Unbekanntes Schnecklein aus dem Supermarkt => Grunzschnecke (Cantareus apertus)

  • Hallo ihr Lieben!

    Gestern fand ich beim Waschen eines Endiviensalates aus dem Supermarkt eine kleine mir unbekannte Häuschenschnecke.
    Raussetzen ins Freie geht jetzt bei diesen Temperaturen nicht, töten wollte ich sie aber auch nicht. Jetzt lebt sie im Moment in einem großen Gurkenglas mit etwas frischer Erde von einem Maulwurfshügel und obendrüber etwas Moos.

    Vielleicht kann mir jemand von euch sagen, um welche Art es sich hier handelt. Das Häuschen hat ca. 9 mm DM. In "voller Fahrt" ganz ausgestreckt vom Fühler bis zur hinteren Fußspitze so ca. 1,6 - knapp 2 cm. Hab sie leider nicht direkt gemessen gestern, die Angaben sind deswegen nur ungefähr geschätzt. Heute hat sie sich unter das Moos verzogen und ist noch nicht rausgekommen. Man sieht nur ein kleines Stück vom Häuschen hinter dem Glasrand.

    Danke euch schon mal im Voraus!



    lg Gaby :43:

  • Liebe Gaby,

    zunächst mal vielen Dank für die sehr guten, aussagekräftigen Fotos.
    Bei Gehäuseschnecken ist die Körperlänge unwichtig (die ja auch sehr variabel ist), da zählen nur Gehäusehöhe oder/und Gehäusebreite.
    Du hast da Cantareus apertus (= Helix aperta). Zum Glück sind da auch Jungtiere (die ja sehr oft sperrig sind) meist recht eindeutig. Diese Art wird umgangssprachlich als "Grunzschnecke" bezeichnet: wenn sie leicht genervt ist, dann neigt sie dazu, leise Geräusche von sich zu geben. Die dunkle Zeichnung ist auch in diesem Fall auf dem Mantel und nicht auf/in der Schale.

    Das Haupt-Verbreitungsgebiet dieser Art umfasst Italien, Griechenland und die Türkei. Sie wurde aber bereits in einige Länder verschleppt. Sie kann eine Gehäusebreite von bis zu 28 mm erreichen.
    Aussetzen ist für meine Begriffe keine Option, da sie "hier nicht hingehört". Ich bin überfragt, ob sie zur Selbstbefruchtung imstande ist. Dann hätten wir (bei milderen Temperaturen) die Gefahr einer Faunenverfälschung - so nennt man das wohl.

    Es gibt Foren, in denen man lebende Schnecken an Leute abgeben kann, die Schnecken als Haustiere halten. Zum Verschicken mediterraner Arten ist es aber momentan noch zu kalt. Persönliche Übergabe wäre das Beste. Du kannst sie natürlich auch behalten :) und ihr einen Artgenossen besorgen. Die Haltung ist recht unproblematisch.

    Vielen Dank, dass Du Dir Gedanken machst über ein kleines Lebewesen - das gibt es auch nicht so oft.
    Herzliche Grüße: wolf

    2 Mal editiert, zuletzt von wolf (12. Februar 2020 um 12:19)

  • Hallo Gabi,

    wäre das nicht etwas für die Rosmarie?? Halte sie bitte mit etwas Salat am Leben.

    Gruß Martin

  • Hi,
    C. apertus braucht etwas tiefere Erde, weil sie sich gerne mal tagsüber vergräbt. Sie ist also eher nachtaktiv. Der Boden sollte mit Kalziumkarbonat angereichert sein (wegen des pH-Wertes und zur Aufnahme von Kalk über den Fuß). Angeblich mag sie eher Gurke und Zucchini; Salat wird manchmal angeknabbert, aber eher höflicherweise. Es mag da aber auch persönliche Vorlieben geben. Eigene Erfahrungen habe ich dazu nicht.
    Grüßli: wolf

  • Ganz herzlichen Dank an dich, wolf!
    Wegen des Freilassens hatte ich mir kurz nach meinem Eingangspost auch schon Gedanken gemacht, dass es bei einer nicht heimischen Art wahrscheinlich keine gute Idee wäre. Dank kalter Jahreszeit ist das auch noch nicht geschehen. so wird sie eben weiterhin ihr Dasein in "Innenhaltung" verbringen. Werde mal sehen, ob sich statt des vorläufigen Zuhauses was Vernünftiges finden lässt. Mein Sohn hatte früher mal ein paar Vogelspinnen und evtl. noch ein passendes kleines Terra daheim, wo man die Erde auch etwas höher einbringen kann.

