Total unbekanntes Insekt aus Kuba: wer kann das sein? => Schabe (Blattodea)

  • Servus zusammen,
    auf Kuba (Guardalavaca in der Provinz Holguin), im Nordosten der Insel, habe ich dieses Insekt gefunden: ich vermute im weitesten Sinne eine Schabenart. Das kohlrabenschwarze Tier war mit etwa 2 cm Länge ganz schön groß. Es schien am Boden unter feuchtem Laub zu leben. Hat jemand von Euch irgendeine Ahnung, zu welcher Art/Gattung/Familie dieses Insekt gehören könnte? Für jeden Hinweis auf die Einordnung dieses Insektes wäre ich dankbar.
    Liebe Grüße

    PS: Mir ist natürlich klar, dass das wieder einmal ein, vorsichtig formuliert, sehr schwieriges Thema ist; aber wenn ich es nicht trotzdem versuche, gibt es bestimmt keine Lösung.

  • Lieber Klaus,
    du sagst es selbst:

    sehr schwieriges Thema

    Ich finde Schaben schon in unseren Breiten äußerst schwierig, der Zugang zu außereuropäischen Arten erscheint mir für uns Laien kaum möglich. Hinzu kommt, dass der Staat wirtschaftlich nicht gerade gut dasteht, ob die Schaben-Fauna da wohl gut erforscht ist?

    Gesucht habe ich mal mit folgenden Begriffen: Blattodea und Cuba.
    Als Checkliste für Kuba habe ich diese Liste gefunden (100 Arten für Kuba). Direkt aus Kuba habe ich nichts gefunden, nur dies:

    http://insectoid.info/checklist/blattodea/cuba/
    Ob man den Angaben auf der Seite trauen darf? Ich bin da sehr vorsichtig. Das gut versteckte Impressum weist einen Betreiber aus Deutschland aus.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Liebe Sabine,
    vielen Dank für Deine Info. Mir war schon klar, dass meine Bestimmungsanfrage schwierig bis unlösbar sein wird. Jetzt will ich mal versuchen
    aus der Checkliste ein paar weitere, hoffentlich etwas zielführende Infos zu gewinnen. Sollte ich in diesem Lebennoch zu einer Bestimmung meiner "Schabe" kommen, melde ich mich.
    Liebe Grüße
    Klaus

  • Die genannte Seite ist mit größter Vorsicht zu genießen. Sie zieht nur das zusammen, was im Internet vorhanden ist. Das heißt, sie ist erstens nur so gut, wie der bot, der dahinter steckt, zweitens nur so gut, wie die einzelnen Internetseiten und drittens zeigt sie bei genauerer Betrachtung große Lücken. Man kann sie als ersten Hinweis verwenden, darf sie aber auf keinen Fall ungeprüft übernehmen und muss, um die (fast) immer vorhandenen Lücken aufzufüllen, intensiv recherchieren.

    "Schabe", also Familie Blattodea, kann ich bestätigen. Ich weise mal auf Blatta orientalis, also die Gemeine Küchenschabe hin. Die Art ist praktisch weltweit verbreitet, weil vom Menschen überall hin verschleppt und wird vermutlich nur aus den polaren Regionen nicht gemeldet, möglicherweise aber auch hier in Forschungsstationen und ähnliches verschleppt. Ob es sich wirklich um die Gemeine Küchenschabe handelt, kann ich nicht sicher sagen. Dafür kenne ich mich mit Schaben zu wenig aus, aber ich denke, es ist ein guter erster Einstieg.

    @'Sabine Flechtmann

    Du hast ein Impressum gefunden? Wer ist der Betreiber dieser Seiten?

    Viele Grüße
    Klaas

  • Lieber Klaas,
    hier ist das Impressum, welches auf der Hauptseite verlinkt ist und sich "Imprint" nennt:
    http://insectoid.info/imprint/
    und neben dem Deutschland-Fähnchen "Impressum":
    http://insektoid.info/impressum/

    Du hast es zutreffender als ich formuliert: die Seite ist mit größter Vorsicht zu genießen. Dem kann ich nur zustimmen.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Hallo Klaas,
    das ist ja fast ein Schock: da sucht und sucht und sucht und ... Am Ende ist es dann vielleicht eine ganz simple Gemeine Küchenschabe, die ich da mit viel Aufwand auf Kuba vor die Linse bekam. Hier bei uns habe ich eine solche Gemeine Küchenschabe, zumindest bewußt, übrigens noch nie gesehen. Ich will versuchen, das, was Du als ersten Einstieg bezeichnet hast, zu prüfen. Mal sehen. In jedem Fall vielen Dank für Deinen Denkanstoß.
    Liebe Grüße
    Klaus

  • @ Klaus

    Ich muss es als ersten Einstieg bezeichnen. Simpel gesagt habe ich keine Ahnung von Schaben (ist nicht ganz richtig, umreißt es aber recht gut) und kann die Hand voll heimische Arten mehr oder weniger gut erkennen. Wobei heimisch gelogen ist: die meisten sind Einwanderer, die hier üblicherweise gar nicht vorkommen.

