Die Welt der Pseudomorphosen

  • Als Pseudomorphose (griech. pseudo = falsch, schein; morphe = Gestalt) wird das Auftreten eines Minerals in Gestalt eines anderen Minerals bezeichnet.

    Im Laufe bestimmter chemischer Prozesse (bei Metamorphose * oder Verwitterung *) wurde die Substanz eines ursprünglich homogen, d.h. gleichartig gebauten Kristalls, allmählich durch eine neue Substanz ersetzt, die jedoch ganz oder teilweise die Gestalt der alten Substanz angenommen hat.

    So wird z.B. der in normalerweise pyramidalen Kristallen vorkommende Quarz unter bestimmten Bildungsbedingungen in das Calcium-Sulfat Anhydrit umgewandelt, der jedoch die langtaflige Gestalt des Minerals Anhydrit beibehält. Nur chemisch ist es demnach jetzt das Silizium-Dioxid Quarz.

    Es hat somit eine Pseudomorphose des Minerals Quarz nach dem Mineral Anhydrit stattgefunden (siehe die folgenden Fotos).

    Diese Pseudomorphose in Handstufen-Größe stammt von Rio Grande do Sul in Brasilien. Es handelt sich um ein- und dieselbe Stufe aber aus 3 verschiedenen Blickwinkeln fotografiert. ;)
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    Weitere Begriffserklärungen .. - siehe gekennzeichnet weiter oben mit *

    Metamorphose ist die Umwandlung der mineralogischen Zusammensetzung eines Gesteins durch geänderte Temperatur- und/oder Druckbedingungen.

    Verwitterung umfasst Zerkleinerungs-, Zersetzungs- und Umwandlungsvorgänge bei Gesteinen und Mineralen unter Einfluss oberflächennaher (exogener) Kräfte.
    Dies sind mechanisch-physikalische, chemische und biologische Vorgänge, die je nach Klimaverhältnissen verschieden großen Einfluss haben und unterschiedlich stark zusammenwirken.
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    Ergänzung: Es gibt verschiedene Arten von Pseudomorphosen. Eine Beschreibung dieser Arten würde aber den Rahmen hier sprengen.
    Daher bleibe ich jetzt nur bei der ersten Aussage! ;)

    2 Mal editiert, zuletzt von Geofreund (9. Juni 2018 um 16:26)

  • Weitere Beispiele für Pseudomorphosen aus meiner Sammlung :) ..

    Pseudomorphose Malachit nach Azurit aus Tsumeb, Namibia, Kleinstufe.
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    Pseudomorphose Achat nach Baryt oder Anhydrit aus Königswartha, Oberlausitz, Sachsen, Kleinstufen-Größe.
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    Pseudomorphose Bindheimit nach Bournonit aus dem Sounion Gebiet, Lavrion-Revier, Attika, Griechenland, Kleinstufe.
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    Pseudomorphose Thenardit nach Mirabilit aus Boron, Kalifornien, USA, Kleinstufen-Größe.
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    Einmal editiert, zuletzt von Geofreund (14. März 2015 um 13:53)

  • Fortsetzung ..

    Pseudomorphose Santabarbarait nach Vivianit auf Brauneisen von Kertsch, Krim, Ukraine, Handstufe.
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    Pseudomorphose Phillipsit nach Serandit vom Mont Saint Hilaire, Quebec, Kanada, Kleinstufe. Begleiter sind Epididymit, Genthelvin und Arfvedsonit.
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    Pseudomorphose Feldspat nach Laumontit aus dem hessischen Dillenburg, Handstufen-Größe.
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    Pseudomorphose Hämatit nach Pyrit aus der Farafra Oase, Weiße Wüste, Ägypten, Handstufen-Größe.
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    Pseudomorphose Kupfer nach Aragonit von Corocoro, Bolivien, Kleinstufe.
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    Pseudomorphose Goethit nach Gips von Sta. Eulalia, Mexiko, Normalstufen-Größe (etwas größer als Kleinstufe).
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    Pseudomorphose (hier: Perimorphose = Umhüllungspseudomorphose) Romanechit nach Gips aus dem Hilarion-Stollensytem, Kamariza, Lavrion Revier, Attika, Griechenland, Normalstufen-Größe.
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    Einmal editiert, zuletzt von Geofreund (14. März 2015 um 14:19)

  • Fortsetzung mit Eigenfunden von Pseudomorphosen :cool: ..

