelze. Außerdem sollte dort in der Förde ein Delfin herumschwimmen, der schon eine Weile in der Förde verweilt. Den fanden wir zwar nicht, dafür unsere Stelze auf Anhieb und außerdem eine Mantelmöwe. Nun war wieder ein See angesagt. Der Wellsee ganz im Süden des Stadtgebiets. Auf dem Weg machten wir einige Schlenker, die uns aber nichts neues mehr für unsere Liste brachten. Erst am Wellsee, einem Eldorado für Schilfbewohner ging es wieder los. Es war inzwischen Abend und die Vögel führten ihre Gesangskünste fort. Blaukehlchen, Teich- und Schilfrohrsänger, Feld- und Rohrschwirl fingen nacheinander an mit ihrem Konzert. Im Umland fuhren wir noch etwas herum und konnten Wiesenpieper und Kiebitz entdecken und mitten in der Siedlung einen Seeadler, der über unsere Köpfe hinwegflog. Danach machten wir bei zunehmender Kälte und Müdigkeit Feierabend und freuten uns über beachtliche 113 Vogelarten, die wir innerhalb eines Tages in Kiel entdeckt hatten. Damit konnten wir unseren eigenen Stadtrekord sogar nochmal um 4 Arten erweitern.