Nutria - ein Gast wirft Fragen auf.

  • Hallo zusammen,

    keine 500m von meiner Wohnung entfernt befindet sich ein ein ehemaliger Steinbruch in dem Buntsandstein abgetragen wurde. In einer Senke sammelt sich über die kalte Jahreszeit immer Regenwasser das dort bis in den Sommer hinein steht. Bei großer Hitze ist der Tümpel bis Ende Juni/ Anfang August ausgetrocknet. Zur Zeit sieht es noch so aus:

    Das Rätselbild von gestern.

    An diesem Tümpel komme ich sehr oft vorbei und staunte nicht schlecht als ich vor ca. 2 Wochen dieses Schild sah.

    Bei den ersten beiden Besuchen am Tümpel habe ich vergebens nach ihm Ausschau gehalten. Seit einer Woche sehe ich ihn aber täglich und hab natürlich auch zahlreiche Bilder geschossen. Ein paar möchte ich euch zeigen.

    Am Schlafplatz von gestern ( der auf dem Rätselbild )

    Und wenn man schon schläfrig ist darf man auch mal gähnen.

    Der Nutria wird immer gefüttert und kommt sich wahrscheinlich vor wie im Schlaraffenland.

    Und welche Fragen wirft das Tier jetzt auf?


    Für mich die Wichtigste. Wie kommt das Tier dort hin? Die aus Südamerika stammenden Nutrias verbreiten sich in milden Regionen Europas entlang von Bach und Flussläufen und gelangen so in kleine Weiher und Seen.
    Sie entfernen sich vom Wasser nie weiter als 10 - 15 m. Dieser Wassertümpel ist vom nächsten Bach/Flußlauf ca. 3 km entfernt. Der Tümpel bietet für einen Vegetarier wie den Nutria so gut wie keine Nahrung. Ufervegetation
    wie Schilf oder andere Pflanzen fehlen.

    Das man nur ein Tier antrifft ist auch ungewöhnlich. Nutrias kommen paarweise oder in Familienverbänden von 12 -15 Tieren vor. Meine Vermutung geht in die Richtung dass das Tier dort ausgesetzt wurde. Da wollte
    sich wohl jemand einen kleinen Privatzoo zulegen. Oder? Was meint ihr? Meiner Meinung nach müsste er umgesiedelt werden um sein Überleben zu sichern.

    Gruß
    Harry

  • Lieber Harry,

    leider kann ich nicht alle Fotos sehen, aber die letzten sieben sind großartig!

    Nutrias gab es vor Jahren am Altrhein bei Mannheim, im Schwetzinger Schlossgarten und auch hier in der Südwestpfalz an unseren Gewässern im Pfälzerwald. Allerdings dürften hier die Lebensumstände durch mehr Pflanzenbewuchs passender sein als bei dir an diesem Tümpel.
    Wie dein Nutria dorthin gekommen sein soll, wenn es wirklich so ist, dass sie nur einen solch kleinen Radius haben, kann ich mir nicht erklären.
    Allerdings könnte ich mir vorstellen, dass einzelne Nutrias auch neuen Lebensraum suchen oder auf Partnersuche sind und dabei größere Strecken zurücklegen.

    Herzliche Grüße Rosmarie

    "Sollte man nicht überhaupt begeistert sein über die Welt, in der man lebt?" (Ausspruch von Kasimir hier im Naturforum)

  • Hallo Harry ,

    Gute Bilder hast du geschosssen. Meines Wissens ist die zu uns noch nicht vorgedrungen.
    Ich habe auch keinerlei Erfahrung zu diesem Neozoen.
    Die @wannabee hat sie im Drömling ,vielleicht kann sie was dazu beitragen.

    Jeder weiss was ,zusammen wissen wir viel und insgesamt wissen wir viel zu wenig !

  • Hallo Harry,

    ich denke eher, sie ist dorthin gewandert. Nutrias sind weit verbreitet und werden in einigen Regionen schon langsam zur Plage. Irgendwo in meiner Nähe wird überlegt, ob sie bejagt werden soll, damit der Bestand wieder abnimmt.

