Unverhofft kommt oft!

  • Als ich heute Nachmittag vom Einkaufen nach Hause kam, traute ich meinen Augen nicht! Im Hausflur, fast vor meiner Tür fand ich diesen:


    "Ach Gott, was machst du denn da?" entfuhr es mir. "Komm erstmal mit rein." Er ließ sich widerstandslos aufheben, schien aber nicht verletzt zu sein. Ich habe vorsichtig die Flügel gespreizt und abgetastet. Ich gab ihm Wasser vom Finger, dass er getrunken hat, aber halb verdurstet war er auch nicht.

    Dann setzte ich ihn in meinem Innenhof auf ein Regal und ging erstmal Fliegen fangen. Habe auch eine erwischt, die ihn aber nicht interessiert hat. Während ich ihn in der Hand hatte, startete er einen Flugversuch, der mit einer Bruchlandung endete - fast vor Moritz' Schnauze! Zum Glück ist mein dicker Kater kein Jäger, so dass ich ihn schnell wieder einsammeln konnte. Der zweite Versuch klappte und er schraubte sich in einer eleganten Kurve aus meinem Patio bis in den Himmel, wo seine Kollegen kreischten.

    Vielleicht war er irgendwo gegengeflogen und benommen und brauchte nur ein bisschen Pause. Wie schön, dass er sie bei mir gemacht hat! Das ganze Intermezzo hat keine Viertelstunde gedauert.
    In meinem ersten Jahr in Antequera habe ich einen ganzen Monat mit der Aufzucht von vier halbwüchsigen Mauerseglern verbracht; da war ich morgens und abends je zwei Stunden unterwegs zum Heuschrecken fangen. Darüber habe ich auch ein Büchlein geschrieben.

    Mittlerweile habe ich mich schlau gemacht und auch nochmal nachgefragt, es handelt sich um einen Fahlsegler, Apus pallidus - und damit #Neu4me . Und die Fauna-zu-Hause-Liste wird auch erweitert. (Flöhe hatte er auch, aber die habe ich nicht erwischt - Lausfliegen nicht.)

    Liebe Grüße
    Susanne

    "Ach, die Welt ist so geräumig, und der Kopf ist so beschränkt!" (Wilhelm Busch)

    Tierartenliste 2024 gesamt: 269, neu: 21, Vögel: 78, Nachtfalter: 50, Disteltiere: 17

  • Liebe Susanne,

    das ist ja eine schöne Geschichte.
    Ich kann mir gut vorstellen dass du ziemlich erstaunt warst als du den Vogel gesehen hast.
    Und der erste Gedanke bei solch einer Entdeckung ist er verletzt?
    Da habt ihr beide Glück gehabt,er dass er nicht verletzt war und du dass du eine Neuentdeckung machen konntest.

    Grüßle Wiltrud

  • Und der erste Gedanke bei solch einer Entdeckung ist er verletzt?

    Liebe Wiltrud,
    ja! Mauersegler gehen NIE freiwillig auf den Boden. Wenn man einen am Boden findet, dann ist irgendwas nicht in Ordnung. Deshalb soll man auch NIE gefundene Vögel in die Luft werfen. Wenn sie fit sind, können sie auch vom Boden starten (sofern sie die Flügel ausbreiten können), wenn nicht, fallen sie wieder runter und verletzen sich noch mehr.

    Liebe Grüße
    Susanne

    "Ach, die Welt ist so geräumig, und der Kopf ist so beschränkt!" (Wilhelm Busch)

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  • Oh jee, der Ärmste. Der Mauersegler war bestimmt starr vor Schreck, als du kamst. Meine Eltern hatten auch mal einen in ihrer Wohnung. Ich nehme einfach an, daß er einem Insekt folgte, welches durch die offene Tür ins Haus flog und er brav hinterher und dann war die Tür zu. Dann ist er vielleicht vor Erschöpfung, auf der Suche nach einem Ausagang zu Boden gegangen. Er kann dabei aber natürlich aber auch wogegen geflogen.

