Tierchen aus Naturrest

  • Wochenend-Moin allen Forumer*innen

    Coronaimpfung. Termin, der zweite, im Nachbarort, gestern. Du könntest das Eine mit dem Anderem verknüpfen, meine Überlegung. In NABU-Sachen kooperieren wir schon mal mit den Dülmeranern.

    2018 zeigten sie uns ein kleines Geländestück, das sie in ihrem Sinne pflegten.
    Ein Industriegebiet war geschaffen worden, nur dieses Stückchen war urwüchsig belassen worden.

    Hermann erinnert sich, dass er der einzige Exkursianer war, der einen Schmetterling entdeckte , einen Blauen Eichenzipfelfalter. Augen offen gehabt!


    Gestern suchte ich das Gelände, ja ich suchte. Was ich fand war eine halbfertige Halle, große Bau- und Erdbewegungsmaschinen im Einsatz und ein Unternehmerdomozil mit überdimensionalen Außenanlagen, gekrönt von broncenem Hirschpaar (echtgröße) am Teich-/Seeufer, sowie Aushubhaufen und anderes, wo seinerzeit die Natur vorherrschte.


    Hermann stöberte trotzdem etwas. Eines solcher kleinen Schneckengehäuse entdeckte er. Schneckenlos, gedacht.

    ...


    Ich weiß nicht ob es stimmt, doch meine ich, dass Rosmarie solche Tierlein kennt. Zwecks Bestimmung wurde einkassiert – und als Zugabe erbeutete ich eine Überraschung: Das Schneckchen verließ ihr Gehäuse und kroch vor mir her und hin. Dergleichen beobachtete ich noch nie bei dieser Schneckenart.

    Ohne Brille entdeckte ich dann noch Käfer, so diesen vier Millimeter winzigen, farbig schimmernden.
    Name? Da könnte Klaas vermutlich weiterhelfen.

    Er hat geholfen: Oulema gallaeciana wird das Tierchen genannt (von mir laut Google ergänzt, Blaues Getreidehähnchen)
    #Neu4me


    Den Rhagium mordax (Schwarzfleckiger Zangenbock) mit seinen18 mm (ohne Fühler) zu entdecken war dagegen kein Kunststück, nur Zufallssache.

    Die BioNTech-Impfung erledigte ich hinterher. Heute, am Folgetag: geringe Kopfschmerzen und viel Zeit für den PC.

    Mal wieder: Liebe Leute. das war's für heute
    Hermann Block 20.03.2021

    Einmal editiert, zuletzt von block (21. März 2021 um 12:02)

  • und als Zugabe erbeutete ich eine Überraschung: Das Schneckchen verließ ihr Gehäuse und kroch vor mir her und hin. Dergleichen beobachtete ich noch nie bei dieser Schneckenart.

    Was hast du da beobachtet Hermann - und nicht auf Bild festgehalten .Das hätte ich gerne gesehen .

    Jeder weiss was ,zusammen wissen wir viel und insgesamt wissen wir viel zu wenig !

  • Nochmal zu der ihr Haus verlassenden Schnecke .
    Gehäuseschnecken können ihr Haus ,soweit ich weiss,nicht verlassen.

    Es könnte aber ein anderes Tierchen aus diesem Häuschen gekrochen sein .Das hättest du aber
    doch ,bei vorausgesetzt scharfem Blick , sehen müssen.
    Ich hab mal Würmer aus einem Weinbergschneckenhaus kriechen sehen.

    Jeder weiss was ,zusammen wissen wir viel und insgesamt wissen wir viel zu wenig !

  • Da werd ich richtig nostalgisch:
    Der Eichenzipfelfalter war einer der ersten Falter, mit dem wir unsere Vogelfotografie durch andere Flugtiere ergänzt haben. Und dann gleich so ein hübsches Prachtexemplar... 2009 im Duvenstedter Brook - ich weiß noch, wie wir erstaunt feststellten, dass es ein Qualitätskriterium sein kann, wenn man irre lange für eine kurze Strecke braucht... Alle Fotografen kennen das ja....

    Herzliche Grüße
    Batia

  • Batia,
    das nenne ich Forum: einander austauschen und nicht bekritteln.

