• Da das Groote Peel immer noch als Brutgebiet gesperrt ist (und mein Lieblingsrestaurant dort Dienstags Ruhetag hat), habe ich mir gestern endlich mal dieses kleinere Heidegebiet angesehen, als ich zum Bierkaufen in Weert war. Die Boshoverheide ist ein Truppenübungsplatz mit - wie der Name schon sagt - großflächigen Heidegebieten, etwas Kiefernwald und größeren Sandflächen. Beim Wandern habe ich so einiges fotografiert, was da kreuchte und fleuchte. Teilweise bin ich mir ziemlich sicher, was das war, manchmal aber auch völlig ratlos. Vielleicht kann ja jemand meine Vermutungen bestätigen oder korrigieren...

    Viele Grüße

    Markus

    Das Biotop:


    Das dürfte das Weißfleck-Widderchen (Amata phegea) sein.


    Das sollte der Ockerbindige Samtfalter (Hipparchia semele) sein - oder doch der Rotbindige? Ersterer kommt da definitiv vor. Leider wollte er partout die Flügel nicht öffnen...



    Kleiner Feuerfalter (Lycaena phlaeas)




    Dickkopffalter, evtl. der Rostfarbige (Ochlodes sylvanus), oder doch der Komma-Dickkopffalter?



    Weibchen vom Großen Blaupfeil Orthetrum cancellatum




    Hier bin ich völlig ratlos. Die kleinen Käfer (ca. 7mm) krabbelten auf dem Heidekraut - und wenn man sich nicht bewegte, auch auf einem selbst - rum.



    In girum imus nocte et consumimur igni

    Einmal editiert, zuletzt von Waldgänger (7. September 2018 um 00:07)

  • Lieber Markus,
    das ist ein spannendes Habitat, und wie der niederländische Name schon sagt "Wald über Heide". Würde mir auch gefallen, insbesondere wegen der tollen Funde. Amata phegea und Hipparchia semele stehen als kaum erfüllbare Wünsche auf der Wunschliste. Der Rotbindige Samtfalter hat auf der Hinterflügel-Unterseite eine stärker kontrastierende, helle Binde, die auch recht gleichmäßig und nicht so zackig wie hier ausfällt.

    Sehr spannend ist auch das Käferpärchen, eine Schwesternart zu Hoplia argentea, die ich aus den Alpen gut kenne. Nach der Bestimmungstabelle
    http://www.coleo-net.de/coleo/texte/hoplia_me.htm#anKer3
    wäre mein Bestimmungs-Versuchs-Tipp Hoplia philantus. Wobei ein Merkmal (Klauenspitze gespalten oder nicht) auf diesen Bildern nicht erkennbar ist. Schaun wir mal, was @Klaas Reißmann dazu sagt.

    Ochlodes sylvanus sehe ich auch, Hesperia comma hat deutlichere Würfelflecken.

    Die Libelle gucke ich mir gleich noch an. Edit:
    Eine Blutrote Heidelibelle (Sympetrum sanguineum) ist es nicht, die Art hat einheitlich schwarze Beine, was hier nicht der Fall ist und einen (hier fehlenden) schwarzen Querstrich unter den Augen. Ich sehe ein Weibchen vom Großen Blaupfeil (Orthetrum cancellatum).

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Hallo Sabine,

    vielen herzlichen Dank für die Bestätigungen! Da lag ich doch nicht ganz falsch.

    Die niederländischen Heidegebiete quasi vor der Haustür zu haben ist schon toll, zumal ich sowieso gerne drüben bin.

    Hoplia philantus kommt gut hin. Ich habe mal ein anderes Foto vergrößert und behaupte gespalten.

    Viele Grüße

    Markus

    In girum imus nocte et consumimur igni

  • Hallo Markus ,

    Ein wunderbarer Bericht von dieser ansprechenden Heide . :thumbup:
    Bis auf den Dickkopf und den Feuerfalter werde ich diese Raritäten hier wohl nie sehen.
    Dein Samtfalter gleicht etwas unserer Berghexe.

