Ist das auch ein Falter? => Nein, die Köcherfliege Tinodes waeneri

  • Hallo liebe Naturfreunde,

    dieses kleine Insekt (etwa 9 mm lang) habe ich am 24.05.2019 nachts an der Fensterscheibe in der Rheinebene zwischen Heidelberg und Darmstadt aufgenommen. Im Sitzen ist das Tierchen höher als breit. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob der Winzling zu den Schmetterlingen zählt.

    Liebe Grüße
    Peter

    Liebe Grüße

    Peter

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    Aus meiner Lebensliste: Tiere aus meinem Garten:

    145 Falter (Album), 86Käfer (Album), 50 Wanzen (Album)

  • Hallo Peter,

    nein ein Falter ist das leider nicht - aber eine Schlammfliege (Sialidae).
    In deinem Fall sehr wahrscheinlich Gemeine Wasserflorfliege (Sialis lutaria).

    Liebe Grüße
    Frank

    Die meisten Menschen wissen gar nicht,
    wie schön die Welt ist,
    und wie viel Pracht in den kleinsten Dingen,
    in irgend einer Pflanze, einem Stein, einer Baumrinde oder Birkenblatt sich offenbart.

    Rainer Maria Rilke (1875-1926)

  • Ich widerspreche ungerne, weil ein Widerspruch, oder eine Korrektur, frustrierend sein kann. Und frustrieren möchte ich nicht. Auf den Bildern sind aber leider ausnahmslos Köcherfliegen (Trichoptera) zu sehen und damit eine Aufgabe für Jürgen, den alten Gaul. ;)

    Mach' Dir mal die Mühe und vergleiche nur die Fühlerlänge der Tiere auf den Bildern hier mit denen der Sialis. Du wirst sofort merken, dass das nicht passen kann. Darüber hinaus wird Dich der Vergleich der Flügelform, so wie die starke Transparenz der Flügel bei Sialis bestimmt auch überzeugen, dass hier nicht eine Sialis abgebildet ist.

    Davon unabhängig ist es nicht möglich die drei heimischen Arten der Gattung Sialis am Foto zu bestimmen, ohne entsprechende Detailaufnahmen. Soll heißen, wenn das hier tatsächlich Schlammfliegen wären, ginge es nur bis Sialis spec. und dann wäre Schicht im Schacht.

    Aber..., ich möchte positiv anmerken, dass Du erkannt hast, dass es keine Falter sind. Das bringt lange nicht jeder zustande. So ziemlich jeder fällt auf diese Tiere bei der (oder den) ersten Begegnung(en) rein und wähnt einen Falter vor sich. Wie Du schon an den Unsicherheiten von Peter erkennen kannst, die nicht von ungefähr kommen. Ich möchte also Deine Leistung in keiner Form schmälern, sondern, im Gegenteil, meinen Hut ziehen, dass Du erkannt hast, dass es keine Falter sind und Dich durchaus mit Deiner Annahme der Gattung Sialis nicht weit von der Wirklichkeit entfernt befindest.

    Viele Grüße
    Klaas

  • Moin Klaas,

    ist doch OK. - für solche speziellen Sachen reichts bei mir eh nicht. :D
    Bin aber immer gerne aufnahmebereit für neuen Input. :thumbup:

    Hab es ja eh mehr mit der Falterei...

    Liebe Grüße
    Frank

    Die meisten Menschen wissen gar nicht,
    wie schön die Welt ist,
    und wie viel Pracht in den kleinsten Dingen,
    in irgend einer Pflanze, einem Stein, einer Baumrinde oder Birkenblatt sich offenbart.

    Rainer Maria Rilke (1875-1926)

  • Ich widerspreche ungerne, weil ein Widerspruch, oder eine Korrektur, frustrierend sein kann. Und frustrieren möchte ich nicht. Auf den Bildern sind aber leider ausnahmslos Köcherfliegen (Trichoptera) zu sehen und damit eine Aufgabe für Jürgen, den alten Gaul.

    :D Deinen Widerspruch nehmen wir doch immer gerne an ! Ja ,wir warten sogar drauf ! :D
    Also mir bricht da keine Perle ,aus der eh nicht vorhandenen Krone.

    Jeder weiss was ,zusammen wissen wir viel und insgesamt wissen wir viel zu wenig !

