Hallo, liebes Naturforum!
In den Osterferien waren meine Familie und ich in Griechenland auf Kreta unterwegs. Unser Hotel hatten wir auf der Südseite der Insel am Ortsrand von Agia Galini gebucht. Agia Galini gilt zwar als „Touristenhochburg“ der Südseite, aber wir haben schon weitaus schlimmeres gesehen: Ganz im Gegenteil, trotz vieler Tavernen und Touristenläden hat sich der Ort seinen griechischen Charme weitestgehend erhalten. Hotelburgen fehlen dort (bis jetzt) völlig; alle Bauten sind einigermaßen im Ortsbild integriert.
Kreta hat landschaftlich einiges zu bieten: Die Spannweite reicht von der Küstenregion bis zum Hochgebirge, von großen Flächen bunten extensiven Kulturlandes und Phrygana bis zum leider immer weiter zunehmenden Intensivanbau (vor allem Oliven). Es gibt wenige Wälder, tiefe Schluchten und einige Flüsse und Bäche. Durch die Höhenzonierung, geologische Vielfalt, dem Einfluß der geographischen Lage zwischen Europa, Nordafrika, Vorder- und Zentralasien hat sich eine beeindruckende, extrem artenreiche Flora entwickelt.
Die großflächige Entwaldung des Mittelmeerraumes in historischer Zeit war ein großer ökologischer Eingriff, andererseits schuf der Mensch durch seine extensive Wirtschaftsweise über Jahrtausende hinweg viele neue Lebensräume.
Die Griechische Flora beherbergt etwa 5000 Pflanzenarten (Deutschland 2700), davon entfallen auf Kreta allein circa 1800 Arten.
Alles haben wir in den zwei Wochen Osterferien natürlich nicht gesehen; der Rest der Familie wollte auch mal was anderes machen, als immer nur in der Natur hinter mir her zu dackeln. Trotzdem hier mal einige Eindrücke.
Gleich hinter dem Hotel, welches am Ortsrand lag, konnte man den „Hausberg“ erklimmen und in die mediterrane Landschaft eintauchen.
Hier lag altes bewirtschaftetes und unbewirtschaftes Kulturland durchdrungen von Phrygana-Resten.
Blick vom Hausberg auf das Mittelmeer:
Von überall auf Kreta zu erblicken: Das oft noch bis in den Juni hinein schneebedeckte Psiloritis-Massiv oder Idagebirge, eines der drei über 2000 Meter hohen Gebirgsmassive Kretas. Der höchste Gipfel des Massivs ist mit 2456 Metern der Berg Psiloritis. Im Vordergrund Ferula communis. ssp. communis, das Gemeines Rutenkraut oder der Riesenfenchel:
Wenn eine Pflanze in dieser Region Kretas die Landschaft dominiert, dann ist es eben dieser Riesenfenchhel:
Der Weg auf den Hügel hinauf war gesäumt von Kronen-Wucherblumen (Glebionis coronaria), von der es zwei Varietäten gibt, welche oft zusammen auftreten: Glebionis coronaria var. coronaria, deren Zungenblüten dunkelgelb sind und Glebionis coronaria var. discolor mit nur am Grund dunkelgelben Blüten. Beide Varietäten sind auf dem Foto zu sehen:
Glebionis coronaria var. discolor mit was drauf zum Bestimmen!
Unvermeintlich begegnet man dem im gesamten Mittelmeerraum verbreiteten Tragopogon porrifolius, der Haferwurzel oder Purpur-Bocksbart, hier in der Unterart Tragopogon porrifolius ssp porrifolius:
Allgegenwärtig sind auch große Teppiche von Ranunculus asiaticus, dem Asiatischen Hahnenfuß. Hier in der weißen Variation. „albus“. Es gibt den Asiatischen Hahnenfuß in mehren Variationen von Weiß über Gelb bis Rot:
Dieser Korbblüter überzog ganze Areale. Er war im alten Kulturland massenhaft verbreitet. Bei der Bestimmung habe ich einen großen Bogen darum gemacht, sonst wäre man vom hundertstel ins tausendstel gekommen. Es könnte ein Vertreter der Gattung Crepis sein. Aber so what!
Man kommt an olivenbestandenen Gärten mit der weithin rot leuchtenden Italienischen Gladiole (Gladiolus italicus) vorbei:
Phrygana-Reste und Kulturland im Wechsel. Es ist wie ein großer, bunter Steingarten. Hier mit Echium angustifolium (Schmalblättriger Natternkopf), Poterium spinosum (Dornige Bibernelle), Ferula communis. ssp. communis (Gemeines Rutenkraut, Riesenfenchel) und anderen Pflanzenarten:
Echium angustifolium (Schmalblättriger Natternkopf):
Auf diesem Bild noch Salvia fruticosa (Dreilappiger Salbei, Griechischer Salbei), Cistus parviflorus, (Kleinblütige Zistrose), Helichrysum stoechas ssp barrelieri (Barreliers Mittelmeer-Strohblume):
Insgesamt wachsen dort zwei Arten von Zistrosen.
Die schon erwähnte Cistus parviflorus, die Kleinblütige Zistrose:
und Cistus creticus ssp creticus, die Gewöhnliche Kretische Zistrose:
Helichrysum stoechas ssp barrelieri (Barreliers Mittelmeer-Strohblume) zusammen mit Stachys cretica ssp cretica (Gewöhnlicher Kretischer Ziest):
Auf der Spitze des Hügels blühte der Griechische Salbei in großer Fülle. Das war ein Anziehungspunkt für einige Schwalbenschwänze, die mit Vorliebe daran nuckelten...
(Weiter damit in Teil 2, man darf ja nur 20 Fotos pro Thread hochladen!)
Viele Grüße
Burkhard