Ein besonderer Pilzfund: Walliser Lackporling (Ganoderma valesiacum)

  • Liebe Naturfreunde,
    euch erwartet heute ein etwas anderer Bericht, ein Fundbericht über einen Pilz. Ein bisschen auch ein kleiner Krimi. Und ihr werdet von vielen hilfsbereiten Menschen lesen. Und von einigen "H"s wie Hawe, Habitat, Hartnäckigkeit, Hilfsbereitschaft, einem Habicht, Hanausek, Holzmichel und heimlichen Helden. Man könnte auch titeln: Von der Schwierigkeit, einen Pilz zu bestimmen.

    Die Entdeckung
    Im Juli 2017 waren wir mit meinem Schmetterlingsfreund aus Saalfelden auf Exkursion am Fuße des Steinernen Meeres. Hier kommt das erste H: Hawe war Schuld. Du musst mal mitkommen und dir das ansehen, da sind Baumpilze. Bei all den vielen schönen Faltern bin ich etwas lustlos hinterhergestapft, ich ahnte ja nicht, was ich gleich sehen sollte. Um die letzte Fichte herum, und dann klappte der Kiefer herunter: Ich konnte es kaum glauben, an einem Baumstubben waren gestielte Lackporlinge. Der Glänzende Lackporling, der stand schon lange auf meiner Wunschliste. Das gab eine spontane Adrenalin-Ausschüttung. Schaut her:

    Es waren wohl über 10 Fruchtkörper, manche noch ganz jung und noch ohne Hut, wie ein dicker Daumen ragten sie aus dem Stubben hervor, andere Fruchtkörper waren tellergroß und schon vom Sporenstaub der Nachbarfruchtkörper bedeckt.

    Sogar im tiefen Gestrüpp neben dem Stubben lagen noch Fruchtkörper mit ganz langem Stiel, der vermutlich eine Verbindung zum Stubben hatte. Die Zuwachszone war gelblich, die Zuwachskante weiß. Die Unterseite hatte Poren, die teilweise von glänzender Huthaut bewachsen war und an Druckstellen leicht fuchsrot verfärbte:

    Ich habe sämtliche Falter vergessen und zahllose Fotos gemacht, hinterher aber nur eine Auswahl behalten. Ich hatte nur den LAUX [1] mit und die Art darin als Glänzenden Lackporling Ganoderma lucidum verortet. Neben dem Glänzenden Lackporling führt LAUX auch den Dunklen Tannen-Lackporling Ganoderma carnosum, der allerdings auf Stümpfen von Weißtanne lebt. Diese gestielten Lackporling sind selten. Was habe ich mich über diesen Fund gefreut!

    Postwendend habe ich meinen Kontakt in Salzburg über den Fund informiert. Die Reaktion war prompt und überraschend. Denn mein Kontakt hat den Glänzenden Lackporling (Ganoderma lucidum) als Wärme liebende und Eichen bewohnende Art sofort ausgeschlossen. Möglich sei auch der Dunkle Tannen-Lackporling (Ganoderma carnosum), der auf Tanne fruktifiziere und in den Nordalpen verbreitet sei.

    Verbunden war die Bitte, dem Substrat nachzugehen. Er vermutete bei genauerer Betrachtung des Stubben-Fotos eher Lärche. Und an Lärche lebt der Walliser Lackporling Ganoderma valesiacum. Der ist im LAUX nicht, und ich habe noch nie von ihm gehört. Ebenfalls überraschend für mich war, dass für die Bestimmung ein Stück Holz sogar hilfreicher als ein Fruchtkörper sein könnte.

    Ein zweites Mal am Fundort
    Wir sind also ein zweites Mal zum Fundort ausgerückt. Bewaffnet mit einer Säge und einem Eimer. Als erstes haben wir vorjährige, stark angewitterte Exemplare fotografiert:

    Dem Substrat auf der Spur
    Der Stubben hatte einen Durchmesser von geschätzt über 50 cm. Ein Bild von der Schnittfläche:

    Die Rinde war schon sehr stark von Flechten bewachsen, so dass die Rinde kaum noch sichtbar und erkennbar war. Es gab nur eine einzige Stelle, an der die ursprüngliche Struktur der Rinde sichtbar war. Und die haben wir abgehackt und mitgenommen. Nachfolgend Fotos der Stelle mit der abgenommenen Rinde sowie Ober- und Rückseite des Rindenstückes.

