Heute zur Abwechslung mal etwas Fischiges ! Vorgestern fand am Rötelbach, einem kleinen Fließgewässer im Nordschwarzwald, das südlich von Calw in die Nagold mündet, eine Elektrobefischung statt. Für diejenigen, die sich darunter nichts vorstellen können: mit dieser Technik werden Fischbestandserhebungen in Gewässern durchgeführt, indem man eine elektrische Spannung zwischen dem Kescher (Pluspol) und dem aus einem Kupferband bestehenden Minuspol erzeugt, der etwas flussabwärts der Untersuchungsstelle ins Wasser gebracht wird. Durch das entstehende elektrische Feld werden Fische, die sich zwischen Plus- und Minuspol befinden, kurzfristig betäubt und können gekeschert werden, um sie zu bestimmen, zu zählen und vermessen, oder wie in diesem konkreten Fall in andere Gewässerabschnitte umzusetzen.
Grund für die Befischung war die geplante naturnahe Umgestaltung eines ca. 150 m langen Bachabschnitts, wohl eine Ausgleichsmaßnahme für ein anderweitig im Kreis durchgeführtes Bauprojekt. Der Rötelbach durchfließt zunächst ein offenes Gelände mit Wiesen und Weiden, bevor er in den Wald eintritt und in einer romantischen, viel besuchten Schlucht über Buntsandsteinkaskaden ins Nagoldtal stürzt. Im Untersuchungsbereich ist der Bach gerade mal 60-70 cm breit und dicht von Hochflurstauden (überwiegend) Mädesüss und Baldrian eingesäumt.
Man sollte nicht glauben, dass sich in einem solchen Rinnsal Fische aufhalten, aber da täuscht man sich oft , wie auch die E-Befischung dann zeigte.
Die beiden Fischereibiologen sind in unserem Gebiet öfters mit Fischbestandserhebungen beauftragt.
Nach kurzer Zeit konnten bereits einige wunderschön gezeichnete kleine Bachforellen von ca. 15 cm Länge gefangen und umgesetzt werden.
Die Überraschung verbarg sich dann in einer kleinen Auskolkung (Gumpen), die sich unterhalb einer kurzen Verrohrung des Baches befand(die orangefarbenen Rohre werden für die vorübergehende Umleitung des Gewässers während der Arbeiten benötigt). Die Verrohrung und der Gumpen selbst lag direkt unter diesen Rohren:
Eine Bachforelle mit 42 cm Länge und 900 g Gewicht, fast so lang, wie der Bach breit ist und wohlgenährt!! Auch für mich als alten Hasen immer wieder erstaunlich, wie ein so großer Fisch mit diesem engen, begrenzten Lebensraum zurecht kommt und sich zu einem solch kapitalen Exemplar (für die bestehendenVerhältnisse) entwickeln kann!
Für mich nicht ganz verständlich ist, warum man überhaupt eine solche "Renaturierungsmaßnahme" an einem sich bereits jetzt in einem guten ökologischen Zustand befindlichen Gewässer meint durchführen zu müssen. Ich wäre glücklich, wenn sich alle Seitengewässer der Nagold in solch gutem Zustand befinden würden!
Insgesamt wurden an der etwa 100 m langen Untersuchungsstrecke insgesamt 15 Bachforellen gefangen, d.h. alle 6 m befindet sich an diesem Bächlein ein Standort einer Forelle, kaum glaublich, wenn man das Rinnsal oberflächlich betrachtet.
Viele Grüße
Jürgen