    Jeder weiss was ,zusammen wissen wir viel und insgesamt wissen wir viel zu wenig !

  • Hoplia philanthus will mir nicht so recht gefallen. Muss ich mir mal in ruhe ansehen, was jetzt aber bis übernächste Woche dauern kann.

    Die Libelle ist eine orthetrum-Art. Vermutlich cancellatum, Weibchen.

    Viele Grüße
    Klaas

  • Hoplia philanthus will mir nicht so recht gefallen. Muss ich mir mal in ruhe ansehen, was jetzt aber bis übernächste Woche dauern kann.

    Hallo Klaas,

    besten Dank und keine Eile!

    Ich hänge mal noch ein paar Bilder an, auf denen man einige Details besser erkennen kann. Die Käfer hatten auf der Unterseite einen Blauton, falls das hilft. Das sieht man auf den Fotos leider schlecht.

    Viele Grüße

    Markus

    In girum imus nocte et consumimur igni

  • .

    weißfleckwidderchen, feuerfalter und dickkopf sind wunderbare motive!

    bei der libelle spricht mich vom fotografischen her deine freistellung und der feine HG besonders an. auch bist du mit dem harten licht wirklich gut umgegangen. sehr schöne fotos sind das

    .

  • Ich wollte mir dort heute nach dem Urlaub eigentlich die Heideblüte anschauen, musste aber mit Entsetzten feststellen, dass geschätzte 90% der Heideflächen komplett braun sind. So habe ich das noch nie gesehen, erschreckend.


    So sollte es großflächig aussehen:



    Und so sieht das tatsächlich aus. Nur einzelne Pflanzen haben überhaupt bis zur Blüte durchgehalten.



    Immerhin der Ockerbindige Samtfalter scheint hier nicht selten zu sein:




    Die Raubfliege hat sich einen Grashüpfer geschnappt...



    Blauflügelige Ödlandschrecke, hier recht häufig:



    Große Heidelibelle Sympetrum striolatum.



    Noch ein Bild des Grauens, auch die jungen Kiefern haben den Sommer nicht überstanden:


    In girum imus nocte et consumimur igni

    Einmal editiert, zuletzt von Waldgänger (7. September 2018 um 00:35)

  • Werden und Vergehen gehören in der Natur dazu. Der Sommer war sehr schön, auch wenn er sehr trocken und heißt war. Aber endlich hatten wir mal wieder etwas, was mit Fug und Recht den Namen Sommer verdient hat. Natürlich sieht es traurig aus, wenn man etwas erwartet und die Erwartungen nicht erfüllt werden. Aber bezogen auf die Kiefern ist das Ergebnis hervorragend. Da hätten noch deutlich mehr absterben müssen, damit auch der Heidecharakter erhalten bleibt. Bezogen auf die Heide gilt das gleiche. Auf den Heidebildern fehlt es an offenen Stellen. Das heißt, es ist alles mit Heide überwuchert. Einige der typischen Heidearten fehlen in diesen Bereichen bereits. Andere kommen jetzt erst, aber wenn an den Stellen nichts passiert, ist die Heide in 10 bis 20 Jahren mit Kiefer überwachsen. Der trockene Tod hat also auch sein Gutes und sollte nicht nur verteufelt, sondern auch als neue Möglichkeit angenommen werden.

    Viele Grüße
    Klaas

  • Hallo Klaas,


    danke, dann bin ich ja beruhigt. Ich hatte befürchtet, das Wetter hätte dem Biotop ernstlich geschadet. Ich fand den Sommer ja auch toll, zumal ich drei Monate freihatte. :D

    Konntest Du Dich eigentlich zu einer Meinung bezüglich des Käfers oben durchringen? Hoplia philantus gefiel Dir ja nicht so ganz.