    @ Sabine

    Wie gut, dass ich Heino nicht kenne, sonst wäre ich genötigt in Beutelsbach mit einem Kumpel zu schimpfen. ;)

    Liebe Grüße
    Klaas

  • Hallo,7

    nach den ersten Hinweisen von Klaas ("Einstieg") auf die Gemeine Küchenschabe, bin ich nun dabei zu versuchen diesen "Einstieg" zu bestätigen oder zu widerlegen.

    Immerhin weiß ich nun inzwischen, dass es auf Kuba die Gemeine Küchenschabe gibt; das ist noch nicht viel, aber immerhin ein kleiner erster Schritt.

    Was mich jetzt beschäftigt: nahezu überall habe ich gelesen, dass die Gemeine Küchenschabe ausschließlich in Gebäuden lebt. Das trifft auf meine Schabe definitiv nicht zu, wenngleich sie auch nur ganz knapp außerhalb eines kleinen Gebäudes gefunden wurde: ich habe sie am Außensockel des besagten Häuschens unter Blättern entdeckt. Nun habe ich bei Bellmann im Kosmos-Insektenführer "Welches Insekt ist das?" gelesen, dass die Gemeine Küchenschabe "bei uns nur in Gebäuden... " vorkommt. Aus "bei uns" schließe ich mal, dass dies anderswo auf der Welt anders sein kann. Nachdem Schaben allgemein und die Gemeine Küchenschabe speziell wohl generell aus wärmeren Gefilden kommen, könnte die Gemeine Küchenschabe im wärmeren Kuba (in das sie ja wohl irgendwann einmal importiert wurde) evtl. auch außerhalb von Gebäuden leben, zumal wenn dieser Lebensraum äußerst gebäudenah ist. Wenn dem so wäre, würde die Gemeine Schabe bei meinen weiteren Betstimmungsüberlegungen im Rennen bleiben, andernfalls ausscheiden. Kann mir jemand von Euch hier weiterhelfen? Danke.

    Liebe Grüße
    Klaus

  • Hilfe kommt prompt.

    Die Küchenschabe ist ein so genannter Synantrop. Das heißt, sie lebt beim Menschen, weil sie vom Menschen abhängig ist. ABER: auch da muss man den Bellmann zitieren "bei uns!". Küchenschaben kommen ursprünglich nicht aus Deutschland. Sie wurden zu Seefahrerzeiten verschleppt. Vermutlich erst angeschleppt, irgendwo aus den Tropen oder Subtropen, dann eingeschleppt und schließlich in alle Welt verschleppt. Sie brauchen bei uns den Menschen, weil sie hier nicht in der Lage wären den Winter zu überleben. Die simpelste Methode eine Küchenschabenkolonie aus einem Gebäude raus zu kriegen ist die. im Winter einfach die Heizung abzustellen und alles einfrieren zu lassen. Ab ca. +5°C und weiter runter können sie nur kurzfristig mit den Temperaturen umgehen und sterben recht schnell.

    Der Sommer bei uns ist aber warm genug. Das heißt, dass die gegebenen Sommertemperaturen absolut ausreichend sind, dass Küchenschaben die eroberten Gebäude auch verlassen können. Und das machen sie auch. Wenn sie nicht zurück finden, bevor die Sonne aufgeht, verstecken sie sich eben irgendwo und warten die nächste Nacht ab. Und da es auf Kuba eh deutlich wärmer ist als bei uns, ist die Nähe zur Bebauung eher ein gutes Zeichen dafür, dass es eine Küchenschabe ist, als eine heimische, denn die heimischen werden die Häuser eher meiden und nur zufällig dort hinein geraten.

    Meiner Meinung nach musst Du bei den Arten schauen, die +/- weltweit verschleppt wurden. Das ist eben nicht nur die Küchenschabe, sondern diverse andere Arten auch. Wenn Du dort nichts findest, was Deiner ähnlich sieht, dann kannst Du Dir fast sicher sein, dass es eine Küchenschabe ist. Du musst nur noch einen heimischen Irrläufer ausschließen können.

