Seltenes Mineral in Pflanzen entdeckt

  • Lieber Norbert,
    ein sehr interessanter Artikel, den du da verlinkt hast. Eine Frage stellt sich mir aber: Wenn - wie im Artikel genannt - Vaterit instabil ist und sich in Calcit umwandelt - wieso hast du dann eine Stufe, in der das Mineral doch stabil sein muss?

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Hallo Norbert,

    erst mal ein interessanter Bericht zu einer ungewöhnlichen Symbiose. Es gibt übrigens noch weitere solcher seltenen Symbiosen zwischen Pflanzen- und Mineralreich. Manche Pflanzen gedeihen z.B. überhaupt nur zusammen mit bzw. neben bestimmten Mineralien, wie ich das mal erfahren habe. Ich komme aber momentan nicht auf weitere konkrete Beispiele.

    Nun zum nächsten Punkt. Berechtigte Frage von Sabine. Vaterit ist ja erst mal "unter den üblichen Bedingungen", einer Kombination von Faktoren bzw. unter bestimmten Verhältnissen von Temperatur, Druck und Stoffzufuhr für magmatisch-vulkanisch gebildete Minerale (z.B. Eifel, Italien) entstanden.

    Diese hexagonale und seltenste Modifikation namens Vaterit - als eines von 3 Calcium-Carbonat-Mineralien (Polymorphie "unter Brüdern"!) - entsteht zunächst bei Temperaturen unter 400°C aus hydrothermalen, d.h. wässrigen, stark übersättigten Lösungen! Nur bei über 400 °C kann sich dann der metastabile Vaterit in den stabileren Calcit umwandeln. Abgeleitet davon heißt das dann natürlich: Bei Raumtemperatur oder niedriger oder auch höher bis einschließlich 400 Grad C eben nicht.

    Davon scheint dieser Professor aber fälschlicherweise auszugehen bzw. hat einfach unbelegte Behauptungen aufgestellt oder aber der Redakteur des Berichts hat ungenügend recherchiert! ?(
    Was lernen wir daraus? Manche Botaniker sollten sich nicht als Mineralogie-Koryphäen aufspielen und umgekehrt auch manche Berufsmineralogen nicht als Botaniker-Koryphäen. Und die Redakteure sollten genauer recherchieren! Stattdessen sollten diese Wissenschaftler lieber zielführend und produktiv zusammenarbeiten um den Anwendungszwecken solcher "Naturwunder" auf die Spur zu kommen! Das ist der Schluss, den man doch erst mal daraus ziehen muss.

    Vaterit gehört auch zu meinen Sammlungsstücken aber ich finde jetzt gerade kein Foto davon. Muss ich wohl später noch mal aufnehmen. :)

    9 Mal editiert, zuletzt von Geofreund (1. April 2018 um 18:43)

  • Lieber Peter,
    @Geofreund
    vielen Dank für deine ausführliche Antwort. Hmm, ehrlich gesagt, ich verstehe es dennoch nicht. WENN Vaterit sich nicht unter normalen Bedingungen bilden und stabil bleiben kann, heißt das dann, dass das gefundene Mineral kein Vaterit sein kann?

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Hallo Sabine,

    das kommt in dem verlinkten Artikel nicht ganz richtig rüber. Das ist auch das ,was Peter meint.


    "Vaterit ist in der feuchten Atmosphäre der Erde nicht sehr stabil und geht häufig in andere Formen von Kalziumkarbonat, wie zum Beispiel Calcit, über. Das macht es umso bemerkenswerter, dass wir Vaterit in so großen Mengen auf der Oberfläche von Pflanzenblättern gefunden haben."


    Vaterit entsteht unter ganz normalen Bedingungen, und wandelt sich erst bei sehr hohen Temperaturen (über 400°C) in Calcit um.
    Umwelteinflüsse,wie im Artikel genannt,haben da keine Einwirkung drauf.

    Gruß Norbert

    Kein der Geometrie Unkundiger trete ein.(Platon)

    Einmal editiert, zuletzt von Mineralienfreund (2. April 2018 um 02:28)

  • So interessante Kopplungen sollte man aber nicht um den ersten April herum beschreiben. ODER?

    Die Erfahrung ist wie eine Laterne im Rücken; sie beleuchtet stets nur das Stück Weg, das wir bereits hinter uns haben. >Konfuzius<

  • Lieber Lothar,
    der Artikel ist aber noch vom 30. März und Norbert hat das auch nicht als Aprilscherz gemeint. ;)
    Dass mit den über bzw. unter 400 Grad C etc. kann man übrigens auch alles in Wikipedia oder in einschlägiger Mineralienliteratur nachlesen. :D

    Liebe Sabine,
    Norbert schrieb das entscheidende Zitat aus dem Artikel noch mal. Ich sagte ja, dass das wohl nicht genau genug von dem Redakteur recherchiert worden war. Das war wohl nur eine allgemeine Feststellung, dass sich Vaterit in Calcit umwandeln kann.
    Das passiert dann aber in sehr sehr langen Zeitspannen und muss noch vor der Auffindung des Menschen aber direkt nach Bildung des Vaterits passiert sein. Das passiert ja auch sehr häufig mit anderen Mineralien, dass die z.B. noch mal neu aufgeschmolzen oder aufgelöst und chemisch verändert wurden und dann schließlich zu einem neuen Mineral umgebildet wurden, das sich dann auch wiederum nach langer Zeit verfestigt hat.
    Unsere Vaterite aus der Eifel sind jedenfalls stabil geblieben, weil irgendwann nach dem fest Auskristallisieren zu Vaterit eben keine Temperaturen über 400 Grad mehr eine Umwandlung in Calcit möglich machten. Eine ganz einfache Rechnung also. :D

    Nachtrag: Wenn ein wie hier im hexagonalen System auskristallisiertes Mineral wie Vaterit zu einem Mineral des trigonalen Systems wie Calcit umgebildet wurde, müssen ja auch so hohe Temperaturen um die 400 Grad C geherrscht haben, denn bei zu niedrigen Temperaturen bilden sich ja die kleinsten inneren Bausteine der Kristallstruktur (Ionen etc.) nicht einfach so um. Das ist noch eine Erklärung dafür, dass diese Temperatur-Angabe auch so einleuchtend ist. :)

    4 Mal editiert, zuletzt von Geofreund (2. April 2018 um 09:54)

  • Lieber Norbert und Peter,
    ok, herzlichen Dank, jetzt habe ich es verstanden.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

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