    Viele Grüße

    Markus

    In girum imus nocte et consumimur igni

  • Es ist wie mit Waldbränden. Wir wollen immer den Status Quo. Der Wald soll sich nicht verändern. Zieht ein Sturm heraus, jammern wir, dass der halbe Wald flach gelegt wurde. Brennt es, sind wir sofort mit Löschfahrzeugen unterwegs, um den Brand bloß schnell zu löschen. Sind Menschenleben in Gefahr, muss man darüber keine Sekunde diskutieren. Aber Waldbrände hat es vor 100 Jahren auch gegeben. Die konnten nicht gelöscht werden. Da sind die Menschen geflohen und haben zwangsläufig ihr Hab und Gut verloren. Der Brand selbst ging aber von alleine aus, auch wenn er erst mal viele Tage gewütet und eine große Fläche "zerstört" hat. Nur selten sehen wir, dass die Natur neuen Lebensraum geschaffen hat. Nach so einem Waldbrand drückt sich das für die ersten Jahre möglicherweise in Form einer Wiese aus (der liebe Gott ist vor 20.000 Jahren nicht mit dem Rasenmäher rumgerannt und hat dafür gesorgt, dass die Wiesenschmetterlinge ihre Wiese bekommen). Diese verbuscht langsam und als Klimaxstadium entwickelt sich wieder Wald daraus. Je nach Grundlagen dauert es länger oder kürzer, bis das Klimaxstadium wieder erreicht ist. Aber jede Sukzessionsstufe hat ihr eigenes Arteninventar und bedeutet neuer Lebensraum für Tiere und Pflanzen.

    wir haben heute doch nur Naturschutzgebiete, weil wir unsere Landschaft ihrer Vielfältigkeit immer mehr berauben, in dem wir alles in Ackerland, Bauland und Straßen umwandeln. Wir berauben sie ihrer Dynamik und wundern uns, dass sie so eintönig wird und nichts mehr zu bieten hat. Wir jammern heute über globale Erderwärmung. Und? Im Mittelalter war es deutlich kühler in Europa und keiner hat festgelegt, dass die damaligen Verhältnisse die wünschenswerten sind. Im 19. Jahrhundert hatten wir eine Warmphase, die durchaus mit der heutigen vergleichbar ist. Auch diese wurde nicht als wünschenswert festgelegt. Als wünschenswert wurden die klimatischen Verhältnis festgelegt, die ich in meiner Kindheit erlebt habe, die älteren über einen längeren Zeitraum, also über ca. 50 Jahre. Aber komisch. Wenn wir im Steinkohlerevier und im Braunkohlerevier Fossilien in der Kohle anschauen, sprechen die für tropisches Klima in Europa. warum ist das nicht der Status Quo? Oder gar die Eiszeiten??? Die 50 Jahre, von denen wir sprechen, sind nicht mal ein Wimpernschlag in der Geschichte der Erde. Die Erde war immer einem Wandel ausgesetzt. Nicht nur klimatischer Wandel. Selbst die magnetischen Pole sind nicht stabil.

    Was passiert, wenn wir eine allgemeine Erderwärmung haben? Die (Lebens-) Verhältnisse ändern sich. Wir können nicht mehr ganz so sorglos in den Tag leben, sondern müssen uns mit Wetterphänomenen befassen, die z.B. für die Nordamerikaner in der Tornadoregion ihr tägliches Brot sind. Wir müssen uns möglicherweise darauf einstellen, dass wir Wirbeltürme in Europa kriegen. Wir werden vielleicht, zum ersten mal nach einem Zeitraum, der länger als ein Menschenleben dauert, feststellen, dass wir eine Hungersnot bekommen (kennen wir in Europa praktisch nicht mehr!), oder Wasserknappheit. Ich kann mich nicht erinnern, dass es in den 51 Jahren meines Lebens irgendeinen nennenswerten Waldbrand in Deutschland gab. Entsprechend wird der bei Potsdam grade aufgebläht bis zum dort hinaus.

