wer bin ich?

  • Hallo Dame mit dem Regenschirm,

    das ist die Larve der Blattwespe Diprion similis, im Volksmund auch als Zirbenblatthornwespe bezeichnet. Selbst habe ich die noch nicht gesehen, aber sie sehen einfach ausgesprochen schön aus. :)

    Viele Grüße
    Klaas

  • Hallo Dame mit dem Regenschirm,
    Selbst habe ich die noch nicht gesehen, aber sie sehen einfach ausgesprochen schön aus. :)

    Viele Grüße
    Klaas

    da schließe ich mich an und würde ihr bei der "Miß-Wahl" meine Stimme geben. :D

    sehr schön meint der Martin

  • Hallo Klaas und Martin und herzlichen Dank :98.
    Ich habe jetzt mal noch gegoogelt um zu sehen wie diese Wespe aussieht. Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals so eine gesehen zu haben und darüber bin ich jetzt etwas verwundert weil ich immer glaubte, dass ich ziemlich gut weis was für Tierchen ich im Garten habe. Scheinbar immer noch unentdeckte :21:
    Da diese Larven unserer Arve schon ziemlich zugesetzt haben, müsste ich die Viecher ja eigentlich vernichten. Das bringe ich als Insektenfreundin aber irgendwie auch nicht übers <3 zumal die ja wirklich hübsch anzusehen sind.
    Was würdet ihr an meiner Stelle tun? Sie leben lassen und weiterhin zusehen wie die Arve immer weniger Nadeln hat oder die Tierchen beseitigen / zertreten?
    Ich tendiere auf leben lassen weil die da "noch" einzeln vertreten sind.
    Vielleicht gehts denen ja dann wie zB den Rüsselkäfern. Letztes Jahr hatte ich da viele welche mich erfreuten und in diesem Jahr sah ich leider keine....

    :heart: - liche Grüsse Nicole

  • Hallo Nicole,

    wenn es nur ein paart Wenige sind, dann warte auf die Verpuppung sammel sie ab, um sie zu entfernen.

    empfiehlt der Martin

  • Moin Dame mit Schirm,

    die Geschichte ist relativ simpel. Stell Dir vor, wir haben mit 20 Leuten einen Berg, wirklich nur einen einzelnen Berg, fünf Jahre lang auf seine Käferfauna untersucht. Das heißt, jeder einzelne ist, wenn er Lust hatte, an diesen Berg gefahren und hat nach Käfern gesucht. Wir haben jedes Jahr Gemeinschaftsexkursionen veranstaltet und über die Jahre etliche tausend Käfer gesammelt. Trtozdem haben wir es nicht geschafft alle Arten zu finden, die an diesem Berg leben. Das hat verschiedene Gründe.

    1. Es gibt viele Arten, die man als "Wipfeltiere" bezeichnet. Diese Arten halten sich den größten Teil ihres Lebens in der Wipfelregion der Bäume auf. Nur selten kann man sie unten in den Bereichen finden, wo wir an sie ran kämen oder sie sehen können. Meist passiert das dann, wenn die Weibchen zur Eiablage nach unten kommen.

    2. Viele Insektenarten haben in ihrer Aktivität als fertiges Insekt (man spricht hier vom Imago) nur ein kurzes Zeitfenster. Extreme sind Eintagsfliegenarten, die, wie der Name schon erwarten lässt, einen Tag als Imago leben, viele Arten aber auch nur wenige Stunden. Andere Insektenarten leben für zwei oder drei Wochen, dann verschwinden sie. Wenn Du kurz vor ihrem Erscheinen nach ihnen suchst und dann wieder kurz nach ihrem Verschwinden, wirst Du sie nicht finden. So habe ich Ampedus nigerrimus im Bienwald bei Exkursionen im einen Jahr in Menge gefunden und im Folgejahr war kein einziger zu finden. Und wir waren zum exakt gleichen Zeitpunkt dort, wie im Vorjahr, aber die Witterungsentwicklung war unterschiedlich. Drei Wochen später haben wir nur noch ein oder zwei Tiere gefunden, waren also erst zu früh und dann zu spät für diese Art dort.

    3. Insekten sind klein. Man übersieht sie sehr schnell. Und wenn Du mit bloßem Auge suchst, oder Suchmethodik, ohne Fallen etc., gehe ich davon aus, dass Du nur maximal 40% des Arteninventars Deines Gartens kennst. Das betrifft die auffälligen Arten, die groß sind, nicht zu übersehen sind. die ganzen kleinen Arten findest Du nur per Zufall und viele von ihnen eben gar nicht.

