Goldhähnchen mit Fragezeichen

  • Hallo Forumer*innen

    Mit gefüllter Fahrradtasche rückkehrend vom Einkaufen vernehme ich im Gebüsch hinter der Garage ein dünnes Vogelstimmchen. Welcher Piepser läßt so von sich hören? Überlegt wird. Meise, Rotkehlchen und Co, die immer wieder zu hören sind, scheiden aus. Lokalisiert wird, ja wo steckt er denn? Gespäht wird. Ich füge ein Foto des Zweigewirrwars der Omorikafichte bei.

    Und dort huschte der Winzling tatsächlich kurz durch mein Blickfeld, den Hermann begeisternd: ein Goldhähnchen. Ob Sommer– oder Wintergoldhähnchen war auf die Schnelle nicht erkennbar. Der Jahreszeit entsprechend unterstelle ich, dass es ein Wintergoldhähnchen war. --- Oder sollte es ein Goldhähnchen-Laubsänger gewesen sein. Das wäre die Sensation, die ich jedoch nicht per Foto dokumentieren kann. Auch währte der Gesangsvortrag leider nur kurz, und die Stimme des äußerst seltenen G.L. kann ich sowieso nicht kennen, von meinen Tonträgern ist sie auch nicht abspielbar. Nach den Angaben im Bestimmungsbuch könnte es allerdings ein G.L. gewesen sein.

    Wie komme ich auf den G.L., den Ausnahmegast aus Asien bei uns, von dessen Existenz ich bislang noch nie hörte? Unser Forum- Vogelkenner Johannes S. verwies zu einem Forumsbeitrag auf den 'Club 300 Germany‘, der sich seltenen Vogelbeobachtungen widmet. (Hallo, Johannes!) Dort wurde im Dez. des Vorjahres von der Sichtung eines GOLDHÄHNCHEN –LAUBSÄNGERS berichtet, und zwar in Ostwestfalen! Also nicht weit von meinem Wohnort entfernt. Wenn das Vögelchen bereits aus Asien kommen sollte, warum nicht in meinen Garten? - unmöglich ist nichts. Leider waren anschließende Suchaktionen mit Kamera erfolglos, ihn drängte es wohl weiter, bis nach Sibirien ist es halt weit.

    Bilder sind im Forum gefragt. Wer nimmt zum Einkauf seine Fotoausrüstung mit? Aber beim Hermann ruhen, als Ersatz gedacht, auch Goldhähnchen Briefmarkenmotive. Zeige ich ein Stück davon.

    Bei dem Stück können wir uns auch der Vielfalt der Namen widmen: Goudhaantje die Bezeichnung in den Nederlanden und im flämisch sprechenden Teil Belgiens; Roitelet huppé im französisch sprechendn Teil.
    (fläm. Sommergoldhähnchen = Vuurgoudhaantje; Phylloscopus prolegulus die lat. Bezeichnung für den Goldhähnchen-Laubsänger)

    Doch noch ein eigenes Foto vom neuen Leben nach dem vielen Schnee:

    ...

    Hermann Block, der ohne Hörgerät lauschte und ohne Brille beobachtete, klappt noch gut 19.02.2021

    Einmal editiert, zuletzt von block (19. Februar 2021 um 15:00)

  • Hallo Hermann,

    eine spannende Beobachtung, die du da beschreibst. Der Goldhähnchen-Laubsänger ist in der Tat in Deutschland eine ziemlich seltene Erscheinung (abgesehen von Helgoland) und auch recht schwer zu bestimmen. Schade, dass kein Foto gelungen ist, aber vielleicht findet sich der ominöse Vogel ja noch einmal...
    Unter folgendem Link, kannst du dir mal die Rufe einiger asiatischer Laubsänger anhören, vielleicht erkennst du ja irgendetwas wieder (?).
    Ebenfalls in der Datei angefügt sind zwei Berichte über die (meines Wissens nach) einzigen zwei Nachweise des GL in NRW seit 1988.