    Erde und Natur unterliegen einem ständigen Wandel. Eigentlich wissen wir alle, dass die Erde von uns übervölkert ist. Was wird passieren? Es wird Sterbeereignisse geben, die auf Dürren oder andere Katastrophen zurück zu führen sind. Und diese werden bewirken, dass das geschieht, wozu wir einfach von uns aus nicht bereit sind. Wir werden dezimiert, reduziert, auf das Maß, das die Erde zum entsprechenden Zeitpunkt verkraften. Wenn wir statt 7 Milliarden Menschen vielleicht nur noch 1 Milliarde oder gar nur 500.000.000 sind, wird sich das Klima im Laufe etlicher Jahrzehnte erholen und wieder verändern. Ob es sich dann auf dem Status von 1950 einpendelt oder ganz woanders..., wer weiß!???

    Also. Die Trockenheit hat viele traurige Bilder gebracht. Aber egal was da passiert ist. Es ist alles ein Anfang von etwas neuem. Nicht mehr und nicht weniger.

    Liebe Grüße
    Klaas

  • Hoplia:

    Eines der wichtigen Merkmale ist auf der Hinterklaue zu finden. Ist sie gespalten oder nicht gespalten. Hoplia ist eigentlich nichts für eine Fotobestimmung. All zu selten kann man die Hinterklaue ausreichend gut einsehen, um diese beurteilen zu können. Die Arten sind zum Teil sehr variabel, so dass man schnell mal philanthus, praticola, gramminicola und weitere mit einander verwechselt. Die Niederlande haben einen Vorteil. Sie sind arm an Hoplia-Arten, so dass man sich mit gutem Einblick in die Hinterklaue auf eine Art festlegen kann. Aber dafür sind die hier gezeigten Fotos zu klein. Und der Aufnahme der Klaue fehlt die Aussage, ob es sich um die Hinterklaue handelt, oder eine andere.

    Liebe Grüße
    Klaas

  • Lieber Markus,
    boa, den Ockerbindigen Samtfalter hätte ich auch gern mal gesehen, und so schöne Fotos sind dir gelungen, toll!
    Schade, dass du Bestimmungskorrekturen nicht in den Ausgangsbeitrag geschrieben hast, jetzt habe ich deine Libelle aus dem Frühsommer nochmal bestimmt. Bleibt aber beim Weibchen vom Großen Blaupfeil Orthetrum cancellatum.

    Die rote

    hat an den Beinen seitlich gelbe Streifen (bei älteren Tieren manchmal sehr schwer erkennbar) und die schwarze Binde über dem Auge läuft nicht seitlich am Auge herab ==> Große Heidelibelle Sympetrum striolatum.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Hallo Klaas,

    was Überbevölkerung, Umweltverschmutzung und -zerstörung etc. angeht, bin ich da völlig einverstanden. Nur passieren solche Veränderungen, wie Du sie beschreibst, normalerweise langsam. Eine solch drastische, großflächige Veränderung innerhalb eines Jahres habe ich schlichtweg noch nie gesehen. Ich dachte, die Heide wäre da resistenter. Schauen wir mal, wie sich das in den nächsten Jahren entwickelt.


    Wenn wir im Steinkohlerevier und im Braunkohlerevier Fossilien in der Kohle anschauen, sprechen die für tropisches Klima in Europa. warum ist das nicht der Status Quo?

    Weil Europa bei der Entstehung etwa am Äquator lag. Aber auch das fällt ja irgendwie unter "natürliche Veränderungen", wenn auch extrem langfristiger Natur . :)

    Das Foto der Klaue war übrigens von der Hinterklaue. Sabine hatte ja schon auf das Merkmal hingewiesen, und ich hatte gehofft, das Foto würde zur Bestimmung reichen. Danke für Deine Mühe!


    Hallo Sabine,

    mea culpa, ich habe das jetzt geändert. Und vielen lieben Dank für die Bestimmung der beiden Libellen! Falls Du mal nach in die Ecke kommen solltest, verrate ich Dir gerne, wo der Ockerbindige Samtfalter steckt.


    Beste Grüße

    Markus

    In girum imus nocte et consumimur igni

    Einmal editiert, zuletzt von Waldgänger (7. September 2018 um 08:40)

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