    Auf dem nächsten Foto ist der komplette Stubben zu sehen und der sog. "Nachbarbaum".

    Nach diesem Foto hat mein Salzburger Kontakt das Habitat als typischen Lärchen-Fichtenwald bezeichnet, in dem man eine Tanne kaum vermuten würde. Damit war der Dunkle Tannen-Lackporling (Ganoderma carnosum) aus dem Rennen.

    Der Nachbarbaum
    Was auf dem Foto nicht besonders gut zu erkennen ist, es wuchs ein Nadelbaum (Fichte) praktisch direkt aus der Seite des Stubbens heraus. Da stellte sich die Frage, ob das ursprünglich mal zwei sehr nah bei einander wachsende, gleiche Bäume waren, oder ob der noch stehende sich einfach so dicht daneben oder sogar auf dem Stubben entwickeln konnte. Also sicherheitshalber auch das noch ausführlich dokumentiert:

    die Rinde

    Nadeln Oberseite

    Nadeln Unterseite

    Diesen Nachbarbaum hat mein Salzburger Kontakt als Fichte bestimmt.

    Und wenn man die beiden Rindenfotos direkt neben einander legt, dann sticht eigentlich ins Auge, dass es unterschiedliche Baumarten sein müssen – und das Substrat des Holzpilzes keine Fichte sein kann.

    Anhand der nachgelieferten Fotos war sich mein Kontakt "ziemlich sicher", dass es sich beim Substrat um Lärche handeln müsse. Die in Frage kommenden Arten der Gattung Ganoderma sind eben nicht vorrangig nach den Fruchtkörpern zu bestimmen, sondern auch bzw. nach dem Substrat, möglicherweise auch nur per Barcoding – und über die Trennmerkmale scheint sich die Wissenschaft noch hinreichend uneinig zu sein. Die gestielten Lackporlinge gelten als sehr schwierige, taxonomische Gruppe.

    Und natürlich haben wir auch ein paar Fruchtkörper mitgenommen.

    Auf dem Foto wirken die Fruchtkörper ausgesprochen kompakt und fest. Aber tatsächlich waren sie erstaunlich weich, fast labberig, und bei den ganz großen hatte sich die Huthaut vom Hutfleisch gelöst. Der Geruch frischer Fruchtkörper war feinsäuerlich, ähnlich wie der Geruch vom Rotrandigen Baumschwamm (Fomitopsis pinicola).

    Das Stück Rinde und einen Fruchtkörper haben wir per Post an meinen Kontakt in Salzburg geschickt. Keine Ahnung, ober er das Paket erhalten hat.

    Kommt der Habicht ins Spiel
    Per Zufall hatte ich zu der Zeit gerade E-Mail-Kontakt zu Peter (Habicht) und ihm von meinem Glücksfund berichtet. Er war so sehr daran interessiert, dass er uns besucht hat, am Fundort selbst Fotos gemacht und auch Fruchtkörper und ein Stückchen Holz (3 x 2 x 0,6 cm) mitgenommen hat. Das sollte sich als Glücksgriff herausstellen, denn die ganze Bestimmungsfrage lief zielsicher darauf hinaus, zweifelsfrei zu klären, an welchem Holz die Pilze fruktifizierten.

    Holzbestimmung
    Ein Bläserkollege ist promovierter Holzfachmann (ich nenne ihn liebevoll "Holzmichel"), dem ich die Fotos vom Stubben und der Borke vorgelegt habe. Er hielt das Substrat tendenziell für Lärche, aber man müsse eine Holzprobe mikroskopisch untersuchen. Das hat mich sehr verblüfft.

    Hanausek, 1901 [2]
    Nach HANAUSEK [2] ist "es ausserordentlich schwierig, Fichten- und Lärchenholz nach mikroskopischen Charakteren auseinanderzuhalten. … sobald es sich um altes, äusserlich stark vermodertes Holz oder um kleine Splitter handelt, so bedarf es einer sehr eingehenden Untersuchung. …Die Holzzellen des Lärchenholzes sind länger, breiter, dickwandiger, die Tüpfel grösser und viel häufiger in zwei Reihen an den Radialwänden der Frühlingstracheiden ausgebildet, als bei der Fichte. Die Markstrahlen der der Lärche sind … in der Regel verharzt." Das wesentliche Unterscheidungsmerkmal sind sog. "Zwillingstüpfel", durch die die Holzzellen mit einander verbunden sind. Diese Zwillingstüpfel sind bei Lärche häufig, bei Fichte sind sie selten und verlaufen eher einreihig.