    Du zeigst deinen ersten Eichenzipfelfalter. Ein wenig ist dabei von der namengebenden Oberfläche sichtbar.
    Ich habe mal ein Oberflächenfoto aus meinem Ordner rausgesucht und möchte dein Bild damit ergänzen.
    Auch von mir Grüße
    Hermann

    Einmal editiert, zuletzt von block (21. März 2021 um 18:51)

  • Jetzt habe ich gerade mal gesucht, wie der Zipfelfalter denn wissenschaftlich heißt, um zu schauen, ob ich den denn auch kenne - und siehe da: es gibt den Blauen (Favonius quercus) und den Braunen Eichel-Zipfelfalter (Satyrium ilicis). Seufz, und da behaupte einer deutsche Namen wären einfacher!
    Jedenfalls gibt es hier nur Satyrium spini und Satyrium esculi.
    Edit: Favonius quercus kommt auch in Andalusien vor, in der Provinz Málaga allerdings selten und ich habe ihn noch nicht gesehen.

    Liebe Grüße
    Susanne

    "Ach, die Welt ist so geräumig, und der Kopf ist so beschränkt!" (Wilhelm Busch)

    Tierartenliste 2024 gesamt: 269, neu: 21, Vögel: 78, Nachtfalter: 50, Disteltiere: 17

    2 Mal editiert, zuletzt von Kasimir (20. März 2021 um 22:48)

  • Ja, Susanne, da haben wir den schönsten Austausch zugange.
    Dich interessiert der von mir gezeigte Blaue Eichenzipfelfalter.
    Zuerst zu Batias Meldung: Auch ich war begeistert von meiner Erstsichtung. Dass ich mir bei dieser Exkursion Härchen von Eichenprozessinonsspinner-Raupen einfing und ich letztendlich damit im Krankenhaus landete, das steht auf einem anderen Blatt.

    Du suchtest den wissenschaftlichen Namen des Blauen Eichenzipfelfalters. In meinem Bestimmungsbuch steht "Neozephyrus quercus" in Klammer (=Quercusia quercus), des weiteren: Bläulinge Lyaenidae

    Von den anderen im Buch aufgeführten Zipfelfaltern bin ich nur Brombeerzipfelfaltern begegnet den "Callophrys rubi". Und davon zeige ich mal einen.

    Herzliche Grüße vom Hermann
    Als meine Anmeldung beim Forum ausfüllte, schrieb ich 'Schmetterlingsfreund'.

    diese namengebenden Zipfelchen ...

  • Hallo Hermann,
    schönes Foto zeigst du da, auf meinem Finger niedergelassen hat sich noch nie ein Bläuling.
    Morgen bei meinem Wochenrückblick zeige ich einen anderen spanischen Verwandten.

    Liebe Grüße
    Susanne

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  • Susanne,
    man sagt auch: Du bist schneller als die Polizei erlaubt.
    Ich habe meine erste Antwort bettgehensreif geschrieben und was übersehen. Das wollte ich ergänzend schreiben. Also eine erneute Meldung

    Den Satyrium w-album , zu deutsch Ulmen-Zipfelfalter oder Weißes W erwischte ich auch.

    In meinem besten Bestimmungsbuch ist dieser Falter nicht aufgeführt, im lepiforum wohl.

    Im Buch wird allerdings vom Satyrium spini (Kreuzdornzipfelfalter, der dem Ulmenzipfelfalter ähnelt) geschrieben: dazu ... ist der wissenschaftliche Artname "spini" (nach der Schlehe, Prunus spinosa) irreführend.
    Den Namen hast Du in deiner Literatur gefunden.
    Bis zum nächsten Mal
    Hermann

  • Also..., Bestimmungen:

