Mineralogische Raritäten

  • Hallo,


    in diesem Thread will ich ein paar Sachen zeigen,die nicht gerade jeder Sammler hat und auch nicht unbedingt kennt. ;)

    Ich fang mal an mit Skapolith in Edelsteinqualität! Skapolith ist der Name einer Mineralgruppe,die gar nicht so selten
    oder ungewöhnlich ist. Die einzelnen Mitglieder wurden traditionell nach weiblichen Vornamen benannt und heissen
    Mejonit,Silvialith und Marialith.
    Meistens schauen die recht unscheinbar aus,undurchsichtige eingewachsene Kristalle.In einem Marmorvorkommen in
    Tansania wird aber Marialith in sehr guter Qualität gefunden.
    Hier ein 1,5 cm grosser,freistehender durchscheinender Kristall,der sich bestimmt auch schleifen lassen würde.

    Nefedovit heisst das seltene Natrium-Phosphat,das hier in glasigen Krusten auf einem Villiaumitkristall aufgewachsen ist.
    Fundort ist ein Tagebau auf Apatit im Chibiny-Gebirge auf der Halbinsel Kola in Russland.

    Der Vulkan Oldoinyo Lengei in Tansania spuckt eine ganz besondere Lava aus. Karbonatlava!
    Diese Lava besteht zum Teil aus den Natrium-Karbonaten Gregoryit und Nyerereit.Dem Luftsauerstoff ausgesetzt,
    wandeln sich diese Karbonate schnell um und zerfallen.
    Diese Probe mit einem Gemenge aus Gregoryit und Nyerereit wurde gleich vor Ort in einer Glaskapsel sicher aufbewahrt.

    Kein der Geometrie Unkundiger trete ein.(Platon)

  • Lieber Norbert,

    deine gezeigten Mineralien sind nicht nur selten, sie sind auch wunderschön und wie so oft überraschend vielfältig!

    Was mich verblüfft, ist das letzte Exponat. Dass dieses gleich vor Ort in Glas eingeschweißt wurde, zeigt ja, dass die Leute, die das gemacht haben, wissen, dass sie solche eingeschweißten Teile verkaufen können. Sie müssen also damit rechnen, dass sich ihr Aufwand lohnt.

    Dein oberster Kristall hat mich beim Schauen in die Irre geführt. Ich las deinen Text. Dadurch war erst mal nur die Spitze des Kristalls zu sehen. So dachte ich: Da steht eine alte Holzhütte. Mal schauen, was die mit seltenen Mineralien zu tun hat... :D (Sogar ein loses Brett hatte ich am Giebel gesehen...)

    Herzliche Grüße Rosmarie

    "Sollte man nicht überhaupt begeistert sein über die Welt, in der man lebt?" (Ausspruch von Kasimir hier im Naturforum)

  • Lieber Norbert,
    wenn die vorgestellten Mineralien Seltenheiten sind, die auch Kenner der Materie nicht unbedingt kennen, dann braucht man sich keine Gedanken zu machen, dass man diese Namen noch nie gehört hat.

    Interessant finde ich die Tatsache, dass es eine Gruppe gibt, deren Mitglieder nach weiblichen Vornamen benannt werden. Der Marialith ist wirklich besonders schön.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Dann gibt`s schnell noch einen Nachschlag,bevor ich morgen in den Urlaub fahre. :)

    Man sieht diesem Stück eigentlich nicht an, dass es ein Feldspat ist.Aber es ist einer,
    dazu noch ein sehr seltener. Filatovit ist der einzige Feldspat,der Arsen in seiner Formel
    hat. Ausgespuckt hat ihn ein Vulkan auf der Halbinsel Kamtschatka im Osten Russlands.

    Kein der Geometrie Unkundiger trete ein.(Platon)

  • Lieber Norbert,
    huihuihiui, dann sollte man von dem edlen Teil keine Geschmacksprobe machen.
    Ich wünsche einen schönen Urlaub, gute Erholung - und: bringe nette Fotos für uns mit!

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Lieber Norbert,

    das wünsche ich Dir auch und danke für diesen neu eröffneten, interessanten Thread! :)

    Dann zeige ich etwas später mal das warscheinlich seltenste Mineral der Welt, meinen Girvasit, von dem es weltweit nur an einer Stelle der Erde an einem Tage einmalig einen einzigen Fund gab und ich einen kleinen Teil davon erwerben konnte. :D

    Hier aber dann auch schon mal meinen Filatovit. Ja, nur Norbert und ich dürfen den in der eigenen Sammlung haben, sonst niemand! Das ist so beschlossen worden. :sttt:8o

  • Lieber Norbert und lieber Peter,

    eure Filatovit-Stücke sehen gar nicht so giftig aus. Aber so lange ihr die immer wieder in euer Regal und nicht in unsere Mägen verfrachtet, gefallen sie mir gut.
    Norberts Stufe sieht für mich als Laie fast wie eine schwarz glitzernde Sandrose aus.

