Schlacken - Wie entstanden?

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    Hallo Norbert und alle hier,

    schon lange treibt mich die Frage um, wie diese Schlacken entstanden sind und wo sie herkommen.

    Im Raum Fischbach in der Südwestpfalz findet man diese Schlacken immer wieder. Früher häufig, heute seltener. Schon früher fiel mir auf, dass sie offenbar immer beim Bau von Wegen mitverbaut wurden. Sie finden sich also im Sand oder altem Schutt, mit dem Waldwege aufgefüllt wurden.

    Die Leute hier wissen auch nicht so genau, wo diese blauen "Steine" herkommen. Einige behaupten, dass sie aus dem Saarland und der dortigen Eisenverhüttung stammen.
    Aber sind Schlacken, die bei der Eisenverhüttung entstehen, blau? Die Konsistenz ist teilweise glasartig.

    Wenn man die Steine über Jahre im Licht liegen lässt, werden sie blasser.

    Hier in der Gegend gibt es uralte Bergwerke (schätzungsweise Mittelalter oder später). Aber verhüttet wurden die Erze hier angeblich nie.

    Woher könnten diese blauen Schlacken stammen? Wie sind sie entstanden?

    Herzliche Grüße Rosmarie

    "Sollte man nicht überhaupt begeistert sein über die Welt, in der man lebt?" (Ausspruch von Kasimir hier im Naturforum)

  • Gerade habe ich noch einen Link gefunden, der von historischer Eisenverhüttung (zwischen ca. 1500 und 1750) berichtet.

    http://www.nordbayern.de/region/roth/da…nchen-1.2005333

    In dem Artikel wird von einem Heimatforscher berichtet, der über historische Eisenverhüttung in Nordbayern forscht. Auch dort wurden diese blauen Steine gefunden.

    Dazu passte, dass es auch hier einen Ortsteil Saarbacherhammer gibt. Vor 20 Jahren war dort noch ein großes Sägewerk (früher wasserangetrieben). Der Name weist aber auf ein früheres Hammerwerk hin.

    Vielleicht fällt euch ja noch etwas ein?

    Herzliche Grüße Rosmarie

    "Sollte man nicht überhaupt begeistert sein über die Welt, in der man lebt?" (Ausspruch von Kasimir hier im Naturforum)

  • Liebe Rosmarie,

    Wir hatten bis zum 30jährigen Krieg einen Hochofen am Kocher und danach noch eine Schlackenwäsche bei welcher letzte Eisenreste aus diesen ehemaligen Hochofen-Schlacken gewonnen wurden.
    Gesehen hab ich solche Schlacken aber noch nie .

    Jeder weiss was ,zusammen wissen wir viel und insgesamt wissen wir viel zu wenig !

  • Danke, lieber Werner, für deine interessante Antwort!

    Je länger ich darüber nachgedacht habe, wo ich im Laufe der Zeit solche Schlacken gefunden habe, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass sie nicht aus der heutigen Zeit stammen können. Denn wenn diese Schlacken aus dem Saarland kämen (von moderner Eisenverhüttung), dann müssten sie geballt auftreten. Dann würde z.B. ein ganzer Weg mit einem Haufen zerkleinerter Schlacke bestückt sein. Es ist aber so, dass dort, wo die blauen Steine sind, nur immer mal ein paar Flecken von "Steinmüll" auftreten und nur vereinzelt blaue Steine. Der Rest besteht aus dem Sand und Gestein, das hier von Natur aus vorkommt.
    Ich denke, dass die Schlacke tatsächlich aus kleinen historischen Verhüttungen stammt und in kleinen Mengen dorthin geschafft wurde, wo Wege im Wald befestigt werden sollten.

    Nur dass die Steine blau sind, wenn sie aus der Eisenverhüttung stammen, das finde ich irre.

    Herzliche Grüße Rosmarie

    "Sollte man nicht überhaupt begeistert sein über die Welt, in der man lebt?" (Ausspruch von Kasimir hier im Naturforum)

  • Hallo Rosmarie,

    diese Schlacken sind auf jeden Fall recht alt. Moderne Schlacken
    aus der Hochofenindustrie sehen etwas anders aus.Da sind große
    Eisensilikatkristalle gut zu erkennen.
    Die Farbe kann von anderen Erzen stammen,die mit verhüttet wurden.
    Kobalt z.B. färbt blau.Das kann auch an einer chemischen Reaktion
    liegen, wenn durch die Verhüttung Eisen von einer Wertigkeit in die
    andere übergeht.
    Allzu ungewöhnlich ist eine blaue Farbe bei Schlacken aber nicht.
    Bei uns gibt es hellblaue Schlacken.Die finden sich in Bachläufen,
    und da weiß eigentlich auch niemand so richtig,wo die ursprünglich herkommen.

    Gruß Norbert

    Kein der Geometrie Unkundiger trete ein.(Platon)

  • Liebe Rosmarie,
    ich finde, du hast etwas Besonderes gefunden. Nicht nur dass diese Steine ausgesprochen apart und dekorativ aussehen, sie scheinen auch eine beträchtliche Größe zu haben. Mich beeindruckt auch, mit welcher Hartnäckigkeit du offenbar am Thema recherchiert hast und einen recht zutreffenden Artikel gefunden hast. Der liest sich jedenfalls sehr interessant.
    Kommen die Steine nun als private Ausstellungsstücke in eine Vitrine? Gut beleuchtet würden die sich doch gut machen, oder?