    Avifaunistische Kommission Nordrhein-Westfalen (nwo-avi.com)

    Viele Grüße
    Johannes

  • Hallo Johannes,
    doppelt Hallo! Es freut mich sehr, dass Du dich meldest. Auch mit ein wenig Hintergedanken an Dich verfasste ich meinen Beitrag.
    Gleich vorweg: Ich bin mir ziemlich sicher, ein Goldhähnchen-Laubsänger war es, das ich hörte und flüchtig sah. Tage zuvor hörte ich in der Nachbarschaft schon mal eine mir bis dato unbekannte Vogelstimme, was ich jedoch nicht weiter verfolgte; einfach über Zäune hinweg auf Nachbargrundstücke ... So ganz unbedarft in Sachen Goldhähnchenstimmen bin ich auch nicht. Aus Spaß lockte ich schon mal bei mir im Garten Goldhähnchen per Tonträger. Sie reagierten und kamen recht nahe heran.
    Fakt ist, dass ich mich seit Jahrzehnten für den Erhalt unseres Grünkomplexes einsetze, Einzelgrundstücke, deren Hintergrundbebauung ich ablehne. Dorthin lockt es immer wieder mal ein seltenes Tierlein. im Vorjahr z.B. einen Argusbläuling. Gestern schwenkte ein Sperberweibchen in die mächtige Fichte an der Grundstücksgrenze ein, usw. Leider bin ich gegen Schwund der Grünflächen durch Umnutzung durch Parkplätze machtlos.

    Durch Dich, Johannes, bin ich auf den Club 300 aufmerksam geworden. Davon hatte ich noch nie gehört. Interessant ist es schon, was diese Leute erspähten. Aber, 300 Vogelarten gesehen zu haben ist dort Mitmachbedingung. Da verzichte ich. Seit Jahrzehnten beteilige ich mich an einer Phila-Orni-Gruppe. Bei unseren Jahrestreffen werden schon mal die Vogelsichtungen aufgelistet. Gut 100 kommen dabei zusammen, das reicht mir. (und inzwischen ist dort der 'Dampf raus', auch dort schrumpft die Mannschaft altersbedingt)

    Jetzt erst schaute ich mir die von Dir empfohlene Seite der Avifaunistischen Kommission an: So ganz unwahrscheinlich ist meine Wahrnehmung alsö wohl nicht.
    Und, ich habe immer noch das leise Stimmchen im Ohr. Das erfreut. Leider scheint das für mich eine einmalige Sache gewesen zu sein.

    Johannes, auch meinerseits Viele Grüße
    Hermann

  • Wow, Hermann, wenn du dir da sicher bist, ist das eine kleine Sensation, die du da entdeckt hast! Leider wird diese Beobachtung ohne einen Ton- oder Bildbeleg keine Kommission in Deutschland anerkennen (ich weiß aber auch nicht, ob du da so erpicht darauf bist). Doch letztlich geht es ja vorrangig um die eigene Freude über eine solche Ausnahmebeobachtung. Herzlichen Glückwunsch!

    Beste Grüße und ein weiterhin ein schönes Wochenende
    Johannes

    P.S.: Die Voraussetzung der 300 beobachteten Vogelarten im Club300 ist übrigens, obwohl der Name gleich blieb, schon seit einigen Jahren nicht mehr relevant. Eine Zahlung von (ich glaube) 15€ pro Jahr in die Vereinskasse reicht aus , um dabei zu sein.

  • Johannes,
    auch mit Restunsicherheit war und ist es ein tolles Gefühl, mal wieder einen Erstlingsgast in seinem Garten zu erleben. Ist es zusätzlich ein Seltenheitsgast, wie ich vermute, reicht das Wörtchen toll nicht mehr aus.
    Hinzu kommt, dass sich durch die Meldung im Forum neue Kontakte ergaben, wovon Du wiederum das Wissen um die 300er einbrachtest.
    Deine Vermutung, dass ich auf eine Meldung in Fachkreisen nicht erpicht sei, stimmt. Die innere Freude reicht mir. Vor Jahrzehnten meldete ich mal die Sichtung einer Lasurmeise, auch in meinem Garten, auch ohne Bildbeweis - auch hier: Erinnerung an ein Erlebnis blieb / bleibt, auch wenn der Bestätigungseintrag versagt wurde.

