Ein interessantes,aber auch kompliziertes, Thema sind Zwillinge bei Kristallen. Die Zwillingsbildung ist in der Welt der Mineralien
ein weit verbreitetes Phänomen. Es gibt Mineralarten, z.B. Feldspat,bei denen die Verzwilligung die Regel ist und das Vorkommen
von Einkristallen an manchen Fundorten eine Seltenheit darstellt. Und umgekehrt gibt es Arten bei denen eine Zwillingsbildung
eine Rarität ist, z.B. Disthen.
Bei Zwillingen handelt es sich um gesetzmäßige Verwachsung zweier Kristalle der gleichen Art. Also keine zwei Kristalle,die zufällig
zusammen gewachsen sind, sondern Kristalle, die einem kristallographischen Naturgesetz folgen. Da sind dann immer bestimmte Flächen
der Kristalle zusammengewachsen oder die Kristalle durchdringen sich.
Die häufigsten Zwillingsgesetze werden auch mit Eigennamen belegt, die oft auf den Ort der ersten Beschreibung hindeuten. Da gibt
es u.a. das Japaner Gesetz beim Quarz oder das Karlsbader Gesetz beim Feldspat. Für andere Zwillinge gibt es Zahlensymbole mit denen
die gekennzeichnet werden.
Einspringende Winkel sind oft ein gutes Erkennungsmerkmal für Zwillingskristalle. Es gibt aber auch Zwillinge ohne solche Winkel. Die
sehen dann eher aus, wie ein einziger Kristall,und sind dementsprechend nur schwer zu erkennen.
Nehmen wir mal einen Bergkristall in die Hand. Wir sehen nur einen einzigen Kristall. Aber fast immer sind es zwei! Zwillinge,die so
ineinander verwachsen sind, dass sie wie ein einziger Kristall ausschauen. In der Natur gibt es Quarz fast nur als Zwillinge. Bergkristalle
aus den Alpen, Mittelgebirgen und auch aus den südamerikanischen Ländern sind immer verzwillingt. Das ist auch der Grund dafür, dass
natürliche Quarzkristalle nicht für technische Zwecke (Quarzuhren usw.) verwendet werden können. Dafür sind Einkristalle notwendig,die
in der Regel künstlich hergestellt werden.
Da auch drei oder mehr Kristalle verzwillingt sein können,spricht man dann auch von Drillingen oder Viellingen.
Zunächst schauen wir uns mal einen Einkristall von Gips an. Mit Hilfe eines Spiegels,auf den ich den Kristall platziert hab, wird ein Zwilling
projiziert. Ein sogenannter Schwalbenschwanzzwilling.
Hier dann ein echter Schwalbenschwanz:
Bei Gips kommen zwei Zwillingsgesetze vor. Neben dem Schwalbenschwanz gibt es auch die selteneren
Montmartrezwillinge. Hier ein Stück von der namensgebenden Lokalität Montmartre bei Paris:
Bei Quarz kennen wir drei Gesetze. Brasilianer und Dauphineer -Zwillinge sind die,die sich als Einkristall tarnen.
Aus Japan wurden dann Zwillinge mit einspringenden Winkeln bekannt. Diese "Japaner Quarze" kommen aber
weltweit vor. Meistens sind diese Zwillingskristalle tafelig ausgebildet und wachsen auf normalen Quarzen auf.
Ein paar Beispiele aus Japan und Peru:
Ein gutes Beispiel für Durchdringungszwillinge ist Staurolith. Aus Coray in Frankreich stammt dieser
Einkristall und der Zwilling:
Cerussit kommt oft als Zwilling vor. Es gibt mehrere Gesetze,die sich aber alle recht ähneln.
Hier einer aus Marokko aus zwei verschiedenen Blickwinkeln aufgenommen:
Auch mal was selbstgefundenes.
Calcitzwillinge aus dem Fichtelgebirge (Holenbrunn) und aus Oberbayern (Lenggries).