Das Bernsteinzimmer lässt grüßen!

  • Bernstein ist chemisch organisch und zwar (Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff) - d.h. (C,H,O).

    Auch wenn der Bernstein kein anerkanntes Mineral ist, so wird er doch in einigen Quellen innerhalb der Mineral-Klasse für (Organische Verbindungen, hier: Harzähnliche Verbindungen) geführt.

    Als Bewahrer feinster Fossilien erfreut uns seit 2000 Jahren der "Rohstoff" aus dem auch das berühmte Bernsteinzimmer "gezimmert" wurde!
    Vom Bernstein zeugen eindrucksvoll zahlreiche Verse römischer Dichter, die uns aus der Zeit um Christi Geburt überliefert worden sind.

    Der baltische Bernstein ist ein fossiles, versteinertes Harz und mindestens 35 Millionen Jahre alt. Wir wissen das deshalb so genau, weil sich in Ablagerungen mit den Bernstein führenden Schichten ein Leitfossil (die Muschel Ostrea ventilabrum) befindet, dessen Alter mit 35 Millionen Jahren sehr genau bestimmt wurde. Da der Bernstein aber hier nicht in seiner ursprünglichen Lagerstätte liegt, muss er also noch etwas älter sein. Man rechnet heute mit 40 - 50 Millionen Jahren. Umso phantastischer ist die Tatsache, dass sich winzige Details wie z.B. Fühlerhärchen von wenigen Tausendstel Millimeter über diesen unvorstellbar langen Zeitraum so sauber erhalten haben. Freilich sind die Einschlüsse oft sehr klein. Ein Stereomikroskop, wie es viele Mineraliensammler besitzen, zeigt aber schon bei 6 - 20facher Vergrößerung alle wunderbaren Einzelheiten. Diese wiederum lassen wertvolle Rückschlüsse auf den Lebensraum vor 40 Millionen Jahren zu.

    Was unseren Ostsee-Bernstein so einmalig macht, ist sein Gehalt an Bernsteinsäure (7 - 8%). Darin unterscheidet er sich von allen fossilen oder rezenten (jetztzeitlichen) Harzen, deren es eine ganze Reihe gibt und die u. a. als K o p a l e in den Handel kommen.

    Für den Laien ist es allerdings nicht möglich, diese genau zu unterscheiden. Er muss sich darauf verlassen, Natur-Bernstein zu kaufen, wenn ihm dies so angeboten wird. Damit nicht zu verwechseln ist der sogenannte Pressbernstein, der im Handel unter der Bezeichnung "Echt-Bernstein" verkauft wird. Hier werden kleine Stücke oder auch Abfälle bei Temperaturen von 250-300 Grad C und Druck bis zu 3000 bar zu Stangen gepresst, die dann entsprechend weiter verarbeitet werden. Pressbernstein ist stofflich zwar dasselbe wie der Naturstein, weicht von diesem aber in der Feinstruktur ab.

    Die Sammler in Norddeutschland können sich glücklich schätzen: An allen Küsten gibt es Bernstein und auch im Binnenland lohnt sich das Suchen. Sogar in Hamburg und Umgebung: Im alten Segelschiffhafen z B. wurden 1976 / 77 bei Aufspülungen für neue Anlagen mehr als 20 Kilo geborgen!
    Die Frage nach der Herkunft des Bernsteins in Norddeutschland lässt sich beantworten. Er stammt ebenfalls aus dem Gebiet der früheren Bernsteinwälder im heutigen Ostseeraum.

    Während der großen Eiszeiten schoben gewaltige Gletscher Schutt-, Gesteins- und Erdmassen - und mit ihnen Bernstein führenden Schichten - weit nach Süden bis Mitteldeutschland. Als die Gletscher abtauten, bildeten sich riesige "Urströme", in denen der Bernstein - dank seines leichten Gewichtes im Wasser fast schwebend - in Richtung Nordsee wanderte. An ruhigen Stellen lagerte er sich in Nestern ab.

