Hornissennest und Hornissenkurzflügelkäfer

  • Hallo Ihr Lieben!

    Nach wieder einmal monatelanger Abstinenz ein Lebenszeichen von mir...

    Vor Kurzem war ich mit meiner Schwester unterwegs in der Natur. Auf dem Heimweg entdeckten wir in einem hohlen Apfelbaum ein Hornissennest. Wir fanden das total spannend und sind langsam näher geschlichen, haben aber immer noch reichlich Abstand gehalten. (Daher bitte ich die grottenschlechte Fotoqualität zu entschuldigen)

    Hier sieht man schön, wie sie Futter ranschleppen

    Auf jeden Fall habe ich ein paar Fotos geschossen, und weil die Zeit lang wurde, gingen wir nach Hause. Da mich die Sache aber faszinierte, fuhr ich gleich darauf noch einmal los, und ich konnte diese Entdeckung machen.


    Zunächst wusste ich nicht, was das wohl sein könne, aber im Pilzforum gab mir ein User den Tipp, es könne sich um den Hornissenkäfer, Velleius dilatatus, (oben rechts) handeln. Das fand ich ja nun wieder total spannend, da ich von diesem Tier und seinen Verwandten noch nie etwas gehört habe.

    Das Tier krabbelte, völlig unbehelligt von den Wächterinnen und den ein und ausfliegenden Hornissen, zuerst aus dem Flugloch, und später auch wieder hinein.

    Wie ich dann über diese interessanten Tiere gelesen habe, leben sie quasi in der "Müllhalde" unter dem Nest im Baum. Sie fressen alles, was den Hornissen nichts mehr taugt, Futterreste, tote Hornissen etc. Esl eben immer mehrere Individuen verschiedener Entwicklungsstadien in einem Hornissennest. Oben rechts zu sehen (erahnen)

    Ich hoffe, dass ich dem ein oder anderen hier auch etwas Neues zeigen konnte. Auch wenn unsere "alten Hasen" das bestimmt schon kannten.

    Herzliche Grüße aus dem immer nich viel zu trockenen Mittelhessen!

    Herzliche Grüße,
    Tuppie

  • Liebe Tuppie,

    auch ich freue mich, dass du hier mal wieder mitmischst!

    Von einem Hornissenkäfer habe ich noch nie gehört. Deine Beobachtung ist für mich also höchst spannend.
    Besonders interessant finde ich, dass die Hornissen offenbar einschätzen können, dass ihnen dieser Käfer nicht schadet, sondern durch seine Müllbeseitigung dazu beiträgt, dass ihr Staat gesund gehalten wird.

    Eine tolle Beobachtung! :97:

    Herzliche Grüße Rosmarie

    "Sollte man nicht überhaupt begeistert sein über die Welt, in der man lebt?" (Ausspruch von Kasimir hier im Naturforum)

  • Hallo Ihr Lieben!
    Danke für Eure Antworten.

    Ich vermute (weiß es also nicht wirklich), dass der Käfer wohl genauso "riecht" wie die Hornissen. Das wäre auch eine mögliche Erklärung für die Duldung.

    Herzliche Grüße,
    Tuppie

  • Ich vermute (weiß es also nicht wirklich), dass der Käfer wohl genauso "riecht" wie die Hornissen. Das wäre auch eine mögliche Erklärung für die Duldung.

    Liebe Tuppie,

    das hatte ich auch überlegt.
    Trotzdem ist es verblüffend, wie solch eine Gemeinschaft entstehen konnte. Die ersten Käfer, die "zufällig" oder dem Geruch nach die Hornissenabfallgrube entdeckten, müssen ja von außen gekommen sein. Da hatten sie den Nestgeruch noch nicht an sich.
    Aber, ich weiß, das ist eine müßige Frage wie die, wer zuerst da war, die Henne oder das Ei.

    Herzliche Grüße Rosmarie

    "Sollte man nicht überhaupt begeistert sein über die Welt, in der man lebt?" (Ausspruch von Kasimir hier im Naturforum)

  • Schön erarbeitet und dokumentiert. Man kann übrigens, wenn man weder nach Parfüm, noch nach Schweiß riecht, problemlos näher ans Nest. Man sollte nur vielleicht nicht direkt in der Einflugschneise stehen und nur mal zucken, wenn man sich erschreckt, weil mal wieder eine von hinten knapp an einem vorbei brummt. Ach, sollten die Hornissen am Loch zahlreicher werden und um das Loch schwärmen, ist angesagt sich zurück zu ziehen. Dann mögen sie es grade nicht. Hat es sich wieder beruhig, kann man wieder versuchen vorsichtig näher zu gehen. Auf diese Art und Weise habe ich schon einige male vor Hornissennestern gelegen oder gestanden, in einem Abstand von ca. 1 m oder auch schon weniger. Und es ist nichts passiert. Man muss sich aber an das Brummen gewöhnen. ;)

    Viele Grüße
    Klaas

  • Hallo Klaas!
    Danke für das Lob... :shy: ... und die Tipps!