  • Ja, hier ist das alte Schlachtross ^^ ,

    natürlich handelt es sich bei diesem Tierchen um eine Köcherfliege. Möglicherweise hat Frank die für eine Köcherfliege relativ starke Flügeläderung zu der irrigen Annahme geleitet, es handle sich um eine Schlammfliege. Der Unterschied wird aber eigentlich schon an der Kopfform deutlich. Das verlängerte Endglied des Maxillartasters führt zur Unterordnung Annulipalpia und weiter zur Familie Psychomyiidae und zur Art Tinodes waeneri.


    Viele Grüße

    Jürgen

  • Hallo Jürgen,

    vielen Dank für die Bestimmung. Ich bin noch nicht lange in diesem Forum und weiß noch nicht so ganz, wo die Stärken und Schwächen liegen. Um so mehr freut es mich, dass es hier mit dir einen Spezialisten für ein Gebiet gibt, das sonst wohl wenig beackert wird.

    Liebe Grüße
    Peter

    Liebe Grüße

    Peter

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    Aus meiner Lebensliste: Tiere aus meinem Garten:

    145 Falter (Album), 86Käfer (Album), 50 Wanzen (Album)

  • Hallo zusammen,

    es kommt immer wieder vor, dass Köcherfliegen irrtümlich für Schmetterlinge gehalten werden oder auch Schlammfliegen für Köcherfliegen ;) . Selbst im Lepiforum, das sich im Allgemeinen durch eine hohe Sachkompetenz der Teilnehmer auszeichnet, werden hin und wieder Bilder von Köcherfliegen mit der Anfrage eingestellt, um welchen Falter es sich denn bei diesem Tier handle. Oft werde ich dann von Usern, die mich kennen, per Mail auf einen solchen Beitrag hingewiesen. Deshalb nachfolgend einige Unterscheidungsmerkmale der beiden Ordnungen.

    Die Lepidoptera und Trichoptera sind eng verwandte Schwesterordnungen und entwicklungsgeschichtlich aus gemeinsamen Vorfahren, den Amphiesmenoptera hervorgegangen. Das Hauptunterscheidungsmerkmal sind die mehr oder weniger stark vorhandenen Haare, die der Ordnung der Köcherfliegen (Trichoptera) - aus dem Altgriechischen τριχός (trichos=Haar) und πτερόν (pteron=Flügel) - den Namen gegeben haben. Im Gegensatz dazu sind die Flügel der Lepidoptera mit Schuppen bedeckt. Natürlich gibt es bei den Köcherfliegen auch einige Arten mit atypischem Aussehen, so z.B. Oligotricha striata (ὀλίγος olígos=wenig), eine Art fast ohne Haare oder die vom Namen her bereits vielsagende Art Monocentra lepidoptera, eine endemische Art der Limnephilidae aus Nordwestitalien, bei der die Vorderflügel der Männchen mit Schuppen bedeckt sind. Generell gilt aber bei der überwiegenden Anzahl der Arten das vorher Gesagte.

    Weitere Merkmale der Trichoptera sind der fehlende Saugrüssel, die in der Regel deutlich erkennbaren, meist fünfgliedrigen Maxillartaster und die darunter liegenden dreigliedrigen Labialtaster. Die Zeichnung der Flügel ist artabhängig ebenfalls sehr variabel. Zwar gibt es auffällig gezeichnete Arten, jedoch sind die Flügel der Mehrzahl der heimischen Arten unauffällig einheitlich dunkelbraun, schwarzbraun und schwarz gefärbt.

    Viele Grüße
    Jürgen

    2 Mal editiert, zuletzt von Jürgen Gaul † (31. Mai 2019 um 19:28) aus folgendem Grund: "Verschluckte" Leerzeichen

  • Ich sag mal so: ich würde immer auf die Fühler hinweisen wollen, denn die Fühler der Falter bestehen lange nicht aus so vielen Gliedern, wie die der Trichoptera. Sie sind, auch bei den Nachtfaltern, niemals so ausgeprägt schnurförmig, wie bei den Trichoptera.

    Aber das ist nur meine sehr bescheidene Meinung, mit Kenntnissen, die an der Oberfläche treiben und an keiner Stelle auch nur einen Deut tiefer gehen.

    Viele Grüße
    Klaas

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