    Liebe Grüße
    Sabine II

    Solange es Menschen gibt die denken, dass Tiere nicht fühlen,
    müssen Tiere fühlen, dass Menschen nicht denken.
    (Noah)

  • Der Mauersegler war bestimmt starr vor Schreck, als du kamst.

    Liebe Sabine, nein, ich glaube nicht. Ich glaube, die kennen überhaupt keinen Beutegreifer am Boden und haben deshalb auch keine Angst. Jeder andere Vogel muss ja mindestens halbtot sein, bevor er sich in die Hand nehmen lässt; hier gar nichts, kein Gezappel oder Gezeter. Ich habe ihn dann mit einem Finger im Nacken gekrault und er schloß - wie mir schien - wohlig entspannt die Augen.

    Liebe Grüße
    Susanne

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  • Susanne (mit "Liebe", wenn man sich nicht kennt, hab ich es nicht so)
    Dein Beitrag gefällt mir, darum drängt es mich etwas dazu zu schreiben;
    1. Du bist nicht die erste aus dem Forum die sich aus der Großen weiten Welt meldet, aus Spanien. Ich mache erst seit einem Vierteljahr im Forum mit, das hatte ich nicht erwartet.
    2. Deine Texte: gekonnt, gekonnt!
    3. die Hauptsache: Vor Jahrzehnten hatte ich mit Mauerseglern zu tun, unvergessen.
    Ich unterrichtete in einer Schule mit einem riesigen nicht ausgebauten Dachboden. Zutritt hatten nur der Hausmeister und ich. Zwischen Außenwand und Dachpfannen waren irgendwie Hohlräume.
    Diese entdeckten Mauersegler und zogen darin ihre Jungen auf. Nur war es so, dass der eine oder andere Vogel schon mal den Hohlraum durchschlüpfte und desorientiert auf dem Dachboden umherirrte.
    Wir zwei Befugten schauten zwar nicht täglich nach verirrten Seglern, dennoch verhalfen wir einigen wieder zur Freiheit. (leider fanden wir nicht alle rechtzeitig.) Spannend war stets der Neustart - natürlich vor den Augen der Kinder.
    Eines Jahres wurde das Gebäude renoviert. Ende der Mauerseglers Kinderstuben.

    Du siehst: Spanien und Westfalen (dort wohne ich) haben Gemeinsamkeiten, die Mauersegler

    Gruß
    Hermann Block

  • Hallo Hermann,
    danke für das Lob zu meinen Texten.
    Ja, das kann ich mir vorstellen, dass das unvergessliche Erlebnisse waren. Wie schade, dass bei solchen Renovierungen alles hermetisch abgedichtet wird.
    Übrigens habe ich ich von meinem 4ten bis 11ten Lebensjahr in Westfalen - Porta Westfalica - gelebt und so etwas wie Heimatprägung bekommen, die mir allerdings später durch mehrere Umzüge gründlich ausgetrieben wurde. Deshalb kann ich mich jetzt in Spanien wohlfühlen.

    Liebe Grüße
    Susanne

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  • Liebe Susanne,
    zuerst bewundere ich deine Umsicht - durch die Erfahrungen - mit der Vogelart.
    War neues Wissen für mich.Danke.
    Dann gratuliere ich dir zu deiner neuen Art.
    Und deine Bilder sind erste Sahne.
    Ein tolles Erlebnis. Den Wiederaufstieg in die Lüfte hätte ich auch gern erlebt.
    Liebe Grüße
    Sigurd

  • Liebe Susanne ,

    Einen Segler in den Händen zu halten ist nicht jedermann vergönnt.
    Schön ,daß du diesen Unglücksfall ,mit trefflichen Bildern für uns dokumentiert hast. :ups:

    Jeder weiss was ,zusammen wissen wir viel und insgesamt wissen wir viel zu wenig !

