Welchem Vogel gehört das Ei? => Fasan (Phasianus colchicus)

  • Liebe Naturfreund*innen,
    am Wochenende waren wir in einem aufgelassenen Sandabbau.

    An einer Stelle etwa rechts am Bildrand vor den jungen Bäumen lag auf dem Boden ein Vogelei. Es war 5 cm hoch und 4 cm breit. Die Schale fühlte sich glatt, fast seidig an, sie glänzte nicht und hatte eine Farbe irgendwo zwischen olivgrün und braun. Ich fand das Ei auffällig groß. Die Innenhaut war relativ fest und schneeweiß. Die dunklen Verfärbungen innen gehörten nicht zu einem Muster, eher hat wohl die sich im Ei befindliche Schnecke an der weißen Haut genagt.
    Das lag nicht in einem Nest, wir hatten eher den Eindruck, ein Räuber hätte es dort verloren. Zu welchem Vogel könnte das Ei gehören? Ich habe leider nichts herausfinden können.

    Funddaten: Deutschland, Schleswig-Holstein, Kreis Stormarn, Bargfeld-Stegen, aufgelassener Sandabbau, 02.05.2021
    Google-Maps:
    https://goo.gl/maps/PyBzQKJ6BNssgUt68

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Ich verstehe nicht ganz ..., die Schnecke war bereits im Ei und ist irgendwie durch das zuerst existierende kleinen ne löcksken darein gekommen und die Schnecke hat es dann von innen immer weiter aufgebrochen? Oder habt Ihr es geöffnet?

    Viele Grüße aus dem Rheinland / NRW

    Claudia und Uwe

  • Liebe Claudia,
    erstes Foto entspricht der Fundsituation, zweites Foto nachdem ich das Ei einfach nur umgedreht habe. Das dritte Foto entstand, als ich dem Muster in der Schale nachgegangen bin, dafür habe ich natürlich an der Schale herumgepult und schließlich die Schnecke entdeckt.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • könnte es ein Fasanenei sein? Ich habe gelesen, dass die mäßig bis stark glänzenden Eier ungezeichnet, stumpfoval sind und dass ihre Färbung zwischen braun bis olivbraun und olivgrün bis blaugrau liegt. Größe allerdings knapp unter 5cm.

    Herzliche Grüße
    Batia

  • Liebe Batia,
    wow, ich denke, dass du damit eine Punktlandung gemacht hast. Ich habe oben die Farbe noch geändert in "zwischen olivgrün und braun". Auf dem letzten Foto kommt die Farbe am besten raus. Für die Größe hatte ich kein Lineal mit sondern eine Zigarettenschachtel drangehalten und erst zu Hause gemessen. Eine Ungenauigkeit von einem halben Zentimeter kann sehr gut sein. Zum Fasan passt auch der Lebensraum ganz prima.
    Zwei Webseiten habe ich zum Ei vom Fasan gefunden, auch da gibt es eine große Übereinstimmung:
    https://www.tierspuren.at/gelege/fasan-phasianus-colchicus/
    https://www.beachexplorer.org/arten/phasianu…ovum/steckbrief
    Ich danke dir ganz herzlich. Vielleicht gibt es weitere Stimmen dazu, die deine Vermutung teilen?

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
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    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Liebe Sabine,

    ich als "Orni" melde mich mal. Ich traue mir die Bestimmung von Eiern nicht zu und hab auch noch keine Erfahrung damit. Die "stumpfovale" Form macht den Fasan in meinen Augen aber in der Tat zu einem ganz heißen Kandidaten.

    Beste Grüße,
    Stefan

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    Lifelist:
    Vögel:
    - Deutschland: 276, Seidenschwanz

    - Welt (2024): 301 (109), Seidenschwanz (Waldschnepfe)

    - (Garten): 120, Kurzschnabelgans

    Wirbellose: 1.626, Gibbaranea bituberculata

  • Und wie ist denn dann die Geschichte dazu?
    Der Fasan ist bereits geschlüpft - das Loch der unteren Eiseite wäre ja groß genug gewesen -, die Schnecke hat das Loch gefunden und ist von unten reingekrabbelt oder aber die leere Eischale ist durch Wind etc. über der Schnecke gelandet?
    Was ist dieses kleine „Würmchen“ im Ei?

    Mich würden weitere „Ablauf-Ideen“ interessieren bzw. meint Ihr, ich könnte richtig liegen?

    Viele Grüße aus dem Rheinland / NRW

    Claudia und Uwe

  • Sehr spannend, sowohl das Ei als auch Batias Vermutung/ Bestimmung. Das Foto auf der von Sabine verlinkten Seite passt doch hervorragend! Schmunzeln musste ich allerdings bei dem Satz:" Fasane brüten in Bodennestern in der Vegetation versteckt und werden mit trockenen Pflanzenzteilen ausgelegt." :D

    Liebe Grüße
    Susanne

    "Ach, die Welt ist so geräumig, und der Kopf ist so beschränkt!" (Wilhelm Busch)

    Tierartenliste 2024 gesamt: 269, neu: 21, Vögel: 78, Nachtfalter: 50, Disteltiere: 17

  • Liebe Naturfreund*innen,
    nachdem Orni Stefan auch der Meinung ist, dass der Fasan "ein heißer Kandidat" ist, und ich viele Fotos von ebenso gut passenden Fasaneneiern gefunden habe, nehme ich das jetzt als Fasanenei "mit Restunsicherheit".

    @Kasimir : Ja, die verunglückte Grammatik war mir auch aufgefallen.

    @Batia , das was wie eine kleine Spannerraupe aussieht, ist ziemlich sicher Schneckenschiss, es lebte nicht und war weich.

