Liebe Naturfreunde,
im Solling wollten wir eigentlich auch Pilze sammeln. Wenn wir jetzt dort wären, könnten wir unsere Körbe mit einigen leckeren Arten füllen. In der letzten Juli- und ersten August-Woche war es aber noch zu trocken.
Kornblumen-Röhrling - Gyroporus cyanescens
Zum ersten Mal selbst gefunden und auch selbst bestimmt. Selten. Sehr guter Speisepilz , der aber meiner Meinung nach wegen Seltenheit und Rückläufigkeit der Vorkommen nicht für die Pfanne gesammelt werden sollte.
Artportrait und Verbreitung.
Schwefelporling - Laetiporus sulphureus
jung essbar
Artportrait und Verbreitung.
kein Riesen-Träuschling - Stropharia rugosoannulata
sondern
Champignon - Agaricus spec.
Schiefknolliger oder Dünnfleischiger Anisegerling
Die haben wir nicht im Solling gefunden, sondern im bei Trendelburg-Wülmersen im Landkreis Kassel. Die Fruchtkörper waren sehr groß, ca. 8 cm im Durchmesser und haben angenehm pilzig gerochen. Begleitbäume waren Buchen und Eichen. Als "Riesen-Träuschling" bestimmt von unserem Freund Holger F. (Pilzsachverständiger DGfM). Davon scheint es zwei Varietäten zu geben: die als Kulturpilz namens Braunkappe im Handel erhältliche Form mit braunem Hut sowie eine Form mit gelbem Hut.
Artportrait 1 und Artportrait 2 der braunhütigen Variante und Artportrait der gelbhütigen Variante (Stropharia rugosoannulatella f. lutea). Verbreitung der braunhütigen Form und Verbreitung der gelbhütigen Form (69 Datensätze).
Wie man lesen kann, wird der Pilz auch zur Bodenentseuchung eingesetzt, weil er Sprengstoff und Schwermetalle aufnimmt. Deshalb habe ich das Symbol "kein Speisepilz" gewählt. Bei der Zuchtform wird der Züchter sicher darauf achten, dass das Zuchtsubstrat keine Schwermetalle enthält, aber der Pilz soll minderwertig im Geschmack sein und nicht von jedem vertragen werden.
Wenn die Bestimmung richtig ist, dann ist der
An Eiche ein fescher Holzpilz, die
Umberbraune Borstenscheibe - Hymenochaete rubiginosa
Auf einem Magerrasen lagen zahlreiche Rostbeutel herum:
Hasenstäubling - Lycoperdon utriforme
Mit dem Pilzkurs sind wir auf Exkursionen gewesen. Im Eichen-Buchen-Mischwald mit 500 Jahre alten Eichen, ein unter Schutz stehender Hutewald. Betretung mit Erlaubnis und unter Teilnahme der Forst, die von der Teilnehmerschaft eine Fundliste im Gegenzug haben wollte.
Ganz kleine Fruchtkörper bildet diese hübsche, kleine Art aus:
Gestreifter Teuerling - Cyathus striatus
Nicht selbst entdeckt (hätte aber sein können, ich gehe und gucke langsamer), auch nicht selbst bestimmt, aber immerhin selbst direkt am Fundort fotografiert:
Aprikosenfarbener Röhrling - Xerocomellus armeniacus
Sehr selten und . Die Art ist gekennzeichnet durch einen leuchtenden bis schwach pfirsichfarbenen Hut; der Stiel erinnert stark an Rotfußröhrlinge, Stielbasis aber zugespitzt, Stiel unter dem Röhrenansatz ein gelber Ring. Röhren auf Druck leicht blauend. Er wird sicher häufig nicht erkannt und mit Rotfußröhrlingen oder dem zierlicheren Blutroten Röhrling verwechselt.
Artportrait und Verbreitung (93 Datensätze). Im Prinzip essbar, aber als Rarität verdient er Schonung.
Und noch eine Top-Rarität:
Eichen-Zungenporling - Buglossoporus quercinus
Artportrait und Verbreitung (54 Datensaätze). Bundesweit RL1. Die Art ist einjährig, meist im unteren Stammbereich von Eichen; die Porenschicht verfärbt auf Druck spontan weinrot und wird danach schnell dunkel.
Schleimpilz Löwenfrüchtchen - Leocarpus fragilis
Selbst gefunden auf einem vorjährigen Blatt.
Artportrait und Verbreitung. Die Einzelfruchtkörperchen sind nur 2 mm groß.
Es folgen Funde aus anderen Exkursionsgebieten.
Den nächsten hat jemand im Hochsolling im Buchenwald gefunden und als Anschauungsmaterial mitgebracht.
