Wenn es Nacht wird im Garten ...

  • Lieber Werner, was, "nix gscheits"? Da täuschst du dich aber. Da gibt´s Albwanderer!

    Liebe Rosmarie

    Nach dem Genuss eines guten Bordeaux ,befinde ich mich zwar schon in der Horizontalen ,ich steh
    aber nochmal auf und lege eine Kravatte an.

    Jeder weiss was ,zusammen wissen wir viel und insgesamt wissen wir viel zu wenig !

  • So, mal kurz (und speziell für @Albwanderer) die von mir vermuteten Ursachen, weshalb ich (wider erwarten) so viele Nachtfalter am Köder beobachten konnte.

    Die Landschaft, in der wir wohnen, ist ein von einem kleinen Flüsschen durquertes Becken. Der Großteil davon wird landwirtschaftlich intensiv genutzt und ist mehr oder weniger ausgeräumt. In großen Teilen sieht es bei mir so aus:


    Wir wohnen allerdings am Rande des Beckens, in Sichtweite des Flüsschens und direkt an einem alten, fast verfallenen Industriegebiet. Dieseses wurde Jahrzehnte nicht oder nur wenig genutzt, so dass sich hinter den Hallen auf sumpfigen Untergrund ein feuchtes Weiden-/ Erlen-Gebüsch ansiedeln konnte:


    Angrenzend dieser Fläche in Richtung meines Hauses befinden sich alte aufgelassene Gärten, welche sich auch am feuchten Grund der Senke befinden:

    Der Hang hinauf zu uns (dazwischen liegen noch die "sauberen" Gärten unserer Nachbarn) ist mit lichtem Laubwald bewachsen und im südlichen Teil beliebter Spielplatz unserer Kinder. Alles zusammen bildet ein vielfältiges Vegetationsmuster. Die feuchten Bereiche sind Quartier für viele Amphibien. Aus diesem Grunde haben wir im Frühlung auch so viele Molche im Gartenteich (Berg-, Faden-, Teichmolch). Im Sommer steigen aus aus dem Industriegebiet viele Fledermäuse auf. Zudem brüten etliche Vögel in den alten Baumbeständen und im Gebüsch.

    Allerdings liefen immer wieder Bestrebungen, diesen "Schandfleck" wieder in Nutzung zu bringen. Hier wollte sich ein Unternehmen ansiedeln, welches im Bereich der Gärten hinter den Hallen Schrottautos abstellte. Hierfür wurde der sumpfige Boden abgeschoben und mit Schutt/Kies/Schotter aufgefüllt:


    Bachbegleitend sieht es so aus, leider vielfach trockengelegt:


    Hinter unserem Haus geht es hoch zur Autobahn A7, welche einen Muschelkalkrücken durchschneidet. Hier existieren neben Kalkbuchenwald ein paar Mittelwald- und Magerrasen-Reste:

    Es gibt also noch einige Strukturen in meiner Umgebung, welche vielleicht die von mir beobachtete Vielfalt am Weinköder erklären könnten.

    Viele Grüße
    Burkhard

    3 Mal editiert, zuletzt von burki (17. August 2019 um 12:48)

  • Hallo Burkhard ,

    Ja da wundert mich nichts mehr ,aufgelassene Gärten und Industriegebiete und dazu noch feucht .Aufgelassen ist oft besser als noch gar nicht vom Menschen beeinfluß (siehe Steinbrüche) .
    Danke für die Erklärung des vielseitigen Falterbesuchs bei euch !

    Bei uns - Bergsiedlung 665 m umgeben von Rotbuchen-Wirtschaftswald .
    Es kamen bislang Gammaeule und Taubenschwanz aber immer nur an den Fliederspeer und die wurden eifrig gejagt von Fledermäusen.

    Jeder weiss was ,zusammen wissen wir viel und insgesamt wissen wir viel zu wenig !

  • Ja da wundert mich nichts mehr ,aufgelassene Gärten und Industriegebiete und dazu noch feucht .Aufgelassen ist oft besser als noch gar nicht vom Menschen beeinfluß (siehe Steinbrüche) .
    Danke für die Erklärung des vielseitigen Falterbesuchs bei euch !

    Hallo Werner!

    Wir wollen ein "sauberer" Ort sein.
    Bisher sind (soweit ich gehört habe) einige Eigentumsrechte im verfallenen Teil der Industriebrache nicht geklärt. Wenn geklärt, dann könnte sich einiges ändern und ich hätte zumindest von da unten nichts mehr am Weinköder.

    Ich habe bereits vor einigen Jahren unseren Landkreis auf die Bedeutung als Biotop hingewiesen (Mit z.T. auch obigen Bildern).

    Viele Grüße
    Burkhard

  • Ein paar Bilder vom 22.7./23.7.19, als ich vor dem Haus an der Bundesstraße unsere Esche eingepinselt hatte. Wie bei Werner war dieser Standort absolut unerergiebig, so dass ich damit dann aufhörte.