    Danke dir auch wegen deiner Recherche u. die Info in Beitrag 4. Bin auch grade in einem Thread in einem Schneckenforum am Nachlesen (allerdings ein ziemlich alter von 2011).
    Ein kleines Stück Gurke u. feinste Scheibchen Karotte u. Stangensellerie hab ich ihr heute morgen angeboten. Noch nichts angerührt, sie ist immer noch an Ort und Stelle in ihrer gegrabenen Höhle unterm Moos. Aber klar, dass sie als eher nachtaktive Schnecke jetzt keinen Appetit hat. ;)

    lg Gaby :43:

  • Liebe Gaby,
    danke für Deine Rückmeldung. Im Schneckenforum (ich ahne, welches Du meinst. Ich bin da auch "wolf") wirst Du inzwischen diverse Infos bekommen haben bezüglich Kalk (Kalk im Bodengrund, Sepiaschalen) und viele andere Dinge mehr. Auch eine relativ hohe Luftfeuchtigkeit ist ja wichtig (aber keine Nässe!). Ich habe diverse Arten gehalten, ist wirklich nicht so schwer.
    Viel Spaß und Erfolg, liebe Grüße: wolf

  • Liebe Gaby und lieber Wolf,

    dein Fund, liebe Gaby, und Wolfs kompetente Antworten sind herzerwärmend. :ups:
    Trotzdem bin ich froh, dass dieses süße kleine Schneckchen den Weg zu dir und nicht zu mir gefunden hat.
    Viel Glück (euch beiden!) für euer weiteres Zusammenleben!

    Herzliche Grüße Rosmarie

    "Sollte man nicht überhaupt begeistert sein über die Welt, in der man lebt?" (Ausspruch von Kasimir hier im Naturforum)

  • Liebe Rosmarie!

    Hab mich letzten Mittwoch auch gleich in diesem Schneckenforum angemeldet, Bericht und Fotos gepostet, so wie hier.
    Kurz darauf bekam ich eine PN von einer Userin aus Frankreich, die mir mitteilte, dass sie eine Freundin in der Steiermark hat (die Welt ist ein Dorf, sie wohnt ca. 2 Autostunden von mir entfernt), die dringend auf der Suche nach solchen Schneckchen ist - als Gesellschaft zu ihren 2 od. 3 dazu. Hab mit ihr inzwischen telefonischen Kontakt und ich hab beschlossen, mein Fundschnecki in erfahrene Hände und zu Artgenossen zu verschenken.
    Wer weiß, ob ich jemals noch das Glück hätte, eine selbe im Supermarktsalat zu finden. Ist mir in all den Jahren bisher auch noch nie passiert. Und ich kaufe für meine Meerschweinchen-Großgruppe im Winter wirklich dementsprechend große Mengen an Salaten u. Frischgemüse (die Fellnasen sind ja reine Vegetarier ;) )

    Ich warte noch darauf, dass sie mir ein passendes, vorbereitetes Reisebehältnis schickt. Dann kommt Schnecki mit Erde und Substrat da rein, außen rum noch weiter gut mit Papier gepolstert, damit die Styroporbox nicht im Versandkarton herumkullern kann während des Transports. Dann geht sie express auf die Reise und sollte am nächsten, spätestens übernächsten Tag in ihrem neuen Zuhause ankommen. Temperaturen müssen wir noch beachten, aber die zukünftige "Schneckenmama" meint, dass es derzeit kein Problem wäre. Sie hat schon Erfahrungen mit Schneckenversand. Sollte es wirklich die nächste Zeit sehr kalt werden, dann kann man die Reise immer noch auf etwas später verschieben.

    lg Gaby :43:

  • Juhu Gaby,

    in besagtem Forum findest Du auch Hinweise bezüglich des Versands lebender Schnecken. Das Tierchen darf ja z.B. nicht in der Transport-Box herumkullern können. Da ginge sonst schnell mal der Wachstumsrand in die Brüche.

    Liebe Grüße: wolf

  • Klar, hab ich diese Versandtipps auch schon durchgeschaut, wenn auch nicht alle Seiten noch bisher.
    Aber Manuela hat mir am Telefon ebenfalls schon entsprechende Erklärung gegeben. Ich hab ihr dann vorgeschlagen, ob sie nicht am besten von ihren Styroporboxen eine dementsprechend richten u. hierher schicken mag. Dass auch innerhalb der eigentlichen Reisebox alles "kullersicher" sein muss u. nichts Hartes dort dabei sein darf, hat sie mir schon gesagt.
    Bevor es losgeht, werde ich sie wohl noch mal anrufen, um ja nichts zu vergessen oder falsch zu machen. Soll ja keine Reise ins Nirvana werden für Schnecki.

    Im Moment geht's der Schnecke gut. Sie verbringt den Tag verbuddelt irgendwo in der Erde od. unter dem Moospolster und am späteren Abend kommt sie raus und macht sich mit Appetit über ihre gewohnte Endivie und das Kohlrabi- u. das Blumenkohlblatt her. Auch Babyspinatblatt scheint zu schmecken.
    Zusätzlich hat sie getrocknete, feinst gemahlene Eierschalen (von unseren Freilaufhühnern reingestreut u. unter die Erde gemischt bekommen und eine Sepiaschale hab ich ihr auch besorgt für das nötige Calcium.

