Hornissenbeobachtungen

  • Hallo,

    dieses Jahr gab es hier im Forum schon einige interessante Berichte zum Thema Hornissen.
    Einige meiner Beobachtungen und Bilder habe ich zum folgenden Bericht zusammen gefasst.

    Im September 2017 entdeckte ich bei einer Wanderung ein Hornissennest.Es befand sich im Wurzelbereich einer morschen,aber noch nicht abgestorbenen Fichte am Waldrand.


    Über die doch recht unsichere Anlage des Nestes direkt über dem Erdboden habe ich mich damals schon etwas gewundert.
    Erfreut über diesen Fund habe ich das Treiben an Eingang eine Weile beobachtet,es gab reichlich An-u.Abflug.


    Im Januar 2018 bin ich zufälligerweise wieder dort vorbei gekommen und musste feststellen,daß meine Befürchtungen hinsichtlich der Sicherheit des Nestes sich bewahrheitet hatten.Die Öffnung in der Fichte war vergrößert worden und es lagen überall Wabenstücke um dem Baum herum verstreut.
    Fotografiert habe ich das damals leider nicht,aber ein kleines Bruchstück mit einigen leeren Waben nahm ich mit.Ich hatte irgend etwas winziges weißes auf den Wabenböden gesehen und wollte wissen,um was es sich dabei handelte.
    Zu Hause unter die Lupe genommen und das kam zum Vorschein:
    Kleine gelbliche Kügelchen


    Und Schimmelpilze,zu sehen ist hier eine einzelne,aufgebrochene Wabe.



    Anfang September diesen Jahres führte mich eine Wanderung nochmals an dieser Fichte vorbei.Erstaunt musste ich feststellen,daß dort wieder Hornissen wohnten.Eigentlich benutzen diese doch nie zweimal dasselbe Nest.
    Ein wenig nachgelesen:
    Dasselbe Nest nicht,aber z.B. die Baumhöhle des Vorjahres schon.Zumindest war das hier der Fall.
    Man kann den erweiterten Eingang im Vergleich zu 2017 gut erkennen.



    Die Wächter waren längst auf mich aufmerksam geworden.

    Meine vorsichtige Annäherung steigerte ihr Interesse.



    Ich muß dazu erwähnen,daß es einen An-u.Abflug aus bzw.in zwei Richtungen gab.Die linke Seite war noch frei zugänglich,aber die rechte Seite hatte ich etwas versperrt.Am Nesteingang wurde es schon etwas unruhiger.


    Und nun bekam ich auch das Brummen der sich hinter mir aufstauenden Hornissen mit.Denen gefiel zu Recht meine Anwesenheit auf einer ihrer Anflugpisten gar nicht.Also höchste Zeit,sich langsam zu entfernen.
    Nach kurzer Zeit war dort alles wieder ruhig.Ich schaute noch eine Weile zu und entfernte mich dann mit der Idee,dieses Nest in den nächsten Wochen regelmäßig aufzusuchen.
    Am 25.September war ich dort und musste bedauerlicherweise feststelle,daß das Nest wieder beschädigt wurde.
    Zerfetzte Waben und einige tote Hornissen waren zu sehen.Aber es flogen noch einige Tiere ein und aus.




    In einigen Waben befand sich eine dunkle,fast teerartige Masse. :91:


    Zumindest konnte ich so eine Nahaufnahme ihrer kleinen Kunstwerke machen.


    Ein Foto vom 20.Oktober 2018,immer noch etwas Bewegung am Nest,aber keine Wächter mehr.


    Mein letzter Besuch fand am vergangenen Wochenende statt.Wie zu erwarten traf ich keine Hornissen mehr an.Konnte aber feststellen,daß sich nochmals etwas am Nest zu schaffen gemacht hatte.Marder oder Fuchs,vermute ich.Dachs käme auch in Frage,aber der hätte vermutlich den Eingang in die morsche Fichte deutlich mehr erweitert.


    Mich interessierte es sehr,was noch im Inneren der Fichte zurück geblieben war.Spiegel hatte ich leider keinen dabei.Also musste die Kamera hinein,dazu noch der Blitz mit der Leuchte für den Autofokus.Und irgendwie hat auch noch die Hand mit dem Auslösefinger reingepasst. :D
    Das gab`s zu sehen:
    Die Innenwand des Baumes war sauber verkleidet.