    Liebe Grüße
    Sabine II

    Solange es Menschen gibt die denken, dass Tiere nicht fühlen,
    müssen Tiere fühlen, dass Menschen nicht denken.
    (Noah)

  • Hallo Harry,

    ich denke eher, sie ist dorthin gewandert. Nutrias sind weit verbreitet und werden in einigen Regionen schon langsam zur Plage. Irgendwo in meiner Nähe wird überlegt, ob sie bejagt werden soll, damit der Bestand wieder abnimmt.

    Liebe Grüße
    Sabine II

    in unserer Region werden sie nicht geduldet und mit Fallen gejagt.

    Gruß Martin

  • Lieber Harry,
    die Nutria-Fotos sind ganz großes Kino! Mir sind die noch nie begegnet.
    Die Frage woher das Tier kommt scheint sehr berechtigt, wenn man die Vorschreiber liest. Hast du mal überlegt, bei der Unteren Naturschutzbehörde nachzufragen?

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Lieber Martin,

    das habe ich bisher nur von Bisams gehört. Es gab vor Jahren sogar mal einen kurzen Doku-Film im Fernsehen, in dem gezeigt wurde, wie an einem Bach Fallen aufgestellt wurden, um die Bisammenge einzudämmen. Das Problem dort war, dass die Bisams den niedrigen Damm mit seinem Weg durch ihre Gänge aushöhlten. Das Problem besteht hier an Uferböschungen mit Weg auch. Ich selbst bin schon mal eingebrochen.
    Vom Fangen der Nutrias mit Hilfe von Fallen habe ich noch nichts gehört. Vermutlich gibt es hier nicht so viele.

    Den ersten und einzigen Nutria hier habe ich vor Jahren in einem Tal bei leichtem Schnee gesehen. Er lief langsam einen Weg entlang. Zufällig kam ein Jäger im Auto diesen Weg entlang gefahren. So kamen wir ins Gespräch. Er sagte, die Nutrias hätten es hier wegen der kalten Winter schwer zu überleben, da ihre Schwänze manchmal erfrören.
    Ich fragte ihn, ob Nutrias gejagt werden dürften. Ja. Ob er sie auch schieße. Nein, das täte er bestimmt nicht.
    Der Nutria damals dürfte von dem kleinen Bach, der das Tal durchfließt, 100m entfernt gewesen sein. Da der Bach dort eine Wiese durchfließt, kann ich mir nur schlecht vorstellen, dass die Böschung irgendwo so hoch sein sollte, dass er darin seinen Eingang unter Wasser verstecken könnte. Der nächste See war einige Hundert Meter weiter.

    Herzliche Grüße Rosmarie

    "Sollte man nicht überhaupt begeistert sein über die Welt, in der man lebt?" (Ausspruch von Kasimir hier im Naturforum)

    3 Mal editiert, zuletzt von Rosmarie † (18. April 2020 um 14:22)

  • Lieber Harry,

    ja, jetzt sehe ich alle Bilder - auch das nette, um das Tier besorgte Schild. :)

    Herzliche Grüße Rosmarie

    "Sollte man nicht überhaupt begeistert sein über die Welt, in der man lebt?" (Ausspruch von Kasimir hier im Naturforum)

  • Ich meine mich zu erinnern, dass der Oberjäger der NS-Zeit welche zur Zucht importieren ließ und alles was da entkam ist wohl das Resultat, welches wir heute davon noch zu Gesicht bekommen. Aber selbst die Bieber galten 1928 schon im Aussterben begriffen.

    LG Lothar

    Die Erfahrung ist wie eine Laterne im Rücken; sie beleuchtet stets nur das Stück Weg, das wir bereits hinter uns haben. >Konfuzius<

  • Hallo Lothar,

    Ich meine mich zu erinnern, dass der Oberjäger der NS-Zeit welche zur Zucht importieren ließ und alles was da entkam ist wohl das Resultat, welches wir heute davon noch zu Gesicht bekommen. Aber selbst die Bieber galten 1928 schon im Aussterben begriffen.

