Windenschwärmer? <= bestätigt (Agrius convolvuli)

  • Liebe Wiltrud,
    gratuliere zu diesem schönen Fund! Ich meine, du hast ihn richtig bestimmt, ich kenne diese Art leider nicht aus eigener Anschauung.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Packe mer mal no ebbes Hintergrundwissen da dazu:

    Agrius convolvuli, früher Herse convolvuli, im Volksmund Windenschwärmer. Mit bis zu 130 mm Flügelspannweite eine unserer größten Schwärmerarten und Schmetterlingsarten überhaupt. Der Falter gehört, wie der volkstümliche Name schon erahnen lässt, zu den Schwärmern (Sphingidae) und ist in dieser Familie eine der vergleichsweise vielen "Wanderfalterarten". Das heißt, dass die Art eigentlich keine Chance hat bei uns den Winter zu überstehen (auch heute noch nicht, trotz globaler Erderwärmung). Die Falter sind heimisch rund ums Mittelmeer und in Afrika. Sie kommen regelmäßig z.B. nach Österreich nach Kärnten, wo ich sie in der Dämmerung schon habe um die Petunien der Balkonkästen schwirren sehen, um Nektar zu trinken. Dabei stehen sie vor den Blüten wie ein Kolibri (siehe auch Taubenschwänzchen) und fahren ihren bis zu 10 cm langen Rüssel in die Blüten. Es ist ein verhaltenes Brummen des schnellen Flügelschlags dabei zu vernehmen. Vor der Blüte stehend wippt der Falter ein wenig. Wechselt er die Blüte, gibt es eine leichte Kippbewegung zur Seite, er schwirrt ein paar Zentimeter seitwärts und wackelt wieder vor der nächsten Blüte. Der Flug ist, entgegen allem, was wir von Faltern gewöhnt sind, nicht ruckartig, wackelnd, flatternd, sondern kraftvoll dynamisch. Der Falter reagiert in Sekundenbruchteilen auf seine Umgebung und kann bei Gefahr blitzschnell wegfliegen. In warmen Sommern, so wie dieses Jahr, dringen die Falter auch in größerer Anzahl deutlich weiter nach Norden vor, so dass wir die Chance haben sie auch in den nördlichen Teilen Mitteleuropas zu sehen, so wie in den südlichen Teilen der skandinavischen Länder.

    Bei der Wanderung erreichen die Falter eine Geschwindigkeit von bis zu 50 km/h. Die Eier werden an Ackerwinde gelegt. Da die Ackerwinde eine Pflanze ist, die gerne auf Kartoffeläckern wächst, konnte man früher die Raupen, aber noch viel besser die Puppen auf Kartoffeläckern suchen. Im beginnenden 20. Jahrhundert wurden Kartoffel noch in der Form geerntet, dass ein kleines Rädchen mittels Pferd oder Ochse an den Kartoffelreihen vorbei geführt wurde. Dabei schlug das Rädchen unablässig in die kleinen Erdhügel und warf die Kartoffeln nach rechts raus, so dass die dahinter hergehenden Mägde und Knechte die Kartoffeln problemlos einsammeln konnten. Immer wieder wurden dabei auch die Puppen der Windenschwärmer aus ihrer Erdhöhle raus gekickt. Da sehr groß (40 bis 50 mm), konnte man sie problemlos sehen und bei der Kartoffelernte durchaus eine größere Anzahl Puppen finden. Auffälligstes Merkmal der Puppe ist die Rüsselscheide, in der der lange Rüssel eingebettet liegt. Diese Rüsselscheide ist einer Spirale gleich vom Körper abstehend aufgelagert und macht sie unverkennbar. Man kann die Puppe zuhause problemlos überwintern, in dem man darauf achtet, dass sie kühl aber frostfrei lagert. In der Regel kommen die Falter dann im nächsten Frühjahr, aber häufig gibt es noch zumindest eine partielle, weitere Generation, so dass man im November oder Dezember plötzlich den Falter hat.

    Viele Grüße
    Klaas

  • Lieber Klaas,

    vielen Dank für die tollen Infos über den Falter. :alright:

    Ich habe das mit großem Interesse gelesen.
    Dass der Falter seine Eier an Ackerwinde legt hätte ich mal vor dem Fund wissen müssen.
    Denn tatsächlich wächst bei mir auch die eine oder andere Ackerwinde.
    Da habe ich den imposanten Falter beim jäten auch aufgestöbert.
    Wäre der nicht aufgeflogen hätte ich den nie bemerkt.

    Grüßle Wiltrud

  • Dann schau mal in Deine Ackerwinde rein, Wiltrud, ob da irgendwo Raupen sitzen. Oder hast Du die Winde weg gejätet? Wenn Du die Raupe nicht findest, kannst Du auch den Boden im Oktober mal ganz vorsichtig bis in eine tiefe von 20 cm umgraben. Vielleicht findest Du ja eine Puppe. ;)

    Liebe Grüße
    Klaas

  • Dann schau mal in Deine Ackerwinde rein, Wiltrud, ob da irgendwo Raupen sitzen. Oder hast Du die Winde weg gejätet? Wenn Du die Raupe nicht findest, kannst Du auch den Boden im Oktober mal ganz vorsichtig bis in eine tiefe von 20 cm umgraben. Vielleicht findest Du ja eine Puppe. ;)

    Liebe Grüße
    Klaas

    Leider habe ich die Ackerwinde entsorgt.
    Wer denkt denn auch an sowas. :33:

    Grüßle Wiltrud

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