    Abschließend sage ich bis zum nächsten Mal. Doch ein nochmaliges derartiges Erlebnis ist mehr als unwahrscheinlich. Wenden wir uns anderen Themen zu.

    Johannes, Du wünschest mir ein schönes Wochenende. Ich werde mal wieder nach Käfern Ausschau halten. Vielleicht finde ich mal wieder Futter für 'Bestimmungsanfragen' bei Kerbtier.de, auf die mich Klaas Reismann aus dem Forum verwies. (gestern bestimmte CH. B. mir den nicht seltenen 'Ameisensackkäfer' Clytra laeviuscula, dessen Foto bereits zwei Jahre bei mir ausharrte)

    Auch Dir ein schönes Wochenende, und Grüße
    Hermann

  • Lieber Hermann,

    (gestern bestimmte CH. B. mir den nicht seltenen 'Ameisensackkäfer' Clytra laeviuscula, dessen Foto bereits zwei Jahre bei mir ausharrte)

    Deinen Bericht vom Goldhähnchen-Laubsänger habe ich mit Interesse gelesen. Aber mir scheint auch die in Klammern geführte Anmerkung zum Ameisen-Sackkäfer Clytra laeviuscula sehr interessant. "Nicht selten" ist aber doch sehr relativ! Wenn man sich die Verbreitung in Deutschland anhand im Web vorgehaltener Verbreitungskarten ansieht, z.B. hier
    http://www.coleokat.de/de/fhl/
    dann stellt man fest, dass der Käfer fast nur östlich einer gedachten Linie vom Saarland nach Rügen verbreitet ist. Für Nordrhein-Westfalen scheint es nur Einzelfunde zu geben. Und in der Anfrage bei Kerbtier steht auch ein gelbes Sternchen; wenn man mit der Maus darüber fährt, gibt es die Information, dass es für deinen Wohnort im MTB 4009 eine neue Art ist. Das ist dann doch ein echter Freukäfer!
    Lustigerweise habe ich vor zwei Wochen im Verein einen (online) Vortrag gehört, bei dem die Unterscheidung der beiden sehr ähnlichen Ameisen-Sackkäferarten a) Clytra laeviuscula und b) Clytra quadripunctata diskutiert wurde. Die schwarzen Flecken auf den roten Flügeldecken können nämlich recht unterschiedlich groß sein und sind als Unterscheidungskriterium nicht so sicher wie die Betrachtung des schwarzen Halsschild-Seitenrandes von oben:
    a) Clytra laeviuscula: der Halsschildseitenrand ist von oben betrachtet praktisch nicht zu sehen
    b) Clytra quadripunctata: der Halsschildseitenrand ist von oben betrachtet deutlich zu sehen und viel breiter als bei a).
    Ich habe nur Fotos von Clytra laeviuscula.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Liebe Sabine,
    da fehlt mir die sachkompetente Argumentation.
    Ich räumte bei mir auf und fand das Foto des Käfer namenlos. Anstatt im Bestimmungsbuch nachzuschauen wählte ich den bequemeren Weg: Kerbtier.de
    Die Auskunft ist für jedereinen einsehbar, Du hast nachgeschaut. Mehr weiß ich nicht zu sagen.
    Ein besseres Foto kann ich auch nicht liefern.

    Auch von mir liebe Grüße
    Hermann

  • Lieber Hermann,
    ich wollte dich nur darauf aufmerksam machen, dass du erstens etwas gefunden hast, was bei dir etwas Besonderes ist und zweitens Merkmale zur Unterscheidung bei einem erneuten Fund mitgeben.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

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