Orchideenschwund

  • Hallo, besonders den Orchideenliebhabern


    Das Bild zeigt einen Teil des Feuchtbereiches einer ausgebeuteten Tongrube (Ziegelherstellung), die dem NABU überlassen wurde. NABU-Aktive bemühten sich das Gelände zu renaturieren. Unteranderem holten sie einige Orchideen aus einem NSG mit üppigem O-Vorkommen und siedelten diese hier an. Der Versuch gelang bestens. Die Orchideen vermehrten sich prächtigst. Jahre vergingen, die Fläche wuchs zu. Daraufhin beschloss die Naturbehörde des Kreises dort Rinder zur Landschaftspflege einzusetzen (12 Stück, Jahr für Jahr). Nun ist das Gebiet viergeteilt. Wenn die Rinder von einer großen Weidefläche zu anderen wechseln, trampeln sie durch die Orchidenbereich. Manche dieser Pflanzen endet unter den Rinderhufen. (Orchideenschwund Nr. 1)

    Vor ca. 30 Jahren startete ich ebenfalls eine Umpflanzauktion. Mein Garten sollte ein Wildgarten werden. Buschwindröschen und Schlüsselblumen, um nur einige zu nennen,
    erfreuen mich seitdem alljährlich mit ihren Blüten. Für die Wildwiese holte ich zwei Orchideen von einer kleinen Waldlichtung in der mehrere hundert wuchsen.

    Was geschah in diesen 30 Jahren? Die Minilichtung wuchs zu, wurde wieder Wald, Forstwege wurden angelegt. Einzelne Orchideen hielten sich noch einige Jahre, dann erlosch das Vorkommen total.

    Im Garten mehrten und mehrten sich die Pflanzen. An mehreren anderen Stellen sah ich in späteren Jahren Jungpflanzen. Die meisten kümmerten jedoch und gingen ein. Nur an einer Stelle entwickelten sich die Neuen prächtig – bis vor drei Jahren. Dann ging es ihnen wie denen im Rasen, sie zeigten ihre Blütenfülle Jahr für Jahr üppiger - doch irgendwann kehrte sich die Entwicklung um, Die Pflanzen wurden und werden kümmerlicher. Noch sind die Orchideen im Garten nicht verschwunden, aber wenn das Kümmern so weiter geht ist das Schwinden wahrscheinlich, ich wüsste es nicht zu stoppen. Mein Trost: Ich bediente mich in der Natur nicht mit seltenen Orchideen, zudem überlebten sie ihre Mitpflanzen in der Natur um Jahrzehnte. Orchideen zählen zwar nicht zu den Insektenfreundlichen Pflanzen, aber in Gemeinschaft mit weiteren Wildpflanzen trugen sie dazu bei, dass sich immer wieder Nachtfalter an meinem Fenster aufhielten. Erst gestern flatterte eine mir namentlich unbekannte Eule genau um Mitternacht am erleuchteten Fenster.

    Aus den Jahren als sich ohne mein Zutun irgendwo im Garten Orchideen ansiedelten. Direkte Nachbarn Lungenkraut (auf dem Bild kaum erkennbar, aber das liefert auch heute noch Insekten Nahrung)
    Und der Nacht 'schwämer', natürlich ein Eulenfalter.

    Hermann Block 17.06.2020

  • Vor 30 Jahren gab es bestimmt auch noch einen wesentlich größeren Bestand an Orchideen in BRD, so daß die zwei, die du ausgegraben hast, nicht auffielen. Das sieht heute ja leider ganz anders aus.

    Ich weiß, daß Orchideen auf etwas ganz bestimmtes im Boden angewiesen sind. Ganz bestimmte Bakterien, Nährstoffe, Pilze, ich weiß es nicht und vielleicht verschwindet genau das in deinem Boden, weshalb sie immer weniger werden. Ich glaube nicht, außer ein Experte, der dir da weiterhelfen kann.

    Liebe Grüße
    Sabine II

    Solange es Menschen gibt die denken, dass Tiere nicht fühlen,
    müssen Tiere fühlen, dass Menschen nicht denken.
    (Noah)

  • Lieber Hermann,
    es ein Jammer, dass neben so vielem anderen auch die Orchideen zurückgehen. Auch in meiner Wahlzweitheimat im Salzburger Land hatten wir früher vor der Haustür diverse Arten, es ist nun keine einzige Orchideenart mehr vorhanden. Die letzten wurden mit dem überflüssigen Umbau eines privaten Parkplatzes "abgeschafft", die letzten Exemplare der Echten Sumpfwurz (Epipactis palustris) gingen beim Nachbarn dahin, als er Kies gegen Unkraut ausgebracht hat. Mein Hinweis auf die Orchideen haben leider nichts genützt.
    Deine Eule ist eine Große Grasbüscheleule (Apamea monoglypha).

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Liebe Sabine

    a) ich bin sehr erfreut, weil Du dir meinen Beitrag angeschaut hast, das zeugt von echtem Interesse; Sachkomtetenz sowieso.
    b) ich hatte Bedenken ob meiner 'Selbstanklage' von wegen der Entnahme aus der Natur, diesen Beitrag im Forum zu bringen: aber auch bei mir darf Sachverstand vermutet werden.
    Den Standort des Frauenschuhs z.B. erfragte ich bei unserem Orni-Treffen in Ilmenau bei Einheimischen, angeschaut habe ich sie mir; mehr aber auch nicht!. Mit den *seit 30 Jahren bei mir Pflanzen' fügte ich dem Naturvorkommen keinen Schaden bei.
    c) vielen Dank für die Eulenbestimmung! So ist Suchen im lepiforum überflüssig; da ich fast täglich pirsche und danach Bildmaterial zu überarbeiten habe, ist mir die Hilfe schon zeitlich bedingt sehr willkommen.
    d) Mitte Juni, eigentlich Saison für einige Schmetterlingsarten, aber was ich tagtäglich in meiner Region sichte ist dürftig, sehr dürftig.

    Auch von mir Liebe Grüße
    Hermann

  • Hallo Hermann,

    das ist so eine Sache mit dem "Orchideenschwund". Natürlich ist es tragisch, wenn letzte Standorte durch Baumaßnahmen oder gar Ausgraben erlöschen. Man darf aber auch nicht vergessen, dass viele, eher mediterrane Arten überhaupt erst durch eine Bewirtschaftung der Flächen überleben können. Gerade die Wacholderheiden sind ja keine natürliche, sondern eine Kulturlandschaft. Da ist es zu verschmerzen, wenn die ein oder andere Pflanze unter den Hufen oder im Magen der Landschaftspfleger endet. Die Alternative wäre Verbuschung und damit das Erlöschen der Population.

    Andererseits breiten sich etliche Arten aber in letzter Zeit massiv aus. Gerade die Bienenragwurz wurde in den letzten Jahren an vielen Stellen neu gefunden, selbiges gilt für Hummelragwurz und Ohnsporn. Ich habe in den 80ern in der Eifel angefangen, mich für Orchideen zu interessieren. Als ich nach fast 30 Jahren Pause wieder anfing, dort zu wandern, war ich doch sehr überrascht, wie viele verschiedene Orchideen in welcher Menge ich dort fand. Damals war es schon ein Glücksfall, mal ein Brandknabenkraut zu finden. Heute gibt es dort reiche Bestände. Auch das Weiße Waldvögelein scheint sich massiv vermehrt zu haben.

    Wie sich allerdings die Wetteränderungen der letzten Jahre auf die Bestände auswirken, wird man in den nächsten Jahren sehen.

    Viele Grüße

    Markus

    In girum imus nocte et consumimur igni

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