Sandlaufkäfer Larve Art?

  • Hallo zusammen,

    ich gehe von einer Sandlaufkäfer Larve aus. Kann man erkennen von welcher Art? Im Netz habe ich nach Bildern geschaut, aber irgendwie sehen die anders aus. Den Dünen- Sandlaufkäfer gibts dort massenhaft, den Feld-Sandlaufkäfer nur vereinzelt gesichtet. Ich habe ca. eine halbe Stunde vor dem Loch gelegen und hatte die Hoffnung das er sich mehr zeigt. Er kam nicht weiter zum Vorschein wie auf Bild 1. Ein bisschen zu schnell bewegt, war er blitzartig in seiner Röhre verschwunden und kam nach ein paar Minuten, wie auf Bild 1 wieder zum Eingang. Wärend er tiefer saß, habe ich versucht Bilder von oben zu machen. Als ich sie gerade am Bildschirm durch geschaut hatte, viel mir auf, das eine gallertartige grüne Masse im Loch war und auch um das Loch herum verstreut, siehe Bild 2. Könnten das Ausscheidungen sein?
    Auf Bild 3 war sah er wieder anders aus. Die Bilder wurden alle am selben Loch, innerhalb von ca. 30 Minuten aufgenommen. Erst Position wie auf Bild 1, dann Bild 2 und 3, zum Schluss wieder wie Bild 1. Kann mir bitte jemand was dazu sagen? Danke euch!

    Liebe Grüße
    Sascha

  • Hallo Sascha,

    beantworten kann ich dir deine Frage leider nicht. Aber deine Geduld vor dem Loch zu hängen, finde ich toll. Ich bin mir nur nicht sicher, ob die Larven überhaupt weiter rauskommen. Sind sie doch Lauerjäger. Man müßte warten, bis Beute vorbeikommt. Dann geht das aber wohl so blitzschnell, wenn die Larve zuschlägt, daß man keine Chance hat, ein einigermaßen brauchbares Foto hinzu bekommen.

    Werner, deine Aufnahme ist der absolute Hammer. Stark!

    Liebe Grüße
    Sabine II

    Solange es Menschen gibt die denken, dass Tiere nicht fühlen,
    müssen Tiere fühlen, dass Menschen nicht denken.
    (Noah)

  • Wenn dort vor allem Cicindela hybrida rum läuft, dann ist am wahrscheinlichsten, dass es diese Art ist. du könntest aber vielleicht eine Beschreibung des Biotops geben oder, noch besser, Fotos hier einstellen. Darüber hinaus wären Angaben zum Fundort nicht verkehrt, um möglicherweise zu einer Bestimmung zu kommen.

    Ansonsten war das Verhalten völlig normal. Die Larve sitzt in ihrer Röhre und lauert dabei auf Beute (meist Ameisen). Mit dem stark chitinisierten Kopf verschließt sie die Röhre einerseits wie mit einem Deckel, was sie andererseits sehr schützt vor Freßfeinden. Kommt ein potentielles Beutetier vorbei, stürzt sich die Larve auf dieses, packt es mit ihren Kiefern und lässt sich in ihre Röhre bis zum Grund fallen, wo die Beute aufgefressen wird. Dieses Verhalten macht sich Methocha ichneumonoides zu Nutze. Dabei handelt es sich um eine kleine, im weiblichen Geschlecht flugunfähige Wespenart, die mit einer sehr schlanken Taille ausgestattet ist. Das Weibchen läuft nahe an der Röhre der Larve vorbei. Die Larve stürzt sich auf das Weibchen und packt mit den Mandibeln zu. In genau diesem Augenblick sticht ihr das Weibchen mit seinem Stachel in die weichen Bereiche unmittelbar hinter dem Kopf. Die Larve lässt sofort los. Zum Teil fallen die paralysierten Larven in ihre Röhre zurück, zum Teil springen sie aus der Röhre hinaus und versuchen zu flüchten, brechen aber schon nach wenigen Zentimetern gelähmt zusammen und werden vom Weibchen in die Röhre zurück gezerrt. Am Grund der Röhre legt das Weibchen ein Ei an die Larve und verschließt die Röhre dann sorgfältig. Die aus dem Ei schlüpfende Larve frisst zuerst das Fett- und Muskelgewebe der Sandlaufkäferlarve, dann die lebensunwichtigen Organe und zum Schluss auch die anderen Organe. Die Sandlaifkäferlarve stirbt, die Larve von Methocha verpuppt sich und aus ihr schlüpft dann später die neue Wespe.

    Viele Grüße
    Klaas

  • Wow, faszinierend! Da bewahrheitet sich wieder dein Spruch: Es gibt nichts, was es nicht gibt. Seit meinem Erlebnis mit Cotosia habe ich eh mein "Herz" - vielleicht besser "Hirn" für Parasitoide entdeckt.