    LG Lothar

    So ganz stimmt das nicht. Die ersten Nutrias wurden gegen Ende des 19.Jahrhunderts nach Europa gebracht. 1890 wurde in Frankreich die erste europäische Nutriafarm eröffnet. 1926 folgte die erste in Deutschland. Von 1930 - 1940 hatten wir hierzulande über 1000 dieser Farmen. Die Pelztierzucht boomte. Jahrzehnte lang waren Mäntel aus Nutriafellen angesagt. In dieser Zeit sind natürlich einige ausgebüchst. Als gegen Ende der 1980 Jahre der Markt für Pelztierfelle zusammenbrach wurden Hundetausende von Nutrias bei uns ausgewildert. Das kann man als Startschuss für die anstehende starke Verbreitung dieses südamerikanischen Nagers in Europa/Deutschland ansehen.

    Gruß
    Harry

  • Hallo Werner,

    Hallo Harry ,

    Gute Bilder hast du geschosssen. Meines Wissens ist die zu uns noch nicht vorgedrungen.
    Ich habe auch keinerlei Erfahrung zu diesem Neozoen.
    Die @wannabee hat sie im Drömling ,vielleicht kann sie was dazu beitragen.

    Auch in Baden - Württemberg gibt es Nutrias. Die Alb allerdings ist denen schlichtweg zu kalt. Nutrias kommen mit strengeren Wintern und länger zugefrorenen Gewässern nicht klar. Diese klimatischen Bedingungen bedeutet ihren Tod.

    Gruß
    Harry

  • Liebe Rosmarie

    Lieber Martin,

    das habe ich bisher nur von Bisams gehört. Es gab vor Jahren sogar mal einen kurzen Doku-Film im Fernsehen, in dem gezeigt wurde, wie an einem Bach Fallen aufgestellt wurden, um die Bisammenge einzudämmen. Das Problem dort war, dass die Bisams den niedrigen Damm mit seinem Weg durch ihre Gänge aushöhlten. Das Problem besteht hier an Uferböschungen mit Weg auch. Ich selbst bin schon mal eingebrochen.
    Vom Fangen der Nutrias mit Hilfe von Fallen habe ich noch nichts gehört. Vermutlich gibt es hier nicht so viele.

    Den ersten und einzigen Nutria hier habe ich vor Jahren in einem Tal bei leichtem Schnee gesehen. Er lief langsam einen Weg entlang. Zufällig kam ein Jäger im Auto diesen Weg entlang gefahren. So kamen wir ins Gespräch. Er sagte, die Nutrias hätten es hier wegen der kalten Winter schwer zu überleben, da ihre Schwänze manchmal erfrören.
    Ich fragte ihn, ob Nutrias gejagt werden dürften. Ja. Ob er sie auch schieße. Nein, das täte er bestimmt nicht.
    Der Nutria damals dürfte von dem kleinen Bach, der das Tal durchfließt, 100m entfernt gewesen sein. Da der Bach dort eine Wiese durchfließt, kann ich mir nur schlecht vorstellen, dass die Böschung irgendwo so hoch sein sollte, dass er darin seinen Eingang unter Wasser verstecken könnte. Der nächste See war einige Hundert Meter weiter.

    Nutrias legen zwar Gänge in Dämmen und Uferböschungen an. Die Eingänge zu ihren Bauten befinden sich aber stets über dem Wasserspiegel und niemals unter Wasser. Unter Wasser befinden sich die Eingänge von Bisam und Biber. Das Nutria wird hauptsächlich in Gegenden wo Dämme zum Hochwasserschutz errichtet wurden zum Problem. Große Bestände graben viele Baue und tragen so zur Instabilität des Hochwasserschutzes bei. In den Niederlanden ist das ein riesiges Problem. Dort wird das Nutria auch intensiv bejagt. Will man den Nager hierzulande jagen braucht man eine Sondergenehmigung.

    Man hört ab und zu dass Nutrias die heimischen Bestände des Bibers verdrängen. Das ist falsch. Die Beiden können ganz gut miteinander. Richtig ist das Nutrias den Bisam verdrängt. Dieser aus Nordamerika stammende Nager wurde ebenfalls wegen seines Felles nach Europa gebracht und dann ebenfalls in großen Scharen ausgewildert.