    Zum Glück habe ich keine Angst vor Wespen, Hornissen und co. Meist bleibe ich auch ruhig, wenn sie mir direkt um den Kopf rumbrumseln :) Ich wusste nur nicht, wie nah ich wirklich rangehen kann.
    Vielleicht versuche ich es morgen vormittag noch mal frisch geduscht und unparfümiert... Die Frequenz am Flugloch halte ich dann sicher im Blick. (Allerdings ist die Entscheidung nicht leicht, wann es zu viel wird, da, nach meinen Beobachtungen, der an und Abflug immer auch in Wellen vonstatten geht.)

    Herzliche Grüße,
    Tuppie

  • Moin Tuppie,

    Anflug: die Hornisse(n) kommt/kommen von irgendwo her, landen auf der Kante vom Flugloch und krabbeln sofort rein.
    Abflug: die Hornisse kommt aus dem Flugloch raus gekrabbelt. Sitzt sie an der Kante des Flugloches, fliegt sie los und direkt weg.
    Unruhe: die Hornissen erscheinen und fangen an unruhig vor dem Loch rumzuschwärmen. Sie suchen keinen direkten Weg, weg vom Loch, sondern vergrößern das Schwärmareal kontinuierlich und es werden auch kontinuierlich mehr, bis es wieder abebbt und sich beruhigt und keine mehr da sind.

    Schau Dir mal An- und Abflugverhalten an. Du musst gar nicht wissen, wie Unruhe aussieht. Wenn Du das Verhalten bei An- und Abflug kennst, erkennst Du sofort, wenn Unruhe im Staat ist, denn das ist so völlig anders, dass Du die Zeichen nicht falsch deuten kannst. Achte auch darauf, ob am Loch Wächter sitzen. Das sind ein oder mehrere Tiere, die wirklich nur da sitzen, in der Regel sehr ruhig, und die Umgebung beobachten. Habe ich einmal erlebt. Und ich konnte erkennen, dass die zwei Wächter mich fixiert hatten. Sie haben mich gesehen und wussten genau, wenn es Stress gibt, geht der von mir aus. Insgesamt war es ihnen wohl zu bunt, denn nach zwei oder drei Minuten erkannte ich Schwarmverhalten vor dem Einflugloch. Dann werden mittels Pheromonen Soldaten rekrutiert, die bereit sind das Nest zu verteidigen, auf Leben und Tod. Die Mengen Hornissen, die plötzlich vor dem Loch standen, waren unmissverständlich, so dass ich mich langsam zurück zog und erst wieder ran gekrochen bin (das Nest war in einem liegenden Stamm), als sich alles beruhigt hatte. Diesmal haben die Wächter mich nur beobachtet, aber keinen Alarm geschlagen.

    Also, genau anschauen, was vor dem Loch passiert und darauf reagieren. Wenn Du übrigens wirklich für Unruhe sorgst, in dem Du z.B. mit einem Ast auf den Stamm drauf haust, siehst Du, dass sie wiederum anders reagieren. Dann gibt es kein Schwärmen mehr (Schwärmen ist also noch vergleichsweise harmlos), sondern dann kommen ein paar Tiere raus und fliegen sehr zielgerichtet in verschiedene Richtungen raus, bereit alles anzugreifen, was in unmittelbarer Nähe um den Brutbaum wie potentielle Gefahr wirkt. Bei mir waren es damals drei Tiere. Eins links, eins rechts und eins geradeaus aus dem Loch raus. Der Rechtsabbieger kam direkt auf mich zu, so dass ich erstmal Fersengeld gegeben habe. Kurz darauf war alles wieder ruhig und ich stand wieder direkt vor dem Loch. ;)

    Liebe Grüße
    Klaas

  • Hallo Klaas!
    Das sind ja ganz tolle Tipps! Ich freue mich schon darauf, morgen wieder nachzuschauen. Ich hoffe, das Wetter macht mit. Die Wächter konnte ich auch beobachten, aber sie flogen nicht zu mir. Hatte den Eindruck, dass sie mich angeschaut, aber nach der Einstufung in "groß aber ungefährlich" später nicht mehr wirklich beachtet haben.

    Zum Angriffsverhalten von Wespen: Nachdem ich im Garten aus versehen mal ein Erdnest von Wespen aufgehackt habe, "durfte" ich den gezielten Angriff von einigen Dutzend Tieren am eigenen Leibe erfahren. Zum Glück konnte ich recht schnell weglaufen und es erwischten mich nur 2. Allerdings war ich ehrlich erschrocken von dem gezielten Anfliegen der Tiere. Sie flogen um meinen Kopf herum und attackierten meinen Nacken.

