Käfer oder nicht?

  • Hallo allerseits


    Nach Käfern spähend gehe ich an sonnigen Tagen viel durch käferverdächtige Bereiche . Vorgestern fand ich einen Maikäfer regungslos an einer Pflanze, obwohl Mitte Juni vorbei ist. Ich zeige bewusst ein Foto vom Hinterteil des Feldmaikäfers. Daran ist erkennbar, es handelt sich nicht um Melolontha hippocastani oder M. pectoralis.


    Ein weiterer Käfer wurde nach dem Monat benannt, in dem er vornehmlich zu finden ist, der Junikäfer. Gartenlaubkäfer wird er auch genannt oder Phyllopertha horticola. Doch das sind zwei Paar Schuhe.

    Den Julikäfer, den Sabine bereits im Juni fand, kann ich nur erwähnen. Vielleicht finde ich einen im kommenden Monat.

    Junikäfer steht irreführend im 'Käferführer'. Tatsächlich wird der von mir gezeigte Käfer Gartenlaubkäfer genannt (Phylloperthea horticola).

    Das Paarungsfoto des im Münsterland nicht seltenen Käfers verspricht, dass auch in 2022 mit Gartenlaubkäfer- Sichtungen gerechnet werden kann. Ganz im Gegensatz zu Schmetterlingssichtungen. Wo bleiben die in diesem Jahr? Selbst von den Weißen sehe ich nur selten einen. Ausnahmen waren Eichenwickler, von denen es in einem Bereich nur so wimmelte.

    Stattdessen fand ich passend zum Rosenmonat einen Kupfer- Rosenkäfer (Protaetia cupra metallica). Ich quartierte ihn bei mir für eine Nacht ein, denn Ich kannte diese Art nicht und wollte ihn sicher bestimmen. Das gelang nur teilweise, Klaas half. Das Quartier ist ihm gut bekommen, vernehmlich brummend sauste er am nächsten Morgen in Richtung Rosengestrüpp davon.


    .

    Bei kleineren Käfern kann alles eine Nummer schwieriger werden. Zuerst das Auffinden. Auf einem Blatt oder an einer Pflanze wird etwas gesichtet. Nähert man sich dem Objekt und fliegt es fort (oderes läßt sich fallen) war es ein Insekt – aber weg ist weg.

    ...


    3 mm mißt das Tierchen. Erst bei der Fotoauswertung erkannt: eine Wanze (viergliedrige Fühler)..........Und, wer hat sich dieses 'Häusle' gebaut? Beispiele dafür, was auf Pflanzen zu sehen ist.


    Kürzlich abermals so ein Fall: Eine Ameise die gesichtet wird? Im Nachhinein lese ich ‚Ameisenähnlich‘. Dennoch wird überprüft.
    Das Ergebnis: ein mir bislang unbekannter Käfer.
    Die eingeholten Informationen: In meinem Käferführer ist davon nichts zu finden, nicht mal die Erwähnung der Familie der Käferart, nämlich Anthicidae, zu deutsch Blütenmulmkäfer.
    Der Käfername lautet Notoxus monocerus, zu deutsch‚ Gemeiner Einhornkäfer‘. Ganze 5 Millimeter mißt das Käferchen. Auf Grund der Färbung war ich zuerst geneigt ihn bei den 'Düsterkäfern' unterzubringen.

    Für mich der Aufhänger für einen Forumsbeitrag.
    Hoffend, dass er zusagt, grüßt
    Hermann

    2 Mal editiert, zuletzt von block (20. Juni 2021 um 22:03)

  • Lieber Hermann,
    du hast wieder eine ganze Menge gefunden, Respekt. Die grüne Wanze (mit 3 Fühlergliedern) ist eine Larve der Grünen Stinkwanze Palomena prasina. Das Häuschen hat sich die Raupe eines Kleinen Rauch-Sackträgers Psyche casta gebaut http://lepiforum.org/wiki/page/Psyche_casta .
    Bei dem schicken Käfer aus der Familie Anthicidae mit dem kmusst du etwas durcheinander bekommen haben, der kann nicht Oedemera femorata heißen, denn die Gattung Oedemera gehört zu den Scheinbockkäfern (Oedemeridae).

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Der Junikäfer ist Amphimallon solstitiale, im Bild aber der Gartenlaubkäfer Phyllopertha horticola.

    Dein Cetonia aurata hat Toment an den Knien. Das gibt es bei Cetonia aurata nicht. Ergo ist dies Protaetia cuprea metallica. Versuch die Rosenkäfer zukünftig mal auf den Rücken zu drehen und ein Foto von der Unterseite zu machen. Am Mesosternum befindet sich der so genannte Mesosternalfortsatz, der das einzige Merkmal für die Unterscheidung der vergleichsweise weltweit kleinen Gattung Cetonia gegenüber der weltweit riesengroßen Gattung Protaetia ist.

    Liebe Grüße
    Klaas

  • Das Häuschen hat sich die Raupe eines Kleinen Rauch-Sackträgers

    Verstehe ich das richtig, dass die Raupe sich irgendwie die Hölzchen heranschafft 8o , um dann wahrscheinlich dazwischen zu kriechen und sich zu verpuppen?

    Viele Grüße
    Addi

    Viele Grüße

    Addi

    _______________________________________________________________________________________________________________________

    "In den kleinsten Dingen

    zeigt die Natur

    ihre größten Wunder."

    Carl von Linné (1707 - 1778)

  • Hallo, Addi,

    Verstehe ich das richtig, dass die Raupe sich irgendwie die Hölzchen heranschafft , um dann wahrscheinlich dazwischen zu kriechen und sich zu verpuppen?


    hmm, so ähnlich und doch irgendwie anders. Das muss man sich wie ein Wohnmobil vorstellen, der wie eine länglicher Sack geformt ist, in dem die Raupen leben. In diesen Sack kann sich die Raupe zurückziehen und darin verkriechen, oder sie kann auch mit Kopf und Brust aus ihr herauskommen kann, herumlaufen und so den Sack mit sich herumschleppen. Also Schutz und Tarnung zugleich.
    Die ganz junge Raupe wird zunächst einen Seidensack bilden; auf dem nachfolgenden Bild kann man ahnen, dass der Sack innen hell ist:

    Dann wird der Sack mit kleinen Materialstückchen von außen stabilisiert:

    Und je größer die Raupe wird, desto mehr wird der Sack weiter ausgebaut und schließlich ganz außen mit gröberem Material ummantelt. Auf dem nächsten Bild kann man auch sehen, dass die Raupe mit Kopf und Brust aus dem Sack herausgekommen ist und mit den Beinchen wandert.

    Diese Falterfamilie trägt recht den deutschen Namen "Sackträger". Welche Materialien zum Sackbau benutzt werden und die endgültige Form sind je nach Art sehr unterschiedlich. Sehr gleichbleibend ist die Länge des endgültigen Sacks innerhalb einer Art, und man kann eigentlich sogar mit Ausmessen einen Sack bestimmen.
    Auf dem mittleren Bild kann man auch sehen, dass die großen Materialstücke mit einem Faden festgemacht werden.
    Die Raupen verpuppen sich natürlich auch im Sack.

    Ich denke, das beantwortet deine Frage.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Vielen Dank Sabine, @Sabine Flechtmann , für die ausführliche und anschauliche Antwort! Ich bin immer wieder erstaunt und sehr, sehr beeindruckt, was die Natur alles entwickelt, um sich fortzupflanzen, zu schützen und tarnen, um zu überleben...! Vieles ist so genial und "durchdacht"... Danke!

    Viele Grüße
    Addi

    Viele Grüße

    Addi

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