Osmia cornuta - Gehörnte Mauerbiene? <= bestätigt

  • Hallo

    Ich habe dieses prachtvolle Exemplar vor die Linse bekommen:

    Größe: ca. 15mm
    Liege ich mit Osmia cornuta richtig?

    Fundort: NRW, Grevenbroich, im Garten gibt es Haselnuss, Forsythie, Johannisstrauch, Hibiskus, Sternmagnolie, Gewürzstrauch (Calycanthus floridus), Fächerahorn, Goldulme, Zierapfel und Zierkirsche

    Viele Grüße
    Ralf

    Einmal editiert, zuletzt von M.McFly (9. Mai 2019 um 08:33)

  • Hallo Ralf und Andreas,

    leider bin ich insektenmäßig völlig unbeleckt. Aber gestern habe ich im Fernsehen eine Apfelplantagen-Bäurin gesehen, die Gehörnte Mauerbienen gezielt zur Bestäubung ihrer Bäume eingesetzt hat. Die Behausungen dieser Bienenart hingen in den Bäumen. Man konnte nur teilweise offene Röhren, aber auch verdeckelte erkennen.
    Diese Apfel-Bäurin war voll des Lobs über diese gezielt eingesetzten Gehörnten Mauerbienen. Sie hätten eine größere Bestäubungsleistung als die Honigbiene (da sie den Pollen nicht sammelt oder verfüttert). Hinzu käme, dass der Flugradius dieser Bienen wesentlich kleiner sei als der der Honigbiene. Vorteil, die Vielzahl der Blüten würde gründlicher bestäubt.
    Im kommenden Jahr will diese Bäurin wieder auf diese Bienen zurückgreifen.

    Meint ihr, dass es sich um dieselbe Gehörnte Mauerbiene handelt, die du, Ralf, fotografiert hast?

    Herzliche Grüße Rosmarie

    "Sollte man nicht überhaupt begeistert sein über die Welt, in der man lebt?" (Ausspruch von Kasimir hier im Naturforum)

  • Hallo Rosmarie,
    Osmia bicornis und Osmia cornuta (also die Rostrote und die Gehörnte Mauerbiene) werden seit einigen Jahren gezielt zur Bestäubung von Obstbäumen eingesetzt. Dazu werden die beiden Arten, wie auch manche Hummelarten, gezielt gezüchtet und verkauft oder teils auch nur vermietet. Die Züchtung von geschützten Tieren finde ich sehr grenzwertig. Von den durch die Zuchten verbreiteten Krankheiten geht zudem eine große Gefahr für die "wild" vorkommenden Arten aus.

    Mauerbienen, oder auch die anderen Wildbienen, sind deshalb die besseren Bestäuber, weil sie grundsätzlich immer Pollen sammeln, bei jedem Blütenbesuch. Sie wälzen sich geradezu im Pollen. Zudem sammeln Wildbienen den Pollen trocken. Verkleben ihn also nicht mit Nektar, was ebenfalls zur Bestäubung beiträgt. Honigbienen sammeln je nach Aufgabe im Stock nur Pollen oder nur Nektar. Die mit dem "Auftrag" Nektar sammeln vermeiden tunlichst jeden Kontakt mit den Staubgefäßen - es wird also nichts bestäubt.

    Pollen sammeln alle Bienen (also auch Mauerbienen) für die Verproviantierung ihrer Larven. Es wird also bei allen Bienen der Pollen verfüttert. Du da entweder etwas falsch verstanden oder die Bäuerin hat Blödsinn erzählt.

    Grüße
    Andreas

  • Lieber Andreas,

    sehr, sehr herzlichen Dank für deine verständlichen und gut nachvollziehbaren Ausführungen!

    Mich hatten diese Fernsehinformationen verblüfft. Von gezielt eingesetzten Hummeln habe ich zwar schon oft gehört (auch in den Erdbeertunneln in Südhessen). Aber von diesen gezüchteten Mauerbienen noch nie.

