Ackerwildkräuter wie selten

  • Hallo Peter,
    schöne Impressionen! :)

    habe ich heute mal die Ackerrandstreifen bei uns ins Auge gefasst

    Ackerrandstreifen sind das aber nicht. ;)

    Was Du und wir heutzutage in der Regel sehen, sind Restbestände der ursprünglichen Segetal (Acker)-Flora, welche sich vielfach mit Müh und Not ganz am Rande, i.d.R. aber meist außerhalb des Ackers hält.

    Richtige Ackerrandstreifen sind (meist) geförderte, 3-5m breite Streifen im Acker, welche ohne Spritz- und Düngemittel ganz normal bewirtschaftet werden. Nur hierdurch können die Lebensbedürfnisse der vielen, mittlerweile zum Teil sehr seltenen Arten erhalten werden.

    Eine Auflistung der vielen, an die alte bäuerliche Ackerbewirtschaftung angepassten Ackerkräuter mit Rote-Liste einstufung gibt es hier! Was wir meist noch zu sehen bekommen, ist gewissermaßen ein kläglicher Rest dessen, was mal auf den Feldern blühte!

    Das ganze darf nicht mit sogenannten Blühstreifen verwechselt werden, wo irgendwelche Blühmischungen extra eingesät werden und oft die eigentliche ursprüngliche Ackerflora verdrängen, was nicht unbedingt im Sinne des Naturschutz ist.

    Viele Grüße
    Burkhard

    3 Mal editiert, zuletzt von burki (6. Juli 2020 um 15:35)

  • Hallo Peter,

    ... Ackerkräuter mit Rote-Liste-Einstufung ...


    die Liste der Ackerwildkräuter im Link oben zeigt zwar eine Übersicht über das, was es in Deutschland alles so gibt/gab, die Rote Liste-Einstufungen sind aber nicht gerade aktuell (1998).

    Da Du (zumindest glaube ich das) auch aus Niedersachen bist, hier der Link zur gültigen (auch nicht gerade aktuellen) Liste aller Gefäßpflanzen für NDS mit der Rote Liste-Einstufung beim Nds. Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN).

    Darunter befinden sich dann natürlich u.a. auch alle hier vorkommenden Ackerkräuter. Du kannst das ja mit der Deutschland-Liste (s.o.) vergleichen, was es bei uns gibt/gab. Auf der verlinkten Seite befindet sich auch der Download der PDF-Datei.

    Viele Grüße
    Burkhard

  • Und wenn die Landwirtschaft in diesem Bereich nur ein BISSCHEN umdenken würde

    Meine Meinung ist dass nicht nur die Landwirte sondern auch die Lebensmittelindustrie,der Handel und auch der Verbraucher umdenken muß.
    Das Problem ist Geld.Alle schachern um den letzten Cent nur dass Lebensmittel billig sind.
    Ich kenne gut verdienende Leute die zwei mal im Jahr Kreuzfahrten machen und ein großes Auto fahren.
    Aber bei den Lebensmittel wird gespart.
    Ich denke allein die Landwirte können da nicht viel bewirken.

    Grüßle Wiltrud

  • Liebe Wiltrud,

    Meine Meinung ist dass nicht nur die Landwirte sondern auch die Lebensmittelindustrie,der Handel und auch der Verbraucher umdenken muß.

    Das ist absolut richtig!

    Deswegen schrieb ich ja "Und wenn die Landwirtschaft in diesem Bereich nur ein BISSCHEN umdenken würde"

    Zum einen sind, zumindest hier in Niedersachen, die Ackerrandstreifenprogramme massiv untersubventioniert und werden m.E. nicht mehr so beworben (das ist die Schuld von Poitik, EU-Bürokratie/ Subventionsverteilung und diversen Lobbys)
    und zum anderen habe ich damals -bei besseren Rahmenbedingungen- mitbekommen, dass viele Landwirte das Ackerrandstreifen-Programm nicht angenommen haben, weil sie (völlig unbegründet) Angst hatten, dass diese "Unkräuter" ihre Felder versauen und sie dann im Vergleich zu ihren Nachbarn "unsaubere" Äcker haben.
    Das ist menschlicher Gruppenzwang und den kenne ich z.B. auch von den Gartenbesitzern bei mir rundherum.

    Viele Grüße
    Burkhard

  • Hallo Peter,

    die Liste der Ackerwildkräuter im Link oben zeigt zwar eine Übersicht über das, was es in Deutschland alles so gibt/gab, die Rote Liste-Einstufungen sind aber nicht gerade aktuell (1998).

    Da Du (zumindest glaube ich das) auch aus Niedersachen bist, hier der Link zur gültigen (auch nicht gerade aktuellen) Liste aller Gefäßpflanzen für NDS mit der Rote Liste-Einstufung beim Nds. Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN).

    Darunter befinden sich dann natürlich u.a. auch alle hier vorkommenden Ackerkräuter. Du kannst das ja mit der Deutschland-Liste (s.o.) vergleichen, was es bei uns gibt/gab. Auf der verlinkten Seite befindet sich auch der Download der PDF-Datei.

    Viele Grüße
    Burkhard

    Herzlichen Dank Burkhard,

    Für deine umfassende Erläuterung zu diesem interessanten Thema.

    Auf der Liste finde ich unter "stark gefährdet " auch die Spatzenzunge . Hat die von euch schon jemand gesehen.Ich kenne nur einen Standort.

    Jeder weiss was ,zusammen wissen wir viel und insgesamt wissen wir viel zu wenig !