    Bevor es an's Mikroskopieren gehen kann…
    Hier hat der Peter sich von seiner hartnäckigen Seite gezeigt und einen Pilzfreund aus Bayern gefunden, der sich mit Holzmikroskopie etwas (mehr) auskennt. Zuvor aber hat Peter sich mit der Holzmikroskopie im Allgemeinen auseinandergesetzt und sich das Buch "Holzbestimmung mit dem Mikroskop" von Bernd Miggel [3] zugelegt. So ging Peter davon aus, dass man das zu mikroskopierende Holz mit Etzold-FCA (Etzold-Blau) einfärben muss. Mein Eindruck ist, dass diese Chemikalie zu beschaffen nicht ganz einfach ist. Im Mikroskopie-forum.de [4] bekam Peter den Hinweis, dass bei vermutetem Lärchenholz die Einfärbung nicht notwendig sei, sondern dass viel entscheidender die Hoftüpfel seien: zweireihige Hoftüpfel sprächen für Lärche. Man beachte den Konjunktiv, noch ist alles Theorie.

    … muss das Holz vorbereitet werden
    Im Mikroskopie-Forum wird empfohlen, aus dem zu bestimmenden Holz einen Würfel mit 1 cm Kantenlänge herauszuarbeiten. Hm, die vorhandene Holzprobe war zumindest in einer Dimension deutlich kleiner. Dann muss ein sehr dünner Feinschnitt angefertigt werden. Die Probe war inzwischen in Bayern angekommen, bei Peters Pilzfreund THOMAS KASSEL. Thomas berichtet zum Holz: Es ist extrem hart und sehr trocken, so dass Feinschnitte als Längs- und Tangentialschnitte schwierig zu bewerkstelligen sind. Den für Lärche typischen abrupten Übergang von Frühholz zu Spätholz konnte Thomas am Querschnitt unter dem Binokular ausmachen:



    #copyright Thomas Kassel


    Thomas Kassel


    #copyright Thomas Kassel

    Thomas Kassel

    Wie man dem Mikroskopie-Forum entnehmen kann, sind die Fotos von Holzquerschnitten. Die weitmaschigen Anteile gehören zu den "Frühholztracheiden", das darunter liegende kompakte Material gehört zu den "Spätholztracheiden". Ehrlicherweise tu ich mich ziemlich schwer mit der Begrifflichkeit der "Tracheiden". Hier kann Wikipedia [5] weiterhelfen: Tracheiden sind langgestreckte Holzzellen, die der Wasserleitung dienen; dabei wird das Wasser von den Hoftüpfeln von einer Zelle zur nächsten transportiert.

    Die grünen Streifen (orangefarbener Pfeil) sind Harzgänge. Und die sind ganz wichtig, weil damit schon Laubholz endgültig ausgeschlossen ist. Harzgänge gibt es nur bei Nadelholz.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • (nun musste ich den Beitrag doch teilen...)

    Deshalb sind nun zu guter Letzt die Zwillingstüpfel zu suchen (die schon bei Hanausek erwähnt werden). Thomas konnte auch diese unter dem Mikroskop ausmachen:

    Thomas Kassel

    Thomas Kassel


    Thomas Kassel


    Thomas Kassel


    Thomas Kassel

    Ein ganz großes Dankeschön an Thomas Kassel für die Holzmikroskopie!
    Der Buchautor Bernd Miggel ist erfreulicherweise auch im Mikroskopieforum unterwegs, und so konnte die Holzbestimmung abschließend geklärt werden: Es war Lärche.

    Zwischenergebnis der Pilzbestimmung
    Ein gestielter Lackporling an Lärche.

    Die Sporenuntersuchung
    Peter hat die Pilzsporen mikroskopisch untersucht, und mit gemessenen
    (9,5) 7,5 - 8,5 x 5 - 6 µm
    passen diese zum Glänzenden Lackporling Ganoderma lucidum (Sporengröße lt. Leif Ryvarden [6] 7 - 11 x 6 – 8 µm).

    #copyright Peter (Habicht)

    Ein ganz großes Dankeschön an Peter (Habicht) für die Sporenmikroskopie!