    Die Perimorphose ist eine Art der Pseudomorphose, die auch als Umhüllungspseudomorphose bezeichnet wird. Hier wird ein Hohlraum durch ein Mineral umkristallisiert. Diese Umkristallisierung geschieht durch heiße wässrige Lösungen. Die Form des ursprünglichen Minerals bleibt auch bei dieser Form der Pseudomorphosen-Bildung erhalten!

    Pseudomorphose - hier: Perimorphose von Quarz nach einem Karbonat-Rhomboeder von Wi-Frauenstein, Hessen, Taunus, Normalstufen-Größe - Eigenfund aus den 80ern.
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    Pseudomorphosenquarz von Wi-Frauenstein, Hessen, Taunus, Normalstufen-Größe - Eigenfund v. Okt. 2007, Handstufe.
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    Einmal editiert, zuletzt von Geofreund (14. März 2015 um 14:29)

  • Interessantes Thema, Peter,
    bei dem ich allerdings mit dem chemischen Anteil völlig überfordert bin. Was hängen bleiben wird, ist, dass Mineralien sich im Laufe der Zeit verändern können.
    An den Fotos kann ich mich erfreuen. Sehr gut gefällt mir der Malachit, von dem mir auch bekannt war, dass er aus/nach Azurit entsteht.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Liebe Sabine,

    danke sehr! :) Mehr wollte ich mit meiner Vermittlung der Materie zu den Pseudomorphosen auch gar nicht erreichen. :)

    Genau das, was Du jetzt geschrieben hast, sollte auch hängen bleiben und dazu bildhaft über Fotos verdeutlicht werden, d.h. die vielen möglichen Mineralien, die andere Mineralien verdrängen können, bei Erhalt der ursprünglichen Form, aufzuzeigen! :D
    Die Malachit-Azurit-Pseudomorphose, bei der die Verdrängung auch sehr schön zu sehen ist, zählt übrigens auch zu den bekanntesten Beispielen dafür.

    .. nun auch noch ein paar weitere Beispiele .. ;)

    Pseudomorphose Galenit (Bleiglanz) nach Baryt (Schwerspat) aus dem attischen Lavrion-Revier, Griechenland, Kleinstufe.
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    Sog. "Federpyrit" - eine Pseudomorphose Pyrit nach Pyrrhotin (Magnetkies) aus Neudorf, Harz, Sachsen-Anhalt, Normalstufen-Größe.
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    Pseudomorphose Chloanthit nach Silber aus Sachsen, Kleinstufe.
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    Jetzt wird's kompliziert - auch das gibt es .. ein richtig "verschachteltes Naturproblem" .. :)

    Pseudomorphose Albit und Analcim nach großem länglichen Natrolith-Kristall plus einer Pseudomorphose Calcit nach Fluorit und dieser wiederum nach Shortit - ein alter Fund vom Mont Saint Hilaire, Quebec, Kanada, Kleinstufe.
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    Einmal editiert, zuletzt von Geofreund (14. März 2015 um 17:03)

  • Pseudomorphosen gehören für mich zu den interessantesten mineralogischen Sammelobjekten.
    Bei manchen ist es ganz einfach zu verstehen,wie sie entstehen. Wenn z.B. Sulfide in Oxide umgewandelt
    wurden,sind die einfach "verrostet".Oxidiert.
    Bei anderen wieder tun sich auch Fachleute schwer mit einer eindeutigen Erklärung. Da gibt es dann oft
    mehrere Theorien. Schwer vorstellen kann man sich z.B. wie der harte Quarz in weichen Speckstein verwandelt wird.