Europäisches Goldblatt - Phylloporus pelletieri
Artportrait und Verbreitung. Sieht aus wie ein Lamellenpilz, kann aber auch mit vielen Anastomosen (Querverbindungen zwischen den Lamellen) versehen sein und dann einem Röhrling ähnlich sehen. Wegen dieser Anastomosen stellt die Art den Übergang von Röhrlingen zu Blätterpilzen dar. Essbar aber als Seltenheit zu schonen.
kein Stäublings-Schleimpilz - Enteridium lycoperdon
sondern
Weiße Lohblüte - Fuligo septica var. candida
Häufig. Artportrait und Verbreitung. Ein ganz junges Exemplar, das noch keine glänzende Hülle gebildet hat.
Aus dem Buchenwald:
Sommer-Austernpilz - Pleurotus ostreatus
an liegendem Buchenstamm
Violettstieliger Pfirsichtäubling - Russula violeipes
Artportrait 1, Artportrait 2 und Verbreitung. Den kann ich jetzt endlich. Die Hutmitte ist etwas eingedrückt und dunkler. Der Stiel kann violett überhaucht sein, die Art kommt aber auch mit hellem Stiel vor. Ein prima Merkmal, das sich mir jetzt aufgrund von eigenen Funden eingeprägt hat: Stiel und Hut sind wächsern überhaucht. Reibt man an der Oberfläche, bleibt an den Fingern eine wachs-glänzende Schicht zurück.
Aus einem Wald mit Fichtenanteil
Rotrandiger Baumschwamm - Fomitopsis pinicola
mit Guttationstopfen
Aus einem Buchen-Mischwald, der von der Forst aus der Nutzung genommen wurde:
Leuchtender Weichporling - Pycnoporellus fulgens
Selten. Artportrait und Verbreitung. Der Leuchtende Weichporling scheint in Ausbreitung begriffen zu sein. Eigentlich eine Art, die früher nur in den Alpen und Bayern an Weißtanne, Tanne und Fichte an schon stärker morschem Holz vorkam. An Nadelholz ist der Pilz mit dem Rotrandigen Baumschwamm vergesellschaftet, der das Holz so aufbereitet, dass es vom sehr weichen Leuchtenden Weichporling leichter besiedelt werden kann. Inzwischen wird offenbar auch Buche besiedelt - und hier taucht der Leuchtende Weichporling in Vergesellschaftung mit dem Echten Zunderschwamm (Fomes fomentarius) auf. Am Tag zuvor haben Exkursionsteilnehmer einen liegenden, sehr dicken Buchenstamm gefunden, der über und über mit dachziegelig angeordneten, leuchtend orange Fruchtkörpern besiedelt waren - und ebenso mit zahllosen Zunderschwämmen. (Schade, dass ich da nicht dabei war, ich habe zur selben Zeit den Stäublings-Schleimpilz aufgenommen.) Der Habitus der dort gefundenen Fruchtkörper passte gut zum Leuchtenden Weichporling, und mit KOH färbte sich das Fruchtfleisch dunkelrot.
Die Ähnlichkeit im Habitus, die leuchtende Farbe und insbesondere die Vergesellschaftung auch hier mit dem Zunderschwamm lassen mir kaum Zweifel, dass mein Fund ebenfalls Leuchtende Weichporlinge sind. Zwar könnte unser Freund Holger theoretisch nochmal an den Fundort gehen und die Reaktion auf KOH testen, aber nun ist seit gestern genau dieses Waldgebiet - wie jetzt viele andere auch im Solling - wegen des neuen Waldsterbens (Buche) gesperrt. Aber ein weiteres Indiz ist, dass ich diesen Pilz zusammen mit einem namhaften Mykologen 2015 in nur 500 m Luftlinie entfernt an Fichte gefunden habe. Diese kurze Entfernung "schaffen" Sporen.
Und noch etwas Häufiges:
Kiefern-Braunporling - Phaeolus schweinitzii
Artportrait und Verbreitung.
Zu guter Letzt einer, von dem ich noch gar nicht weiß, was er ist. Ich weiß noch nicht enmal, an welchem Holz der gewachsen ist. Ich vermute einenSchillerporling? - Inonotus spec.?
Rostfarbener Feuerschwamm - Phellinus ferruginosus
Ich habe den Ast jedenfalls mitgenommen. Das Auffälligste ist, dass das eigentlich fast weißliche Holz (an frischer Bruchstelle) im Bereich der Pilzbesiedlung leuchtend gelb-orange gefärbt ist. Mal sehen, vieleicht bekommt der irgendwann einen Namen.
So, das waren unsere Pilzfunde aus dem Solling.