    Ich hoffe, so versorgt wird sie die restliche Zeit bei mir im Gurkenglas doch noch gut überstehen. Wenn sie die Versandhürde gemeistert hat, steht einem schleimig-fröhlichen Leben mit ihren kriechenden neuen Freunden hoffentlich nichts mehr im Wege.
    Gestern nacht hab ich mal ein Massband an die Glaswand gehalten und sie ausgestreckt "in voller Fahrt" gemessen: 2 cm sind es jetzt. Bilde mir auch ein, das ihr Häuschen an minimal an Durchmesser zugelegt hätte. Aber das kann täuschen, ich hab sie nicht herausgefangen um das genau zu messen. Das Licht war nachts auch nicht so ideal, als bei den allerersten Fotos im Eingangspost. Da hab ich sie ja bei Tageslicht unterm Dachfenster auf einem Glas kriechen lassen und mit einem Makroobjektiv fotografiert.

    Die neuen Bilder hier sind letzte Nacht, nur mit Handy durch das Glas ihrer Behausung fotografiert. Ist halt ein haushoher Qualitätsunterschied. Die weißen Körnchen auf dem Häuschen u. den Futterblättern sind Eierschalenkörnchen.


    lg Gaby :43:

  • Liebe Gaby,

    momentan bin ich ziemlich beschäftigt. Aber dein Grunzschnecklein und du, ihr liegt mir trotzdem noch am Herzen. ;)

    Ich melde mich später noch mal...

    Herzliche Grüße Rosmarie

    "Sollte man nicht überhaupt begeistert sein über die Welt, in der man lebt?" (Ausspruch von Kasimir hier im Naturforum)

  • Mein kleines Grunzschnecklein ist heute auf die Reise gegangen und soll lt. Postmitarbeiterin morgen im neuen Zuhause ankommen. Bisschen Wehmut hatte ich zwar, als ich sie in ihre Transport-Styroporbox gesetzt habe. Aber sie wird es dort gut haben, die neue "Schneckenmama" ist eine Expertin, was Schnecken betrifft - und vor allem lernt sie morgen Artgenossen kennen. Schneckis Wohlergehen ist das Wichtigste.

    Was ich gelernt habe:
    Dass es Grunzschnecken gibt
    dass die ihrem Namen alle Ehre machen sollen und dementsprechende Geräusche von sich geben können, wenn ihnen was nicht passt
    dass man Schnecken per Post verschicken kann (Schneckenpost - hoffentlich nicht im namentlichen Sinne)
    dass es Leute gibt, die ganz begeistert sind von Schnecken, die sich in Salatköpfen herumtreiben :D

    Aber ich leide seither unter einer Schnecken-Paranoia und suche im Salat und im Küchenbecken genauestens nach weiteren möglichen Schleimerchen, damit ja keines versehentlich in den Ausguss geschwemmt wird. :rolleyes:
    Schnecki hatte ja großes Glück, dass ich sie letzte Woche im letzten Moment noch bemerkt hatte, bevor ihr Schicksal besiegelt gewesen wäre.

    lg Gaby :43:

    Einmal editiert, zuletzt von Gaby (19. Februar 2020 um 18:34)

  • Liebe Gaby,

    deinen Bericht habe ich wunderbar gefunden. Er ist nicht nur äußerst spannend und interessant, sondern hat mir durch deine Fürsorglichkeit auch das Herz gewärmt!

    Hast du auf Youtube schon das Grunzen gehört? Ich liege unterm Tisch! :79:
    https://www.youtube.com/watch?v=zXC0M-q3ie0

    Ich wünsche dir nun wieder Ruhe und Entspanntheit beim Salatputzen und -essen ( :eek: ) und deinem Schnecklein und seiner neuen Halterin viel Lebensfreude und Spaß miteinander.

    Du hast einfach ganz toll reagiert! :ups:

    Herzliche Grüße Rosmarie

    "Sollte man nicht überhaupt begeistert sein über die Welt, in der man lebt?" (Ausspruch von Kasimir hier im Naturforum)

  • Liebe Gaby,
    ich habe in die Bestimmungsanfragen verschoben und den Betreff ergänzt.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Liebe Gaby,

    ach, ist das süß! So hast du nun eine wunderschöne Erinnerung an deine aufregende Schneckenmama-Zeit! :ups:

    Wie dein Findelkind frisst! Überhaupt wie agil und wendig die sich bewegt! Und wie viel die verputzt! <3 Der Zeitraffer macht es vermutlich erst möglich, dass wir das erkennen können.
    Insofern ist dein Video auch ein echter Gewinn für mich. Danke!

    Herzliche Grüße Rosmarie

    "Sollte man nicht überhaupt begeistert sein über die Welt, in der man lebt?" (Ausspruch von Kasimir hier im Naturforum)

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