  • Lieber Sigurd, lieber Werner,
    alles was ich über Mauersgler weiß, habe ich von dieser website: http://www.mauersegler.com. Das ist eine Tierärztin in Frankfurt, die seit ihrer Studienzeit nichts anderes macht als Mauersegler retten. Sie kann sogar neue Federn einsetzen.

    Für mich war neu, dass Mauersegler und Fahlsegler hier offensichtlich gemeinsam vorkommen. Ich wusste, dass es Fahlsegler in Sevilla gibt, dachte aber, die wären nur direkt an der Küste oder im Flachland.

    Ich muss mal alte Fotos raussuchen, so dass man sie direkt vergleichen kann.

    Liebe Grüße
    Susanne

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  • Hier habe ich mal Fotos meiner Findelkinder von 2011 rausgesucht: das sind alles eindeutig Mauersegler, deutlich dunkler.
    Der erste hieß natürlich Jonathan, nach Jonathan Swift, denn swift bedeutet Mauersegler in Englisch.

    Dann kamen Gulliver und Lemuel, nach dem Hauptdarsteller von Gullivers Reisen - sein zweiter Name war Lemuel.

    Dann gingen mir die Swift'schen Namen aus, so hieß der letzte Robinson, weil er mitten auf der Wiese gestrandet war. Ich kann mir bis heute nicht vorstellen, wie er da hingekommen ist.

    Liebe Grüße
    Susanne

    "Ach, die Welt ist so geräumig, und der Kopf ist so beschränkt!" (Wilhelm Busch)

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  • Liebe Sabine, nein, ich glaube nicht. Ich glaube, die kennen überhaupt keinen Beutegreifer am Boden und haben deshalb auch keine Angst. Jeder andere Vogel muss ja mindestens halbtot sein, bevor er sich in die Hand nehmen lässt; hier gar nichts, kein Gezappel oder Gezeter. Ich habe ihn dann mit einem Finger im Nacken gekrault und er schloß - wie mir schien - wohlig entspannt die Augen.


    Doch, kennen sie, den Baum- und Wanderfalken. Beide jagen mit Sicherheit lieber leichtere Beute als so einen flinken Kerl. Aber es kommt vor.

    Liebe Grüße
    Sabine II

    Solange es Menschen gibt die denken, dass Tiere nicht fühlen,
    müssen Tiere fühlen, dass Menschen nicht denken.
    (Noah)

  • "Ich glaube, die kennen überhaupt keinen Beutegreifer am Boden"
    Vielleicht habe ich mich ja unklar ausgedrückt, ich meinte ein Säugetier, so dass sie vor mir auf dem Boden Angst haben.

    Liebe Grüße
    Susanne

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  • Klasse, das sind wunderschöne Vögel... .ich liebe es, wenn sie hoch oben im Himmel rufen...

    Eine Freundin von mir hat auch schon mal einen Mauersegler aufgezogen, der aus dem Nest gefallen war.... war ein schönes Erlebnis...

    LG Silke

  • "Ich glaube, die kennen überhaupt keinen Beutegreifer am Boden"
    Vielleicht habe ich mich ja unklar ausgedrückt, ich meinte ein Säugetier, so dass sie vor mir auf dem Boden Angst haben.


    Oh, am Boden hattest du auch geschrieben. Wer lesen kann, ist im Vorteil. :29:

    Liebe Grüße
    Sabine II

    Solange es Menschen gibt die denken, dass Tiere nicht fühlen,
    müssen Tiere fühlen, dass Menschen nicht denken.
    (Noah)

  • Liebe Susanne,
    deine Rettungsgeschichte liest sich, als wäre man selbst dabei gewesen. Immerhin habe ich dabei auch erfahren, dass man verunglückte Jungvögel nie hochwerfen soll. Hätte ich im Zweifelsfalls vermutlich auch nie gemacht, aber wenn man so darauf gestoßen wird, finde ich das gut.
    Im übrigen gratuliere ich dir zu dieser außerordentlichen Begegnung und die herrlichen Fotos, die du dabei machen konntest.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

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