Tierschutz und Kosten

  • Hallo,
    früher wurden die Tiere in den Zoos in engen Käfigen gehalten wo sie sich kaum ausreichend bewegen konnten. Das hat sich zum Glück in den letzten Jahren geändert und viele Zoos bauen neue Anlagen, die dem Tierschutz entsprechen.
    Leider sind solche Projekte nicht billig und letztlich wird der Besucher die Kosten zahlen müssen. Ich habe damit kein Problem, doch gerade für Familien wird es dann seltener passieren, dass sie einen Zoo besuchen. Welche Meinung habt ihr dazu? Würdet ihr für den Tierschutz mehr bei dem Zoo-Eintritt bezahlen?

    Angelika

  • Liebe Angelika,
    das ist eine berechtigte und interessante Frage, die du aufwirfst. Eigentlich gehe ich ziemlich selten in Zoos. Ich habe da eine für mich zwiespältige Meinung. Einerseits finde ich es nicht so gut, wenn Tierarten, die bei uns nicht vorkommen, eingesperrt leben müssen. Andererseits gibt es Arten, für die so vielleicht überhaupt die einzige dauerhafte Überlebenschance liegt.

    Vor vielen Jahren gab es an meinem Wohnort auch einen Mini-Zoo, das war eine echte "Käfighaltung". Durch meinen Eintrittsobulus wollte ich diese Art von Tierhaltung nicht unterstützen und habe ihn mir nie genauer angesehen. Im Gegenzug könnte man sagen, wenn keiner hingeht, ist auch kein Geld für artgerechte Haltung vorhanden. Ein wirklich zweischneidiges Schwert.

    Aber auch ziemlich große Gehege sind kein Garant dafür, dass es den Tieren wirklich gut geht. Als ich vor ca. 3 Jahren den neu und viel großzügiger umgestalteten Gelsenkirchener Zoo angesehen habe, war dort auch alles ordentlich, sauber und mit viel mehr Platz für die Tiere ausgestattet. Aber: der Eisbär ist immer den gleichen Weg im Kreis getrottet und machte auf mich einen ziemlich neurotischen Eindruck.

    Muss man das Tieren antun? Oder gibt es Arten, die besser als andere mit dem Leben in Gefangenschaft zurecht kommen? Ich weiß es nicht. Andererseits kommt man heute als Stadtkind kaum noch mit wildlebenden Tieren in Berührung. Die Sichtung eines Fuchses oder eines Hasen (nicht Kaninchen!) ist im urbanen Bereich schon zu etwas Besonderem geworden. Da ist ein Zoobesuch immerhin schon eine kleine Möglichkeit, Kindern etwas zum Thema Tiere näher zu bringen. Allein schon wegen des Niedlichkeitsfaktors.

    Viel mehr noch als ein Zoobesuch wäre mir inzwischen wichtig, den Blick für das Leben um uns herum zu entwickeln. Welche Vögel fliegen bei uns? Oder Käfer, Wanzen, Spinnen, Falter, Bienen... direkt vor der eigenen Haustüre gibt es jede Menge zu entdecken. Und ganz vieles davon kennen bzw. erkennen wir nicht. Sicherlich einer der Gründe, warum es Naturforen gibt: für den Austausch und für die gegenseitige Hilfe zum Erkennen.

    Tja, nun habe ich so vor mich hin geschwafelt und bin mir nicht mal sicher, ob ich deutlich machen konnte, was/wie ich es meine.

    Vielleicht doch noch eine Ergänzung, auch wenn's noch weiter vom Zoo-Eintritt wegkommt. Ich habe festgestellt, dass junge Leute manchmal sehr empfänglich dafür sind, die Begeisterung anderer Menschen zu spüren und aufzunehmen. Auf einer meiner Erkundungstouren vor der Haustür sprachen mich zwei Teenager an, was ich denn da fotografiere. War übrigens ein Feuerkäfer. Auf den habe ich die beiden aufmerksam gemacht und das Foto auf dem Monitor vergrößert. Die waren echt erstaunt und haben mir eine halbe Stunde lang Löcher in den Bauch gefragt. Sie haben mich noch ein paar Male getroffen und begleitet und sich von den Entdeckungen anstecken lassen. Das fand ich total klasse.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

    Einmal editiert, zuletzt von Sabine Flechtmann (16. März 2011 um 14:38)

  • Hallo Angelika,

    ich stimme den Ausführungen von Sabine in allen Punkten zu.