    Allerdings bemerkte ich diesen seltsamen Käfere (Handybild). Er war ausgesprochen schnell und zudem aggressiv, so dass ich ihn einfing und mit der "guten" Kamera näher fotografierte. Ich halte das Tier für den Schwarzen Moderkäfer (Ocypus olens), in deren Gattung es aber wohl mehrere ähnliche Vertreter geben soll:

    Edit: Es handelt sich hierbei nicht um den Schwarzen Moderkäfer (Ocypus olens), sondern um Velleius dilatatus, den Hornissenkäfer. Siehe Beiträge 47-49 in diesem Thread. Danke an @Klaas Reißmann für die Bestimmung!


    Viele Grüße
    Burkhard

    Einmal editiert, zuletzt von burki (19. August 2019 um 07:20) aus folgendem Grund: Art korrigiert

  • Schau Dir mal die ganze Form des Halsschildes an und vergleich' das mit Ocypus und ganz besonders mit Ocypus olens. Das passt nicht. Und weißt du warum? Weil es der deutlich geilere Velleius dilatatus ist, eine Art, die sich laut Literatur im Abfall von Hornissennestern entwickelt oder zumindest dort Beute macht. Die waren früher mal sehr viel seltener, sind aber nach wie vor ein tolles Highlight, das man nicht immer vor die Linse kriegt.

    Viele Grüße
    Klaas

  • Schau Dir mal die ganze Form des Halsschildes an und vergleich' das mit Ocypus und ganz besonders mit Ocypus olens

    Hallo Klaas,
    danke für die Korrektur.

    Ich habe die Halsschilde von Ocypus olens und Velleius dilatatus (dem "Hornissenkäfer") nochmal mit meinen Bildern verglichen. Hiermal stark aufgehellt:

    Soweit ich das als Laie beurteilen kann, hat Velleius dilatatus ein am Rand wie ein "Feuerwehrhelm" gekrümmtes Halsschild, was Ocypus olens nicht besitzt.

    Viele Grüße
    Burkhard

    Einmal editiert, zuletzt von burki (18. August 2019 um 20:54)

  • Oder, wie es die Literatur beschreibt: halbkreisförmig gerundeter Halsschild mit breit verflachten Seiten. Der Vergleich mit einem Feuerwehrhelm aus dem 19. Jahrhundert passt wie die Faust auf's Auge. ;)

    Was noch sehr auffallend ist sind die, ab dem vierten Fühlerglied nach innen sägezahnartig verbreiterten Fühler. Das gibt es bei keiner weiteren Art der Familie in Mitteleuropa. Dieses Merkmal ist absolut einzigartig für Staphyliniden bei uns. ;)

    Viele Grüße
    Klaas

  • Hornissen sind bekanntermaßen auch nachtaktiv. Da kann eine Stirnlampe schon mal für Unannehmlichkeiten sorgen. Da sie gute Flieger sind, können sie auch von weiter her kommen. Das Nest kann aber auch in der Nähe sein. Da sie in Baumhöhlungen nisten, iste s aber oftmals schwer, diese zu finden. Meist werden sie eher durch Zufall entdeckt.

    Viele Grüße
    Klaas

  • Hornissen sind bekanntermaßen auch nachtaktiv. Da kann eine Stirnlampe schon mal für Unannehmlichkeiten sorgen.

    Habe ich gemerkt, aber nicht allzu aggressiv!

    Das Nest kann aber auch in der Nähe sein. Da sie in Baumhöhlungen nisten

    Da der Käfer in der Nähe war und wir regelmäßig Hornissen im Garten haben, gehe ich von einem nicht weit entfernten Nest aus. Eventuell oberhalb in der Esche.

    Grüße
    Burkhard

  • Es kommen noch weitere Falter.
    Ich gehe mittlerweile davon aus, dass das Meiste aus den alten Gärten und der Industriebrache nebenan stammt.

    Idaea aversata, der Breitgebänderte Staudenspanner:


    Mesoligia furuncula, das Trockenrasen-Halmeulchen, laut Lobenstein (2003) bei uns häufig auf Abrissgrundstücken, Gewerbebrachen, Böschungen, Gleisanlagen etc. zu finden:


    Xestia c-nigrum, das Schwarze "C":


    Noctua janthina, die Janthina-Bandeule oder Noctua janthe, die Janthe-Bandeule. Beide laut Lepiforum nur schwer voneinander zu trennen:


    Viele Grüße
    Burkhard

  • Hallo Burkhard,

    ein sehr schöner Beitrag zum Thema Nachtfalter. :alright:
    Es ist für mich,da ich die Köderei schon einige Jahre betreibe,sehr interessant zu sehen,welche Arten bei dir erscheinen.
    Die meisten kenne ich,aber nicht alle.So z.B.die Janthina/Janthe-Bandeule.
    Du zeigst auch die Meldeneule.Diese ist in meinem Umfeld recht häufig zu finden,dieses Jahr aber ein Totalausfall,wie auch einige andere Arten.
    Nicht eine einzige!
    Meine Ködermischung besteht lediglich aus Multivitaminsaft,Zucker und etwas Essig.
    Ein Tipp:
    Ich habe festgestellt,daß manche Falterarten nicht so gerne an den Köder kommen,wenn man den an Bäumen anbringt,warum auch immer.Deshalb nutze ich auch Sträucher und andere Pflanzen,den Köder sprühe ich auf,die Pinselei ist mir zu umständlich.
    Beispielbild:


    Die Köderei kannst du,soweit es das Wetter erlaubt,das ganze Jahr über durchführen.
    Du wirst staunen,was alles noch im Spätherbst und auch an milden Wintertagen fliegt.Oft habe ich zu dieser Jahreszeit mehr Falter (leider nicht mehr Arten) als über den ganzen Sommer gesehen.

    Also weiterhin viel Erfolg,auch bei der nicht immer ganz einfachen Bestimmung.

    Viele Grüße
    Uwe

    "Leben ist nicht genug" sagte der Schmetterling."Sonnenschein,Freiheit und eine kleine Blume gehören auch dazu." (Hans Christian Andersen)






  • Hallo Uwe,

    Ich habe festgestellt,daß manche Falterarten nicht so gerne an den Köder kommen,wenn man den an Bäumen anbringt,warum auch immer.Deshalb nutze ich auch Sträucher und andere Pflanzen

    probier ich mal aus.

    Das ist ja auch eine schöne Faltersammlung auf Deinem Foto! :)

    Ich hätte bei weitem, nicht gedacht, dermaßen viele Falter-Arten in meiner Umgebung vorzufinden. Es waren noch einige mehr am Köder. Packe ich die ungewollten "Lichtfänge" an Außenbeleuchtung und Haus-Inneren dazu, kommt ganz schön was zusammen.

    Die Bestimmung mancher der Arten fällt schwer, aber dafür gibt es ja erfahrenere Fachleute hier im Forum. :)

    Da ich ja bei besonderen Biotopen immer auf die Naturschutzbehörden zugegangen bin, fällt es mir z.Zt. bei Industriebrache und alten Gärten (siehe oben) schwer, im Falle der Nachtfalter eine Argumentation zu finden. Wären das alles Tagfalter, und dazu noch seltene, wäre die Aufmerksamkeit wesentlich größer.

    Viele Grüße
    Burkhard

  • Lieber Burkhard,
    wenn du noch Falter IM Haus finden kannst, hast du meinen Neid, hier kommt schon seit ein paar Jahren nichts mehr ins Haus. Als ich vor 11 oder 12 Jahren mit der "Falterei" angefangen habe, sah das noch ganz anders aus.
    Leider hast du nur allzu recht mit der Aussage, dass sich die Behörden sehr viel mehr für die Tagfalter als für Nachtfalter interessieren.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • wenn du noch Falter IM Haus finden kannst, hast du meinen Neid, hier kommt schon seit ein paar Jahren nichts mehr ins Haus.

    Liebe Sabine,
    früher waren es auch hier mehr Nachtfalter im Haus. Aber es kommen noch welche. Damals habe ich die meisten rausgetragen, ohne sie versuchen zu bestimmen (außer die ganz auffälligen). Es waren einfach nur "Motten". Das hat sich DEUTLICH geändert!

    Nachdem ich meine Umgebung ein wenig analysiert habe, denke ich, es gibt bei mir noch sehr viele Kleinstrukturen auf engem Raum, die vielen Nachtfaltern gute Möglichkeiten bieten. (Tagfalter habe ich hier dieses Jahr so gut wie gar nicht gesehen).
    Aber auch das ist absolut gefährdet. Der Ordnungssinn kennt keine Grenzen!

    Leider hast du nur allzu recht mit der Aussage, dass sich die Behörden sehr viel mehr für die Tagfalter als für Nachtfalter interessieren.

    Obwohl Nachtfalter unter den Lepidopteren bei weitem in der Überzahl sind und m.E. wichtige Indikatoren darstellen.

    Viele Grüße
    Burkhard

  • So, hier noch ein kleiner Clip von eben (23.08.19 um 22:45 Uhr).

    Eines der Roten Ordensbänder (Catocala nupta), seit Wochen ständig am Weinköder, ließ sich kurz filmen.

    Die Taschenlampe war auf sehr dunkel gestellt, trotzdem war es ihm oder ihr doch unangenehm. Deshalb nur der sehr kurze Film.
    Aber kurz darauf war alles wieder in Ordnung und es konnte weiter "getankt" werden.

    YTube: Rotes Ordensband (Catocala nupta) am Weinköder

    Viele Grüße
    Burkhard

    Einmal editiert, zuletzt von burki (24. August 2019 um 00:10)

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