    Nach vielen Versuchen war auch endlich ein Bild von der Höhlendecke entstanden.Leere Waben,in denen in der Mitte ist wieder dieses dunkle Zeug erkennbar.


    Das waren meine Hornissenbeobachtungen und ich bin sehr gespannt,ob dort im kommenden Jahr noch einmal welche einziehen werden.

    Ein wichtiger Hinweis:
    Wenn man sich einem bewohnten Hornissennest nähert,sollte man dies langsam und mit Bedacht tun.
    Klaas Reißmann hat das sehr genau in Tuppies Beitrag"Hornissennest und Hornissen-Kurzflügelkäfer" vom 30.August 2018 in den Antworten7,9 und16 beschrieben.Vor allem,wie man Veränderungen im Verhalten dieser wirklich friedlichen Insekten zu deuten hat.

    Viele Grüße
    Uwe

    "Leben ist nicht genug" sagte der Schmetterling."Sonnenschein,Freiheit und eine kleine Blume gehören auch dazu." (Hans Christian Andersen)






  • Hallo Uwe ,

    Da hast du eine interessante Langzeitbeobachtung abgeliefert . :78:
    Ich hätte gedacht ,die Waben sind aus feinerem Material hergestellt ,dank deiner
    Ausdauer wissen wir jetzt ,daß es auch die kleinen Holzstückchen sind ,welche auch bei der Aussenhaut
    Anwendung finden - vielleicht sind es kleinere Stückchen ?

    Ich habe den Dachs als Täter im Verdacht .

    Jeder weiss was ,zusammen wissen wir viel und insgesamt wissen wir viel zu wenig !

  • Lieber Uwe,

    danke für den spannenden Bericht .

    Die Fotos habe ich lange betrachtet ,besonders die aus dem Inneren des Baumes .
    Da bin ich gespannt ob nächstes Jahr die Fichte wieder bewohnt ist.

    Wie du schreibst sind Hornissen friedliche Insekten die dieses Jahr sehr
    zahlreich waren,auch in meinem Garten,die haben noch nie Probleme gemacht,
    und was hat man uns als Kindern für eine Angst vor ihnen gemacht.

    Grüßle Wiltrud

  • Hallo Wiltrud und Werner von ...,

    vielen Dank für euer Interesse und Lob!

    Ich habe den Dachs als Täter im Verdacht .

    Das dachte ich anfangs auch.Aber hätte der nicht einfach mit seiner Kraft das morsche Holz weiter aufgerissen,um dort leichter und tiefer rein zu kommem? Vom Boden bis zur Höhlendecke waren es etwa 50-60 cm,der Spalt unten nur ca.10cm breit.

    Wie du schreibst sind Hornissen friedliche Insekten die dieses Jahr sehr
    zahlreich waren,auch in meinem Garten,die haben noch nie Probleme gemacht,
    und was hat man uns als Kindern für eine Angst vor ihnen gemacht.

    Ich würde das so beschreiben:
    Friedlich,aber wehrhaft!
    Falsches Verhalten kann zu schmerzhaften Folgen führen.
    Und ich fände es besser,anstelle der Horrorgeschichten den Kindern und auch Erwachsenen zu vermitteln,wie man sich bei einer Begegnung vernünftig verhält (vor allem an Nestern).
    Die stechen nicht ohne Grund!

    Viele Grüße
    Uwe

    "Leben ist nicht genug" sagte der Schmetterling."Sonnenschein,Freiheit und eine kleine Blume gehören auch dazu." (Hans Christian Andersen)






  • Das dachte ich anfangs auch.Aber hätte der nicht einfach mit seiner Kraft das morsche Holz weiter aufgerissen,um dort leichter und tiefer rein zu kommem?

    Ja,die Kraft hätte zweifellos gehabt !

    Und ich fände es besser,anstelle der Horrorgeschichten den Kindern und auch Erwachsenen zu vermitteln,wie man sich bei einer Begegnung vernünftig verhält (vor allem an Nestern).
    Die stechen nicht ohne Grund!

    Genau richtig ! Ich denke da an unsere Sommerwespen über der Haustür ,welche nicht mal besonders lästig waren.
    Zum Stich kam es nur beim Pflücken der Renekloden ,indem ich sie gedrückt habe.