    Der erste Käfer ist der Blattkäfer Oulema gallaeciana, der aber meanwhile in Oulema obscura umgetauft wurde. Grund dafür sind die internationalen Regeln der Nomenklatur, die besagen, dass der älteren Namensgebung der Vorrang gegeben werden muss. Bedeutet: Oulema gallaeciana wurde 1870 von HEYDEN erstmalig beschrieben. Nahm er an und viele andere auch. Der Datenaustausch damals war aber sehr schlecht. Es gab kein Internet, nur Bücher, und die kosteten viel Geld, was sich nicht jeder in dem Maße leisten konnte, dass er alles da stehen hatte, was benötigt wurde, um eben so was festzustellen. Die Beschreibungen früherer Tage waren auch sehr dürftig, meist Zwei- oder Dreizeiler, in Latein. wie man aber feststellte, hat der Engländer STEPHENS die Art aber bereits 1831 beschrieben. Erschwerend kommt hinzu, dass HEYDEN sie unter dem Gattungsnamen Lema beschrieb, STEPHENS aber unter dem Gattungsnamen Crioceris. Wenn man hier ein wenig nachforscht, wird man feststellen, dass die Gattungen Oulema, Lema und Crioceris alle nach wie vor existent sind und alle drei sehr nahe miteinander verwandt. Wenn man dann dabei bedenkt, dass Carolus Linnaeus (Karl von Linné) die Schilfblattkäfer (Unterfamilie Donaciinae der Familie Chrysomelidae - also Blattkäfer) noch zu den Cerambycidae (Bockkäfer) stellte, die Nomenklatur noch sehr starken Veränderungen ausgesetzt war (erstmalig die Schaffung Gattungen, Untergattungen, Unterfamilien etc.) wird einem schon klar, dass damalige Recherche mit der heutigen kaum vergleichbar ist. Vergleichsmaterial einsehen war noch schwerer. Museen und Kollegen anschreiben, wo der Holotypus, also das Präparat, anhand dessen die Art beschrieben wurde, steckt, dieses anzufordern (Brief auf dem postalischen Weg, je nach Entfernung dann Wartezeiten von mehreren Tagen bis Wochen), dann eine Antwort zu erhalten, dass er in der Museumssammlung nicht steckt, irgendwann erfahren, wo er steckt und dann ggfs. dort hinreisen zu müssen, was auch wieder mit Kosten und sehr viel Zeit verbunden war - das wurde in der Regel nicht gemacht, weil viel zu aufwändig -. wie auch immer, wurde bei einer Revision der Gattung Oulema eben festgestellt, dass STEPHENS die Art schon früher unter dem Namen obscura beschrieb und ergo nach den Regeln der internationalen Nomenklatur das Tier entsprechend Oulema obscura heißen muss. Soviel dazu.

    Kandidat Nr.2 ist Rhagium mordax, eine häufige Art unserer Laubwälder, deren Entwicklung unter der Rinde frisch toter Laubbäume (ein bis zwei Jahre, danach keine Eiablage mehr) erfolgt.

    Eichenzipfelfalter: Deswegen der lange eingangspost. Quercusia quercus ist die alte Bezeichnung des Eichenzipfelfalters. So hieß er noch in meiner Jugend und meinen Twens. Danach kam der besagte Neozephyrus, um beim derzeitigen Stand schlussendlich in Favonius umgetauft zu werden. Dabei handelt es sich um Änderungen der Gattungsnamen. Aus welchem Grund ist mir leider nicht bekannt. Ich weiß aber, warum ihr ihn nicht so häufig findet, obwohl es eine der häufigsten zipfelfalterarten bei uns ist: die Falter halten sich meinst in den Baumkronen auf und kommen vergleichsweise selten nach unten zu uns runter. ;)

    Liebe Grüße
    Klaas

  • Hallo Hermann,
    da du Satyrium w-album zeigst, habe ich mal in meinem Archiv gegraben und die anderen Satyrium-Arten zutage gefördert.

    Satyrium spini, wie du schon schriebst Kreuzdorn-Zipfelfalter, ist verbreitet im Süden und Zentrum von Europa, östlich bis in den Iran. (Info aus meinem spanischen Bestimmungsbuch) Foto vom 15.6.2018 aus Antequera


    Und Satyrium esculi kommt nur im westlichen Mittelmeerraum vor, d.h Nordwest-Afrika und Südwest-Europa. Foto vom 28.6.2015 aus Portugal an der Grenze zur Extremadura


    Da wird es ja Zeit, dass ich die beiden in diesem Jahr mal wieder sehe.

    Liebe Grüße
    Susanne

    "Ach, die Welt ist so geräumig, und der Kopf ist so beschränkt!" (Wilhelm Busch)

    Tierartenliste 2024 gesamt: 269, neu: 21, Vögel: 78, Nachtfalter: 50, Disteltiere: 17

  • Susanne,
    in Sache Eichenzipfelfalter möchte ich Dich auf den excellten Beitrag von Klaas verweisen. (falls Du ihn noch nicht selber gefunden hast; oberhalb des deinigen zu finden)
    Er beweist mal wieder, dass er ein sachkundiger "Alter Hase" ist.
    H.