    Da man jetzt allgemein vom Honigbienensterben hört, hat es mich beruhigt, von solchen Alternativen zu hören.

    Wenn es allerdings so ist, dass die gezüchteten Mauerbienen Krankheiten einschleppen könnten, die ihre wilden Kollegen anstecken und vernichten könnten, dann könnte darin ein großer Pferdefuß stecken.
    Aber besteht diese Gefahr nicht auch bei Honigbienen? Könnten nicht auch sie Wildbienenarten anstecken? Und wie ist es umgekehrt? Eine kranke Wildbiene müsste dann ja auch zur Gefahr der Honigbiene werden können?

    Herzliche Grüße Rosmarie

    "Sollte man nicht überhaupt begeistert sein über die Welt, in der man lebt?" (Ausspruch von Kasimir hier im Naturforum)

  • Hallo Rosmarie,
    auch Honigbienen können Krankheiten verbreiten. Natürlich ist der Weg der Krankheiten von Wildbienen zu Honigbienen auch möglich, allerdings sind die Krankheiten zunächst über Honigbienen und gezüchtete Hummeln und Mauerbienen in die heimische Natur gelangt.

    Das "Honigbienensterben" hat andere Ursachen als das Wildbienensterben (überwiegend Varroamilbe und diverse Krankheiten). Ist also eher von den Imkern selbst produziert. Natürlich kommen da auch noch Umweltfaktoren hinzu ("Gifte", "Blütenarmut").
    Aber ein Aussterben des Nutztieres Honigbiene ist nicht zu befürchten. Die Bestände steigen rasant, global betrachtet gibt es so viele Honigbienen wie noch nie. In Deutschland gibt es in Anbetracht des Blütenmangels sogar viel zu viele Honigbienen. So viele, dass sie die "wilden" Bestäuber in Bedrängnis bringen ("Nahrungskonkurrenz").

    Grüße
    Andreas

  • Lieber Andreas,

    da du Fachmann bist, habe ich keinerlei Zweifel daran, dass deine Begründungen z.B. für das Honigbienensterben, zutreffender sind als das, was ich als Laie mal da und dort im Fernsehen sehe oder auch in einem NABU- oder anderen Journal lese. Viele Berichte sind gefärbt. Je nach Position werden die Gewichte für die angeblichen Ursachen anders dargestellt.

    Ich hatte bisher dazu tendiert, die Ursachen des Insektensterbens weitgehend auf Gifte wie Glyphosat zurückzuführen. Allerdings scheinen die Ursachen weit vielschichtiger zu sein, als ich das gern hätte...

    Danke für deine interessanten Ausführungen!

    Herzliche Grüße Rosmarie

    "Sollte man nicht überhaupt begeistert sein über die Welt, in der man lebt?" (Ausspruch von Kasimir hier im Naturforum)

  • Was ich zumindest aus Erfahrung sagen kann, ist, das Mauerbienen, jede einzelne, 12 Stunden am Tag aktiv sind und Pollen einholen. Die einzelne Honigbiene dagegen ist da wesentlich weniger aktiv. Zumal es dort, wie Andreas geschrieben hat, Arbeiterinnen mit unterschiedlichen Aufgaben gibt. Also nicht die gesamte Anzahl von Arbeiterinnen in einem Honigbienen-Volk holt auch Pollen ein.

    Honigbienen sind nur deshalb beliebter, weil die eben Honig erzeugen, den der Mensch liebt (außer ich), Mauerbienen nicht. Allerdings hat man mittlerweile erkannt, daß Mauerbienen die wesentlich besseren Bestäuber sind und daher werden sie bei Obstbauern immer beliebter. Folglich gibt es auch Menschen, die Mauerbienen züchten, um sie zu verkaufen. Was das vor Folgen hat, wird sich zeigen.

    Liebe Grüße
    Sabine II

    Solange es Menschen gibt die denken, dass Tiere nicht fühlen,
    müssen Tiere fühlen, dass Menschen nicht denken.
    (Noah)

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