Kamasutra der Haarmücken - Märzmücke?

  • Kennzeichnen die verschiedenen Flügelfarben Männchen und Weibchen oder sind es vielleicht sogar zwei unterschiedliche Arten, die miteinander "fremdgehen"? :eek:

    Viele Grüße
    Addi

    Viele Grüße

    Addi

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    "In den kleinsten Dingen

    zeigt die Natur

    ihre größten Wunder."

    Carl von Linné (1707 - 1778)

  • Ups, man sollte die erste Tasse Kaffee vollständig intus haben, bevor man Fragen stellt! :57::shy:
    Danke!

    Viele Grüße
    Addi

    Viele Grüße

    Addi

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    zeigt die Natur

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  • Macht doch nichts. Mich hat, was die Profis Sexual- oder Geschlechtsdimorphismus nennen, auch schon öfter irritiert und erstaunt. Kann sehr ausgeprägt sein, bei manchen Geometriden z.B. haben die Weibchen nur noch stark reduzierte Stummelflügel und sind flugunfähig. Das muss man erst mal wissen, dass sie zur selben Art gehören. Oder sie bei der Kopula erwischen. Agriopis marginaria, links das Weibchen, rechts das Männchen:

    Grüße Udo

  • Dein Beispiel ist wirklich erstaunlich! Ohne das Wissen würde ich die Zwei garantiert nicht für Männchen und Weibchen der gleichen Art halten...!
    Danke für den Hinweis.

    Viele Grüße
    Addi

    Viele Grüße

    Addi

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    Carl von Linné (1707 - 1778)

  • Wenn selbst die Experten so was nicht auseinander dividiert bekommen. Schau Dir das Landkärtchen an. Araschnia levana. Es gibt eine f. prorsa und eine f. levana und in sehr warmen Jahren auch noch eine f. porima. levana ist die Frühjahrsform, prorsa die Sommerform, porima die Hewrbstform. Eh ich sie beschreibe, schaust Du besser Hier:

    Bestimmungshilfe des Lepiforums: Araschnia Levana

    Auslöser für die unterschiedlichen Färbungen ist die Tageslänge, also wieviel Stunden (Sonnen-)Licht die Larve am Tag bekommt. Du kannst Dir denken, dass man Experimente gemacht hat und die einzelnen Formen auch gezielt über künstliches Licht erzielen kann. Ok, nur eine kurze Einführung, denn darum geht es hier grade nicht. Entscheidend ist, dass die beiden regelmäßigen Formen, also prorsa und levana, als zwei unterschiedliche Arten beschrieben und lange Zeit auch so behandelt wurden, bis man gemerkt hat, dass es eine Art ist. In so fern ist der Laie da nicht alleine, sondern lernt nur, was der Experte vor ihm gelernt hat. ;)

    Wenn es aber einfach nur um Geschlechtsdimorphiosmus geht, hat man viele Beispiele. Bei den Tagfaltern ergibt sich dieser in sehr starkem und häufigen Maße bei den Bläulingen (Lycaenidae). Bei diesen sind die Männchen meist auffallend blau gefärbt, wunderschöne fliegende Kleinjuwelen auf einer Wiese, während die Weibchen mit einem völlig unauffälligen, ich beschreibe das mal absichtlich so, Kackbraun daher kommen. Auch bei Feuerfaltern (gleiche Familie Lycaenidae) ist vergleichbares zu beobachten, allerdings eher in Feuerrot. Bei den Nachtfaltern gibt es auch einen auffälligen Geschlechtsdimorphismus, der Familien übergreifend ist: die stark gefiederten Fühler der Männchen vieler Arten, die dem Riechen dienen und sie befähigen die Weibchen an ihrer Duftnote zu finden. Eine Fähigkeit, die um so erstaunlicher ist, da wir, selbst wenn wir vor dem Weibchen stehen, nichts riechen, die Herren des Geschehens aber aus bis zu 5 km Entfernung zielsicher angeflogen kommen.

    Beispiele bei den Käfern gibt es auch zur Genüge: Hirschkäfer (Geweih der Männchen), Nashornkäfer (Horn auf der "Nase"), viele Bockkäfer (Fühler bei vielen Arten bei den Männchen weit über Körperlänge, bei den Weibchen körperlang oder kürzer), Laufkäfer (Männchen mit verbreiterten Vordertarsen), Schwimmkäfer (Männchen mit verbreiterten Vordertarsen, bei den Gattungen Dytiscus, Cybister, Acilius Männchen mit glatten Flügeldecken, bei den Weibchen meist gestreift, lediglich bei Cybister gestrichelt (Unterschied von stumpf und glänzend) usw. usf.

    Heuschrecken, zumindest die Langfühlerschrecken, bei den Weibchen mit Legebohrer (Ovipositor - ich mag das Wort Legestachel nicht, weil es eine Wehrhaftigkeit suggeriert, die nicht vorhanden ist).