    Die Sequenzierung
    Zu guter Letzt wurde der Pilzfund auch noch sequenziert mit der molekularbiologischen Methode der ITS-Sequenzierung. ITS steht für Internal transcribed spacer. Und diese Untersuchung hat eine Übereinstimmung mit einem Sequenzierungsergebnis von Ganoderma tsugae (ohne dt. Namen) erbracht. Artportrait von Ganoderma tsugae hier: http://www.mushroomexpert.com/ganoderma_tsugae.html [7]. Ganoderma tsugae wird von den Wissenschaftlern als Synonym vom Walliser Lackporling Ganoderma valesiacum betrachtet, und nach den Nomenklaturrichtlinien hat das Taxon Ganoderma valesiacum Vorrang vor Ganoderma tsugae.

    Die Lackporlinge bilden einen Komplex aus mehr als 10 Arten, die sich z.T. durch ihre Substratbindung an Laubhölzer bzw. Nadelhölzer unterscheiden (siehe auch Zhou et. al. 2015) [8]. Die Wissenschaft ist hier sicher auch noch längst nicht fertig, was sich nicht nur an den beschriebenen Taxa, sondern auch an den teilweise widersprüchlichen Angaben z.B. bei den Sporenmaßen ableiten lässt. Und für uns Laien ist die Thematik überaus kompliziert.


    Mein Fund aus Salzburg hat jedenfalls einen Namen bekommen:
    Walliser Lackporling – Ganoderma valesiacum mit Substratbindung an Lärche. Der 14. Fund für Österreich und der Zweitnachweis für das Bundesland Salzburg.

    Der Fund wurde am 09.03.2018 veröffentlicht von I. Krisai-Greilhuber im Artikel "Bemerkenswerte Pilzarten aus Österreich – 2017" in der Österreichischen Zeitschrift für Pilzkunde, Heft 26 [9]. Open access Link: http://www.univie.ac.at/oemykges/wp-co…ltene_OZP26.pdf
    Webseite der Österreichischen Zeitschrift für Pilzkunde:
    http://www.univie.ac.at/oemykges/publi…fuer-pilzkunde/

    Abschließend möchte ich meinen tief empfundenen Dank aussprechen an Peter (Habicht) für seine enorme Hartnäckigkeit (Peter, du bist mein heimlicher Held!) und an Thomas Kassel für seinen wertvollen Anteil an der Holzbestimmung.



    Literatur:
    [1] Der große Kosmos Pilzführer, Hans E. Laux, Franck-Kosmos Verlag, 2001
    [2] Lehrbuch der Technischen Mikroskopie, Dr. T. F. Hanausek, Verlag Von Ferdinand Enke, Stuttgart, 1901, Seiten 171 - 173 (https://books.google.de/books?id=wLBxX…3%BCpfel&f=true)
    [3] Holzbestimmung mit dem Mikroskop, Bernd Miggel, IHW-Verlag, 2017
    [4] Holzbestimmung – Pilzbestimmung, ein Faden aus dem mikroskopie-forum.de (http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=30548.0)
    [5] https://de.wikipedia.org/wiki/Tracheide
    [6] Reyvarden, L. & Melo, I., 2014: Poroid fungi of Europe. –Synopsis Fungorum 31. – Oslo: Fungiflora.
    [7] Kuo, M (2016, August). Ganoderma tsugae. Retrieved from the MushroomExpert.com Web site: http://www.mushroomexpert.com/ganoderma_tsugae.html
    [8] Zhou, LW. et. al. 2015: Global diversity oft he Ganoderma lucidum complex (Ganodermataceae, Polyporales) inferred from morphology and multilocus phylogeny. Abstract hier: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25453909
    [9] Krisai-Greilhuber, I. et. al (2017): Bemerkenswerte Pilzarten aus Österreich – 2017. Österreichische Zeitschrift für Pilzkunde, Heft 26: 277-289. Wien.
    https://www.univie.ac.at/oemykges/wp-co…OZP26_final.pdf

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • ein kleiner Krimi

    da hast du nicht zuviel versprochen!
    ich kenn mich mit pilzen ja nicht sehr gut aus und kann daher nicht wirklich mitreden..... aber deinen krimi hab ich grad voller spannung verschlungen :D
    da habt ihr im team wirklich äußerst hartnäckig an der lösung des falles gearbeitet. einfach klasse :thumbup:
    und ich gratuliere zu dem seltenen fund :97:

  • Liebe Sabine,

    mit großem Interesse habe ich Deinen"Krimi" gelesen und die Fotos betrachtet.
    Deine tolle Schilderung zeigt auch, wie schwierig die Pilzbestimmung sein kann.
    Gott sei Dank warst Du neugierig und hartnäckig genug und hattest fachmännische
    Helfer zur Seite.
    Da kann man nur gratulieren. :97::97::97:

    Grüßle Wiltrud

  • Hallo Sabine
    Krimi ist das richtige Wort. Aber mit deiner Ausdauer und Beharrlichkeit hast du den Fall gelöst! :alright:
    Aber auch HaWe gebührt ein großer Dank.
    So viele und schöne Fruchtkörper, dazu in allen Altersklassen, das ist doch bombastisch. Der Pilz verdient eher den Namen des Finders! Das sagt Uwe, der bisher nur einen "Gammelfund" vom Glänzenden Lackporling hatte.

  • Liebe Sabine ,

    :97: Zunächst Glückwunsch zur Entdeckung und Erkennung des Besonderen! :97:

    Diese akribisch,wissenschaftliche Untersuchung reisst sogar den Pilzlaien vom Sockel.

    Jeder weiss was ,zusammen wissen wir viel und insgesamt wissen wir viel zu wenig !

  • Liebe Naturfreunde,
    über eure zahlreichen Kommentare freue ich mich wirklich sehr, insbsondere über die, die von weniger Pilzbegeisterten stammen. Leider habe ich an diesem Wochenende überhaupt keine Zeit, so dass ich im Moment nicht gezielt im einzelnen darauf eingehen kann.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Hallo Sabine,

    genau so muss das sein, wenn man ein Hobby ersthaft betreibt! Deine Freude kann ich sehr gut verstehen - ich habe im Rahmen meiner stadt- und militärhistorischen Forschung auch schon den ein oder anderen Tag in Archiven verbracht und habe dutzende Mails an Museen und Buchautoren geschrieben, nur um herauszufinden, was das für Betonbrocken im Wald oder Glassplitter in einer Stellung sind, die ich gefunden habe. Die Freude, wenn man dann die Lösung in Händen hält, rechtfertigt die ganze Arbeit. :thumbup:

    Viele Grüße

    Markus

    In girum imus nocte et consumimur igni

  • Liebe Fories,

    dieser Krimi hat eine Autorin, die den Fund und dessen Geschichte spannend In Szene setzt. Mich hat sie etwas zu viel ins Lampenlicht gerückt, egal, ich genieße es trotzdem, ;)

    Der Anfang diese Erfolgsstory liegt etliche Monate vor Sabine's Begegnung mit diesem hübschen Pilz. Thomas Kassel hat in einem seiner Beiträge im Nachbarforum auf die Möglichkeit der Holzbestimmung mit dem Mikroskop aufmerksam gemacht. Bis dahin hatte ich keinen Schimmer, dass so etwas möglich ist. Interessante Idee, die ich irgendwann einmal aufgreifen wollte. Eher bei Bedarf oder so. Der innere Schweinehund hat das gekonnt auf die lange Bank geschoben.

    Ohne den Beitrag von Thomas hätte ich sicher keine Holzprobe mit genommen und ohne diese wäre eine Bestimmung nicht möglich gewesen. Vor meinem Besuch bei Sabine & HaWe war bereits fixiert, dass der Fund über die Uni Wien sequenziert wird.

    Die Anfahrt nach Maria Alm, ab der Abfahrt von der Autobahn glich einer langgezogenen Hochschaubahn, rauf/runter, links/rechts, ca. 1 Stunde lang. Das hat unserem Irish-Setter nicht bekommen, der hat seinen Mageninhalt dem Auto anvertraut. Wenige Fotos habe ich gemacht, nur einen Fruchtkörper mitgenommen. Wozu mehr, wird eh DNA-barcodiert. Mich haben die zahlreich flatternden Schmetterlinge fast mehr interessiert ..Töchterchen Bieni war bei der Ankunft noch einigermaßen o.k., das hat sich aber recht schnell geändert. Bei ihr hat sich die Achterbahn zeitverzögert bemerkbar gemacht. Es war daher ein recht kurzer Aufenthalt bei den Flechtmann's, leider.
    Ohne ihren Fund gäbe es diesen und einen weiteren Beitrag in der ÖZP nicht.

    Die Pilzprobe hat ich nach Wien geschickt, zwei kleine Stücke zuvor abgeschnitten. Das sollte sich als Glücksschnitt erweisen, ebenso die mitgenommen Holzprobe.