  • Klaas, ich staune, mal wieder, über Deine Sachkenntnis.
    Damit kann man was anfangen!
    Hochinteressant für mich das Drumrum bei der Namengebung.
    Nur gut, dass ich für die Namengebung nicht verantwortlich bin; meine Haare können nicht mehr grauer werden, sie sind schon weiß.

    Und dann auch noch fundierte Kenntnisse in Sachen Schmetterlinge! :68:

    Vielen Dank für Deine Ausführungen!
    (und für Deine Unterstützung in der leidigen, hoffentlich begrabenen Sache)

    Hermann

    Einmal editiert, zuletzt von block (21. März 2021 um 11:57)

  • Lieber Hermann,

    leider kann man nicht sagen, dass ich mich mit Schnecken auskenne. Aber ich liebe sie und gucke sie mir für mein Leben gern an.

    Um was es sich bei deinem Schneckchen handelt, kann ich nur grob vermuten. Es könnte ein rotes, nicht gebändertes Exemplar der Gartenbänderschnecke (Cepaea nemoralis) sein. Zumindest legt ihre schwarz umrandete Öffnung das nahe.
    Aber um Schneckengehäuse einordnen zu können, muss man sie normalerweise auch von unten sehen (dazu noch von der Seite, um erkennen zu können, wie kugelig oder nicht sie sind und wie die Umgänge verlaufen). Manche haben von unten gesehen ein "Loch" in der Mitte, das man Nabel nennt, und aus dessen Vorhandensein und Durchmesser oder Nicht-Vorhandensein man einiges schließen kann.
    Die Bänderschnecken haben keinen Nabel.

    Herzliche Grüße Rosmarie

    "Sollte man nicht überhaupt begeistert sein über die Welt, in der man lebt?" (Ausspruch von Kasimir hier im Naturforum)

  • Dann mal noch im Schneckentempo...: ;)

    Also zur Schnecke. Liebe Rosmarie, schau sie Dir genauer an. Die Cepaea-Arten sind viel höher, kugeliger im Gehäuse gebaut. Die beiden Gehäuse hier sind recht flach, fast so flach, wie die Häuser der Tellerschnecken (Familie Planorbidae), jedoch im Gegensatz zu diesen eben doch ganz gering nach oben gewölbt und eben keine Wasserschnecken, sondern am Land lebend. Sie gehören vermutlich beide zur Familie Zonitidae (Glanzschnecken). Die rechte Schnecke ist dabei sehr auffällig, insofern sie eine olivbraune Färbung des Gehäuses hat (nicht ganz so aufregend), gepaart mit einem Schneckenkörper, den man bei genauem Hinsehen als bläulich bezeichnen kann. So sieht nur Oxychilus draparnaudi aus, die Große Glanzschnecke. Die andere würde ich in die gleiche Familie stecken, ich kann jedoch nicht entscheiden, ob es vielleicht ein jüngeres Tier der O. draparnaudi ist, oder eine andere Art der Gattung oder sogar eine andere Gattung. Beide Schnecken sind aber, sollte es sich um O. draparnaudi handeln, noch nicht ausgewachsen. Die Gehäuse werden noch etwas größer werden.

    Liebe Grüße
    Klaas

  • Liebe Rosmarie,

    kein Experte schreibst Du.
    Dennoch bist Du mir in Sachen Schneckenkennen um Längen voraus, das beweisen schon deine Angaben.
    Aber, es ist doch nett, aus diesem Anlass voneinander zu hören!

    Ich hatte Spaß an dem Schneckentempo des Tierchens.

    Ich brauchte es nicht durch Namensnennung anspornen: "Kriech flotter xy, sonst überholt dich dein Konkurrent."
    Also muss ich den Namen nicht wissen. Bleibe ich unwissend, damit kann ich leben.

    Viele Grüße Hermann

    Im Nachhinein taucht der Beitrag von Klaas hier auf. Der gute Mensch versteht es, andere (mich) zum Nachforschen zu animieren.

    Einmal editiert, zuletzt von block (21. März 2021 um 18:58)

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