Unbekannte Wiesenpflanze - bestimmt: Orobanche minor

  • Hallo!

    Heute Abend war ich mal wieder im Gütenbachtal, im äußersten Südwesten Wiens, unterwegs und hab auf einer Wildblumenwiese einige dieser Pflanzen entdeckt. Von weitem dachte ich, das wäre irgendwas Verwelktes, wegen des gelben Stängels. Dann sah ich aber, dass die doch noch ganz frisch aussehen :D Ich hab nur leider überhaupt keine Idee, was das sein könnte - kann mir da jemand helfen? Die Pflanze war ca. 25-30 cm hoch und ich hab hie und da in der Wiese noch einigermaßen gleich große Exemplare davon gesehen, aber nicht wirklich viele...

    Pflanze


    Danke schon mal und liebe Grüße!
    Stephanie

  • Hallo Salma ,

    Es ist ein Vertreter der Sommerwurzen (Orobanche) .
    So sicher wie der Zipfelfalter neulich! :D

    Silke ,mach nicht immer so schnell ! :D

    Jeder weiss was ,zusammen wissen wir viel und insgesamt wissen wir viel zu wenig !

  • Hallo Stephanie,

    das ist eine Sommerwurz (Orobanche), ein Vollschmaratzer, der an den Wurzeln anderer Pflanzen saugt und sowohl das Wasser und die Nährsalze als auch die durch die Photosynthese erzeugten Kohlehydrate und andere Verbindungen vereinnahmt. Sie sieht so bleich aus, weil sie kein Blattgrün benötigt.
    Diese Pflanzen sind bei uns sehr selten geworden.
    Orobanche-Arten sind schwer zu bestimmen, aber anhand der Wirtspflanzen einzugrenzen. Aufgrund des Umfeldes auf dem Foto und einiger Merkmale der Pflanze würde ich zur Kleinen Sommerwurz (Orobanche minor), dem "Kleewürger" tendieren
    Das ist aber nur eine Vermutung!

    Edit.: Während ich geschrieben habe, hast Du ja schon ein Ergebnis bekommen! :)

    Viele Grüße
    Burkhard

  • Hallo und vielen Dank euch allen für die raschen und informativen Antworten!


    Ich hab jetzt mal Tante Wiki befragt und da steht, dass Orobanche minor in vielen mitteleuropäischen Ländern "bestandsgefährdet" ist - bin jetzt aber nicht sicher, ob das prinzipiell gut oder schlecht ist, da es sich ja um einen Schmarotzer handelt?

    Auf einer Schweizer Seite zum Thema "Pflanzenkrankheiten" steht weiters, dass der "Kleewürger", wie Orobanche minor landläufig genannt wird, massive Schäden an Kleefeldern anrichten kann - insofern wäre es vermutlich kein großer Verlust, wenn der Bestand tatsächlich rückläufig wäre, oder?

  • bin jetzt aber nicht sicher, ob das prinzipiell gut oder schlecht ist, da es sich ja um einen Schmarotzer handelt?


    Für den Bauern früher war es gut, diese Pflanzen zurückzudrängen, da sie den Ertrag schmälerten (Es blieben immer genug übrig!).

    Heute ist die Situatuion katastrophal, da durch die intensive Agrarindustrie unendlich viele Pflanzen und Tiere (auch die Orobanchen) am Aussterben sind.

    Viele Grüße
    Burkhard

  • Danke für die Antwort, Burkhard!

    Ich bin aber noch immer nicht wirklich schlau geworden... auf dieser Schweizer Seite steht weiters, dass eine Pflanze von Orobanche minor tausende Samen bildet, die viele Jahre keimfähig bleiben. Müssten dann nicht riesige Flächen davon überschwemmt werden? Auf "meiner" Wiese heute hab ich wie gesagt nur sehr vereinzelte Exemplare gesehen. Oder war das womöglich nur der Anfang? Die Frage ist natürlich - wer war zuerst da? Der Klee oder der Kleewürger? (Ok, so dämlich gefragt vermutlich der Klee hahaha... sonst hätte der Kleewürger ja nix zum Schmarotzen :D )

    Aber ist es für den Klee bestandsbedrohend, wenn sich dort jetzt Orobanche minor breit macht? Verändert das dann die gesamte Fauna dort? Wenn du meinst, es blieb immer genug übrig... ist das agrartechnisch betrachtet? Oder gilt das auch für Wildpflanzen?


    Sorry, falls meine Fragen blöd rüberkommen, aber das beschäftigt mich tatsächlich

  • Ich bin aber noch immer nicht wirklich schlau geworden...


    Hallo Stephanie,
    Du stellst ja Fragen! :S

    Ich habe noch einige Bestimmungsbücher (Floren mit Standortangaben) aus dem 19. Jahrhundert für meine Region. Bereits dort wurden die Orobanche-Arten als selten beschrieben. Daher gehe ich davon aus, dass auch damals der Schaden durch diese Schmarotzer überschaubar war.
    Viele der in der damaligen Literatur beschriebenen Fundorte existieren heute nicht mehr, dh. in der Regel wird heute dort intensive Land- oder Forstwirtschaft betrieben bzw. sie mussten anderen Nutzungen weichen.
    Da die damalige Landwirtschaft wesentlich extensiver war als heute, kann man davon ausgehen, dass genug Wirtspflanzen vorhanden waren. Trotzdem waren die Orobanche-Arten selten. Damit eine Pflanzenart gedeihen kann, müssen auch andere Faktoren wie Klima, Boden, Wasserversorgung usw. passen. Im mediterranen Raum z.b. trifft man alle paar Meter auf eine Sommerwurz, nach Norden hin wird das immer spärlicher.
    Die heutige Landwirtschaft hat viele ehemals bunte Wiesen in stark gedüngte, mehrmals im Jahr gemähte monotone Graskulturen mit nur wenigen angepassten Kräutern verwandelt. Da kannst Du als Orobanche noch so viele langlebige Samen in die Gegend streuen, das wird nichts werden. :eek:
    Anders sieht es laut Wikipedia wohl in ärmeren Regionen der Welt aus, wo einige Orobanche-Arten tatsächlich wirtschaftlichen Schaden anrichten.

    So, mehr kann ich leider dazu auch nicht sagen!

    Viele Grüße
    Burkhard

    2 Mal editiert, zuletzt von burki (6. Juni 2019 um 13:05)

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