"Unsichtbare" Schmetterlinge

  • Da die Schmetterlinge nicht zu Susanne an den Köder kommen wollen, muss Susanne eben den Schmetterlingen hinter her. Und sie machen es mir nicht gerade leicht. Wenn ich hier bei meinem Haussitting-Urlaub in Portugal durch den Wald wandere, flattern vor mir Wolken von braunen Schmetterlingen wie welke Blätter vor den Füssen. Und kaum haben sie sich hingesetzt, sind sie verschwunden - beziehungsweise unsichtbar, weil so gut getarnt.

    In den meisten Fällen ist das Maniola jurtina, das große Ochsenauge. Aber ich schaue ihnen immer wieder gerne zu. Zuerst schaut der Vorderflügel noch raus, d.h. das "Auge ist auf", dann machen sie - klapp - das Äugelchen zu und sind unsichtbar. So wie hier:

    Aber selbst dieses Pärchen beim Vorspiel war kaum zu sehen.

    Trotzdem muss man jedes braune Geflatter anschauen, denn manchmal trifft man auch Pyronia tithonus, das Rotbraune Ochsenauge.
    (Pyronia cecilia habe ich auch gefunden, aber nicht so versteckt im Wald.)

    Wenn es mehr grau flattert, ist es wahrscheinlich Hipparchia statilinus, der Eisenfarbige Samtfalter.

    oder doch Brintesia circe, der Weiße Waldportier

    Camptogramma bilineata, der Ockergelbe Blattspanner, ist besser zu sehen, weil er sich meist am Bach aufhält, wo es mehr Grün gibt. Er macht sich unsichtbar, indem er sich auf die Unterseite der Blätter setzt.

    Dort am Bach, (sie nennen ihn Fluss, Río Sever) habe ich auch noch zwei #Neu4me Arten entdeckt. Bei der Bestimmung habe ich mich lange mit meinem spanischen Freunden unterhalten und wir sind zu folgendem Ergebnis gekommen.(Berichtigungen werden gern entgegen genommen, Bestätigungen noch lieber! ;) )
    Noctua comes, die Breitflügelige Bandeule, sehr viel blasser als sonst abgebildet.

    Und mein Highlight - beim Hundespaziergang! (Ich habe die Leine losgelassen, weil der Hund weiter wollte, dann kamen Spaziergänger und viel Gebelle, aber dieses Foto ist mir gelungen)- Catocala dilecta (ohne deutschen Namen), der Meister des Unsichtbar-Machens.

    Liebe Grüße
    Susanne

    "Ach, die Welt ist so geräumig, und der Kopf ist so beschränkt!" (Wilhelm Busch)

    Tierartenliste 2024 gesamt: 269, neu: 21, Vögel: 78, Nachtfalter: 50, Disteltiere: 17

    Einmal editiert, zuletzt von Kasimir (17. August 2019 um 10:15)

  • Danke Ralf und Wiltrud für eure Kommentare.
    Gestern habe ich nun auch noch Catocala coniuncta gefunden, also war meine Bestimmung von C. dilecta richtig. Hier zum Vergleich.

    Liebe Grüße
    Susanne

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  • Ich war erstaunt, das es so viele ähnliche Vertreter der Gattung Catocala in Europa gibt.

    Ja, nicht wahr, Burkhard, dabei war ich schon stolz von alleine auf Catocala gekommen zu sein. Und dann klicke ich mich durchs Lepiforum... ein Dutzend gelbe und 17 rote ?(

    Liebe Grüße
    Susanne

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  • Liebe Susanne,
    ein sehr feiner Faden, diese unsichtbaren Schmetterlinge. Es scheint in den Genen der Falter zu liegen, sich genau dort hinzusetzen, wo sie bestens getarnt sind. Du zeigst da wunderbare Freilandaufnahmen, ich könnte zahlreiche Siedlungsaufnahmen mit Falter auf Mauerfuge beisteuern; nur sind die nicht mal ein Zehntel so schön wie Freilandfunde. Ganz toll finde ich auch die beiden Ordensbänder.
    Breitflügelige Bandeule Noctua comes sehe ich auch.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Hallo Susanne,

    deine schöne Sammlung von Falterbildern zeigt sehr anschaulich,wie hervorragend getarnt diese Tiere oftmal sind.
    Gratulation zur Entdeckung der Ordensbänder am Tag,da braucht es schon ein geübtes Auge und auch etwas Glück,diese Tarnungskünstler zu sehen. :thumbup:
    Catocala dilecta hat schon eine recht große Ähnlichkeit mit Catocala sponsa,dem Großen Eichenkarmin,welches ich kürzlich fotografierte.