    4. Das Arteninventar ist von Jahr zu Jahr sehr unterschiedlich. Es gibt Arten, die tauchen in einem Jahr auf, dann werden sie über viele Jahre nicht gefunden, man hält sie für ausgestorben, und plötzlich findet man sie wieder.

    Zu Deiner Arve und den Larven: sowohl die Larven, als auch die Rüsselkäfer des vergangenen Jahres, sind in der Lage deine Arve anzugehen, weil diese aus mir unbekannten Gründen nicht in der Lage ist die nötige Gegenwehr zu leisten. Pflanzen können sich gegen Freßfeinde wehren und das sehr erfolgreich. Das funktioniert aber nur, solange sie topfit sind. Ich kann nur vermuten, dass es bei Euch im vergangenen Jahr und ebenso in diesem Jahr sehr trocken war. Wenn Du Deiner Arve helfen möchtest, aber ohne die Entwicklung der Insekten an ihr zu stark zu beeinflussen, unternimm was gegen die Gründe ihrer Schwächung. Das heißt, in diesem Jahr ist der Zug eh abgefahren. Aber im nächsten Frühjahr solltest Du die Wassermengen und den Boden berücksichtigen. Ist wieder zu wenig Regen über den Herbst/Winter gefallen und das Frühjahr auch wieder trocken, der Boden in 20 cm Tiefe immer noch furztrocken, hilft nur die Arve ausgiebig und regelmäßig zu gießen. Sie kann dann Wasser ziehen und über das Wasser zum einen Photosynthese betrieben, dass sie an ausreichend Nährstoffe kommt und andererseits z.B. Harz bilden, um Schädlinge über den Harzfluss einzudämmen. Insekten können riechen, ob und wo der Baum geschädigt ist. Sie nutzen diesen Vorteil und legen exakt in diesen Bereichen ihre Eier ab. Die Pflanze kann dann versuchen in diesen Bereichen zu reagieren.

    Beispiele für die Gegenwehr von Bäumen:

    - Prachtkäfer oder andere Holz fressende Käfer legen ihre Eier in Bereiche ab, die vorgeschädigt sind. Man spricht von einer Primärschädigung, also einer ersten Schädigung. Das kann z.B. ein Astbruch sein, eine Stammglatze oder ähnliches. Stell Dir vor, die hast einen abgesägten Ast an der Arve. An der Stelle kann man das lebende Holz erkennen. Holz fressende Käfer werden bevorzugt in dem Bereich ablegen, wo Holz und Rinde vorhanden sind, also am Rand des offenen Bereiches. Die Arve wird nun auf die Fraßtätigkeit der Larven reagieren, in dem sie dort vermehrt Harz einfließen lässt, um die Junglarven mit dem Harz zu ertränken oder zu verkleben. Schafft sie das nicht, bzw. außerdem reagiert sie noch mit der Bildung von sogenanntem Callusgewebe. Das heißt, sie beginnt den Bereich zu umwuchern, um die Wunde zu schließen und die Angriffsfläche für Pilze und andere Schädlinge zu beseitigen. Das Callusgewebe ist sehr stark mit Leitbahnen durchzogen und somit vergleichsweise wasserreich. Da die im Holz lebenden Insektenlarven in diesem Gewebe ertrinken würden, meiden sie dieses und werden somit mit ihrer Schädigung auf den kleinen Bereich der Schnittfläche beschränkt. Der Bereich wird im Laufe weniger Jahre immer kleiner, so dass er irgendwann keine geeignete Fläche für eine Eiablage ist.

    _ Deine Wespen können die Kiefernadeln fressen, weil der Baum sich nicht wehren kann. Bei ausreichend Wasser würde auch hier ein vermehrter Harzfluss statt finden. Dieser würde die Eiraupen derart verkleben, dass sie sterben. Die Weibchen der Wespe wissen das und würden entsprechend keine Eier ablegen, denn die Larven sollen ja nach Möglichkeit durchkommen. also werden entweder einzelne Äste ausgesucht, die aus irgendwelchen Gründen geschädigt sind, oder ganze Bäume. Hat der Baum ausreichend Wasser zur Verfügung, werden Schädlinge sich immer nur, wenn denn überhaupt, in kleinsten Arealen am Baum entwickeln können und auch nur diese nutzen. Diese kleinen Bereiche sind aber für den Baum zu verkraften. Das ist, als würden wir hinfallen und uns ein Knie aufschürfen.