    Lieber Norbert, dir einen wunderschönen und erholsamen Urlaub voller eigener Funde! :ups:

    Lieber Peter, in Bezug auf dein unglaublich seltenes Stück fasse ich mich in Geduld! :D

    Herzliche Grüße Rosmarie

    "Sollte man nicht überhaupt begeistert sein über die Welt, in der man lebt?" (Ausspruch von Kasimir hier im Naturforum)

  • Hallo Rosmarie ,

    Filatovit könnte man tatsächlich mit einer Sandrose verwechseln, wenn die viel höhere Härte des Feldspats nicht wäre.
    Giftig ist das Mineral allerdings nicht. Das Arsen ist chemisch gebunden und es kommt nicht so einfach frei.

    Gruß Norbert

    Kein der Geometrie Unkundiger trete ein.(Platon)

  • Lieber Peter,
    herzlichen Glückwunsch, dass dir der Erwerb dieser Toprarität gelungen ist. Wenn es nur eine Fundlokation gibt, könnte das ja fast eine Wertanlage sein.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Das extrem seltene Mineral Minasragrit ist ein wasserhaltiges Vanadium-Sulfat, das bisher nur in Peru und in den USA an jeweils einem Fundort entdeckt wurde :68: ..

    Dies ist auch mein bisher teuerster Einzelkauf eines Minerals auf einer Mineralienbörse gewesen (3-stelliger Euro-Betrag). Es handelt sich aber auch um ein Exemplar in Handstufen-Größe; die Details erkennt man aber erst gut unter einem Mikroskop oder bereits mit Hilfe einer guten Lupe. :) Begleitet wird Minasragrit hierbei von einem wasserhaltigen Nickelsulfat namens Retgersit; beide aufgewachsen auf Patronit-Matrix. Patronit ist ein Vanadium-Sulfid.

  • Lieber Peter,
    du hast ja wirklich einen schier unerschöpflichen Vorrat an Raritäten - wobei ich gestehen muss, dass man diesem Exemplar mit dem unaussprechlichen Namen die Seltenheit nicht ansieht.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Liebe Sabine,

    ja erschöpflich ist mein Vorrat an seltenen (+), sehr seltenen (++) bis extrem seltenen (+++) Mineralien aber schon; dennoch habe ich mehrere Hunderte davon. :)
    Laut Lapis Mineralienverzeichnis gibt es übrigens die vorgenannten Symbole - je nach Seltenheitsgrad.

    Ja und vielen Mineralien sieht man ihre Seltenheit tatsächlich nicht an; übrigens verdankt das o.a. Mineral der dortigen Ragra Mine (Minasragra) in Peru seinen Namen. ^^
    Viele Rariäten sind auch gar nicht unbedingt schön anzuschauen, sondern eher "langweilig" braun, schwarz oder weiß und von der Form her auch oft nur derb (massiv).

    Später zeige ich auch noch gerne ein paar weitere Raritäten .. :D

  • Lieber Peter,
    aha, das ist interessant mit der Raritätsklassifizierung und -kennzeichnung.

    Viele Rariäten sind auch gar nicht unbedingt schön anzuschauen, sondern eher "langweilig"

    Nun ja, das kenne ich von meinen Nachtfaltern auch. Worüber ich vor Freude hüpfen könnte, wird so manchem nicht als "schön" empfunden. Nach dem Motto "nachts sind alle Motten grau".

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Liebe Sabine,
    Dein Interesse auch daran freut mich sehr. :)