    Herzliche Grüße,
    Tuppie

  • Liebe Tuppie,
    eine sehr interessante Beobachtung und Dokumentation, die von Klaas in hervorragender Weise vervollkommnet wurde. Von den Hornissenkäfern habe ich bislang auch noch nicht gehört, werde aber mal darauf achten, wenn irgendwo ein Hornissennest zu sehen ist. Es gibt dieses Jahr einfach unglaublich viele Hornissen.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • .

    liebe tuppie, da hast du eine wirklich tolle beobachtung gemacht! der hornissenkäfer ist ein insekt, von dem ich noch nie zuvor gehört habe. ich lese deine beitrag und staune...

    lieber klaas, auch deine erläuterungen lese ich immer sehr interessiert. danke für deine beiträge (wenn mal was dabei ist worüber ich schon bescheid wusste, freu ich mich immer ungemein)

    hier in diesem forum gibt es so viele user, die ihr wissen gerne und bereitwillig teilen. das ist so etwas tolles/besonderes und ich lerne hier bei euch jede menge. danke dafür an dieser stelle!

    .

  • Liebe Tuppie,
    eine sehr interessante Beobachtung und Dokumentation, die von Klaas in hervorragender Weise vervollkommnet wurde. Von den Hornissenkäfern habe ich bislang auch noch nicht gehört, werde aber mal darauf achten, wenn irgendwo ein Hornissennest zu sehen ist. Es gibt dieses Jahr einfach unglaublich viele Hornissen.

    Ich bin nicht sicher, ob es noch klappt, müsste aber eigentlich. Wenn ein Hornissennest in relativer Nähe ist, einfach mal ködern. Das heißt man nehme ein Gemisch aus Rotwein und Zucker 50 : 50 und streiche es mit einem großen Pinsel großzügig auf einige Bäume in gebührendem Abstand um das Nest herum. Velleius wird vom Köder angelockt (die Hornissen allerdings auch). Besser geht das übrigens bei Nacht, da Velleius die Höhle nur ausnahmsweise und eher zufällig tagsüber verlässt. Die Jungs sind nachtaktiv. Also ggfs. mal nachts schauen.

    Liebe Grüße
    Klaas

  • Lieber Klaas,
    danke für diesen Versuchsaufbau. Aber das werde ich mit Sicherheit nicht tun, ich bin gegen Wespengift sowas von allergisch. Das ist für mich leider ein No-Go.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Hallo Ihr Lieben!
    Na, das wird ja immer interessanter hier! Gestern Vormittag war ich noch einmal bei meinen Freundinnen, habe mich aber, trotz friedlicher Tiere nicht näher herangewagt. Bessere Bilder gibt es also nicht.
    Interessant war es allemaL Allerdings hatte sich der Käfer nicht aus seiner sicheren Behausung herausgewagt.

    Herzliche Grüße,
    Tuppie

    2 Mal editiert, zuletzt von Tuppie (1. September 2018 um 13:26)

  • Liebe Sabine,

    einerseits kann ich es verstehen. Aber andererseits wird das Risiko, das von Hornissen ausgeht, wesentlich überschätzt. Eine Hornisse in der Wohnung, die Abends ständig vor das Lampenlicht dengelt, ist wesentlich gefährlicher, als die, die man in der Nacht am Köder anleuchtet, oder die ggfs. auf dieses Taschenlampenlicht zufliegen. Lampe einmal wegdrehen, kurz warten und gut ist. In der Wohnung ist die Hornisse aufgeregt, möglicherweise aggressiv, weil es nicht klappt, sie vom Licht nicht weg kommt und immer nur irgendwo anschlägt. Dieses Tier ist im Prinzip bereit alles zu stechen, was sie stechen könnte. Solch eine Hornisse zu versuchen lebend einzufangen, um sie nach draußen zu komplimentieren, ist wesentlich komplizierter und gefährlicher, als es jede Hornisse draußen, selbst in Nestnähe, weil nicht ausgeglichen und völlig unberechenbar.

    Hornissen werden, wie alle nachtfliegende Insekten, blöderweise vom Licht angelockt. Das hängt mit der Orientierung bei Nacht zusammen. Um in der Dunkelheit halbwegs geradeaus fliegen zu können, orientieren sich die Insekten am Mondlicht. Dieses fällt dabei immer im gleichen Winkel ins Auge. Kommt nun eine künstliche Lichtquelle dazu, überdeckt diese das Mondlicht und wird zum neuen Orientierungspunkt. Das heißt aber, dass das Insekt eben auf dieses Licht zusteuert, denn es ist nicht hunderttausende von Kilometern entfernt und verändert seinen Winkel kaum, sondern es ist nahe dran, wenige Meter, und der Winkel verändert sich ständig. Also Direktanflug. Macht man das Licht aus, oder dreht es weg, ist diese Problematik wieder behoben. Andere Möglichkeit ist, dass man schaut, ob es eine Taschenlampe gibt, die nicht im Bereich des Ultravioletten und Infraroten Spektrums arbeitet. Dann wird sie von Insekten nämlich nicht wahr genommen, da diese beiden Spektren entscheidend sind. Polarisiertes Licht produziert meines Wissens keine künstliche Lichtquelle.

    Also, einfach ein wenig Angst abbauen, auch wenn eine Allergie vorhanden ist. Nicht alles, was Du tust, endet gleich im Drama. Und da Du um Deine Problematik weißt, wirst Du die nötige Vorsicht walten lassen.

    Liebe Grüße
    Klaas

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