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Alte Verhüttungsschlacken sind auch für mich manchmal
    sehr interessant. Sie können sekundäre Schlackenminerale
    enthalten. Die sind meist farbenprächtig,gut kristallisiert und
    sehr selten, aber auch sehr klein. Die schauen unter´m Mikros-
    kop super aus,lassen sich aber kaum fotografieren.

    Hier mal ein Blick auf eine Schlackenhalde bei Kupferberg im Frankenwald.


    Es wurden hier zwar hauptsächlich Kupfererze verhüttet,
    aber eisenhaltige Schlacken finden sich auch.

    Eine Eisenschlacke mit Fließstruktur:

    Diese Schlacke besteht aus Eisensilikatkristallen,ähnlich den
    modernen Schlacken.

    An solchen Schlacken bin ich besonders interessiert.
    Kupferschlacke mit mineralisierten Hohlräumen.

    Das Kupferkarbonat Malachit in einem dieser Hohlräume.

    Kein der Geometrie Unkundiger trete ein.(Platon)

  • Liebe Sabine und lieber Norbert,

    sicher wundert ihr euch, dass ich mich bis jetzt noch nicht für eure Antworten bedankt habe.
    In meinem Umfeld schwelen ein paar schlimme gesundheitliche Probleme und auch anderes Problematisches. Da bin ich manchmal so sehr gefordert, dass ich einfach nicht ins Forum kommen kann.
    Entschuldigt also bitte!

    Liebe Sabine,

    danke für deine liebevolle Anteilnahme an meinen Bemühungen! Wenn Norbert hier nicht schon so viele interessante Beiträge über Mineralien gebracht hätte, wäre ich wohl nie auf die Idee gekommen, mal hier im Forum zu fragen und wieder mal zu recherchieren.

    Aufgrund des gefundenen Artikels und eurer Antworten vermute ich nun, dass diese Schlacken aus Kleinstverhüttungen vor Jahrhunderten stammen. Wenn ich mal wieder Land unter die Füße bekomme, werde ich versuchen, hier einen Heimatforscher ausfindig zu machen. Da diese blauen Steine früher relativ häufig vorkamen, sind sie Heimatforschern sicher bekannt.
    In Fischbach, meinem Nachbarwohnort, kannte ich einen Vorgarten, dessen Beete sowie ein alter, trockener Springbrunnen ganz mit diesen Steinen verziert waren. Aber ich glaube, der wurde im letzten Jahr aufgelöst.

    Lieber Norbert,

    dass Eisen bei der Verhüttung in verschiedene Wertigkeiten überführt werden kann, wusste ich bisher noch nicht. Aber es leuchtet mir ein, dass sich die Schlacken dabei ändern.

    Deine Bilder sowie deine Beschreibungen finde ich sehr interessant.
    Erze kommen wohl oft nicht rein vor. Bei einer Stollenbesichtigung in Nothweiler - auch Südwestpfalz und historisch - wurden auch verschiedene Erze gezeigt, die noch in den Wänden zu sehen waren. Leider habe ich alles vergessen. Aber irgendwann komme ich mal wieder hin und werde aufgrund deiner Ausführungen vielleicht auch mehr verstehen und mir mehr merken können.

    Solch gemusterte Steine wie bei dir auf Bild 3 in der Mitte, finden sich hier öfters im Schotter. Vielleicht sind das ja auch Schlacken?
    Aber mir ist klar, dass solche allgemeinen Aussagen, ob oder ob nicht, nicht zu machen sind.
    Derlei Schottersteine kommen jedenfalls immer in relativ neu geschotterten Wegstrecken vor, nicht so einzeln wie diese blauen Steine.

    Was du an mineralisierten Schlackensteinen gefunden hast, finde ich faszinierend! Denn auch wenn diese Einschlüsse recht klein sein mögen, so sind sie doch wunderschön. Sie sehen fast aus wie Schmucksteine. Größere Malachitstücke werden ja auch zu Schmuck verarbeitet.

    Lieber Norbert, sobald ich im Kopf wieder ein bisschen mehr Platz habe, werde ich mir deinen Beitrag noch einmal genauer anschauen und differenzierter zu verstehen versuchen.
    Herzlichen Dank!

    Liebe Sabine,

    ob ich meine blauen Brocken in die Vitrine stelle? Nein, das wirklich nicht. Ich hatte schon viele von der Sorte. Aber eben meist kleinere. Da ich jetzt aber weiß, dass dies wohl historische Schlacken sind, habe ich doch eine tiefere Beziehung dazu. Was haben die Menschen früher bei diesen Kleinstverhüttungen leisten müssen!
    Vorläufig lasse ich die Steine auf meinem Balkongeländer liegen...

    Danke an euch, an Werner und euch allen einen schönen Abend!

    Herzliche Grüße Rosmarie

    "Sollte man nicht überhaupt begeistert sein über die Welt, in der man lebt?" (Ausspruch von Kasimir hier im Naturforum)

    Einmal editiert, zuletzt von Rosmarie † (21. September 2014 um 19:41)

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