Insekten in der kalten Jahreszeit finden

  • Ihr Lieben,

    ich habe mir gedacht, dass ich, so wie es mir in den Kopf kommt, hier einfach mal den einen oder anderen Tipp gebe, um jetzt, wo es früh dunkel wird und usselig bis kalt, Insekten zu finden, die vermutlich einige oder sogar viele von Euch noch nicht gesehen haben.

    Die Bäume sind noch grün, verändern aber langsam ihre Farben und werfen die Blätter sehr bald ab. Im Moment ist es eigentlich noch zu warm, aber wenn es jetzt kälter wird, lohnt es sich, wenn man nach Einbruch der Dunkelheit in den Wald geht. Taschenlampe nicht vergessen.

    Was Ihr finden könnt: um diese Jahreszeit gibt es einige Schmetterlingsarten, die tatsächlich jetzt erst aktiv werden. Die bekanntesten dürften dabei Operophthera brumata (Kleiner Frostspanner) und Erannis defoliaria (Großer Frostspanner) sein. Während man Operophthera vor allem auf den Stämmen der größeren Bäume gut beobachten kann, da die Falter auf den Stämmen sitzen, ist das bei Erannis relativ egal. Die sitzen überall in den Ästen und an Stämmchen genau so, wie an größeren Stämmen. Bei Operophthera ist auffällig, dass die Männchen fast immer mit dem Kopf nach oben am Stammsitzen. Die Weibchen sind ungeflügelt und sehen aus wie kleine dicke Würmer mit langen Beinen. Diese entdeckt man am einfachsten über die Männchen, denn die Paarung findet am Stamm statt. Dabei nehmen die Männchen hier die untere Position ein. Soll heißen, dass die beiden senkrecht am Stamm sitzen, das Weibchen mit dem Kopf nach oben, das Männchen aber, entgegen seinem üblichen Verhalten, hinter dem Weibchen, mit dem Kopf nach unten. Das Bild ist so auffällig, dass man schon aus mehreren Metern Entfernung erkennt, wo ein Pärchen sitzen muss.

    Neben diesen beiden Arten gibt es weitere Spanner, aber auch Eulenfalter, die man in der Dunkelheit mit der Taschenlampe finden kann. einfach Stämme ableuchten und genau hinsehen. Der Blick wird geschult und mit der zeit wird es immer einfacher, die Falter zu erkennen und zu finden.

    Liebe Grüße
    Klaas

  • Moin Klaas,

    da will ich nun auch noch meinen Senf dazu geben.
    Viele denken, daß zu dieser Jahreszeit kaum noch Schmetterlinge fliegen - aber weit
    gefehlt. Jetzt fliegen vereinzelt noch Ordensbänder un eben typische Herbstarten.
    Gerade der Herbst und der Spätherbst hält gerade im Nachtfalterbereich einige
    wunderbare Überraschungen bereit.
    Hier nur ein paar Beispiele:

    Ptilophora plumigera ---> Haarschuppen-Zahnspinner

    Diloba caeruleocephala ---> Blaukopf

    Lemonia dumi ---> Habichtskraut-Wiesenspinner

    Conistra rubiginosa ---> Schwarzgefleckte Wintereule


    Aber auch den Tagfaltern kann man im Winter auf die Spur kommen.

    So findet man gelegentlich Zitronenfalter oder Tagpfauenaugen in ihren Überwinterungsverstecken.

    Aber auch die überwinternden Larvalstadien der Tagfalter kann man finden.


    Anthochris cardamines - Aurorafalter


    Apatura iris - Großer Schillerfalter

    Wer noch etwas Anleitung braucht, für den gibt es zu diesem Thema ein interessantes Buch:

    Tagfalter suchen im Winter

    Liebe Grüße
    Frank

    Die meisten Menschen wissen gar nicht,
    wie schön die Welt ist,
    und wie viel Pracht in den kleinsten Dingen,
    in irgend einer Pflanze, einem Stein, einer Baumrinde oder Birkenblatt sich offenbart.