  • Hallo Werner,

    Auf der Liste finde ich unter "stark gefährdet " auch die Spatzenzunge . Hat die von euch schon jemand gesehen.Ich kenne nur einen Standort.

    die Spatzenzunge gibt es hier in Niedersachsen nicht.

    Wenn Du mal wissen willst, ob ein Fund von Dir in BW gefährdet ist, hier ein Link zur Landesanstalt für Umwelt Baden-Württembergmit allen verfügbaren Roten Listen zum Download. Sowas ausführliches wünschte ich mir auch für Nds.

    Viele Grüße
    Burkhard

  • Danke Burkhard ,

    In BW gibt es so manche interessante Seite ,wie z.B. alte Flurkarten die der aktuellen Karte überlagert werden können .
    An der Grenze zu Bayern hört es dann schon auf . :D

    Jeder weiss was ,zusammen wissen wir viel und insgesamt wissen wir viel zu wenig !

  • Ich hatte gar nicht mehr daran gedacht, dass sich bei uns um die Ecke das bundesweit größte Schutzgebiet für Ackerkräuter befindet (Luftlinie 17 km).

    Das Gebiet heißt Wernershöhe.

    Die Kalkscherben-Äcker werden ohne Dünger und Spritzmittel bewirtschaftet, so dass man eine Vorstellung der Feldflur früherer Zeiten bekommt.

    Gestern (11. Juli 2020) waren wir mal kurz da. Im Moment blüht -neben anderen seltenen Arten- der Acker-Rittersporn mit zigtausenden Exemplaren:

    Vielleicht mache ich später nochmal einen eigenen Bericht über das Gebiet, welches nicht nur wegen der Ackervegetation sehr interessant ist.

    Viele Grüße
    Burkhard

  • Lieber Burkhard,
    das sieht wirklich sehr gut aus, auch für das Auge wunderschön.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Liebe Sabine!

    das sieht wirklich sehr gut aus, auch für das Auge wunderschön.

    Genau!

    Manchmal denke ich nämlich, dass die Monotonie unserer Landschaft langsam auch in unsere Gehirne kriecht.

    Der Anblick solcher Gegenden ist einfach nur Wohltuend für das Gemüt!
    Schön wäre es, wenn es davon mehr -und nicht nur in Schutzgebieten- gebe!

    Viele Grüße
    Burkhard

  • Liebe Wiltrud,

    Wenn so ein Feld in meiner Nähe wäre wäre ich zur Zeit sehr oft dort.

    Da hast Du Recht! :)

    Das sind drei große Äcker. Allerdings steht deren Fortbestand, wie jüngst in der Zeitung stand, auf der Kippe. Die Pachtverträge laufen demnächt aus. Das ist zwar Naturschutzgebiet, die Äcker sind aber davon ausgenommen und dürften auch konventionell bewirtschaftet werden.

    Viele Grüße
    Burkhard

  • Hallo Wiltrud!

    ich kann es fast nicht glauben was du da schreibst.

    Ist aber so.

    Hier die Karte des NSG. Das schraffierte Gebiet ist ausgenommen.

    Auf der Seite ist auch der Verordnungstext,siehe §5 Ziffer 3 unter "Freistellungen".

    So ist das mit der Landwirtschaft. Die geht immer vor, egal wie (Ganz besonders in Niedersachsen, das wohl zu arm ist, die Äcker zu erwerben und zu sichern)!

    Viele Grüße
    Burkhard

    3 Mal editiert, zuletzt von burki (12. Juli 2020 um 20:19)

  • Lieber Burkhard,
    wenn mich nicht meine Erinnerung täuscht, geht so etwas auch in Schleswig-Holstein, dass landwirtschaftlich genutzte Flächen in einem Naturschutzgebiet liegen können. Direkt an NSGs angrenzende gibt es auf jeden Fall, und bei den vielen Maiswüsten hier ist das auch nicht gut.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • wenn mich nicht meine Erinnerung täuscht, geht so etwas auch in Schleswig-Holstein, dass landwirtschaftlich genutzte Flächen in einem Naturschutzgebiet liegen können. Direkt an NSGs angrenzende gibt es auf jeden Fall, und bei den vielen Maiswüsten hier ist das auch nicht gut.

    Trotzdem ist es armselig, solche im Vergleich mit vielen anderen Intensiväckern heutzutage eigentlich winzige Flächen, einschliesslich Bewirtschaftung nicht auf Dauer sichern zu können.

    Da muss die Naturschutz-Stiftung, die das gepachtet hat, tatsächlich schon wieder um den Fortbestand bangen.

    Stell Dir mal vor, da würde eine Autobahn gebaut: Bei sowas geht es bis zur Zwangsenteignung!

    Und stell Dir mal vor, jemand anderes würde das pachten und die ganze Artenvielfalt ersmal mit Roundup platt machen, um dann Platz für intensiven Anbau zu haben: Die dort vorgesehene "ordnungsgemäße" Landwirtschaft würde das hergeben!

    Ich denke, das würde auf öffentlichen Druck zwar nicht passieren, da, wie ich gehört habe, auch Universäten dort forschen. Aber allein, dass die Möglichkeit dafür immer noch existiert, ist mehr als nachdenkenswürdig über den Zustand des Naturschutz in unserem Lande; insbesondere bezogen auf die Intensiv-Landwirtschaft.

    Viele Grüße
    Burkhard

    5 Mal editiert, zuletzt von burki (12. Juli 2020 um 23:45)

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