    Ein Tipp: Bernstein finden Sie immer zusammen mit schwarzem, "verkohltem" Holz, welches das gleiche spezifische Gewicht hat. So auch am Strand der Nordseeküsten am sogenannten "Spülsaum". Schauen Sie also dort.

    Wenn Sie ein Stückchen finden und vermuten, es könnte Bernstein sein - Wie kann man das prüfen?
    Schon vom Gewicht her unterscheidet sich Bernstein von ähnlich aussehenden Steinen: Er ist sehr viel leichter! Die "Zahnprobe" liefert ein weiteres Indiz: Klopfen Sie mit dem Stück an Ihre Zähne - ein Stein klickt hell, Bernstein dumpf.
    Bernstein lädt sich auch negativ auf, d.h. er zieht Fussel oder winzige Stückchen Papier (Zellstoff) an, wenn er vorher schnell an Wolle gerieben wird.
    Die sicherste Erkenntnis erlangen Sie, indem Sie die "Feuerprobe" machen, d.h. den Bernstein (oder das, was Sie dafür halten) anbrennen. Bernstein brennt mit ruhiger, nicht rußender kleiner Flamme und bleibt dabei fest. Es entsteht ein charakteristischer Geruch der in der Nase beißt und ganz unverwechselbar ist. Der Name Bernstein stammt daher auch vom niederdeutschen Bernen = Brennen ab, da der Stein, wie schon erläutert, brennbar ist. Er soll früher sogar als Kerzenersatz verbrannt worden sein.
    Es gibt eine weitere Methode, zu prüfen, ob das betreffende Stück Bernstein ist oder nicht. "Die Wasserprobe" - In etwa 5 %igem Salzwasser schwimmt Bernstein. Unechter bleibt "unten liegen".
    Diese Merkmale treffen auch für den Dominikanischen Bernstein zu, der etwa aus der gleichen geologischen Epoche stammt.

    Nun sieht Rohbernstein für den Laien aus wie jeder andere Stein auch:
    Eierschalenweiß bis kohlschwarz, goldgelb bis rotbraun, klar bis trüb. Die Stücke, die Sie im Binnenland finden, sind außerdem mit einer dicken Verwitterungsschicht bedeckt, die durch den Luftsauerstoff entstanden ist. Aber keine Bange: Wenn Sie intensiv suchen, werden Sie bald den "gelben Blick" bekommen (vielleicht auch einen krummen Buckel.. :-)) und gut unterscheiden können.

    Höhepunkt für den engagierten Sammler ist die Entdeckung einer Inkluse (Einschluss im Bernstein), vielleicht einer Mücke, einer Fliege oder einer kleinen Ameise! Wie stehen da die Chancen? Nun, nicht schlecht: Statistisch gesehen kommen auf 200 gefundene Stücke eines mit einer kompletten Inkluse. Dazu gehört natürlich auch etwas Glück.
    Von 100 Stücken mit Inklusen beinhalten 65 bis 70 Stück Fliegen oder Mücken (Dipteren). Dies sind die häufigsten Vertreter im baltischen Bernstein. Ameisen, Spinnen, Käfer und andere Insekten sind sehr viel seltener anzutreffen.

    Quelle:
    Beilagen-Heft - Bernstein - Gold des Nordens - Verfasser: Peter Christian Voigt, Hamburg, 1981
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    1. Foto zeigt
    gelbbraune bis braune Retinit-Varietät "Glessit" (tertiärer Bernstein) von 2,5 x 1,7 cm Größe
    Fundort: Goitsche bei Bitterfeld, Sachsen-Anhalt (Vorkommen komplett abgesoffen während der großen Flut 2001)


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    2. Foto zeigt
    rot- bis braunorange gefärbten Bernstein von 2,5 x 2 cm Größe
    Fundort: Samland, Ostpreußen


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    3. Foto zeigt
    Bernstein-Inkluse von Jantarny, Königsberg, Schlesien, Polen


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    Einmal editiert, zuletzt von Geofreund (23. März 2015 um 20:35)

  • Hier möchte ich noch die aus dem oberen Paläozoikum (Erdaltertum) stammende Bernstein-Varietät Plaffeiit von Plasselbschlund, Oberschrot bei Freiburg aus der Schwyz vorstellen :) ..