    @maischo , du fragst nach der Geschichte dazu. Hier
    Fasan [Phasianus colchicus] Biologie & Verhalten (waldfoto.de)
    habe ich ein ungeheuer ausführliches Artportrait zum Fasan, seinen Lebensraum und ihrer Lebensweise gefunden. Die Fasane sind Bodenbrüter, die Nester sehr unauffällig. Offenbar fallen aber viele Eier auch Eierdieben zum Opfer, dazu zählen u.a. Rabenkrähen, Ratten, Igel und Möwen. Der Beginn der Brutzeit wird unterschiedlich angegeben und reicht von Mitte April bis Mitte Mai.

    Also stellen wir mal Vermutungen zur Geschichte dahinter an, denn wissen werden wir es nicht.
    * Das Ei war weder äußerlich noch innen verschmutzt, also kann es sich nur um ein diesjähriges Ei handeln.
    * Selbst wenn die Fasane das Ei schon Mitte April geleget hätte (was aufgrund der niedrigen Temperaturen heuer unwahrscheinlich ist), dürfte das Ei mit einer durchschnittlichen Bebrütungsdauer von 24 Tagen am 02.05. noch nicht schlupfreif gewesen sein. Einen sehr frühen Schlupf des Kükens sollte man damit ausschließen.

    * Ein geschlüpftes Küken hätte das Ei von innen nach außen aufgepickt, so dass Schalenfragmente eher nach außen fallen sollten. Auf dem zweiten Foto mit dem großen Loch fehlen außerdem Schalenreste, es lagen am Fundort auch keine weiteren herum.

    * Auf dem ersten Foto ist eine "Einpickstelle" mit nach innen gewandten Schalenfragmenten zu sehen. Das spricht für mich am ehesten dafür, dass wir es hier mit dem Werk eines Eierdiebs zu tun haben.

    * Zuletzt die Frage, in welchem Brutstadium sich das Ei befand. Wenn noch Dotter im Ei gewesen wäre, hatte - ich vermute das - Eigelb die Innenschale verschmutzen müssen. Da aber keine Dotterspuren vorhanden sind und die Schnecke die vermutlich auch nicht abgeknabbert hat, dürfte es sich um ein unreifes Küken gehandelt haben.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Liebe Claudia,
    ja, sozusagen als kautionsfreie Nachmieterin.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Liebe Sabine,

    da hast du wirklich eine schöne Geschichte zusammengeschustert. Ich möchte noch ergänzen, dass in diesem Jahr die Natur ein wenig hinterherhinkt. Ein so frühes Küken ist somit zwar nicht unmöglich aber noch unwahrscheinlicher als schon in einem normalen Jahr.
    Aber an der ein oder anderen Stelle hast du möglicherweise falsche Schlüsse gezogen. Viele Arten bringen den anfallenden Schmutz ihrer Jungen vom Nest weg, damit es weniger Spuren gibt, die es Prädatoren, also den Nesträubern leichter machen können. Wie das beim Fasan ist, der ja ein Nestflüchter ist, habe ich nicht recherchiert, aber die fehlenden Eierschalenreste deuten nicht zwangsläufig auf einen Eierraub hin. Die nach innen ragenden Fragmente sind in meinen Augen aber ein guter Hinweis, deshalb kauf ich dir die Geschichte ab.
    Ich glaube allerdings, dass diese Schnecke oder andere Tiere Eierreste schon gefressen hätten, wenn welche da gewesen wären. So ein gratis Eiweißschub wird nicht einfach liegen gelassen. Und sind da nicht sogar Fraßspuren an der "Innenhaut" des Eis? Auch der Spannerraupenschiss spricht ja vielleicht dafür, dass die Schnecke hier gestoffwechselt hat. Was also oben reinkam, ist unten schon wieder raus.
    Ich weiß also nichts sicheres über das Stadium des Kükens, aber immerhin liegt der Zeitpunkt der Plünderung noch im Brutzeitraum. Die Fasanenhenne kann also nochmal neu mit der Brut beginnen.

    Beste Grüße,
    Stefan

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  • ergänzend zu Stefan's Erklärungen möchte ich noch hinzufügen, dass die Schnecken für ihre Gehäusebildung Kalk brauchen. Meine Frau hat für ihre Wasserschnecken eine Kalkplatte ins Aquarium gehängt, wo sich die Schnecken bedienen können, da Futter alleine nicht genügt.

    Gruß Martin

  • Ich bin bei uns (NRW) eher der Meinung, dass Küken früher da sind als sonst. So konnte ich Euch schon Küken von Nilgänsen und Stockenten zeigen, auch Nutria Babys habe ich schon gesehen.
    Oder ist das bei diesen Tieren normal? Ich meine, diese Küken immer erst ab Mitte Mai/Anfang Juni gesehen zu haben?

    Viele Grüße aus dem Rheinland / NRW

    Claudia und Uwe

  • Liebe Naturfreund*innen,
    danke für eure weiteren Antworten und vor allem Stefan für die wertvollen Ergänzungen.

    dass in diesem Jahr die Natur ein wenig hinterherhinkt. Ein so frühes Küken ist somit zwar nicht unmöglich aber noch unwahrscheinlicher als schon in einem normalen Jahr.

    Auf die im Rückstand befindliche Natur hatte ich hingewiesen:

    (was aufgrund der niedrigen Temperaturen heuer unwahrscheinlich ist)

    sind da nicht sogar Fraßspuren an der "Innenhaut" des Eis?

    Die dunklen Verfärbungen innen gehörten nicht zu einem Muster, eher hat wohl die sich im Ei befindliche Schnecke an der weißen Haut genagt.

    Den Bereich habe ich nochmal freigestellt und den Kontrast erhöht, die innere Eihaut ist eindeutig von der Schnecke angefressen.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

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