• Hallo Naturfreunde,

    schon wieder ist viel Zeit vergangen. Ich dreh immer noch meine Runden, um meinem Körper wieder mehr Kondition einzuhauchen. Mit dabei ist stets meine Kamera.
    Auf eine meiner Runden entdeckte ich die Raupe der Herbst-Rauhaareule Asteroscopus sphinx. Sonst sichte ich "nur" die Raupen der Pyramideneule Amphipyra pyramide und/oder der Svenssons Pyramideneule Amphipyra berbera (diese Raupen kann man sicher nur im letzten Raupenstadium bestimmen). Diese beiden Raupen haben einen bedeutend ausgeprägteren Höcker als die der Herbst-Rauhaareule. Über diesen Raupen-Erstfund habe ich mich gefreut. Als ich mir die Aufnahme auf dem Display anschaute (gezoomt), ob sie etwas geworden ist, bemerkte ich die sowas von winzigen Eier eines Parasiten auf der Raupe. Ich weiß nicht, was mich dazu bewegt hat, die Raupe mitzunehmen. Einen Falter wird sie jedenfalls nicht ergeben.

    Am nächsten Tag sind die Larven des Parasiten geschlüpft.

    Zu meiner großen Überraschung frassen sie sich nicht wie alle anderen Parasiten in die Raupe, sondern hefteten sich von außen an sie dran und saugten sie aus.

    Bereits am zweiten Tag hatten sie schon ordentlich an Größe zugelegt. Die Raupe dürfte zu diesem Zeitpunkt bereits tot gewesen sein, denn aus ihrem kräftigen Grün ist eher gelb geworden.

    Solche Larven habe ich bisher erst einmal gesehen. Letztes Jahr an einer Trapezeulenraupe.

    Am vierten Tag traute ich meinen Augen nicht. Die Raupe war komplett ausgesaugt und unter den Resten der Raupe haben sie sich in einem lockeren Gespinst verpuppt.

    8 Tage später schlüpften die Wespen.

    Hier ein Foto der gerade einmal 2 mm großen (Brack)wespe.

    Ich war sprachlos über diese rasante Entwicklung. Vom Schlüpfen aus dem Ei bis zur fertigen Wespe brauchten sie nur 2 Wochen. Wieviel Generationen mögen sie da wohl in einer Saison schaffen? So leid mir die Raupe tat, ein Falter wär mir wesentlich lieber gewesen, aber das war mal interessant.

    Liebe Grüße
    Sabine II

    Solange es Menschen gibt die denken, dass Tiere nicht fühlen,
    müssen Tiere fühlen, dass Menschen nicht denken.
    (Noah)

  • Liebe Sabine II,
    du hast echt den Blick für besondere Funde. Auch wenn ich verstehen kann, dass dir ein Falter lieber gewesen wäre (das hätte aber viel länger gedauert), finde ich diese Dokumentation einfach grandios.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Moin,

    wirklich eine ausgesprochen tolle Fotodokumentation mit Aufnahmen, die sowohl vom Motiv, als auch von der Qualität her keinen Wunsch offen lassen.

    Eine Anmerkung sei mir erlaubt: man unterscheidet zwischen Parasit und Parasitoid. Der Parasit ist ein "Mitesser", der den Wirt möglicherweise schädigt, aber nicht tötet. Als Parasitoid wird alles bezeichnet, was den Wirt auch tötet.

    Viele Grüße
    Klaas

  • Hallo,

    ich danke euch vielmals für eure Worte und Komplimente. Es freut mich sehr, daß euch diese Dokumentation so gefallen hat.

    Du hast natürlich Recht, Klaas. Es wird nur allgemein von parasitierter Raupe, von Parasiten gesprochen. Ich übernehme so etwas nur zu gerne.

    Liebe Grüße
    Sabine II

    Solange es Menschen gibt die denken, dass Tiere nicht fühlen,
    müssen Tiere fühlen, dass Menschen nicht denken.
    (Noah)

  • Hallo Silke,

    ja, manchmal ist es schon schwer, die Natur so zu akzeptieren, wie sie ist. Hier und da würde man sich gerne auf die Seite der Beute schlagen und ihr helfen, vor allem, wenn man ein Schmetterlingsfreund ist.

    Liebe Grüße
    Sabine II

    Solange es Menschen gibt die denken, dass Tiere nicht fühlen,
    müssen Tiere fühlen, dass Menschen nicht denken.
    (Noah)

  • Hallo Sabine II,

    das ist schon ein wenig gruselig - aber eine absolut faszinierende Doku mit eindrucksvollen Bildern und spannend betextet. Klar wäre ein Falterschlupf das erhoffte Schöne, jedoch eine Parasitoid-Doku hat, wie ich finde, Seltenheitswert. Danke, dass auch wir das mal sehen durften! :98.

    ******************
    Viele Grüße von Kirsten

  • Moin,

    ich bin gerade über diesen überaus spannenden Beitrag gestoßen. Was für eine geniale Bilddoku, und auch den Begleittext finde ich extrem auffschlussreich. Wahnsinn, wie schnell die Entwicklung vonstatten geht bei diesen Tieren.
    Ich hätte jetzt für dieses bisschen Senf meinerseits diesen alten Beitrag nicht extra aus der Versenkung geholt, aber mir ist ein kleiner Fehler aufgefallen, dessen Korrektur vielleicht auch nach all der Zeit noch interessant ist: es handelt sich hier nicht um Brackwespen, sondern um Erzwespen. Die meisten Brackwespenlarven entwickeln sich im Inneren ihres Wirtes. Die wenigen Ausnahmen sehen optisch doch duetlich anders aus. Für Erzwespen ist diese ektoparasitische Enwticklung viel typischer.

    Liebe Grüße
    Aj

  • Hallo,
    ich finde es gut, dass dieser Beitrag aus der Versenkung geholt wurde. Es sind nämlich tatsächlich Erzwespen, genauer aus der Familie Eulophidae. Und die Art kann ich sogar festmachen: Euplectrus bicolor.

    In der großen Überfamilie der Chalcidoidea gibt es sowohl Endo- als auch Ektoparasitoide.

    Grüße
    Andreas

  • Das sehe ich genauso. Sehr gut, daß du das Thema deshalb noch einmal aufgegriffen hast und das richtig gestellt hast. Vielen herzlichen Dank dafür, aber auch für dein Kompliment. Vielen Dank.

    Liebe Grüße
    Sabine II

    Solange es Menschen gibt die denken, dass Tiere nicht fühlen,
    müssen Tiere fühlen, dass Menschen nicht denken.
    (Noah)

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