    Liebe Grüße
    Susanne

    "Ach, die Welt ist so geräumig, und der Kopf ist so beschränkt!" (Wilhelm Busch)

    Tierartenliste 2024 gesamt: 317, neu: 26, Vögel: 84, Nachtfalter: 60, Disteltiere: 33

  • Werner, deine Aufnahme ist der absolute Hammer. Stark!

    Hallo Sabine ,

    Dieses Verhalten macht sich Methocha ichneumonoides zu Nutze. Dabei handelt es sich um eine kleine, im weiblichen Geschlecht flugunfähige Wespenart, die mit einer sehr schlanken Taille ausgestattet ist. Das Weibchen läuft nahe an der Röhre der Larve vorbei. Die Larve stürzt sich auf das Weibchen und packt mit den Mandibeln zu. In genau diesem Augenblick sticht ihr das Weibchen mit seinem Stachel in die weichen Bereiche unmittelbar hinter dem Kopf. Die Larve lässt sofort los. Zum Teil fallen die paralysierten Larven in ihre Röhre zurück, zum Teil springen sie aus der Röhre hinaus und versuchen zu flüchten, brechen aber schon nach wenigen Zentimetern gelähmt zusammen und werden vom Weibchen in die Röhre zurück gezerrt. Am Grund der Röhre legt das Weibchen ein Ei an die Larve und verschließt die Röhre dann sorgfältig. Die aus dem Ei schlüpfende Larve frisst zuerst das Fett- und Muskelgewebe der Sandlaufkäferlarve, dann die lebensunwichtigen Organe und zum Schluss auch die anderen Organe. Die Sandlaifkäferlarve stirbt, die Larve von Methocha verpuppt sich und aus ihr schlüpft dann später die neue Wespe.

    1. genaue Bestimmung aber dann weiter mit so speziellen Verhaltensweisen - das ist das Salz in der Suppe !

    Jeder weiss was ,zusammen wissen wir viel und insgesamt wissen wir viel zu wenig !

  • Lieber Klaas,
    total spannend, was du beschreibst. Es verblüfft mich immer wieder, was du alles weißt.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Wahnsinn, spannend....

    Irgendwie kommt mir langsam vor, dass fast jedes Insekt auch irgendwie einen parasitierenden Feind hat, kann das sein?

    Ich würde es zumindest nicht ausschließen wollen. Der Parasitoid muss aber nicht zwingend aus den "eigenen" Reihen kommen, sondern es kann sich auch um Bakterien, Viren, Pilze o.a. handeln. Auf jeden Fall sind die Möglichkeiten für Insekten noch vor der Paarung, also als Ei, Larve, Puppe oder fertiger Käfer zu Tode zu kommen, unendlich viel höher, als die Wahrscheinlichkeit, dass sie es überleben und zum Arterhalt beitragen. Das, was wir an Individuen einer Art sehen oder für ein Biotop ausrechnen können, ist nur die Spitze des Eisberges. Für Amphibienlarven habe ich vor 40 Jahren mal gelesen, dass von 100 nur eine überlebt und geschlechtsreif wird (bezogen auf Kaulquappen der Arten, die sich durch große Eizahlen hervor tun). Ich denke, dass das bei Insekten noch viel geringer ist. Das krasseste Beispiel dürften da Käfer der Gattung Meloe und hier wohl Meloe violaceus und noch viel mehr Meloe proscarabaeus sein. Erste legt etwa 10.000 Eier, zweite bis zu 30.000 Eier. Aus diesen schlüpfen Larven, die so genannten Triungulinen (Triungulus im Singular), welche an krautigen Pflanzen empor kriechen, um oben auf bestimmte Bienen zu warten, in deren Nestern sie sich vermehren können (vermutlich vor allem Vertreter der Gattung Andrena). Da sie aber einfach an allem hoch krabbeln, was nach oben führt, verendet schon mal ein hoher Prozentsatz oben auf den Pflanzen, weil sie nicht an einer Blüte ankommen, sondern z.B. einen Grashalm hoch gestiefelt sind. Die, die an einer Blüte ankommen, haben das Problem, dass sie sich wahllos in alles verkrallen, was dort landet. Und das ist in geringerer Anzahl eine Biene und noch geringer eine Biene der passenden Art. Ich würde mal vermuten, dass über 90% der Triungulinen es nicht schaffen sich in ein Nest eintragen zu lassen. Die Mortalität bei den Larven, die dann tatsächlich ein Nest erreichen, ist dann sehr viel geringer.

    Und jetzt muss man sich mal vor Augen führen, wieviel Eier im Vorjahr gelegt wurden, wenn man wie ich, vor 10 Jahren, an einem Standort von Meloe violaceus, 80 Individuen gefunden hat. Da haben wohl Millionen Eier im Boden gelegen...

    Viele Grüße
    Klaas

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