    Gruß
    Harry

  • Lieber Harry,

    danke für deine ausführlichen und interessanten Informationen! :alright:

    Mir geht immer mal wieder das Schild an dem Tümpel durch den Sinn. Wenn Leute sich die Mühe gemacht haben, ein solches Schild zu schreiben und aufzuhängen, dann ist ihnen das Nutria sicher schon länger aufgefallen. Aber wovon ernährt sich das Tier dort? Für mich sieht es nicht halb verhungert aus.

    Herzliche Grüße Rosmarie

    "Sollte man nicht überhaupt begeistert sein über die Welt, in der man lebt?" (Ausspruch von Kasimir hier im Naturforum)

  • Liebe Rosmarie,

    ich habe ja bereits geschrieben dass das Tier dort gefüttert wird. Zum ausgelegten Futter gehören unter anderem Karotten, Pastinaken, Äpfel, Gurken, Kartoffeln, verschiedene Salatvariationen und noch einiges mehr. Von der nicht vorhandenen Ufervegetation bzw. von den paar dünnen Zweigen wird er wohl nicht satt. Er nimmt ja täglich bis zu 25 % seines Körpergewichtes an Nahrung zu sich. Das große Kerlchen dort hat meiner Schätzung nach gut seine 8 - 10 Kg.

    Übrigens: zum natürlichen Speiseplan des Nutria´s gehören bis zu 40 Pflanzenarten. Gelegentlich, aber eher selten, werden auch Teichmuscheln nicht verschmäht.

    Liebe Grüße
    Harry

  • Lieber Harry,

    deinem Nutria muss es dort relativ gut gehen. Denn sonst wäre es bestimmt schon ausgewandert. Ich kann mir nicht denken, dass ein Tier, das z.B. tagelang darben müsste, weil mal kein Mensch zum Füttern vorbeikommt, nicht doch auszuwandern versuchte.

    Wie lange kennst du dieses Nutria schon, d.h. weißt du, wie lange es dort schon lebt?

    Herzliche Grüße Rosmarie

    "Sollte man nicht überhaupt begeistert sein über die Welt, in der man lebt?" (Ausspruch von Kasimir hier im Naturforum)

  • Liebe Rosmarie,


    Wie lange kennst du dieses Nutria schon, d.h. weißt du, wie lange es dort schon lebt?

    Ich kenne es seit ich das Schild dort gesehen habe. Das wurde vor ca. 2 - 3 Wochen aufgestellt. Ich bin immer noch der Meinung dass das Tier nicht zugewandert ist sondern dort ausgesetzt wurde. Der nächste Bachlauf ist ja gut 3 Km entfernt. Von dort geht es fast die ganze Strecke durch ein Wohngebiet mit vielen Zäunen und ein paar Straßen. Ich habe noch nirgends gelesen dass sich Nutrias so weit vom Wasser entfernen.

    Gruß
    Harry

  • Lieber Harry,

    so wie es aussieht, liegt deine Erklärung am nächsten. Das arme Vieh!
    Immerhin hat es hier einen kleinen Tümpel. Der wird vermutlich doch auch durch ein Bächlein gespeist? Oder nur durch Regen- und Grundwasser?

    Das Bild, auf dem es gähnt, finde ich eine unglaubliche Aufnahme! :thumbup:

    Herzliche Grüße Rosmarie

    "Sollte man nicht überhaupt begeistert sein über die Welt, in der man lebt?" (Ausspruch von Kasimir hier im Naturforum)

  • Liebe Rosmarie,

    Immerhin hat es hier einen kleinen Tümpel. Der wird vermutlich doch auch durch ein Bächlein gespeist? Oder nur durch Regen- und Grundwasser?

    Ich habe in meinem Posting ja geschrieben das der Tümpel nur durch Regenwasser gespeist wird und im Sommer trocken fällt. Wenn die jetzige Trockenheit länger anhält geht das wahrscheinlich noch schneller.
    Nächste Woche werde ich mich mal bei den entsprechenden Stellen erkundigen was man machen kann um dem Nager zu helfen.

    Gruß
    Harry

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