    Also, Baum in trockenen Jahren mit Wasser versorgen, dann gibt es keine Schädlinge. vorausgesetzt, dass alle anderen Parameter auch stimmen, aber im Garten sollte das üblicherweise der Fall sein. Kleine Stellen mit Befall sind nicht weiter schlimm. Die kann ein Baum problemlos verkraften. Im nächsten Jahr wirst Du in dem Bereich kaum noch was sehen, weil neue triebe kommen und neue Nadeln wachsen. Wenn nicht, ist der Ast abgestorben und kann einfach abgesägt werden. Den kleinen Bereich der Schnittfläche versorgt der Baum dann selbst.

    Viele Grüße
    Klaas

  • Grüß dich, Nicole,
    ich würde mich an den hübschen Larven freuen und sie dranlassen. Sollte die Zirbe irgendwann nicht mehr hübsch aussehen, kann man eine neue pflanzen.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Lieber Klaas,
    eine Lernstunde allererster Sahne: verständlich, umfassend und nachvollziehbar. :98.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • .

    lieber klaas, mit interesse habe ich deine veranschaulichung bezüglich arten erfassen / wahrnehmen gelesen. und wenn ich mich an meine vielen fotoausflüge an die drau im vorletzten jahr erinnere, dann sehe ich im nachhinein, wie recht du hast. mindestens zweimal pro woche war ich dort und habe jede woche "neue" arten gesehen, die spätestens nach der 3. woche wieder verschwunden war. natürlich auch insekten, die länger dort waren. aber eben viele, bei denen ich mich gefreut habe, sie dort anzutreffen. und die vermutlich jedes jahr dort zu finden wären - nur setze ich meine suche möglicherweise "zur falschen zeit" an... (bin nur noch selten dort)

    ebenso interessant fand ich den von dir erklärten zusammenhang zwischen pflanzen & tieren zu lesen. die pflanze zu stärken ist auch weit simpler, als den fressfeind zu bekämpfen, wenn die pflanze es normalerweise ja auch von sich aus schafft. im gegenteil müsste man froh sein, über kleine "krankheiten" (trockenheit, verletzung...) weil man ja nur so diese insektenarten zu gesicht bekommt, die davon wiederum profitieren. es ist hier wohl die frage, von wessen warte aus man all das betrachtet...

    es ist noch weit mehr miteinander verwoben / vernetzt / hängt voneinander ab, als es oftmals auf den ersten blick scheint...

    .

  • Na ja, liebe Astrid, dass ist halt das, was so manchem abgeht, wenn er sich so gar nicht für die Natur interessiert. Man muss öfter um nicht eine oder zwei Ecken denken, sondern um drei oder vier, weil so viele Verknüpfungen vorhanden sind und vieles von vielem abhängt. Wer sich intensiv mit der Natur befasst, der versteht hier und da, warum Arten fehlen, obwohl sie scheinbar da sein müssten. Manchmal versteht man warum, ein anderes mal (erstmal) nicht. Dann aber die Zusammenhänge zu erklären, ist oftmals schwer. Zum Teil scheitert das Verständnis an einer winzigen Definition.

    Siehe z.B. den Asiatischer Laubholzzangenbock. Die Art ist in allen EU-Ländern meldepflichtig. Sie gilt als hochgradig gefährlich für unsere Bäume, weil sie laut Behörden auch vor gesunden Bäumen nicht halt macht und diese befällt und zum absterben bringt. Das ist aber eine riesengroße Wurst. Denn wenn der Käfer auch gesunde Bäume befallen würde, würde sich die Art in ihrer ursprünglichen Heimat (Südostasien) schnell und massenhaft vermehren und sämtliche Bäume innerhalb kürzester Zeit zum absterben bringen. Tut sie aber nicht. Sie kommt immer nur vereinzelt vor, ist nicht selten, aber auch nicht häufig, sondern eine Art, die auffälliger Weise mit Holzpaletten verschleppt wird. Auffälliger Weise deshalb, weil Holzpaletten aus gefälltem Holz hergestellt werden, dass nicht sonderlich abgelagert wird. also Baum im Winter fällen, irgendwann verkauft, im Laufe des Jahres oder des nächsten Jahres zur Verarbeitung gebracht, zersägt und zu Paletten verarbeitet. Das passt in den Zeitraum der Eiablage in den frisch gefällten Baum und Entwicklung, bis die Palette bei uns ankommt. Das ist so das eine. Das andere ist, dass die Art bei uns sehr auffällig Alleebäume in der Stadt befällt, bzw. Stadtbäume. Diese Bäume werden von unseren Behörden aber in der Regel als "gesund" definiert, weil keine äußeren Schäden zu erkennen sind. Zumindest keine, wie unsere Behörden sie definieren. aber kann ein Stadtbaum überhaupt gesund sein?