    Bei Tageslicht honigbraun - ca. "halbe Handstufen-Größe" ..
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    gleiches Exemplar - aber blau unter langwelligem UV-Licht ..

    - wie vor - aber zusätzlich mit Teilsicht auf das Mikroskop ..
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    .. und hier noch etwas Interessantes, wie ich finde! ;)

    http://www.wissenschaft.de/erde-weltall/p…stein-entdeckt/

    Einmal editiert, zuletzt von Geofreund (23. März 2015 um 20:55)

  • Sehr interessanter Beitrag!

    Ich selbst werde ab morgen einige Tage an der Ostsee verbringen (endlich Urlaub ...), und das ausgerufene Ziel lautet: mindestens einen Brocken Bernstein finden!


    Schönen Gruß

    Peter

  • Lieber Peter,

    deine Bernsteinausführungen sind nicht nur interessant, sondern auch noch schön anzusehen! :alright:

    Wie die anderen hier liebe ich auch Bernstein. Ich mag ihn einfach, weil er so alt ist und vorzeiten aus Harz entstand. Wenn man überlegt, vor wie langer Zeit dieses Insektchen im Königsberger Raum gelebt hat, wie tragisch sein Klebenbleiben damals für es war und wie groß unsere Freude heute an solch einem Fund ist...

    Herzliche Grüße Rosmarie

    "Sollte man nicht überhaupt begeistert sein über die Welt, in der man lebt?" (Ausspruch von Kasimir hier im Naturforum)


  • Sehr interessanter Beitrag!

    Ich selbst werde ab morgen einige Tage an der Ostsee verbringen (endlich Urlaub ...), und das ausgerufene Ziel lautet: mindestens einen Brocken Bernstein finden!


    Schönen Gruß

    Peter

    Hallo Peter,

    Na, dann kam der Beitrag ja noch gerade richtig! :D Vielen Dank und Dir auch schönen Urlaub und reichlich Funde zum hier Zeigen! ;)

    Einmal editiert, zuletzt von Geofreund (24. März 2015 um 17:58)


  • Klasse... ich liiebe Bernstein....

    Schade, dass Nord- und Ostsee sooo weit weg sind....

    Danke. Na, irgendwann wird's doch sicher schon mal klappen. Bei uns auch, denke ich. Die abgebildeten Exponate sind zwar alle aus meiner Sammlung aber durchweg gekauft. An Ost- und Nordsee war ich nämlich selbst leider auch noch nicht. :):cool:


  • Lieber Peter,

    deine Bernsteinausführungen sind nicht nur interessant, sondern auch noch schön anzusehen! :alright:

    Wie die anderen hier liebe ich auch Bernstein. Ich mag ihn einfach, weil er so alt ist und vorzeiten aus Harz entstand. Wenn man überlegt, vor wie langer Zeit dieses Insektchen im Königsberger Raum gelebt hat, wie tragisch sein Klebenbleiben damals für es war und wie groß unsere Freude heute an solch einem Fund ist...

    Liebe Rosmarie,

    das hast Du jetzt sehr schön gesagt .. deshalb werde ich das jetzt einfach mal setzen lassen und genießen! :);) .. das Klebenbleiben ist natürlich wirklich tragisch gewesen ..vor allem aus Sicht des betreffenden Insekts. :eek::21:

    Viele Grüße
    Peter

    Einmal editiert, zuletzt von Geofreund (24. März 2015 um 18:03)

  • Sehr schön. ;)

    Hallo Norbert,

    ich dachte mir, es würde Dich vielleicht freuen, wenn ich Deine Bernstein-Beiträge einfach auch mal mit hierher verlinke .. auch wenn ich mir natürlich keine Moderatoren-Aktionen anmaßen möchte. :D

    .. nur steht da ja in meinem Ausgangsbeitrag auch noch mehr an Erklärungen zum Bernstein .. daher. :)

    Bernstein

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