Flechten richtig bestimmen

  • Hier schreibe ich mal zusammen, worauf es bei der Bestimmung einer Flechte an kommt.

    Fotos

    Fotos sind gut und wichtig. Dabei muss aber der Habitus zu sehen sein. So nahe wie möglich Apothecien oder Lappenrand. Wenn möglich die Unterseite. So viele Merkmalw wie möglich.

    Chemie

    Die Chemie ist eines der Hauptmerkmale bei Flechten.

    K

    Kalilauge. Wenn man an Kalilauge nicht heran kommt, geht auch ein Rohrreiniger, in Pulver Form.

    Die meisten enthalten Kalilauge. Aber nur das weiße Pulver nehmen, auf keinem Fall silberne Kügelchen in Wasser lösen.

    Der Nachteil ist, dass man je nach Hersteller, Kristalle unter der Probe sehen kann.

    K+ = Reaktion durch Färbung

    K- = keine Reaktion

    C

    Calciumhypochlorit. Da es aber nicht so lange haltbar ist, nehmen die meisten Lichenologen Dan Klorix. Das aus der blauen Flasche.

    Es ist lange haltbar und bekommt man auch in jedem Geschäft ;)

    C+ = Reaktion durch Färbung

    C- = keine Reaktion

    P

    para-Phenylendiamin. Das kann nur über einen Arbeitskreis oder Verein bezogen werden. Da gibt es keinen Ersatz für.

    Diese Lösung nur vor einer Untersuchung in wirklich kleinen Mengen (Wenige Tropfen) anfertigen.

    P+ = Reaktion durch Färbung

    P- = keine Reaktion

    J

    Jod-Lösung. Kann in jeder Apotheke bezogen werden. Lugol`s Lösung nennen und sie kann es bestellen.

    J+ = Reaktion durch Färbung

    J- = keine Reaktion

    UV

    Ultraviolettstrahlung. kurz- (254 nm) u. langwellig (366 nm)

    Tüpfelreaktionen

    Eine gute Übersicht, der wichtigsten Inhaltstoffe und ihre Reaktionen gibt es im Buch

    Volkmar Wirth

    Die Flechten Baden-Württembergs Teil 1 Seite 34 bis 36

    Diejenigen Flechtensubstanzen, die Farbreaktionen mit einem oder allen der erwähnten Reagenzien geben, sind hier mal aufgeführt.

    P+ gelb-rot, K+ gelb-rot

    Atranorin, Baepmycessäure, Chloratranorin, Decarboxythamnolsäure, Hämathamnolsäure, Thamnolsäure, Norstictinsäure, Physodalsäure, Fumarprotocetrarsäure,

    Protectrarsäure, Salazinsäure, Stictinsäure, Barbatolsäure, Alectorialsäure, Virensäure, Constictinsäure.

    P+ gelb-rot, K-

    Pannarin, Psoromsäure (Fumarprotocetrarsäure, Virensäure).

    C+ rot, K+ gelb-rot, P-

    Hiascinsäure, Cryptochlorophaeasäure, Merochlorophaeasäure, Paludosasäure, Ramalinolsäure, Scrobiculin, Hypothamnolsäure.

    Quelle: Lichens von A. Henssen & H.M. Jahns, Georg Thime Verlag, 1974 S. 175/176

    Sporen

    Die Sporen sind sehr wichtig. Hier können Gattungen schon unterschieden werden. Sind die Sporen hyalin, braun oder welche Form haben sie. Selbst die Größe kann in einer Gattung die Art unterscheiden.

    Ascus

    Im Ascus sind die Sporen enthalten. Hier kommt es auf die Apicalstruktur an und wie viele Sporen enthalten sind.

  • Hallo Mike,

    dieser lesenwerte und informative Beitrag sollte mit ins Lexikon zu den Flechten! :thumbup:

    Dort ist noch gaaanz viel Platz. ;)

    Und wenn ich obiges und die schon in anderen Beiträgen von dir beschriebene Bestimmungsarbeit lese, komme ich immer mehr zur Überzeugung, daß ich es bei meinem im vergangenen Jahr entflammten Interesse für Flechten wohl doch beim Fotografieren belassen werde.

    Viele Grüße
    Uwe

    "Leben ist nicht genug" sagte der Schmetterling."Sonnenschein,Freiheit und eine kleine Blume gehören auch dazu." (Hans Christian Andersen)






  • Und wenn ich obiges und die schon in anderen Beiträgen von dir beschriebene Bestimmungsarbeit lese, komme ich immer mehr zur Überzeugung, daß ich es bei meinem im vergangenen Jahr entflammten Interesse für Flechten wohl doch beim Fotografieren belassen werde.

    Das ist in Ordnung und kann ich verstehen. Viele meinen, Foto und das reicht für eine Bestimmung. Da muss ich sagen, nope bei weitem nicht. Aber die Gattung könnte man erkennen. Flechten sind nun mal komplexer als man meint.

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