    Bei den Bienen, Wespen, Ameisen ein schmerzhafter Unterschied: die Weibchen der Bienen und Wespen können oft stechen, die Männchen nicht. Sieht immer total beeindruckend aus, wenn man mit Leuten in der Natur ist, die das nicht kennen und man todesmutig eine Wespe in die Hand nimmt. Die Leute vergessen es nie mehr, wenn danach die Erklärung kommt. :D

    Bei den Fliegen sind es die Augen (siehe Udo's Hinweis weiter oben "die Männchen sind die, die den Weibchen große Augen machen"). Bei den Männchen vieler Arten sind die Augen so groß, dass sie oben auf dem Kopf zusammen stoßen, während bei den Weibchen eine freie Fläche zwischen den Augen liegt, weil sie bei diesen einfach kleiner sind).

    Und ein Merkmal geht durch (fast) alle Ordnungen: Unterschiede in der Körpergröße mit teilweise extremen Unterschieden (siehe z.B. diverse Termitenköniginnen im Verhältnis zu den Herren, oft mehrfach größer).

    Liebe Grüße
    Klaas

  • Superherzlichen Dank für den Exkurs in Richtung Geschlechtsdimorphismus! Höchst interessant! Der Laie hat allerdings beim Landkärtchen nicht den Hauch einer Chance... Irre, wie die Natur das eingerichtet hat, dass sich durch die unterschiedliche Tageslänge auch andere Farben bilden... Was mag sich die Evolution wohl dabei gedacht haben?! :91:
    Der "Riecher" bei den Insekten ist auch beeindruckend! Der Nachtfalter riecht über 5 km Entfernung die Ausersehnte... :love:
    Letztens habe ich bei einer der "Kriminaldokus" gehört, dass die Fliegen die Leichen auf 1 km Entfernung riechen und dann zielstrebig angeflogen kommen.
    Die Natur ist einfach nur toll!
    Mir scheint, dass im großen und ganzen, außer bei den Säugetieren, die Weibchen größer als die Männchen sind und sich letztere ja gerne bei der Paarung mal längere Zeit durch die Gegend tragen lassen (Kröten...) oder das Pech haben, anschließend gefressen zu werden... (Spinnen).

    Viele Grüße
    Addi

    Viele Grüße

    Addi

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    Carl von Linné (1707 - 1778)

  • Das bei den Spinnen die Weibchen grundsätzlich die Männchen nach der Paarung fressen, ist eine weit verbreitete Mär, entspricht aber nicht der Realität. Bei den meisten Arten trennen sich Männchen und Weibchen +/- friedlich. Es sind nur wenige Arten, wie z.B. die Schwarze Witwe, bei denen das Weibchen das Männchen frisst. Es gibt sogar nette Anekdoten aus dem Reich der Spinnen.

    Horst Stern hat das so schön beschrieben, in dem Buch "Leben am seidenen Faden", das er gemeinsam mit Ernst Kullmann geschrieben hat. Kullmann der Experte, Stern der Autor. Das Kapitel der Paarung beginnt mit "Wenn Du zum Weibe gehst, vergiss das Geschenk nicht!". Darauf basierend, dass bei vielen Spinnenarten ein Brautgeschenk zum Ritual der Werbung gehört. Das heißt, die Männchen machen Beute, wickeln diese ein und bringen sie der Braut als Geschenk mit. Sinn ist die Ablenkung des Weibchens vom Männchen, dieses als potentielle Nahrung zu betrachten. Wunderschön beschrieben am Beispiel von Pisaura mirabilis. Hier fängt das Männchen eine Beute, bevor es zum Weibchen geht, dort entsprechend füsselnd um ihre Gunst wirbt und ihr das Brautgeschenk anbietet, welches dann vom Weibchen genommen wird. Das Männchen nutzt dann die Situation, Madame hat ja ihre Genehmigung erteilt, kriecht unter das Weibchen und führt nacheinander die mit seinem Sperma gefüllten Pedipalpen in die Geschlechtsöffnung des Weibchens ein. Nach erfolgter "Paarung" entfernt sich das Männchen wieder. Bei Pisaura mirabilis kann es jedoch vorkommen, dass der kleine Drecksack Madame das Hochzeitsgeschenk wieder stibitzt und lieber selbst dran frisst. ;)

    Liebe Grüße
    Klaas

  • Danke für die Berichtigung Klaas, @Klaas Reißmann . Schlau vom Männchen, ein Geschenk mitzubringen, nett verpackt (wer bekommt nicht gerne eine Überraschung!) und somit dann auch den Appetit der Auserwählten auf etwas anderes zu lenken!

    dass der kleine Drecksack Madame das Hochzeitsgeschenk wieder stibitzt und lieber selbst dran frisst.

    Da ist er wirklich ein kleiner Drecksack! :79:

    Viele Grüße
    Addi

    Viele Grüße

    Addi

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