    Das Ergebnis der Sequenzierung war auf den ersten Blick für Sabine und mich ernüchternd, die Probe stimmte zu 100 % mit weiteren Ganoderma-Arten überein. Damit lasse ich es bewenden, da es ab da einigermaßen kompliziert wird.

    Die endgültige Festlegung auf Ganonderm valesiacum ist Irmgard (Uni Wien) zu verdanken, ohne sie würden Sabine, Thomas und ich noch lange im Trüben fischen.

    Mein Beitrag zu diesem Fund war es, die Sporen zu vermessen*, den Pilz nach Wien und die Holzprobe* an Thomas zu schicken. Im mikro-forum habe ich dazu eine Anfrage gestellt, mehr nicht.

    Es war eine Teamarbeit, für die ich mich auch bei Bernd Miggel, dem Autor des Buches 'Holzbestimmung' mit dem Mikorskop herzlich bedanke.


    LG
    Peter
    *zwei kleine abgeschnittene Pilzstückchen waren Goldes wert,
    *eine beinahe zu kleine Holzprobe ebenso

    Einmal editiert, zuletzt von Habicht † (10. März 2018 um 21:07)

  • Liebe Naturfreunde,
    jetzt kann ich endlich eure Antworten ausreichend würdigen.

    wannabee:

    ich gratuliere zu dem seltenen fund

    Ja, liebe wannabee, gut erkannt: diese gestielten Lackporlinge sind wirklich selten.

    Deine tolle Schilderung zeigt auch, wie schwierig die Pilzbestimmung sein kann.

    Liebe Wiltrund, dass die Thematik sich so schwierig gestalten würde, hat mich auch erstaunt, und darauf war ich nicht im mindesten vorbereitet. In Wirklichkeit ist alles noch viel komplizierter als hier dargestellt. Und Hilfe hatte ich reichlich.

    Vielen Dank für den ausführlichen Bericht, wirklich spannend zu lesen.
    Und wieder sehr schöne Fotos.

    Herzlichen Dank auch für deine Antwort, Markus. Das hat mich sehr gefreut, dieses eher spezielle Thema auch für den an Pilzen mutmaßlich weniger Interessierten interessant aufbereitet zu haben.

    So viele und schöne Fruchtkörper, dazu in allen Altersklassen, das ist doch bombastisch.... Das sagt Uwe, der bisher nur einen "Gammelfund" vom Glänzenden Lackporling hatte.

    Lieber Uwe, man hätte ein Superweitwinkel haben müssen, um alle Fruchtkörper auf einmal aufs Bild zu bekommen. Und wenn du schon mal einen Glänzenden Lackporling gefunden hast, war deine Freude bestimmt auch ganz groß, sie sind einfach herrlich anzuschauen.

    Glückwunsch zur Erkennung des Besonderen!
    Diese akribisch,wissenschaftliche Untersuchung reisst sogar den Pilzlaien vom Sockel.

    Liebe Werner, in der Tat war die Erkennung des Besonderen ein Initialschlüssel für all das, was danach folgte. Und dass dich die Akribie vom Sockel reißt, das freut mich ungemein, denn in meinen Augen bist du auch einer von den ganz genauen und Wißbegierigen.

    Ich wäre achtlos daran vorbei gegangen!

    Liebe Silke, das wäre aber echt schade gewesen. Ich bin überzeugt, dass wenn dir mal ein gestielter Lackporling über den Weg läuft, du nicht mehr achtlos daran vorbeigehen wirst, sondern die Kamera zückst und genau hinschaust.

    ich habe im Rahmen meiner stadt- und militärhistorischen Forschung auch schon den ein oder anderen Tag in Archiven verbracht und habe dutzende Mails an Museen und Buchautoren geschrieben ... Die Freude, wenn man dann die Lösung in Händen hält, rechtfertigt die ganze Arbeit.

    Hallo Markus, du hast offenbar eine gute Vorstellung davon, wie viel Zeit man mit Recherchen verbringen kann.

    Mich hat sie etwas zu viel ins Lampenlicht gerückt, egal, ich genieße es trotzdem,

    Lieber Peter, nö, das Rampenlicht steht dir doch gut, und ich finde es völlig berechtigt! Herzlichen Dank für deine Ergänzungen, so ganz war mir nicht bewusst/bekannt, wie du zum Kontakt zu Thomas gekommen warst. Dass dieser Fund nun auch noch Eingang in die Publikation gefunden hat, das ist für uns beide die allergrößte Freude.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

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