    Klare Antwort: NEIN!!!

    Allein der jährliche Tunnelschnitt schwächt den Baum, so wie jeder schnitt einen Baum schwächt. Ein Ast spielt keine große Rolle, aber beim Tunnelschnitt ist es deutlich mehr. Der Baum leidet häufig unter Bodenverdichtung, weil oft die Autos unmittelbar an den Bäumen parken. Jedes befahren und jeder Stand verdichtet. Das angebotene Erdreich ist begrenzt, womit Nährstoffe und Wasser begrenzt sind. Die Bäume werden ständig mit Abgasen und Feinstaub belastet. Ggfs. pinkelt jeder Fiffi an den Baum, was ihn zusätzlich z.B. mit Ammoniak belastet. Unter Umständen werden Phenole und andere Stoffe unseres Verkehrs bei Regen in das Erdreich gespült. Unsere Stadtbäume als gesund zu bezeichnen ist im Prinzip das gleiche, wie einem HIV-Infizierten zu sagen er wäre gesund, so lange die Krankheit nicht ausgebrochen ist. Und hier scheitert es an der Definition. Unsere Behördenmuffties sind nicht bereit zu akzeptieren, dass ein Stadtbaum wenigstens primär geschädigt ist. Sie bezeichnen unsere Statdbäume als gesund. Da diese vom Laubholzzangenbock befallen werden, werden, dieser Logik folgend, auch alle anderen befallen. Demnach müsste aber z.B. die Umgebung um Braunau schon lange baumfreie Zone sein. ;)

    In Braunau tauchte der Käfer so um 2003 auf, plus-minus. Es wurden, wenn ich mich richtig erinnere, mehr als 2.000 Stadtbäume gefällt und sofort thermisch entsorgt. Jeder Baum, der auch nur den leichtesten Verdacht brachte, er könne befallen sein, fiel. Die Behörden behaupten, der Käfer sei raus aus Braunau. Mindestens ein österreichischer Kollege hat meine Vermutung bestätigt, dass er nicht ausgerottet sei. Erstaunlich ist auch, dass z.B. die Käfer, die nach New York verschleppt wurden, sich dort praktisch nicht ausbreiten, obwohl sie es könnten. Sie kommen auf einem bestimmten Areal vor und erweitern dieses, trotz ausreichend Fähigkeiten und Möglichkeiten dazu, nicht.

    Das ist also ein Thema, wo es zum Teil nicht nur am Verständnis mangelt, sondern wo auch, um seine eigene Wahrheit zurecht zu biegen, gelogen und betrogen wird. Man hat so genannte Experten, die entweder keine sind, oder wider besseren Wissens lügen, um ihr Einkommen zu sichern. Und um diese unschöne Ecke muss man oft genug auch noch denken...

    Liebe Grüße
    Klaas

    Einmal editiert, zuletzt von Klaas Reißmann (28. September 2019 um 19:03)

  • Hallo zusammen
    Vielen herzlichen Dank für diese informativen und interessanten Berichte :66:
    Klaas ich staune immer wieder über dein umfangreiches Wissen, das ist also grossartig :28::97:
    In trockenen Sommern habe ich die Arve immer mal wieder gegossen aber die hat halt noch ein anderes Problem mit dem sie fertig werden muss und zwar sind das Hirsche die den Winter durch völlig jede Nacht durch unseren Garten spazieren und dabei auch gerne mal an der Arve welche übrigens so 4m hoch ist rum knabbern. Oben sieht die schön aus, ist schön dicht und von der Hälfte an abwärts ist die schon ziemlich kahl weil wir halt auch schon den einen oder anderen Ast der geknickt wurde abgeschnitten haben.
    Ein schöner Blickfang ist diese Arve also schon länger nicht mehr. Doch schon...... aber nur noch vom Balkon aus :89:
    Die 3 Larven die ich gesehen hatte sind wieder verschwunden. Mal hat es welche, dann sind sie wieder weg. Ich dachte dann immer vielleicht seien die von Vögeln gefressen worden.

    :heart: - liche Grüsse Nicole

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