    Rainer Maria Rilke (1875-1926)

  • Mal eine kleine Belebung. Für all diejenigen, die Schiss haben, in der Dunkelheit in den Wald zu gehen (nicht lachen, ein ziemlich hoher Prozentsatz Menschen geht bei Dunkelheit nur sehr ungerne in den Wald), etwas, was man am Tag machen kann. Bei jedem steht irgendwo Platane oder Ahorn. Beide bilden Rindenschuppen aus, die mehr oder weniger locker am Stamm sitzen und die man recht problemlos lösen kann. Unter diesen Rindenschuppen sitzt, sehr unterschiedlich, jede Menge Getier. Neben Asseln und einigen Laufkäfern, wie Dromius quadrimaculatus, Dromius angustus und Calodromius spilotus, gibt es hier auch immer wieder kleine und größere Überraschungen, die man nicht unbedingt erwarten würde. Wer von was überrascht wird, muss aber jeder für sich selbst entscheiden. Ein Tipp noch: wer eine Lesebrille braucht, sollte diese aufsetzen, denn teilweise sind die Tiere recht klein. Und die Rindenschuppen nicht achtlos zu Boden fallen lassen. Viele Tiere halten sich auf der Innenseite der Rindenschuppen fest. Also auch hier genau nachsehen. Und last but not least: last ein paar Rindenschuppen am Baum. Die Tiere, die darunter sitzen, sind zwar in der Regel winteraktiv, kommen also nach Einbruch der Dunkelheit raus, aber sie müssen sich tagsüber auch wieder irgendwo verkriechen. Also zwischen 30 und 50% dran lassen. ;)

    Liebe Grüße
    Klaas

  • Mal eine kleine Belebung. Für all diejenigen, die Schiss haben, in der Dunkelheit in den Wald zu gehen (nicht lachen, ein ziemlich hoher Prozentsatz Menschen geht bei Dunkelheit nur sehr ungerne in den Wald), etwas, was man am Tag machen kann. Bei jedem steht irgendwo Platane oder Ahorn. Beide bilden Rindenschuppen aus, die mehr oder weniger locker am Stamm sitzen und die man recht problemlos lösen kann...

    Liebe Grüße
    Klaas

    Lieber Klaas, das sind sehr schöne und hilfreiche Anleitungen für die interessierten Naturentdecker. Nicht in der Nacht, aber am Tage werde ich mich dann auch mal auf Entdeckungstour begeben.

    LG Ohana

  • Mal eine kleine Belebung.

    da fällt mir gerade ein, ein guter Bekannter Toni hat doch diesbezüglich ein paar Videos gedreht
    und bei youtube hochgeladen.
    Mit diesen Anleitungen sollte es eigentlich gelingen.

    Videos

    Liebe Grüße
    Frank

    Die meisten Menschen wissen gar nicht,
    wie schön die Welt ist,
    und wie viel Pracht in den kleinsten Dingen,
    in irgend einer Pflanze, einem Stein, einer Baumrinde oder Birkenblatt sich offenbart.

    Rainer Maria Rilke (1875-1926)

  • Hallo Frank ,

    Ich hab mir das am Beispiel des kleinen Eisvogels mal angeschaut - sehr interessant .
    War etwas verblüfft ,überwintert denn die Raupe in dem Blatt ?

    Jeder weiss was ,zusammen wissen wir viel und insgesamt wissen wir viel zu wenig !

  • überwintert denn die Raupe in dem Blatt ?

    ja Werner, das tut sie - sowohl der Kleine Eisvogel wie auch der Große Eisvogel überwintern
    in sogenannten Hibernarien. Man kann also gezielt danach suchen, wenn das Biotop passt.

    Liebe Grüße
    Frank

    Die meisten Menschen wissen gar nicht,
    wie schön die Welt ist,
    und wie viel Pracht in den kleinsten Dingen,
    in irgend einer Pflanze, einem Stein, einer Baumrinde oder Birkenblatt sich offenbart.

    Rainer Maria Rilke (1875-1926)

  • sowohl der Kleine Eisvogel wie auch der Große Eisvogel überwintern
    in sogenannten Hibernarien.

    Wieder was glernt ! Es gibt doch tatsächlich nichts was es nicht gibt ,in der Natur .

    Man kann also gezielt danach suchen, wenn das Biotop passt.

    Ich meine da hätte ich ein Chance !

    Danke Frank

    Jeder weiss was ,zusammen wissen wir viel und insgesamt wissen wir viel zu wenig !

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