    Jeder weiss was ,zusammen wissen wir viel und insgesamt wissen wir viel zu wenig !

  • Lieber Uwe,
    eine prima Dokumentation mit spannenden Ansichten. So wie du schreibst, hat man das Gefühl, fast selbst dabei zu sein.Besonders deine Makros zeigen tolle Details.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Ein paar Fragen, die Antworten dazu:

    Wie richtig erwähnt, kann die Besiedlung der Baumhöhle mehrmals erfolgen, niemals aber das Nest. Es wird grundsätzlich ein neues Nest gebaut, was einen simplen Grund hat. Dazu später mehr. Die Höhlung wird in der Regel einmal benutzt und steht dann Jahrelang, eigentlich Jahrzehnte frei, bis sich mal wieder was tut. In seltenen Fällen gibt es im Folgejahr eine erneute Besiedlung, ganz selten auch im zweiten Folgejahr. Dann ist aber Schicht im Schacht.

    Der Räuber kann nur der Dachs sein. Für Wildschweine unattraktiv, andere Räuber eher ungeeignet dafür. Allerdings jeweils nur bei der ersten Plünderung.

    Die zweite "Plünderung" ist gar keine gewesen. Hornissennester sind ausgesprochen spröde, brüchig gebaut. Wenn sie von den Bewohnern nicht gepflegt werden, fallen sie innerhalb kürzester Zeit auseinander. Die vielen kleinen Schnipsel auf dem entsprechenden Bild sprechen eine deutliche Sprache.

    Das schwarze Zeug ist nichts weiter, als die verfaulenden Körper der abgestorbenen Larven und ggfs. Puppen. Jedoch ist auf den Puppenwaben der Deckel drauf. Alles, was man auf den Fotos offen sehen kann, sind die Larvenkammern. Also verfaulende Larvenkörper.

    Liebe Grüße
    Klaas

  • Hallo Klaas,

    vielen Dank für deine Erläuterungen zu den gezeigten Bildern! :alright:

    Wenn sie von den Bewohnern nicht gepflegt werden, fallen sie innerhalb kürzester Zeit auseinander.

    Ich hätte nicht gedacht,daß das so schnell gehen kann.

    Also verfaulende Larvenkörper.

    Das war auch eine meiner Vermutungen,war mir aber nicht sicher.Danke!

    Viele Grüße
    Uwe

    "Leben ist nicht genug" sagte der Schmetterling."Sonnenschein,Freiheit und eine kleine Blume gehören auch dazu." (Hans Christian Andersen)






  • Wäre es ein Wespennest gewesen, hätte es länger gedauert, aber auch deren, etwas stabiler gebaute Pappmaché, zerfällt recht schnell. Die außenhülle eines Hornissennestes bröckelt bereits nach einer Woche auseinander. Die Waben brauchen etwas länger. Hängen sie trocken, ist es durchaus möglich, dass man sie nach einem Jahr noch finden kann, wenn auch in schlechtem Zustand. Üblicherweise kann man aber davon ausgehen, dass im nächsten Frühjahr nicht mehr all zuviel von den Nestern übrig ist.

    Viele Grüße
    Klaas

  • Die außenhülle eines Hornissennestes bröckelt bereits nach einer Woche auseinander. Die Waben brauchen etwas länger. Hängen sie trocken, ist es durchaus möglich, dass man sie nach einem Jahr noch finden kann, wenn auch in schlechtem Zustand. Üblicherweise kann man aber davon ausgehen, dass im nächsten Frühjahr nicht mehr all zuviel von den Nestern übrig ist.

    Hallo Klaas,

    Hier ein Beispiel für ein sehr gut geschütztes Nest.

    In geschützten Räumen kann das ganze Nest ,also auch die Außenhülle ,längere Zeit überdauern.
    Dieses riesige Nest wurde in einer meiner Kanzeln angelegt .Kein Regen ,kein Wind.
    Die Bilder sind vom 18.12.2011 .Es wird also schon länger leerstehen (2 Monate ?)
    Es ist in einem Zustand der sogar eine noch längere Lebensdauer verspricht.

    Jeder weiss was ,zusammen wissen wir viel und insgesamt wissen wir viel zu wenig !

