Welcher Schirmilz? => Keulenstieliger Safran-Riesenschirmling (Chlorophyllum rachodes)

  • Liebe Pilzfreunde und Pilzkenner,
    in der abgelaufenen Woche habe ich auf einem Campingplatz an der Ostsee eine Gruppe Schirmpilze aufgenommen. Es waren keine Parasole, aber meiner Vermutung nach auch keine Safran-Schirmlinge. Auch kein Zitzten-Riesenschirmpilz (Macrolepiota mastoidea). Und dann wird es schwierig. Ich vermute in die Richtung Garten-Riesenschirmpilz.

    Fundsituation:
    Der Campingplatz liegt direkt an der Ostsee und ist am Fundort von einem kleinen Knick begrenzt. Also nicht Wald, Waldrand oder ähnlich, aber eigentlich auch nicht Garten. Ich würde das eher als kulturnah bzw. gartenähnlich bezeichnen.

    Die Fruchtkörper waren ca. 20 cm hoch und auf der Hutoberfläche mit bräunlich-rötlichen "Schollen" bedeckt.

    Hutrand stark befasert:

    Stiel nicht genattert, Ring angewachsen. Die Verschiebbarkeit des Ringes habe ich nicht geprüft, aber so wie der angewachsen ist, kann ich mir nicht vorstellen, wie ich den hätte verschieben können.

    Ringunterseite:

    Stiel und Stielbasis:

    Die Stielbasis war knollig und was man sieht, ist die breiteste Stelle. Einen Fruchtkörper habe ich durchgeschnitten, an den Lamellen zeigte sich eine geringfügige safrangelbe Verfärbung, aber das Fleisch hat nicht spontan gerötet. Der gesamte Pilz war schon dermaßen von innen zerfressen, der ist sofort auseinander gefallen. Auch ein Ankratzen des Stiels hat keine Rotverfärbung gebracht, nur eine Braunverfärbung nach ca. 2 - 3 Minuten.

    Der Geruch war angenhm pilzig. Ach ja, bei dem ausgedrehten Fruchtkörper waren unten an der Knolle weiße Myzelfäden.
    Was könnte das wohl gewesen sein?

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Hallo Sabine
    Seltsam sieht der aus. Aber mit der kleinen Knolle sollten die Gartenschirmlinge heraus sein. Für mich eher untypische Safranschirmlinge. Daß der Ring fest ist, glaube ich schon, aber nur angeklebt.
    Ich selbst kenne keine Schirmlinge mit dem Aussehen und einem angewachsenen Ring.

  • Hallo Sabine und Uwe,

    die nicht gerandete Knolle ist für diese Art normal. Eine andere, ebenfalls in Gärten vorkommenden Art ist Chlophyllum brunneum. Sie hat eine deutlich gerandetet Knolle und kommt gerne in Gewächshäusern oder in der Nähe von Komposthaufen vor. Verwirrend hier die deutsche Namensgebung. Er wird ebenfalls als Garten Schirmpilz bzw. Garten Riesenschirmpilz bezeichnet.

    Gruß
    Harry

  • Hallo Sabine,

    mit hoher Wahrscheinlichkeit handelt es sich bei Deinem Fund um den Keulenstieligen Safran-Schirmpilz (Chlorophyllum rachodes).
    Ich hatte die Art 2017 im Pilzforum.eu ausführlich vorgestellt und eine interessante Diskussion wegen der Verwechslungsgefahr mit dem Gerandetknolligen Garten-Schirmpilz (Chlorophyllum brunneum) ausgelöst. Trotz des deutschen Namens muss letzterer nicht immer eine gerandete Stielknolle haben, wie Christoph Hahn ausführte.
    Hier der Link zum Vergleichen zu meinem damaligen Beitrag.
    https://www.pilzforum.eu/board/thread/3…-oder-brunneum/

    Sicher unterscheiden kann man beide Arten vor allem durch die Form und Breite der Cheilozystiden.

    Ich schlage demnach vor, den Fund als "Bestimmt - mit Restunsicherheit" abzulegen.

    Viele Grüße
    Nobi

  • Lieber Uwe, Harry und Norbert,
    Harry und Norbert sind sich mehr oder weniger einig. Danke Norbert für die Verlinkung auf den Faden im Pilzforum. Ich ahnte schon, dass es keine ganz eindeutige Bestimmung geben würde, sondern eine "wahrscheinliche". Die Schwierigkeit der großen Schirmlinge war mir durchaus bewusst. Aber ich habe noch nie große Schirmlinge gefunden, die nicht am Waldrand oder im Wald standen. Einen Beleg habe ich nicht mitgenommen, die Beurteilung von Cheilozystiden ist daher nicht möglich.
    Aber es ist auch zu konstatieren, dass offenbar Vorsicht bei großen Schirmlingen angebracht ist, die eben nicht im Wald/am Waldrand fruktifizieren. Nach Uwe wäre ein "untypischer Safranschirmling" essbar, und ein Keulenstieliger Safran-Schirmling auch essbar. An der Fundstelle ist Hundeausführrevier, da verbietet sich die Speisepilzfrage gleich wieder (nach den Fotos hatte ich Hundekot am Schuh).
    Nochmals Danke an Uwe, Harry und Norbert.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
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    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

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