    Ich selbst gehe nur selten in den Zoo und wäre dann bereit mehr zu bezahlen.Ich bin aber der Meinung, dass selbst die Gehege in den sogenannten Wildparks meist nicht artgerecht sind (d.h. i.d.R. viel zu klein) und denke daher, dass für viele Tierarten kaum eine artgerechte Haltung möglich ist (z.B. für große Raubtiere oder Vogelarten) bzw. dass für die meisten Tierarten die Gehege so groß bemessen sein müssen, dass die Tiere nicht ständig für den Besucher zu sehen sind (u.U.sogar nur selten). Und da liegt für mich eher der Knackpunkt: Inwieweit wäre die Akzeptanz/das Interesse für einen Zoo noch da, wenn die Tiere nicht mehr wie auf einem Präsentierteller dargeboten würden und man auf manche "spektakuläre" Tierarten verzichten würde. Ich könnte mir aber vorstellen, das dies nur eine Frage der Umgewöhnung ist und mit der Zeit stellen sich die Zoobesucher auf neue Verhältnisse ein.


    LG Waldgitti/Brigitte

    [hr]
    Nicht von Beginn an enthüllten die Götter den Sterblichen alles. Aber im Laufe der Zeit finden wir, suchend, das Bess're.

    Xenophanes

    Einmal editiert, zuletzt von Waldgitti (20. März 2011 um 08:42)

  • Liebe Naturfreunde,

    auch ich stimme Sabine in allen Punkte zu!! Sehe ich komplett genauso! Und ich stelle mir dazu eine Frage:

    Welchen "Nutzen" hat eine Spezies in der Natur, deren Art nur noch durch Zoos erhalten wird? Können diese Spezies noch irgendeine Aufgabe in der Natur wahrnehmen, oder werden sie nur noch aus "Sensationsgeilheit" der Menschen erhalten?

    Ich weiß, dass diese Frage kätzerisch ist, aber was nützt mir der Eisbär im Zoo, wenn es diese Spezies in der freien Natur überhaupt nicht mehr gibt und er dort seine natürliche Aufgabe überhaupt nicht mehr wahrnehmen kann? Beruhigen wir damit nicht einfach nur unser Gewissen, weil wir sagen können: "Der Eisbär? Der ist doch nicht ausgestorben!"...

    P.S.: Aber um nicht ganz offtopic zu bleiben:

    Als ich zuletzt an einem Zoo vorbei kam, drängten sich Menschenmassen, inklusive tausender Kiddies am Eingang. Der Zoo war voll, ebenso mit kinderreichen Familien. Ich denke es gibt genug, die diese Eintritte zahlen können. Es ist in meinen Augen auch der bessere Weg, zumindest wenn ich nur 2 Entscheidungsgrundlagen habe, die da lauten:

    Entweder die Tiere werden in Zwingern gehalten und dem Publikum preiswert präsentiert, oder sie haben wenigstens annähernd "gute" Bedingungen, die ihnen das Leben zumindest etwas erträglicher machen. Denn grundsätzlich ist ein Leben von Wildtieren in Gefangenschaft nie artgerecht...

    Gruß, Ralf

  • Hallo,
    ich bin für die Zoos. Allerdings sollten sich dort die Tiere wohlfühlen und nicht in den alten Käfigen eingeengt sein. Aber wie schon Angelika schreibt, gibt es viele Zoos die jetzt große artgerechte Anlagen bauen.
    Was den Vergleich von heimischen Tieren und Exoten im Zoo betrifft so kann ich dem nicht zustimmen. Es ist doch was Anderes, wenn man im Zoo Affen, Löwen oder Krokodile sehen kann. Meien Familie und ich sind jedenfalls davon immer sehr begeistert. Aber jeder hat eben dazu eine andere Meinung.

    Gruß Sylvia

  • Herzlich Willkommen Sylvia,
    wie schön dass du hierher gefunden hast und spontan deine Meinung zum Thema "Zoo" schreibst. Wenn du so gerne einen Zoo besuchst, vielleicht zeigst du uns ja mal ein paar hübsche Fotos? Ich wünsche dir viel Spaß hier im Forum.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Hallo Sylvia :)
    ebenfalls Herzlich Willkommen im Forum.