  • Hallo Klaas,
    Hier ein Beispiel für ein sehr gut geschütztes Nest.

    In geschützten Räumen kann das ganze Nest ,also auch die Außenhülle ,längere Zeit überdauern.
    Dieses riesige Nest wurde in einer meiner Kanzeln angelegt .Kein Regen ,kein Wind.
    Die Bilder sind vom 18.12.2011 .Es wird also schon länger leerstehen (2 Monate ?)
    Es ist in einem Zustand der sogar eine noch längere Lebensdauer verspricht.

    18.12.2011 = 2 Monate leer????

    ich kann nicht folgen. wir haben 2018. Oder sprichst du lediglich auf den vermutlichen Zeitraum des Verlassens bis zu de Zeitpunkt an, wo Du es fotografiert hast? Dann solltest Du die Wetterkarten studieren. Wenn es erste Nachtfröste gibt, dürften die Hornissen so langsam ihr Leben lassen. 18.12. kann auch heißen,dass das Nest grade mal drei, vier Wochen verlassen ist. ;)

    Liebe Grüße
    Klaas

  • Oder sprichst du lediglich auf den vermutlichen Zeitraum des Verlassens bis zu de Zeitpunkt an

    Ja klar !

    Hier noch ein paar Wetterdaten

    im Okt. 2011 die Durchschnittstemp. betrug 8,62 °C ,Regentage 15
    im Nov. 2011 die Durchschnittstemp. betrug 4,08 °C ,Regentage 10
    im Dez.2011 die Durchschnittstemp. betrug 1,89 °C ,Regentage 25

    Am 23.10. 2011 war das Temp .Minimum - 2,4 °C

    Bei diesem miesen Wetter dürften 2 Monate Leerstand hinkommen - was moensch ?

    Jeder weiss was ,zusammen wissen wir viel und insgesamt wissen wir viel zu wenig !

  • Das ist schwer zu sagen. Die Arbeiterinnen können was ab. Aber ich denke, dass es passen könnte, da die Durchschnittstemp. vom Oktober noch ok war, alles andere eher nicht. Die Frage, die sich stellt, ist wie viele Tage es im November gab, an denen die Temperatur ca. 10 °C und mehr erreicht hat. Danach könnte man beurteilen, ob der Monat November nur von Sterben oder auch von Aktivität erfüllt war. Andererseits dürfte die Königin zu dem Zeitpunkt an Entkräftung längst gestorben sein und der Zusammenhalt des Staates funktionierte nicht mehr. Würde bedeuten, dass die Arbeiterinnen nur noch herum vagabundiert sind und höchstens zum Schlafen in das Nest zurück gekommen sind. Wenn denn überhaupt. In so fern hast Du vermutlich Recht...

    Liebe Grüße
    Klaas

  • Hallo zusammen!

    In diesem FILM (Bild ab 1 Minute wackelfrei!, Gesamtdauer 23min) ist der Eingang des Nestes im Dachkasten zu sehen (Wächter, An- u. Abflüge)

    Auch ich habe mit Hornissen nur gute Erfahrungen gemacht, bin noch nie gestochen worden, obwohl letzten Sommer so manche H. im Wohnzimmer war

    (abends Licht an, Terrassentür auf, da ließ sich das gar nicht vermeiden).Und die Bilder unten zeigen, daß ruhiges Verhalten lustige Nahaufnahmen zuläßt.

    MfG Herbert C

  • Hallo Moosfreund, da wir jeden Sommer mit diesen Insekten verbringen (sie nisten hinter den Verkleidungen von Hausfassaden und kommen zum Jagen und Fressen gerne in unseren Garten), finde ich Diesen Thread sehr interessant.

    Wir haben eine überreife Melonen halbiert im Garten ausgelegt und zugeschaut, wie sie alles in wenigen Tagen aufgefuttert haben. Zeitweise saßen ungefähr 20 Hornissen an der Frucht und irgendwann war nur noch die Schale übrig. Dabei haben sie auch nach den zahlreichen Fliegen geschnappt und ab und zu eine erwischt. Diese wurde dann weggeschleppt. Das war spannend anzuschauen.

    Liebe Grüße vom Herbstblatt aus dem Pfälzerwald

    Die Natur muss gefühlt werden.

    (Alexander von Humboldt

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