    Die Ordensbänder kommen eigentlich recht gern an den Köder,warum das bei dir nicht geklappt hat,bleibt mir ein Rätsel.Wenn du sie sogar tagsüber findest? :91:

    Hier noch ein Beispiel dafür,wie sich manchmal Falter ganz gezielt einen zu ihrer Färbung passenden Landeplatz suchen.Wenn ich das Federgeistchen nicht beim Anfliegen der Felswand beobachtet hätte,niemals wäre es mir aufgefallen. :D


    Ausschnitt

    Viele Grüße
    Uwe

    "Leben ist nicht genug" sagte der Schmetterling."Sonnenschein,Freiheit und eine kleine Blume gehören auch dazu." (Hans Christian Andersen)






  • Liebe Sabine, das Lob aus deinem Munde, der Meisterin der perfekten Schmetterlingsfotos, geht mir doch runter wie Öl (Olivenöl virgen extra) :blush: . Ich hättte ja zugern ein Foto von den Ordensbändern mit rot - aber dann hätte ich sie ja auch in diese Sammlung nicht einstellen können. Wahrscheinlich ist das genauso wie bei der Blauflügeligen Ödlandschrecke - man sieht im Vorbeifliegen die Farbe und findet das Tier erst recht nicht mehr, wenn es sitzt. Es freut mich, dass du Noctua comes bestätigst.

    Lieber Uwe, dein Foto von Catocala sponsa ist ja der Traum! So hätte ich meine Ordensbänder auch gerne gesehen. Und das Federgeistchen - wie gut, dass du die Ausschittsvergrößerung eingestellt hast! Das ist wirklich unsichtbar!
    Ich sehe hier ziemlich viel Fallobst rumliegen, das auch keine Beachtung findet, deshalb ist der Köder wohl auch nicht interessant gewesen. (Dabei hätte ich ja so gerne Charaxes jasius gefunden! Der soll an Fallobst, Köder und sonstige Hinterlassenschaften gehen. Einmal habe ich einen hoch oben im Baum fotografieren können, aber alles andere als optimal.)

    Liebe Grüße
    Susanne

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  • Liebe Susanne,
    "die Meisterin der perfekten Schmetterlingsfotos", das ist reichlich zuviel des Lobes. Ich wünschte, ich könnte so schöne Freilandaufnahmen wie Uwe (Moosfreund) machen, aber nächtens mit Doppelzangenblitz unterwegs im Wald, grrrr, da fürchte ich mich.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Hier ist noch ein Kandidat für die Unsichtbar-Galerie. Dysgonia algira oder Dysgonia torrida kann man scheinbar nicht trennen. ?(

    Liebe Grüße
    Susanne

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  • Liebe Susanne,
    richtig, in Spanien kommen beide Arten vor, sagt die Fauna Europaea. Da kann dann nur noch ein Lokalfaunist helfen oder eine Genitaluntersuchung.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Die Lokalfaunisten haben geholfen :23: es ist Dysgonia algira. Da soll das obere braune Feld (keine Ahnung wie man das nennt) eher eckig sein, bei torrida gerundet.
    :71:#Neu4me

    Liebe Grüße
    Susanne

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  • Liebe Susanne,
    da freue ich mich für dich und mit dir! Wenn man im Lepiforum die Vergleichsansicht wählt und Dysgonia algira direkt mit Dysgonia torrida vergleicht, dann ist tatsächlich deutlich erkennbar, dass das Wurzelfeld bei D. algira eckig und bei D. torrida gerundet ist. Warum wissen die das beim Lepiforum nicht?

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Wurzelfeld, danke Sabine. Da wäre ich im Leben nicht drauf gekommen, dass am Kopf die Wurzel ist. :79:

    Liebe Grüße
    Susanne

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  • ok, macht Sinn. :blush:

    Liebe Grüße
    Susanne

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  • Hier noch ein Beispiel dafür,wie sich manchmal Falter ganz gezielt einen zu ihrer Färbung passenden Landeplatz suchen.Wenn ich das Federgeistchen nicht beim Anfliegen der Felswand beobachtet hätte,niemals wäre es mir aufgefallen.


    Ganz Klasse,Uwe !

    Zitat von Moosfreund

    Catocala dilecta hat schon eine recht große Ähnlichkeit mit Catocala sponsa,dem Großen Eichenkarmin,welches ich kürzlich fotografierte.

    Der kommt bei mir nicht vor ,so wenig wie Aglia tau ! :D

    Jeder weiss was ,zusammen wissen wir viel und insgesamt wissen wir viel zu wenig !

  • ich hab so manche Falter auch erst gesehen, wenn sie weggeflogen sind, und dann natürlich kein Foto...

    Dann muss man sich versuchen zu merken, wo sie sich wieder hinsetzen und anschleichen. Oft genug sieht man sie nicht und denkt "habe ich mir die Stelle doch nicht gut gemerkt oder ist er weggeflogen, als ich gerade nicht hingeschaut habe".... macht noch einen weiteren Schritt ... und da fliegt er auf! :16:

    Liebe Grüße
    Susanne

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