    Viele Grüße
    Klaas

  • Hallo zusammen, hallo Sabine, hallo Klaas,

    jetzt einen kurzen, sicher sehr laienhaften Zwischenbericht zum Stand der Bestimmung „meiner“ kubanischen Schabe:

    • Ich habe mir die Bilder nochmals ganz genau angesehen und dabei m.E. festgestellt, dass keinerlei Flügel/Stummelflügel/Flügelansätze zu sehen sind; wenn ich mich nicht irre, ist die kubanische Schabe noch im Nymphenstadium. Stimmt das?
    • Bei der Bestimmung bleibt sie evtl. dennoch weiter im Rennen; vgl. hierzu folgenden Link: https://de.wikipedia.org/wiki/Gemeine_K…eText_16410.png; die Nymphe der Gemeinen Küchenschabe kommt mir allerdings im Vergleich zu "meiner" kubanischen Schabe ein wenig zu klein vor.
    • Neu ins Rennen geht die Nymphe von Panchlora nivea (Green banana cockroac, Bananenschabe) (vgl. folgenden Link: https://www.google.de/imgres?imgurl=…200&vet=1&w=800 ); ist im adulten Stadium hellgrün, im Nymphenstadium aber kohlrabenschwarz. Die Größe der Nymphe dürfte auch passen. Weiter ist diese Schabeart auf Kuba und im karibischen Raum heimisch. Sie lebt normalerweise außerhalb von Häusern und wird nicht als Schädling/Plage betrachtet. Die adulten Tiere können oft in Sträuchern, Bäumen oder Pflanzen gefunden werden, die Nymphen oft unter Holzscheiten oder Geröll.


    Ich werde jetzt noch weitersuchen; vielleicht finde ich ja noch ein paar weitere Schabenarten die in etwa passen könnten. Dann will ich herausfinden, ob und ggf. welche davon „meine“ kubanische Schabe sein könnte.

    Vielen Dank für die bisherige Hilfe. Ich werde weiter berichten.

    Liebe Grüße

    Klaus

  • Hallo Klaas,
    was ich gerade noch vergessen habe Dir zu sagen: Du willst allen Ernstes behaupten, von Schaben nichts zu verstehen. Kann nicht sein.
    Liebe Grüße
    Klaus

    Doch, wenn ich mein Wissen über Käfer und andere Gruppen der Invertebraten im Vergleich heranziehe, sind meine Kenntnisse bei den Schaben absolut rudimentär. Da dürfte es eine Menge Leute geben, die deutlich mehr wissen, als ich. Und ich neige sogar zu der Behauptung, dass Du nach Deiner Recherche nach "Deiner" Schabe mehr weißt als ich.

    Liebe grüße
    Klaas

  • Eine kleine Prüfung dessen, was Du recherchiert hast und deshalb eine kleine Hilfestellung zur Artfindung: achte auf die Fühlerlänge! Hier gibt es klare Unterscheidungskriterien zwischen Blatta und Panchlora. Besonders wenn Du Fühlerlänge und Körperlänge ins Verhältnis setzt. http://www.biolib.cz/en/image/id224106/

    Prüfe des Weiteren, ob du Größenangabe zu beiden Arten findest. Die können, wenn Du etwa weißt, wie groß Dein Tier war, bei der Abgrenzung helfen.

    Flügelscheiden kann ich auf Deinen Fotos nicht erkennen. Das muss aber nichts bedeuten, bzw. kann hilfreich sein in Verbindung mit der Kenntnis der Größe. Die ersten Stadien der Panchlora nivea werden keine oder nur ausgesprochen kleine Flügelscheiden haben. Mit zunehmender Größe sollten diese aber erkennbar sein und auf jeden Fall im letzten Larvenstadium vorhanden sein.

    Liebe Grüße
    Klaas

  • Hallo Klaas,
    vielen Dank für Deine Info. Wenn ich die Fühlerlänge als Beurteilungskriterium anwende, scheidet Panchlora nivea wohl aus; sie hat deutlich zu kurze Fühler. Ich suche noch ein wenig weiter. Außerdem bin ich gerade dabei, die Fotos noch einmal zu überarbeiten: vielleicht kann man dann die Rückenansicht und damit die Flügelsituation ein wenig besser beurteilen.
    Dann wollte ich Dir noch sagen: es ist wirklich super, wie Du Dich um mich und meine kubanische Schabe bemühst. Danke.
    Liebe Grüße
    Klaus

  • Das ist schon ok. Wirklich erhellend kann ich ja nichts beitragen, nur Hilfestellungen geben, was ich aus meiner Erfahrung bezüglich Bestimmung heraus geben kann. Soll heißen, wenn man viel bestimmt, achtet man auf Details, die einem sonst nicht gleich ins Auge springen. ;)

    Liebe Grüße
    Klaas

  • Lieber Klaus,
    ich finde es beeindruckend, wie sehr du dich mit der Bestimmung abmühst. Ich hätte schon längst aufgegeben und das Viecherl als Schabe abgelegt.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Liebe Sabine,
    ich kann halt sehr hartnäckig bis stur sein; nach dem von Klaas aufgezeigten "Einstieg" bin ich auch sehr neugierig geworden. Mal sehen, was dabei herauskommt. Aufgeben tue ich (noch) nicht; ich sehe noch eine Chance der weiteren Klärung. Kann aber auch sein, dass ich bald das Handtuch werfen muss, weil ich nicht mehr weiterkomme. Beeindruckend finde ich übrigens insbesondere die Hilfestellungen von Klaas.
    Vielen dank für deine Aufmunterung.
    Liebe Grüße
    Klaus

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