    Ich kann viele Gedanken meinen Vorpostern nur zustimmen. Gut finde ich auch das , du Sylvia, eine andere Auffassung hast.
    ...
    Ich bin immer ganz hin und her gerissen was Richtig und Falsch ist. Denke das ist Menschlich. Wir alle wissen wo das Fleisch herkommt und trotzdem Verzehren wir mengen davon, die wir nicht Wirklich zu Leben Brauchen. Das ist in etwa das Selbe Problem.
    ...
    Bei einigen Tierarten frage ich mich überhaupt was eine Zoo oder Käfighaltung für das Tier bedeuten. Als kleines Beispiel möchte ich meine Art, das Europäische Rote Eichhörnchen nennen. Es gibt Züchter ich DE, die diese Tiere in Käfigen halten & Züchten. Der Gesetzestext der das Erlaubt gibt eine Käfiggröße von 2*1 Meter und 2 Meter hoch vor. Der Text geht davon aus das durch die Zucht der Bewegungsdrang der Tiere reduziert wurde. NUR, eine Domestizierung liegt bei den Tieren überhaupt nicht vor. Selbst bei unseren Hund, der eine Jahrhunderte lange Domestizierung erfahren hat ist immer noch der Jagdtrieb Vorhanden. Geschweige vom den Bewegungsdrang eine Eichis.
    ...
    Ähnlich sehe ich es mit den Zoo Tieren. Ein Käfig egal wie groß oder gut. Es ist immer ein Gefängnis. Aber wie schrieb ich schon weiter oben, "Ich bin immer ganz hin und her gerissen was Richtig und Falsch ist". Für mich heißt das, ich suche mir die Zoos oder Tierparks sehr genau aus. Das ist alles was ich Leisten kann. Die Augen Verschließen will ich nicht, Ändern kann ich es auch nicht Wirklich. Ein Hin & Her..

    DIRK.
    PS. Sabine, Jepp Zoos sind zum teil die Letzten Habitats für einige Arten, Noch Böser, dieselben Zoos haben erst die Ausrottung in der Natur veranlasst....

  • Bom dia miteinander

    Gewisse Probleme bei der Tierhaltung sind nur sehr bedingt durch finanzielle Mittel zu lösen. Gerade in diesem Bereich wäre es falsch, den allseits beliebten einfachen und nur vermeintlichen Lösungsansatz zu verfolgen: Ein Problem ist da, pumpen wir Geld rein, dann wird es sich schon auflösen. So geht die Politik vor - mit den bekannten Folgen: daß die Probleme immer größer und unlösbarer werden, die Volkswirtschaft immer verschuldeter - und die Politiker immer reicher...
    Selbstverständlich spielt der Geldbedarf der Zoos eine bedeutende Rolle. Das betrifft aber vor allem die Unterhalts- und Betriebskosten, nicht die Problemösungen, die in erster Linie tiergärtnerisches Denken und biologisches Einfühlungsvermögen erfordern.
    Es wäre grundsätzlich der falsche Weg, die Einrittspreise für Tiergärten weiter zu erhöhen (sie sind jetzt schon zu hoch). Wer soll sich dann den Zoobesuch noch leisten können? Bestimmt nicht diejenigen, für welche Zoos in erster Linie dazusein haben: Familien mit Kindern, noch dazu solche, die sich Urlaubsreisen heute sowieso kaum mehr leisten können und für die ein Zoobesuch oft die einzige Möglichkeit darstellt, auf diese Weise mit Tieren, mit der Natur in Kontakt zu kommen. Bei steigenden Eintrittspreisen wird vielen Kindern dieses Erlebnis versagt bleiben, weil es sich die Eltern einfach nicht mehr leisten können, mit ihnen dorthin zu gehen.
    Die Eintrittspreise für Zoos, für Einrichtungen des Naturerlebens überhaupt, müssen gesenkt werden; finanzschwache Familien sollten im Gegenteil freien Eintritt zu solchen Einrichtungen haben.
    Das vergleichsweise wenige Geld dafür ist da! (Ich brauche wohl nicht darauf hinweisen, an welchen Stellen das Geld mit vollen Händen hinausgeworfen wird...)

    Cumprimentos!

    Wilhelm

    Ich glaube an das Pferd. Das Automobil ist nur eine vorübergehende Erscheinung.

    Kaiser Wilhelm II.

  • Hi und hallo,

    ich finde, einige der wichtigsten Thematiken im Zusammenhang mit Beantwortung der Frage, ob Tierhaltung in Zoos sinnvoll ist oder nicht, sind Artenschutz, Arterhaltung und Nachzucht. Dieses kam hier bisher kaum zur Sprache. Einen interessanten Überblick über diesen Themenkreis sowie weiterführende Links findet ihr hier:

    http://www.suite101.de/content/artens…er-nicht-a81574

    Lieber Gruß,
    Meinhard

    Die Menschheit gehört zur verrücktesten Spezies.
    Sie verehrt einen unsichtbaren Gott und zerstört die sichtbare Natur.
    Im Unbewussten darüber, dass diese Natur, die sie zerstören, der Gott ist, den sie verehren.

    -Hubert Reeves-

  • Würdet ihr für den Tierschutz mehr bei dem Zoo-Eintritt bezahlen?

    Erstens mal ist >Tierschutz<, ein dehnbarer (schlechter) Begriff!
    ich würde besser von Tierrechte sprechen.
    Die andere Möglichkeit ist eben: dass ich mit meinem Billig-Konsum, Verbrechen unterstütze - Das mal ganz um Klartext gesagt.

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