Es war der schwedische Naturforscher Carl von Linné, der im 18. Jahrhundert mit der binären Artbezeichnung den Grundstein für die noch heute gültigen Regeln begründete, nach denen Pflanzen oder Tiere im wissenschaftlichen Namen benannt werden. Den Grundstein legte der Universitätsprofessor im Jahr 1758 mit seinem Werk Systema naturae.
Noch heute wird Linné sehr häufig als Linnaeus zitiert, was der damaligen Mode entsprach, Namen in eine lateinische Form zu bringen.
Wissenschaftliche Artnamen bestehen aus zwei Teilen: Gattung & Art;
a) die Gattungsbezeichnung (das sog. Gattungs-Epitheton), mit dem eng verwandte Arten in einer Gattung zusammengefasst werden,
b) die Artbezeichnung (das sog. Art-Epitheton), das den Namen für die Art führt.
Die Gattungsbezeichnung ist sehr häufig aus dem Altgriechischen entnommen und wurde in der Form an die lateinische Sprache angelehnt. Die Artbezeichnung ist fast immer lateinischen Ursprungs und enthält sehr häufig Hinweise auf bestimmte Eigenschaften der benannten Art. Diese Eigenschaften können z.B. die Farbe sein, einen Hinweis auf von der Art bevorzugte Pflanzen enthalten oder auf andere Merkmale im Aussehen hinweisen.
Es werden auch sehr oft Namen vergeben, die sich auf die Örtlichkeit beziehen (z.B. Carabus alpestris (auf die Alpen bezogen), Hegeter gomerensis (eine Tenebrionide, die endemisch auf der kanarischen Insel La Gomera lebt), oder auch Namen, um einen verdienten Kollegen oder eine andere Person zu ehren. So gibt es Carabus linnei (zu Ehren von Karl von Linné), Carabus fabricii (zu ehren von Johann Christian Fabricius) oder leider auch Anophthalmus hitleri (mit dessen Namensgebung Oscar Scheibel Adolf Hitler ehren wollte). Und last but not least gibt es die Aussage "Fürchte die Asiaten, wenn sie neue Arten beschreiben!", denn dann gibt es solche Namen hier: Coptolabrus nankototaijanus miwaikano.
Und last but not least wurde zuweilen auch ein Name gewählt, mit dessen Namensgebung ein Kollege beleidigt werden sollte.Karl von Linné hatte eine unangenehme Pflanze nach einem seiner Schüler benannt, den er nicht mochte. (Text in blau von Klaas Reißmann).
Wer die lateinischen Artbezeichnungen mit Inhalt füllen kann, also wer ihre Bedeutung versteht, der müsste sich die wissenschaftlichen Namen viel besser merken können. Die sprachwissenschaftliche Sparte nennt die Bedeutungsherkunft "Etymologie". An dieser Stelle etwas Licht ins Dunkle zu bringen, ist Ziel der Lexikon-Sparte "Latein für Hobbybiologen".
Grundsätze der Wortbildung im Lateinischen
Adjektive (Eigenschaftswörter) beschreiben Eigenschaften eines Substantivs (Hauptwortes) und müssen dem grammatischen Geschlecht des Hauptwortes angepasst werden. Das bedeutet, ein Eigenschaftswort kann drei Formen annehmen:
weiblich (endend auf -a), männlich (endend auf -us) und sächlich (endend auf -um) - dabei liegt die Geschlechtsform in den letzten Buchstaben.
Wortforum männlich | Wortform weiblich | Wortform sächlich | |
hängend | pendulus | pendula | pendulum |
Am Beispiel der Birke: Betula pendula:
In Latein-Wörterbüchern steht immer die männliche Form. Aus der Wortbildungsregel kann man sich die weibliche und sächliche Form in der Regel selbst ableiten. Bei den hier im Lexikon vorgestellten Wörten wird jeweils mindestens ein Anwendungsbeispiel gegeben.
Klaas Reißmann hat auch einen feinen Link in petto zur Erklärung von (Käfer-)Namen. Da muss ich das Rad ja hier nicht neu erfinden, sondern ich verweise auf die ausführliche Seite:
Siegmund Schenkeling, Erklärung von wissenschaftlichen Namen.