    Limonit psm. n. Pyrit
    Stb. Zufurt,Fichtelgebirge

    Limonit psm. n. Kupferkies
    Halde der Grube Friedrichssegen bei Lahnstein

    Speckstein psm. n. Quarz
    Johanneszeche bei Göpfersgrün,Fichtelgebirge

    Kein der Geometrie Unkundiger trete ein.(Platon)

  • :alright:

  • So, dann noch ein paar wenige weitere Pseudomorphosen .. :)

    Pseudomorphose Tincalconit nach Borax von Boron, Kalifornien, USA, Kleinstufe.
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    Pseudomorphose Witherit (ein Barium-Carbonat) nach Baryt (ein Barium-Sulfat) aus der Nentsberry Haggs Mine, Alston Moore, Cumberland, England, Kleinstufe.
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    Pseudomorphose Plumbogummit nach Pyromorphit mit Quarz vom Heckental, Walporzheim, Ahrgebirge, Eifel; Mikroskop-Aufnahme von Kleinstufe, Bildbreite 4 mm.
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  • Hallo,

    Stufen mit Wavellitkristallen sind ja schon einige im Wavellit-Thread drin.
    Hier ein Stück bei dem Wavellit in das seltenere Phosphatmineral Crandallit umgewandelt ist.

    Aufnahmen mit steigender Vergrößerung Originalgröße: 3 cm.

    Crandalit psm n. Wavellit
    Ronneburg,Thüringen


    Kein der Geometrie Unkundiger trete ein.(Platon)

  • Schöne Ergänzung, Norbert! 8)

    .. dann hierzu doch auch noch "ein klitzekleiner Nachschlag" von mir! :D

    Speckstein nach Quarz von der Johanneszeche bei Göpfersgrün im Fichtelgebirge, Kleinstufen-Größe.
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    Stromeyerit nach Silber von Dzhezkazgan, Kasachstan, Kleinstufen-Größe.
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    Feinglosit nach Adamin-Olivenit von Kamariza (Agios Konstantinos), Lavrion-Revier, Griechenland; Mikroskop-Aufnahme von Kleinstufe, Bildbreite 6 mm.
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    2 Mal editiert, zuletzt von Geofreund (9. Juni 2018 um 16:36)

  • Hallo Peter ,

    Auch wenn ich in deinem Spezialgebiet nicht mitreden kann, so gefallen mir diese Naturgebilde doch ausgesprochen gut .

    Jeder weiss was ,zusammen wissen wir viel und insgesamt wissen wir viel zu wenig !

  • Freut mich, Bernd, Silke, Werner und Norbert, dass Euch meine Pseudomorphosen auch gefallen. :) Ja, da sind schon sehr imposante Gebilde mit dabei.

    Bernd, ich bin mehr Kenner der Mineralien als der Gesteine. Die Gesteine (Petrologie) ist wieder eine Wissenschaft für sich aber Gesteine bestehen natürlich aus Mineralien, entweder monomineralisch, dann nur aus einem einzigen Gestein wie dem Marmor aus dem Mineral Calcit z.B. oder es gibt z.B. den Granit, der aus mehreren Mineralien besteht, wie Feldspat, Quarz und Glimmer, das vergess ich nimmer. Diese Gesteine bestehen dann aus den sog. gesteinsbildenden Mineralien. :D Ohne ein wenig Kenntnisse aus den klassischen Naturwissenschaften Chemie, Physik und Geologie kommt man aber auch nicht in der Mineralogie weiter. ;)

    Norbert, Die Romeit-Pseudomorphose hatte ich 2008 von S. Möckel (MIKON) erstanden. Die hatte mir auch gefallen und gefällt mir natürlich noch immer. ;)

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