    Die Schönheit von Faltern und Mineralien dürfte aber auch oft im Auge des Betrachters liegen. Alles ist ja bekanntlich mehr oder weniger relativ. Mein Girvasit z.B. ist durch seine große Seltenheit etwas Besonderes und dieses Besondere hat seinen eigenen Reiz für mich und wohl auch für andere Raritätensammler. Je länger ich mir meine Besonderheiten also betrachte und in Gedanken daran "dahin schwelge", als desto reizvoller und damit auch "schöner" empfinde ich dann auch das jeweilige Mineral .. auch wenn es z.B. nur braun, derb und relativ langweilig aussieht .. und zusätzlich muss man auch immer den gesamten Kontext bei seinen Mineralien betrachten; will heißen: Fundort, Fundumstände, Begleiter etc. also die ganze Geschichte drum herum. Um so reizvoller erscheint mir dann auch mein Mineral, das ich gerade in den Händen halte, samt Backround und Historie. Wenn man die Minerale dann auch noch selbst in der Natur findet und heil bergen kann, wie z.B. die 7-8 seltene Erstnachweise von Arsenaten, die mir vor einigen Jahren hier im Taunus von meinem "Hausberg" gelangen, dann ist das natürlich um so reizvoller und dann dürfen diese ruhig z.T. auch "nur" im Mikrobereich liegen. Nicht jeder kann aber diese Freude mit einem teilen. Viele Sammler lieben z.B. nur große Quarze oder überhaupt Minerale, die sich größenmäßig erst ab vielleicht 10 cm aufwärts "bewegen". :D
    Für Falter u.a. Tiere und/oder Pflanzen dürften natürlich ähnliche Aspekte und Reize eine Rolle spielen.

    Apropos Falter bzw. etwas anderes Thema: Mein 77-jähriger Vater hat eine große Schmetterlingssammlung, bevorzugt aus tropischen und z.T. auch sehr großen und bunten Faltern bestehend. Ich bin ja mehr der Freund von nur lebenden Tieren und nicht von in Glaskästen ausgestellten und präparierten bzw. toten Insekten .. sind aber in diesem Fall wenigstens nicht aufgespießt! .. aber ich werde die wohl in vielleicht 10-15 Jahren erben und dann werde ich hier sicher mal als Erstes anfragen, wer da eigentlich von Euch Interesse daran haben könnte, denn ich möchte die dann schnellstens veräußern. Selbst habe ich keine Nachkommen. :shy:

    4 Mal editiert, zuletzt von Geofreund (5. Oktober 2016 um 18:07)

  • Lieber Peter,
    eine Antwort mit vielen validen Gedankengängen. Was die Schmetterlingssammlung deines Vaters angeht: vielleicht möchte er sie einem anderen Schmetterlingsfreund oder einem Museum vermachen? Sicher keine einfache Sache, so etwas zu Lebzeiten ggf. anzusprechen; aber wenn ein Herz daran hängt, macht man sich vielleicht auch Gedanken darüber, was damit in Zukunft passieren soll. Verkaufen ist eine Sache für sich. Für Entomologen haben präparierte Falter nur einen Wert, wenn sie mit einem wissenschaftlichen Namen und (ganz wichtig) mit Fundortangaben/Herkunft sowie Funddatum versehen sind. Ich habe mir auch schon überlegt, ob ich eine Verfügung treffen sollte für mein Falterarchiv mit teilweise überaus seltenen Arten.

    Was du über die individuell gefühlte Schönheit von nicht spektakulär aussehenden Raritäten im Bereich der Mineralien schreibst kann man ganz sicher auch auf viele andere Gebiete der Biologie oder Mykolgie uneingeschränkt übertragen. Du kannst dir nicht vorstellen, wie ich mich wie Bolle gefreut habe über den Fund eines Pilzes, der Birkenblätter verformt und rot verfärbt ( welche Taphrina an unbestimmter Birke? => Taphrina carnea ). Und zu diesem Fund hier aus meiner österreichischen Zweitheimat gibt es in der Pilzkartierung für Österreich nun einen einzigen Fundpunkt, nämlich den von "meinem" Berg. Auch wenn es nur ein "Blattverschrumpler" ist, es ist eben etwas Seltenes und hat damit seine ganz eigene Schönheit.

    Oder wie der im Bundesland Salzburg sehr seltene Sumpflabkraut-Bindenspanner (Lampropteryx otregiata) mit weniger als einer handvoll Fundorten, der fehlbestimmt in meinem Archiv schlummerte und den ich nur zufällig im Nachhinein richtig nachbestimmt habe. Die Raritäten üben eben einen besonderen Reiz aufgrund ihrer Seltenheit aus - und die findet der mit Herzblut Interessierte eben als schön.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Liebe Sabine,

    vielen Dank für Deine hilfreichen Tipps zwecks möglichem späteren Verkauf einer solchen Schmetterlingsammlung. Evtl. verkauft mein Vater die ja auch noch selbst. Das wäre mir am liebsten; ich kann ihn ja auch darauf hin mal ansprechen.

    Ja, Herzblut ist wohl auch das treffende Wort für unseren Enthusiasmus an solchen detailreichen Besonderheiten, .. das denke ich auch. :)

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